Fibromyalgie

Arzt untersucht Patientin
Die Schmerzen beziehen sich bei Fibromyalgie vor allem auf die Muskulatur und das Bindegewebe.
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Bei der Fibromyalgie bzw. dem Fibromyalgie-Syndrom treten chronische Schmerzen, bleierne Müdigkeit und Schlaflosigkeit auf.

Medizinische Expertise

Sabine Sator-Katzenschlager

Univ.-Prof.in Dr.in Sabine Sator-Katzenschlager

Fachärztin für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie
Bahnstraße 13, 3701 Großweikersdorf
schmerzzentrum.at
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Manche Experten sprechen von einer Schmerzverarbeitungsstörung, andere von einer Schmerzerkrankung mit psychischen Aspekten, denn die Art der Erkrankung sowie die Ursachen dafür sind nicht eindeutig geklärt. Oft vergehen viele Jahre bis zur Diagnose, Betroffene werden mitunter nicht ernst genommen oder fälschlicherweise als psychisch krank diagnostiziert. Multimodale Therapien sind am wirksamsten. Dabei handelt es sich um mindestens ein körperliches Verfahren plus mindestens einem psychologischen bzw. psychotherapeutischen Verfahren zur Schmerzbewältigung. Die bloße Verabreichung von Schmerztabletten ist nicht hilfreich.

2 bis 4 % der erwachsenen Bevölkerung sind betroffen, Frauen häufiger als Männer.

Wodurch Fibromyalgie verursacht wird, ist weitgehend ungeklärt, sie dürfte viele verschiedene Auslöser haben. Studien weisen darauf hin, dass viele Betroffene vor Ausbruch der Erkrankung lange anhaltender Stressbelastung ausgesetzt waren und dass es eine gewisse Erkrankungshäufung in den Familien der Betroffenen gibt. Ein Teil der Erkrankungen dürfte psychosomatisch bedingt sein, ein Teil dagegen scheint rein körperlich verursacht zu sein, etwa durch Schädigung der kleinen Nervenfasern, die für die Wahrnehmung von Schmerzen verantwortlich sind.

Leitsymptome der Fibromyalgie sind:

  • Chronische Schmerzen in mehreren Körperregionen: Die Schmerzen beziehen sich vor allem auf die Muskulatur und das Bindegewebe, aber auch auf die Knochen.
  • Erschöpfung: Geistige und/oder körperliche, die auch häufig aus Schlafstörungen resultiert. Bleierne Müdigkeit macht selbst die Verrichtung alltäglicher Dinge unmöglich.

Neben diesen Kernsymptomen entwickelt sich im Laufe der Erkrankung häufig eine Schmerzüberempfindlichkeit. Betroffene leiden zudem häufig an Depressionen. Fibromyalgie wird aber nicht als depressive Erkrankung klassifiziert, die Depressionen sind jedoch häufig Folgen der Fibromyalgie, ebenso wie Angststörungen.

Zusätzlich leiden Patienten an Rückenschmerzen, Verdauungsproblemen, Unterbauchschmerzen, Migräne bzw. atypischen Gesichtsschmerzen.

Die Erkrankung zeigt oft gravierende Auswirkungen im Leben der Betroffenen. Infolge von Schmerzen, Schlaflosigkeit und sozialem Rückzug kann im Laufe der Zeit der Alltag nur mehr mit großer Mühe oder überhaupt nicht mehr bewältigt werden.

Da medizinische Befunde bei Fibromyalgie-Patienten keine Auffälligkeiten anzeigen (Laborwerte und Blutbild liegen bei Betroffenen in der Norm) und sich Schmerzen bzw. Erschöpfung nicht objektiv messen lassen, werden Betroffene mitunter nicht ernst genommen oder fälschlicherweise als psychisch krank diagnostiziert. Daher ist es wichtig, fachliche Unterstützung bei Rheumatologen, in Schmerzambulanzen bzw. psychosomatischen Kliniken, bei spezialisierten Psychotherapeuten oder auch bei Sportmedizinern zu suchen.

Zur psychotherapeutischen Untersuchung wird geraten, bei

  • Hinweisen auf vermehrte seelische Belastung (Angst, Depression)
  • Vorliegen von aktuellen und früheren schwerwiegenden psychosozialen Stressoren
  • Vorliegen aktueller oder früherer psychiatrischen Behandlungen.

Bei leichten Formen des Fibromyalgie wird der Patient zu körperlicher Aktivierung ermutigt. Bei schweren Verläufen stehen folgende Therapien zur Auswahl:

  • Bewegung und körperbezogene Therapien wie Ausdauertraining: meditative Bewegungstherapien wie Tai-Chi, Qi-Gong oder Yoga, Fibromyalgie-Turnen
  • medikamentöse Therapie: Dabei sollten nicht-steroidale Antirheumatika und starke Opioide nicht eingesetzt werden
  • multimodale Therapien: d.h. mindestens ein körperliches Verfahren plus mindestens ein psychologisches bzw. psychotherapeutisches Verfahren zur Schmerzbewältigung (z.B. Kognitive Verhaltenstherapie) bzw. Verarbeitung eventuell vorliegender psychischer Traumata.

Betroffene sollen dazu angeregt werden, sich langfristig durch bestimmte Maßnahmen selbst zu helfen. Im Vordergrund stehen individuell angepasstes Ausdauertraining (so viel Bewegung wie individuell möglich), angepasstes Krafttraining und Entspannungsübungen: Tai-Chi, Qi-Gong Autogenes Training, Hypnose, Meditation etc. Auch Biofeedback und Akupunktur wird eingesetzt. Massage dagegen soll nicht durchgeführt werden.

Therapieerfolge stellen sich vor allem dann ein, wenn die Behandlung auf mehreren Ebenen erfolgt. Die bloße Verabreichung von Schmerztabletten ist nicht hilfreich. Bei gleichzeitigem Vorliegen von Depressionen und/oder Angststörungen können Antidepressiva und Neuroleptika nötig sein. Teilweise werden auch sogenannte neurotrope Nährstoffe (Uridinmonophosphat und Citidiynemonophsophat) eingesetzt.

Zusätzlich zu einer medizinischen Behandlung kann der Austausch mit anderen Betroffenen Erleichterung bringen. In Selbsthilfegruppen kommen Betroffene zusammen, sprechen über ihre Erfahrungen und Ängste und tauschen sich aus, welche Maßnahmen bei ihnen hilfreich waren und welche nicht.


Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Erstellt am:

15. April 2014

Stand der medizinischen Information:

15. April 2014


ICD-Code:
  • M79

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