Gehirntumor

Abbildung eines Gehirntumors
Da der Schädel fest ist und der Tumor keinen Platz hat, sich auszubreiten, können Hirntumore schwerwiegende Probleme verursachen.
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Bei einem Gehirntumor handelt es sich um gutartige oder bösartige Zellwucherungen im Gehirn. Sie können direkt in den Zellen des Gehirns entstehen oder sich durch Metastasierung (Absiedelung) verbreitet haben.

Medizinische Expertise

Horst Schappelwein

Dr. Horst Schappelwein

Facharzt für Neurochirurgie
Barichgasse 30/4/3b, 1030 Wien
www.praxis-schappelwein.at
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Zu den Gehirntumoren zählen Tumore des zentralen Nervensystems, sowie Krebserkrankungen der Hirnhäute, Hirnnerven, der Rückenmarkshäute und des Rückenmarks. Im Nervensystem können unterschiedliche Arten von Tumoren entstehen. Man unterscheidet sie je nach ihrer Verlaufsform. Auf Basis gegenwärtiger Forschungen gibt es kein spezielles Risiko, das die Entstehung eines Gehirntumors begünstigt. Da der Schädel fest ist und der Tumor keinen Platz hat, sich auszubreiten, können Hirntumore schwerwiegende Probleme verursachen. Wird ein gutartiger Tumor operativ entfernt, stehen die Chancen sehr gut, dass der Betroffene mit entsprechender Nachbehandlung wieder vollkommen gesund wird. Das Risiko eines neuerlichen Tumors (Rezidiv) bleibt aber bestehen.

  • Als Gehirntumore werden gutartige oder bösartige Zellwucherungen im Gehirn bezeichnet.
  • Man unterscheidet grundsätzlich zwischen primären und sekundären Hirntumoren.
  • Tumore, die direkt aus den Zellen des Gehirns entstehen (primär), sind im Vergleich zu anderen Tumorarten relativ selten. Die Zahl der Neuerkrankungen beträgt 7-14 von 100.000 Menschen pro Jahr.
  • Gehirntumor-Symptome reichen von Kopfschmerzen bis zu neurologischen Ausfallerscheinungen.
  • Je nach Tumorart, Lokalisation, Beschaffenheit, Klassifikation und Alter der Patient:in werden unterschiedliche Therapien eingesetzt. 
Arten Primäre Hirntumore: entstehen direkt aus den Zellen
Sekundäre Hirntumore: Absiedlungen aus anderen Organen
Symptome Häufige Kopfschmerzen, Druck im Kopf, Sehstörungen, Schwindel, Sprachschwierigkeiten, Lähmung von Arm und Bein, Übelkeit und Erbrechen, Konzentrationsschwäche, Vergesslichkeit, Koordinationsstörungen, Persönlichkeitsveränderungen aber auch häufig erstmalige epileptische Anfälle
Diagnose Mittels bildgebenden Verfahren, Biopsie
Therapie Operation, Radiochirurgie, Radiotherapie, Chemotherapie, neue Therapiestrategien

Im Wesentlichen unterscheidet man zwei Arten von Hirntumoren:

Primäre Hirntumore Sie entstehen direkt aus den Zellen des Gehirns oder der Hirnhäute.
Sekundäre Hirntumore Bösartige Absiedlungen von Tumoren aus anderen Organen wie Lunge oder Brust (selten Darm)

Gehirntumore können gutartig oder bösartig sein, je nachdem wie rasch ihre Zellen sich vermehren.

Gutartige Gehirntumore Sie sind gut abgekapselt und bestehen aus Zellen, die langsam wachsen. Sie sind zwar nicht per se lebensbedrohlich, können jedoch schwerwiegende Beeinträchtigungen hervorrufen, wenn sie sich z.B. in bestimmten Regionen (Sprachzentrum, Bewegungszentrum, etc.) des Gehirns befinden. 
Meningeome sind der häufigste Typ der primären Hirntumore. Maligne Meningeom sind möglich aber sehr selten.
Bösartige Gehirntumore

Sie bestehen aus sich rasch vermehrenden Zellen. In der bildgebenden Diagnostik erkennt man sie an ihren unregelmäßigen Umrissen. Das Gefährliche an diesen Tumoren ist, dass sie in Hirnregionen einwachsen können und dort Beeinträchtigungen der jeweiligen Gehirnzentren verursachen. 

