Ernährung bei Eisenmangel

Hülsenfrüchte, Rote Bete und Spinat fördern die Resorption von Eisen.
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Eisenmangel zählt zu den häufigsten Mangelerscheinungen. Jede 5. Frau im gebärfähigen Alter ist davon betroffen. Wie lässt sich die Eisenversorgung über die tägliche Ernährung optimieren?

Medizinische Expertise

Robert Fritz

Dr. med. univ. Robert Fritz

Sportmediziner
Alser Straße 27/1/6, 1090 Wien
www.sportordination.com
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Eisen ist ein wichtiger Bestandteil jeder Körperzelle. Das Spurenelement wird für den Sauerstofftransport und die Energiegewinnung benötigt. Da unser Körper Eisen selbst nicht produzieren kann, muss es täglich über die Nahrung zugeführt werden. In bestimmten Lebensphasen wie zum Beispiel in der Schwangerschaft oder Stillzeit ist der Eisenbedarf erhöht. Auch chronische Erkrankungen gehen häufig mit einem gesteigerten Bedarf einher. Bei einer unzureichenden Zufuhr über die Nahrung und / oder bei Resorptionsstörungen kann sich ein Eisenmangel manifestieren. Welche Ernährung ist bei einem Eisenmangel empfehlenswert?

  • Eisenmangel ist eine der häufigsten Mangelerscheinungen, Symptome sind Müdigkeit und Kopfschmerzen.
  • Ein starker Mangel wird im Regelfall mit Infusionen behandelt.
  • Rindfleisch, Lammfleisch, Leber und Eigelb sind gute Eisenlieferanten.
  • Pflanzliche Alternativen sind unter anderem Kürbiskerne, Linsen und Sojabohnen.
  • Betroffene sollten auch genug Vitamin C zu sich nehmen, um die Eisenaufnahme zu verbessern.
Typ Mangel
Ursachen Blutverlust, Mangelernährung
Symptome Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel
Diagnose Blutuntersuchung
Therapie Ernährungsumstellung, Eisenpräparate, bei Bedarf Eiseninfusionen

Der tägliche Eisenbedarf ist unter anderem von Alter, Geschlecht, der jeweiligen Entwicklungsphase und der bereits gespeicherten Menge Eisen im Körper abhängig. Im Durchschnitt liegt die Empfehlung für die tägliche Eisenzufuhr bei 10 mg für Männer und bei 15 mg für Frauen.

Die Herausforderung für den Körper liegt in der beschränkten Aufnahmefähigkeit von Eisen. 5 Prozent bis circa 15 Prozent des zugeführten Eisens können aufgenommen werden. Den Rest scheidet der Körper unverbraucht wieder aus.

In bestimmten Lebenslagen

Der Eisenbedarf ist bei Kindern und Jugendlichen im Wachstum sowie in der Schwangerschaft und während der Stillzeit erhöht. Auch intensive körperliche Aktivität geht mit einem erhöhten Eisenbedarf einher, Leistungssportler:innen sind besonders häufig betroffen. Frauen im gebärfähigen Alter haben aufgrund der Regelblutung einen gesteigerten Bedarf. Bei starken Blutungen kann der Eisenverlust oft nicht mehr über die Nahrung kompensiert werden. In Absprache mit der Ärzt:in können hier ergänzende Eisenpräpararate sinnvoll sein.

Bei chronischen Erkrankungen

Menschen mit chronischen Magen-Darmerkrankungen sowie Patient:innen mit Glutenunverträglichkeit leiden häufig unter Eisenmangel. Auch Tumorerkrankungen und chronisch entzündliche Erkrankungen wie Rheuma gehen mit einer schlechteren Eisenresorption einher. Für diese Personengruppen sind ergänzende Maßnahmen ebenfalls zu empfehlen.

Bei der Einnahme bestimmter Medikamente

Medikamente, die als Magenschutz eingenommen werden (sogenannte Protonenpumpenhemmer) blockieren die Säureproduktion im Magen. Dadurch kann das Eisen weniger gut aus der Nahrung gelöst werden. Schmerzmittel und Tabletten, die die Blutgerinnung hemmen führen manchmal zu kleinen Blutungen im Gewebe und können für Eisenmangel sorgen.

Eisenmangel entwickelt sich langsam. Die Symptome treten also nicht plötzlich auf, sondern schleichen sich mit der Zeit ein. Veränderungen, die auf einen Eisenmangel hindeuten können vielfältig sein.

