Insulinpumpe

Kind mit einer Insulinpumpe
Insulinpumpen werden direkt am Körper getragen
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Besonders bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes ist die Insulinpumpentherapie mittlerweile die häufigste Behandlungsform.

Medizinische Expertise

Ingrid Schütz-Fuhrmann

OÄ Dr.in Ingrid Schütz-Fuhrmann

Fachärztin für Innere Medizin, Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen, Zusatzfach Nephrologie
Spitalmühlgasse 21/4, 2340 Mödling
www.stoffwechsel-diabetes.at
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Typ-1-Diabetes wird durch eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse verursacht, sie kann kein Insulin mehr produzieren. Dieses Hormon, das für die Regulation des Blutzuckers verantwortlich ist, muss daher zugeführt werden – in Form von Injektionen oder auch mittels Insulinpumpe (kontinuierliche subkutane Insulin- Infusion/CSII).

Die Insulinpumpe ist in erster Linie für Diabetiker mit Typ-1-Diabetes entwickelt worden. In seltenen Fällen können auch Menschen mit insulinpflichtigem Diabetes Mellitus Typ 2 mit einer Pumpe erfolgreich behandelt werden.


Sie ist vor allem für Diabetiker (Typ-1) ...

  • ... mit labilem Diabetes (Patienten mit großen Blutzuckerschwankungen)
  • ... die sportlich und körperlich sehr aktiv sind
  • ... mit häufigen Hypoglykämien (Unterzuckerungen)
  • ... mit erhöhtem Insulinbedarf in den Morgenstunden (Dawn-Phänomen)
  • ... mit hoher Insulinempfindlichkeit und geringem Tagesinsulinbedarf
  • ... mit stark wechselndem Tagesablauf (z.B. Manager, Piloten, Schichtarbeiter)
  • sowie Diabetikerinnen während einer Schwangerschaft, die unterschiedlich viel Insulin verbrauchen.

In speziellen Schulungen lernen Betroffene den Umgang mit der Insulinpumpe.

Insulinpumpen haben die Größe eines Handys und werden direkt am Körper (z.B. in der Hosentasche) getragen. In der Pumpe befindet sich ein Insulinvorrat, aus dem über einen dünnen Plastikschlauch (Katheter), der unter der Haut am Bauch platziert wird, Insulin in den Körper abgegeben wird. Es gibt auch Insulinpumpen ohne Katheter, sogenannte Patchpumpen.


Das kontinuierlich abgegebene kurzwirksame Insulin (auch Basalrate genannt) ersetzt das langwirksame Insulin. Die Basalrate ist für den Patienten individuell programmierbar. Zu den Mahlzeiten ruft der Diabetiker zusätzlich Insulin über die Pumpe ab.

Insulinpumpen werden technisch ständig weiterentwickelt. Heute stehen vielfältig programmierbare batteriebetriebene Insulindosiergeräte zur Verfügung, Sie erlauben es, die Dosierung an den im Tagesverlauf wechselnden Bedarf anzupassen. Die Pumpen verfügen über Programme zur Erniedrigung oder Erhöhung der Basalrate. Dies erleichtert die Anpassung der Insulindosis etwa bei vermehrter körperlicher Aktivität oder im akuten Krankheitsfall.

Die derzeitige Generation der Insulinpumpen zeichnet sich durch geringe Größe und geringes Gewicht aus. Sie sind einfach bedienbar und verfügen über eine hohe Dosiergenauigkeit und stabile Elektronik. In Kombination mit der kontinuierlichen Glukosemessung können Insulinpumpen, abhängig von der Sinkgeschwindigkeit der Glukose, die Insulinzufuhr unterbrechen und Unterzuckerungen verhindern. Neu in Österreich zugelassen ist ein Produkt, welches auch auf hohe Glukosewerte durch Zuschaltung von Insulin reagieren kann.

Im praktischen Umgang mit der Insulinpumpe wird der Benützer nach einer Eingewöhnungsphase in der Regel immer sicherer. Ein Umstieg auf den PEN ist jederzeit möglich und muss vom Patienten erlernt und beherrscht werden, da er bei einem Pumpenausfall diese Therapie wieder einsetzen muss.

Typ-1-Diabetes ist eine lebenslange Erkrankung. Ob und wie lange die Therapie mit einer Insulinpumpe tatsächlich durchgeführt wird, entscheidet der Betroffene gemeinsam mit einem Diabetologen.

Vor dem Duschen oder Baden wird das Gerät abgehängt (nicht jedoch, wenn Sie sich für eine Patch-Pumpe entschieden haben: hier ist die eigentliche Pumpe mit dem Infusionsset in einem Gehäuse kombiniert. Diese Einheit wird auf die Haut geklebt und nach 3 Tagen komplett ausgewechselt).


Da kein basales Insulin verabreicht wird, sind regelmäßige Glukosemessungen von entscheidender Bedeutung, um Stoffwechselentgleisungen zu verhindern.

Die Diabetikerschulungen werden von Diabetes-Ambulanzen der Krankenhäuser, von Diabetes- Schwerpunktpraxen und von niedergelassenen Diabetologen angeboten.

Eine Insulinpumpentherapie besteht aus einem mehrtägigen, strukturierten Schulungsprogramm, das die Ersteinstellung begleitet. Die Schulung kann sowohl ambulant als auch stationär erfolgen. Die ambulante Schulung bietet den Vorteil, dass der gewohnte Lebensrhythmus besser eingehalten und die Therapie somit unter Alltagsbedingungen etabliert wird. Der stationäre Aufenthalt ermöglicht hingegen optimierte Nachtmessungen und schafft geregelte, gleichmäßige Tagesabläufe, die die Einstellung vereinfachen kann.

Unbedingt nötig ist eine Schulung im Umgang mit der Pumpe und das Beherrschen des Therapieprinzips. Die Pumpe ist zwar ein modernes, gut steuerbares Gerät, doch Sie haben stets die Therapiekompetenz, Sie steuern durch Ihre Eingaben die Berechnungen des Geräts. Wichtig ist vor allem Ihre Entscheidung, diese Therapie durchführen zu wollen und motiviert zu bleiben.

Die Insulinpumpe kann nicht die Funktion der gesunden Bauchspeicheldrüse ersetzen, da sie den Blutzuckerwert nicht selbstständig ermittelt. Es gibt zwar Modelle mit integriertem Glukose-Mess-System, welche bereits Einfluss auf Unter- und Überzuckerungen nehmen. Trotzdem muss der Betroffenen selbständig in der Lage sein die Pumpe unabhängig von diesen Funktionen zu betätigen um insbesondere rechtzeitig auf Gefahrensituationen reagieren zu können.


Für den Fall, dass eine Pumpe ausfällt, gibt es eine Hotline jeder Herstellerfirma. Diese bringt innerhalb weniger Stunden einen Ersatz. Bis dahin spritzt der Patient mit dem PEN.

Die Kosten einer Insulinpumpentherapie inklusive Schulung werden von der Krankenkasse übernommen. Für integrierte Systeme (Messung und Pumpe) muss eine medizinische Notwendigkeit bestehen. Dies entscheidet ihr Diabetologe gemeinsam mit ihrer Krankenkasse.


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Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

6. Februar 2019

Erstellt am:

8. Dezember 2013

Stand der medizinischen Information:

6. Februar 2019

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