Seitenstrangangina (Angina lateralis)

Frau liegt mit Fieber auf der Couch
Starke Halsschmerzen, Fieber und Müdigkeit sind typisch für eine Seitenstrangangina.
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Die Seitenstrangangina ist eine akute Rachenentzündung, bei der die Lymphbahnen an der hinteren Rachenwand anschwellen. Typische Symptome sind Halsschmerzen und Fieber.

Medizinische Expertise

Tilman Keck

Prof. Dr. Tilman Keck

Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde
Körblergasse 42, 8010 Graz
www.hno-keck.at
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Weiters kann eine Seitenstrangangina mit starken Ohrenschmerzen einhergehen, da sich die Lymphbahnen in unmittelbarer Nähe der Ohrtrompete befinden. Die Erkrankung tritt häufig bei Erwachsenen mit entfernten Mandeln als Folge von grippalen Infekten auf. Sie wird meist durch Viren – manchmal auch Bakterien – ausgelöst und kann durch Tröpfcheninfektion, z.B. beim Husten auch auf andere Menschen übertragen werden.

Viel Flüssigkeitszufuhr, das Gurgeln von kaltem Salbeitee oder Meersalzlösungen können die Symptome lindern. Geschieht das nach 2-3 Tagen nicht, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

  • Die Seitenstrangangina ist eine Rachenentzündung mit angeschwollenen Lymphbahnen an der hinteren Rachenwand.
  • Symptome sind Halsschmerzen, Fieber und Ohrenschmerzen.
  • In den meisten Fällen reicht eine Behandlung mit Hausmitteln aus.
  • Tritt nach mehreren Tagen keine Besserung ein, sollte ein HNO-Arzt konsultiert werden.
Art Rachenentzündung
Ursache Vireninfektion
Symptome Halsschmerzen, Fieber
Diagnose Anamnese, Untersuchung des Halses
Therapie Hausmittel, bei Bedarf medikamentöse Therapie
Vorbeugung viel Wasser trinken, kalte Luftzüge vermeiden

Während eine herkömmliche Angina, also die Entzündung der Gaumenmandeln, weit verbreitet ist, kommt eine Seitenstrangangina kaum vor. Hauptsächlich sind Erwachsene mit entfernten Mandeln davon betroffen.

Anders sieht die Situation bei Kindern aus: Da ihre Mandeln zumeist noch vorhanden sind und der Bereich ihres Lymphgewebes daher größer ist, betrifft sie die Erkrankung – wenn überhaupt – nur sehr selten. Genaue Angaben zur Häufigkeit einer Seitenstrangangina sind allerdings nicht bekannt.

Mehr lesen » Rachenentzündung

Die Rachenmandeln und das Lymphgewebe, aus denen sie bestehen, erfüllen eine wichtige Abwehrfunktion von Krankheitserregern, die über den Mund in den Körper eindringen. Da diese nach einer durchgeführten Mandeloperation vermindert ist, kann häufige Seitenstrangangina die Folge sein.

Hinter einer bestehenden Seitenstrangangina stecken meist Viren, die in ein geschwächtes Immunsystem eindringen und die Erkrankung z.B. infolge eines grippalen Infektes auslösen können.

Darüber hinaus spielt auch die richtige Atemtechnik eine wichtige Rolle. Während die Nase einströmende Luft erwärmt und von schädlichen Keimen reinigt, fällt diese Funktion beim Einatmen durch den Mund weg. Mögliche Krankheitserreger gelangen daher leicht in den Rachenraum und können zu einer Form der Angina führen.

Eine Seitenstrangangina lässt sich von einer herkömmlichen Angina, bei der die Gaumenmandeln entzündet sind, kaum unterscheiden.

Typische Symptome einer Seitenstrangangina sind:

  • Allgemeines Krankheitsgefühl
  • Fieber
  • Halsschmerzen
  • Halskratzen
  • Räusperzwang
  • Schmerzen beim Schlucken
  • Trockenes Gefühl im Hals
  • Fallweise Ohrenschmerzen

Bei einer Seitenstrangangina sind vor allem die Schmerzen im Hals stärker ausgeprägt als im Rahmen der klassischen Angina. Das liegt daran, dass durch die fehlenden Gaumenmandeln ein größerer Bereich des Rachens von der Entzündung betroffen ist. Die Sprech- und Schluckfunktion wird aufgrund der entfernten Mandeln hingegen weniger beeinträchtigt. Auch das Fieber ist niedriger als bei einer herkömmlichen Angina.