  • Primäre Hirntumore bilden außerhalb des Gehirns keine Metastasen, können aber im Gehirn selbst an anderer Stelle als primäre Tumorlokalisation auftreten (multilokulärer Befall). Am häufigsten treten Gliome auf (bis zu 36 % aller Gehirntumore). Fachliche Bezeichnungen dafür sind u.a. Astrozytome oder auch Glioblastome. 50 % aller primären Hirntumore sind Glioblastome, sie sind die häufigsten und auch aggressivsten bösartigen primären Hirntumore.
  • Sekundäre, bösartige Hirntumore sind Absiedlungen aus Tumoren in anderen Organen. 50% kommen aus der Lunge!

Basierend auf neuen Forschungsergebnissen besteht kein spezielles Risiko, das die Entstehung eines Gehirntumors begünstigt. Auch der Einfluss von Mobiltelefonen oder radioaktiven Feldern konnte wissenschaftlich bisher nicht bestätigt werden.

Je nachdem, wo der Tumor lokalisiert ist, können unterschiedliche Hinweise auf eine Erkrankung deuten. Bei folgenden Symptomen sollten Betroffene eine Ärzt:in aufsuchen:

  • Häufiger Kopfschmerz, vor allem wenn er plötzlich auftritt
  • Druck im Kopf
  • Sehstörungen, wie Flimmern oder Doppeltsehen
  • Schwindelanfälle
  • Gleichgewichtsstörungen
  • Sprachschwierigkeiten
  • Übelkeit und Erbrechen 
  • Konzentrationsschwächen
  • Vergesslichkeit
  • Koordinationsstörungen
  • Persönlichkeitsveränderungen
  • Schwäche von Arm und/oder Bein

Eine umfassende körperliche und neurologische Untersuchung soll Aufschluss darüber geben, ob es um einen Gehirntumor handeln könnte oder um eine andere Erkrankung, die möglicherweise ähnliche Beschwerdebilder verursacht.

Eine Blutuntersuchung kann auf eine Infektion hinweisen. Hirnabszesse können die selben Symptome zeigen wie Tumore. 

Die Untersuchung erfolgt mittels:

  • Bildgebende Verfahren
  • Biopsie
Bildgebende
Verfahren
Verlässliche Diagnosen ermöglichen bildgebende Verfahren, wie Magnetresonanztomographie (MRT), Computertomographie (CT) oder Positronen-Emissions-Tomograpie (PET). Um bestimmte wichtige Regionen (z.B. Sprachzentrum) vor einer Operation zu lokalisieren, wird die funktionelle Magnetresonanz-Tomographie (fMRT) angewendet. Sie zeigt diese Regionen und deren Beziehung zum Tumor an, damit diese Gebiete bei der Operation geschont werden können.
Biopsie Bei der Biopsie wird eine Gewebeprobe entnommen und anschließend im Labor mikroskopisch untersucht. Diese ist dann sinnvoll, wenn aus der Bildgebung nicht klar hervorgeht, ob es sich um einen Tumor handelt oder eine andere Erkrankung bzw. wenn eine Operation an dieser Stelle nicht möglich ist.

Je nach Tumorart, Lokalisation des Tumors sowie je nach Alter der Patient:in wird eine entsprechende Therapie eingeleitet. 

Je nach vorliegendem Fall gibt es unterschiedliche Behandlungsmaßnahmen:

  • Operation
  • Radiochirurgie (einmalige Bestrahlung)
  • Radiotherapie (Bestrahlung)
  • Chemotherapie 
  • Neue "zielgerichtete" Therapiestrategien

Ein gutartiger Tumor wird entweder sofort entfernt oder regelmäßig kontrolliert. Ein bösartiger Tumor wird entweder operativ beseitigt und / oder mit Strahlen- oder Chemotherapie bzw. einer Kombination daraus behandelt.

Operation

Hirntumore werden nach Möglichkeit operativ behandelt. Eine weitere Möglichkeit ist es, den Tumor nur teilweise zu entfernen. Das ist nötig, wenn z.B. wichtige Regionen des Gehirns vom Tumor besiedelt wurden und eine operative Entfernung auch die Gehirnregionen zerstören würde. Ist ein Tumor aus diesem Grund gar nicht entfernbar, spricht man von einem inoperablen Tumor.