NEUROLOGISCHE VERÄNDERUNGEN IMMUNOLOGISCHE VERÄNDERUNGEN KOSMETISCHE VERÄNDERUNGEN
Müdigkeit Geschwächte Immunabwehr Weiche, brüchige Nägel
Konzentrationsstörungen und Abgeschlagenheit Haarausfall
Einschlaf- und Durchschlafstörungen Offene Mundecken
Kopfschmerzen Schluckstörungen
Stimmungsschwankungen Entzündete Zunge
Fehlende Lust auf Sex

Je nachdem, wie ausgeprägt der Eisenmangel ist, können die Eisenspeicher entweder durch die Zufuhr von eisenreichen Lebensmitteln oder durch eine begleitende Nahrungsergänzung aufgefüllt werden. Bei schwerem Eisenmangel reicht die Ernährungsumstellung als alleinige Therapiemaßnahme meist nicht aus. In diesem Fall verordnet der Arzt eine Eiseninfusionstherapie über die Vene oder empfiehlt Eisenpräparate (z.B. in Form von Tabletten oder Säften) zum Schlucken. Diese Maßnahmen ergänzen die natürliche Eisenzufuhr über die Nahrung.

Eisentabletten können die mikrobielle Zusammensetzung im Darm verändern. Patient:innen mit Magen- Darmproblemen erleben bei der Einnahme von Eisentabletten daher manchmal eine Verschlechterung ihrer Symptome. Auch bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen sollte die Notwendigkeit einer Eisensupplementierung mittels Tabletten gut abgewogen werden. Das im Darm verbleibende Eisen kann zur Sauerstoffradikalbildung führen und die Entzündung verstärken.

Eisenergänzungspräparate in Saftform werden mitunter besser vertragen und können eine Alternative sein. In jedem Fall ist es wichtig, nicht in Eigeninitiative zu agieren. Ärzt:innen und Ernährungsberater:innen unterstützen Sie und helfen Ihnen bei der richtigen Auswahl. 

Eisen liegt in der Nahrung in zwei verschiedenen Formen vor. Man unterscheidet dabei zwischen Häm-Eisen und Nicht-Häm-Eisen. Das vorwiegend in Fleisch, Fisch und Milchprodukten enthaltene Häm-Eisen liegt bereits in gebundener, für den Körper gut verfügbarer Form vor. Häm-Eisen kann vom Organismus bis zu dreimal besser aufgenommen werden als das in pflanzlichen Lebensmitteln vorkommende Nicht-Häm-Eisen. Die biologische Verfügbarkeit von Pflanzeneisen lässt sich jedoch verbessern.

Auswahl an guten tierischen Eisenlieferanten

TIERISCHE EISENLIEFERANTEN MG EISEN PRO 100 GRAMM
Rind- oder Lammfleisch 2-3
Schweineleber (nicht zu oft essen!) 18,0
Ölsardinen 5,0
Eigelb 5,5

Auswahl an pflanzlichen Eisenlieferanten

PFLANZLICHE EISENLIEFERANTEN MG EISEN PRO 100 GRAMM
Hirseflocken 9,0
Amarant 9,0
Kürbiskerne 12,5
Sesamsamen 10,0
Eierschwammerl, getrocknet 17,2
Schwarzwurzeln 3,3
Linsen, getrocknet 8,0
Sojabohnen, getrocknet 9,7
Getrocknete Aprikosen 3,8
Oregano, frisch 7,4
Petersilie, frisch 5,5
Bitterschokolade 7,0
Sojamilch und Sojaprodukte 4,0

Um eine optimale Aufnahme von Eisen aus eisenhaltigen Lebensmitteln zu gewährleisten, ist ein saures Milieu notwendig. Ein Glas Orangensaft, das zu einer eisenreichen Mahlzeit getrunken wird, kann die Resorption beispielsweise verbessern.

Folgende Substanzen verbessern die Eisenaufnahme aus der Nahrung noch:

  • Vitamin C: aus Früchten wie Beeren, Hagebutten, Kiwi, Zitrusfrüchte, Sanddorn Gemüse wie Paprika, Kraut, Kohl Brokkoli, Karfiol, Tomaten, Kartoffeln, Obstsäfte mit einem hohen Anteil an Vitamin C
  • Fruchtsäuren: aus Zitrusfrüchten
  • Vitamin A haltige Lebensmittel: z.B. orangefarbenes Gemüse und Obst (Karotte, Kürbis, Mango, Brokkoli, Orange) Fisch, Leber, Butter, Eigelb
  • Fleisch- und Fischeiweiß
  • Schwefelhaltige Aminosäuren: aus Fleisch und Fischeiweiß, Hühnerei, Vollkorngetreide, Walnuss, Sesam
  • Milchsäurehaltige Lebensmittel: Kürbis, Apfel, Paprika, Sauerkraut, eingelegtes Gemüse

Manche Substanzen hemmen die Eisenaufnahme im Darm. Sie vermindern die Menge des für den Körper verwertbaren Eisens. Es ist daher ratsam, 30-60 Minuten vor einer eisenreichen keine eisenhemmenden Lebensmittel oder Getränke zu konsumieren.

