Dieser Artikel ist Teil des Gesundheitsfensters HERZ UND LUNGE
Die Ursache einer Lungenembolie ist zu 95 % ein völliger oder teilweiser Verschluss von Lungenarterien durch ein Blutgerinnsel (Thrombembolie, Thrombose). Ein Thrombus entsteht meist in den tiefen Bein- und Beckenvenen und wird durch den venösen Blutstrom in die Verzweigung der Lungengefäße transportiert. Durch den Verschluss einer großen Lungenarterie kann das zum Zerfall des Lungengewebes (Lungeninfarkt) und einer Überlastung des Herzens führen. Typische Symptome sind im akuten Stadium z.B. plötzliche Atemnot, Schwindel. Herzrasen, Schweißausbrüche, rasselnde Lungengeräusche oder Ohnmacht kennzeichnen eine massive Lungenembolie. Eine Lungenembolie muss nach der Diagnose sofort akutmedizinisch behandelt werden, andernfalls besteht die Gefahr, dass sie innerhalb von 1-2 Stunden tödlich endet.
Die Lungenembolie ist eine Herz-Kreislauf-Erkrankung und dritthäufigste Todesursache in Österreich. Etwa 4.000 Österreicher sterben jährlich daran, in Europa liegt die Zahl der Todesfälle bei einer halben Million Menschen.
Bei einer Lungenembolie kommt es durch eine Störung des Blutflusses zu einer Verstopfung der Lungenarterie. In 95 % der Fälle ist die Lungenembolie eine Komplikation einer großen Beinvenenthrombose. Dabei löst sich ein Thrombus (Blutgerinnsel) aus der Beinvene, gelangt durch den Blutstrom in die rechte Herzkammer, von dort aus in die Lungenarterie und verstopft ein Lungengefäß (Lungeninfarkt).
Der Schweregrad einer Embolie ist abhängig von der Größe des Gerinnsels. Verstopft ein großer Thrombus das Lungengefäß, kommt es zu einem Rückstau des Blutes in der rechten Herzkammer. Das Herz pumpt stärker und rascher und versucht, den Druck in der rechten Herzkammer zu minimieren, indem es sich vergrößert. Wird die Lungenembolie nicht ehestens behandelt, kann das Herz diesem Druck nicht mehr standhalten und kann in kürzester Zeit aufgrund der Überlastung versagen. Eine bessere Prognose ist gegeben, wenn der Thrombus kleiner ist oder ein nur kleines Gefäß blockiert. Das Risiko dabei ist jedoch, dass diese Embolie unerkannt bleibt, denn sie verursacht meist keine Beschwerden.
Risiken für eine Lungenembolie:
Eine Lungenembolie kann (in etwa 5%) entstehen, wenn die Lungenarterie durch
blockiert wird.
Eine Lungenembolie kann unterschiedliche Schweregrade haben. Bei nachstehenden Symptomen sollte sofort ein Notarzt gerufen werden und gegebenenfalls eine Wiederbelebung des Betroffenen erfolgen:
SYMPTOME EINER SUBMASSIVEN PULMONALEMBOLIE | SYMPTOME EINER MASSIVEN PULMONALEMBOLIE |
---|---|
Schmerzen im Brustkorb beim Atmen | Schockzustand des Betroffenen, er ist nicht mehr ansprechbar |
Plötzliche Atemnot | Schweißausbrüche |
Kreislaufstörungen | Ohnmacht, kein fühlbarer Puls, bläuliche Verfärbung der Haut |
Unregelmäßiger Herzrhythmus | Gesteigerte Atemfrequenz, erhöhter Herzschlag |
Abfall des Blutdrucks | Herzrasen |
Bei Verdacht auf akute Lungenembolie muss der Arzt bereits vor feststehender Diagnose eine entsprechende Therapie einleiten, andernfalls kann die akute Lungenembolie innerhalb von 1 bis 2 Stunden zum Tod führen. Bei unbehandelter akuter Lungenembolie liegt das Todesrisiko bei 30%.