Für die Operation wird ein kleiner Teil der Schädeldecke geöffnet, dort wo der Tumor lokalisiert wurde und gut zugänglich ist. Bei dieser Operation muss die Chirurg:in sehr präzise arbeiten. Verschiedene technische Hilfsmittel stehen dafür heute zur Verfügung wie Neuronavigation, Ultraschall und in ausgewählten Fällen auch intraoperativer CT oder MRT.

Bei Tumoren in der Sprach- oder Bewegungsregion kann auch eine Wachoperation durchgeführt werden.
Eine gründliche Nachsorge ist unverzichtbar, denn gerade im sensiblen Bereich des Gehirns ist es schwierig, tatsächlich alle vom Tumor befallenen Teile zu entfernen. Eine nachfolgende Strahlen- und / oder Chemotherapie zählt daher bei bösartigen Hirntumoren zur Standardtherapie.

Radiochirurgie

Mitunter kann auch eine einmalige Bestrahlung (Radiochirurgie) zur Heilung führen. Bei der Bestrahlung wird die Strahlung, ohne dass der Schädel geöffnet werden muss, gezielt auf den Tumor abgegeben. Das führt dazu, dass die strahlenempfindlichen Tumorzellen absterben.

Bestrahlung (Radiotherapie)

Im Zuge der Radiotherapie erfolgt eine mehrmalige Behandlung mit hochenergetischen Strahlen oder Partikeln. Ziel ist es, den Tumor zu zerstören oder zu verkleinern. Sie wird sowohl bei gut- als auch bei bösartigen Tumoren angewendet. Die Therapie wird ambulant durchgeführt und dauert üblicherweise sechs Wochen. Dank moderner Strahlentechnik halten sich die Nebenwirkungen dieser Behandlung in Grenzen.

Es kann kommen zu:

  • Müdigkeit
  • Kopfschmerzen 
  • Hautirritationen
  • Das Areal um den Tumor kann auch anschwellen (Ödem). Dabei ist es möglich, dass Kopfschmerzen auftreten. 

Die Behandlung mit Kortison kann den Beschwerden entgegenwirken. Meist ist die Behandlung auch von umschriebenem Haarausfall begleitet – doch das Haar wächst normal nach.

Chemotherapie

Diese Therapie zielt darauf ab, Tumorzellen zu zerstören. Die Chemotherapie ist eine systemische Therapie, das heißt sie wirkt im gesamten "System Körper". Daher treten auch Nebenwirkungen in anderen Organen auf, wo sich Zellen teilen (z.B. bei den Blutzellen im Knochenmark). Die Chemotherapie bei Hirntumoren ist aber schwieriger. Durch die Blut-Hirnschranke ist das Gehirn besonders geschützt. Daher ist es auch aufwendiger, die Chemotherapeutika in die betroffenen Gehirnareale einzuschleusen, dies ist nur mit speziellen Therapeutika möglich. Auch die Genetik des Tumors spielt eine Rolle für das Ansprechen auf eine Chemotherapie. Genetische Untersuchungen werden daher routinemäßig durchgeführt.

Vor allem bei der Therapie des Glioblastoms werden Chemotherapie und Bestrahlung so früh wie möglich und auch gleichzeitig angewendet. Das Chemotherapeutikum schädigt das Erbgut der Krebszellen, sodass diese sich nicht mehr teilen können. Im Zuge der Therapie kann es zu einer Verminderung der weißen Blutkörperchen und der Blutplättchen kommen. Blutungen der Haut und verminderte Immunabwehrkraft können Nebenwirkungen sein.

Um das Wachstum der Tumorzelle zu blockieren, arbeitet die Forschung an der Entwicklung sogenannter "zielgerichteter Therapien". Dazu zählen beispielsweise Angiogenesehemmer. Dabei handelt es sich um biologische Medikamente, die verhindern, dass der Tumor neue Blutgefäße bilden kann.

Auch Kortison hat einen besonderen Stellenwert in der Tumortherapie. Das Hormon wird zur Therapie bei Hirnschwellen eingesetzt, das Druckgefühl im Kopf wird dadurch verhindert. Da Kortison aber auch Nebenwirkungen hat, wie beispielsweise erhöhten Blutzucker, Gewichtszunahme oder Schlafstörungen, sollte es möglichst niedrig dosiert werden. Es ist zur Unterstützung gedacht, aber keine Tumortherapie an sich.


Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

13. März 2024

Erstellt am:

11. August 2017

Stand der medizinischen Information:

13. März 2024


ICD-Codes:
  • D33
  • D43
  • C70
  • C71
  • C72

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