Folgende Substanzen vermindern die Eisenaufnahme aus der Nahrung:

  • Oxalsäure, Oxalat: Spinat, Rhabarber, Rote Rübe, Sellerie oder Kakao vor
  • Polyphenole und Tannine: schwarzer und grüner Tee, Bier, Kaffee, Wein, Traubensaft etc.
  • Mineralstoffe wie Magnesium, Kupfer, Zink, Cadmium, Mangan (über Nahrungsergänzungsmittel dargereicht)
  • Kalzium: Mineralwasser, Milchprodukte, Käse
  • Phosphat: in Fleisch- und Wurstwaren, Fast Food, Softgetränken, Schmelzkäse
  • Ballaststoffe wie Pektin: Vollkorngetreide, Obst, Gemüse
  • Binde- und Verdickungsmittel: Enthalten in industriell verarbeiteten Produkten wie Speiseeis, Salatsoßen
  • Vitamin C als "Begleiter": In pflanzlichen Lebensmitteln kommt Eisen in der dreiwertigen Form vor. Um im Darm resorbiert zu werden, muss das dreiwertige Eisen zunächst in die zweiwertige Form überführt werden. Hierfür sind Vitamin C oder Fruchtsäuren notwendig. Versuchen Sie zu den Mahlzeiten immer etwas Frisches zu essen. Belegen Sie Ihr Jausenbrot beispielsweise mit Gurken- oder Tomatenscheiben oder genießen Sie vor der Hauptspeise einen Rohkostsalat. Auch Kräuter fördern aufgrund ihres Vitamin C Gehalts die Eisenaufnahme. Manche Kräuter wie zum Beispiel Petersilie, Oregano und Basilikum sind zudem selbst Eisenlieferanten. Ein die Mahlzeit begleitendes Glas Orangensaft kann ebenso hilfreich sein.
  • Auf Säuren setzen: Säuren verbessern die Eisenaufnahme. In der Früh ein Glas Wasser mit Zitronensaft fördert nicht nur den Stoffwechsel sondern auch die Eisenaufnahme beschleunigen. Essen Sie regelmäßig milchsauer vergorene Lebensmittel wie zum Beispiel Sauerkraut oder Joghurt. Oder reichern Sie Salate mit Zitronensaft oder Essig an.
  • Regelmäßige Fisch- und Fleischmahlzeiten: Schreiben Sie etwa vier Mal pro Woche gut verwertbare, tierische Eisenspender auf Ihren Speisezettel. Variieren Sie dabei in der Auswahl. Besonders reich an Eisen ist rotes Fleisch.
  • Bewusste Speisenauswahl bei Veganismus: Vegetarier:innen und Veganer:innen erleiden eher einen Eisenmangel als "Fleischtiger". Sie sollten bevorzugt zu guten pflanzlichen Eisenspendern (etwa in Form von Hülsenfrüchten und grünem Gemüse) greifen und diese mit Vitamin C und Säuren kombinieren.
  • Genussmittel zwischen den Mahlzeiten konsumieren: Kaffee, Tee und Rotwein können die Eisenaufnahme bis um die Hälfte reduzieren. Insofern ist es günstig, ein kleines Zeitfenster bis zur nächsten Mahlzeit offen zu lassen.
  • Kalzium nicht zeitgleich mit Eisen aufnehmen: Kalzium bindet Eisen. Aus diesem Grund sollten kalziumhaltige Nahrungsergänzungen nicht zu einer Mahlzeit, sondern ausschließlich zwischen den Mahlzeiten dargereicht werden. Dasselbe gilt für kalziumreiche Lebensmittel wie Milch und Käse. Kombinieren Sie diese wenn möglich nicht mit Fleisch.
  • Vermeiden Sie phosphathaltige Lebensmittel: Phosphate zählen zu den Eisenräubern. Sie sind beispielsweise in Schmelzkäse und Softgetränken enthalten. Cola ist besonders reich an Phosphaten.
  • Nüsse als Snack: Knabbern Sie zwischendurch eisenreiche Kürbiskerne oder reichern Sie Ihren Salat mit Nüssen oder Samen an.
  • Brote mit Sauerteig essen: Die in den Randschichten von Getreide vorkommende Phytinsäure hemmt die Eisenaufnahme. Die Bakterien aus Sauerteigen bauen Phytinsäure ab. Vollkornbrote auf Sauerteigbasis unterstützen demnach die Eisenaufnahme im Darm.
  • Variieren Sie (Pseudo-)Getreidesorten: Es muss nicht immer die klassische Beilage sein. Amarant, Hirse und Bulgur sind eine eisenreiche Alternative zu Reis, Kartoffeln und Nudeln.

Autor:in:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

16. November 2022

Erstellt am:

10. Oktober 2016

Stand der medizinischen Information:

13. Februar 2019

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