Zu unterscheiden ist zwischen
Bei Hochrisiko-Lungenembolie (der Betroffene ist nicht stabil, ohnmächtig, kein fühlbarer Puls) wird eine Therapie sofort eingeleitet. Danach werden verschiedene diagnostische Methoden angewendet bzw. kombiniert:
Bei Nicht-Hochrisiko-Lungenembolie (der Betroffene ist stabil, ansprechbar, zeigt aber entsprechende Symptome) erfolgen zunächst Untersuchungen zur Risikoeinschätzung, um eine exakte Therapie zu ermöglichen. Dazu zählen:
Jede der mit "Ja" beantworteten folgenden Fragen erhöht das Risiko:
Weitere Diagnoseverfahren können je nach Stadium und klinischem Verdacht kombiniert werden:
Blutgasanalyse: Die Sauerstoffkonzentration ist zumeist deutlich erniedrigt, die CO2-Werte anfänglich auch, sie können bei Erschöpfung allerdings steigen.
Bei akuter Lungenembolie muss noch vor einer Diagnose eine Therapie eingeleitet werden. Im Krankenhaus wird der Betroffene mit Sauerstoff über eine Maske versorgt, bei schweren Fällen erfolgt dies über ein Beatmungsgerät, der Kreislauf wird stabilisiert.
Erster Behandlungsschritt erfolgt mit Antikoagulantien (blutverdünnende Medikamente, Heparin oder Fondaparinux), um den Blutfluss wieder herzustellen. Diese Behandlung erfolgt über ca. 5 Tage.
Auflösung des Blutgerinnsels nur bei massiver Pulmonalembolie mit Kreislaufversagen! (sonst nur Schritt 1 und 3).
Bei der sogenannten Lyse-Therapie werden – um den Thrombus aufzulösen – Thrombolytika angewendet, die die Blutgerinnung hemmen. Dazu werden Fibrinolytika, wie die Substanzen Streptokinase und Urokinase, intravenös verabreicht.
Sollte sich der Thrombus nicht lösen, muss ein chirurgischer oder ein minimalinvasiver Eingriff (Embolektomie) durchgeführt werden, um das Blutgerinnsel zu zerstören und den Blutfluss zu normalisieren.
Überlappend mit der Antikoagulantien-Therapie werden Vitamin-K-Antagonisten (gerinnungshemmende Medikamente, wie Phenprocoumon) verabreicht. Sie müssen über 3 Monate eingenommen werden, um einer Blutgerinnung in den Gefäßen vorzubeugen.
Bei Betroffenen mit nicht-akuter Lungenembolie wird zunächst eine Therapie für 5 Tage mit Antikoagulantien eingeleitet, danach wird eine Langzeitbehandlung mit Vitamin-K-Antagonisten empfohlen.
Eine tiefe Becken- oder Beinvenenthrombose ist – bleibt sie unbehandelt – zu 95% die Ursache einer Lungenembolie. Oftmals bilden sich die Gerinnsel aber auch in mehreren Venen und in verschiedenen Höhen, nur sehr selten an einer einzigen Stelle. Die Symptome können unspezifisch und höchst unterschiedlich sein. Bei jedem Verdachtsmoment sollte daher der Arzt hinzugezogen werden.
Symptome einer tiefen Beinvenenthrombose sind:
Derartige Beschwerden müssen immer ernst genommen werden. Wird eine Thrombose verschleppt, kann eine lebensgefährliche Lungenembolie die Folge sein. Ein solches Ereignis muss nicht zwangsläufig tödlich enden, kann aber auch lebenslange Folgen haben. So sind das postthrombotische Syndrom oder eine chronische venöse Veneninsuffizienz mögliche Spätfolgen.
Thrombosen und ihre Risiken werden häufig übersehen: Jede zweite Thrombose wird weder von Ärzten noch von Patienten bemerkt. Oft wissen Sie dann erst aufgrund der Folgen oder aufgrund einer genauen Venendiagnostik, dass Sie einmal eine Thrombose hatten.
Video: Hilfe für die Lunge - Lungenerkrankungen wie Asthma und COPD richtig deuten und behandeln
Dr. med. Wolfgang Pohl (Facharzt für Pneumologie in Wien) gibt einen Rückblick auf den Vortrag zum Thema Asthma vs. COPD. (Gänserndorf, 29.1.2019)