Je nach Ausprägung der Erkrankung dauert eine Seitenstrangangina zwischen 3 und 6 Tagen. Sie kann mittels Tröpfcheninfektion, d.h. durch Sprechen oder Husten auch auf andere Menschen übertragen werden. Etwa 5 Tage nachdem sie sich mit den Erregern – meist Viren – angesteckt haben, kommt es zu ersten Beschwerden, wie z.B. einem leichten Kratzen im Hals. Wenn die Symptome zunehmen, sollte nach spätestens 3 Tagen mit der Einnahme entzündungshemmender Medikamente begonnen werden.

Mithilfe einer Lichtquelle und einer Lupe wirft der Arzt einen Blick in den Hals des Betroffenen. Liegt eine Seitenstrangangina vor, sind die Lymphbahnen (Seitenstränge), die sich an der hinteren Rachenwand befinden, rot und teilweise mit kleinen, weißen Punkten belegt. Durch ihre Schwellung wirken die Seitenstränge bei der Untersuchung wie zwei dicke Bleistifte. und können auch von außen sichtbar sein. Ob Viren oder Bakterien hinter der Seitenstrangangina stecken, klärt der Arzt anhand vorliegender Symptome. Sind die Halsschmerzen Teil einer Erkältung, und tritt dadurch z.B. auch Schnupfen auf, gelten – wie meist üblich – Viren als Auslöser.

Zunächst können Hausmittel, wie das Gurgeln von Meersalzlösungen die Schmerzen lindern. Betroffene sollten außerdem viel trinken – am besten generell 2-3 Liter täglich. Die Flüssigkeit fördert die Speichelproduktion und stärkt das Immunsystem. Bei einer Seitenstrangangina wirken etwa Kamillen-, Salbei- oder Fencheltee beruhigend auf die Entzündung im Hals. Zusätzlich können Lutschtabletten eingenommen werden.

Darüber hinaus sind kalte Halswickel eine gute Möglichkeit, um starken Halsschmerzen und Schluckbeschwerden entgegenzuwirken. Sie fördern die Durchblutung und wirken entzündungshemmend. Wenn der Betroffene Kälte hingegen als unangenehm empfindet oder er friert, können auch warme Wickel bevorzugt werden. Dabei ist es wichtig, dass die Wärme während ihrer Anwendung erhalten bleibt. Je nach Bedarf kann diese Therapiemethode täglich mehrmals wiederholt werden. Die Behandlungsdauer liegt jeweils zwischen 30 und 60 Minuten.

Tritt nach 2-3 Tagen keine Besserung ein oder verstärken sich die Symptome, sollte ein HNO-Arzt konsultiert werden. Abhängig vom Schweregrad der Erkrankung liegt die Dauer der medikamentösen Therapie zwischen 7 und 14 Tagen.

Mehr lesen » Halsschmerzen: Ursachen erkennen & behandeln

  • Schützen Sie Ihren Hals-Nacken-Bereich vor kaltem Wind, indem Sie wärmende Schals tragen.
  • Schließen Sie beim Autofahren die Fenster, um einen kalten Luftzug auf Ihren Hals zu vermeiden.
  • Wenn möglich, halten Sie sich nicht in unmittelbarer Nähe von Klimaanlagen auf.
  • Versuchen Sie durch die Nase, nicht durch den Mund, einzuatmen. Die Luft wird so von Krankheitserregern gereinigt.

Generell gilt: Nehmen Sie ausreichend Flüssigkeit zu sich. Ideal wären 2-3 Liter täglich. Das stärkt die Abwehrkräfte und verringert die Anfälligkeit für Krankheitserreger.

  • Interview mit Dr. med. univ. Martina Ogis am 12.01.2015, Fachärztin für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Allgemein- und Ernährungsmedizin, Klagenfurt
  • Praktische Therapie von HNO-Krankheiten, H.-P. Zenner (Hrsg.), 2. Auflage, Schattauer Verlag, Stuttgart, 2008
  • HNO, T. Lenarz; H.-G. Boenninghaus, Springer Verlag, 14. Auflage, Berlin, 2012

Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

4. Mai 2020

Erstellt am:

18. Februar 2015

Stand der medizinischen Information:

4. Mai 2020


ICD-Code:
  • J02

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