Schlafstörungen

Frau mit Schlafstörungen
In Österreich leiden 15 bis 35 % der Bevölkerung an Schlafstörungen. Die Auslöser sind sehr unterschiedlich.
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Rund 100 verschiedene Schlafstörungen sind bekannt. Zu den Erkrankungen gehören je nach Störungsbild zu wenig oder zu viel Schlaf, Schlaf zur falschen Zeit oder Funktionsstörungen, die mit Schlaf zusammenhängen.

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Die Auslöser dafür sind höchst unterschiedlich und erstrecken sich von vermehrtem Stress über körperliche Erkrankungen (z.B. Rheuma, Asthma) bis hin zu direkten Schlafkrankheiten wie Schnarchen, Atmungsaussetzer (Schlafapnoe) oder plötzlichen Schlafattacken (Narkolepsie). Die Abklärung des spezifischen Störungsbildes erfolgt im Schlaflabor. Medikamentöse und psychotherapeutische Therapien helfen den Betroffenen, ebenso wie technische Hilfsmittel (z.B. Schnarchschienen, Überdruckbeatmung, Lichttherapie).

  • Bis zu jeder dritte Österreicher hat Schätzungen zufolge regelmäßig mit Schlafstörungen zu kämpfen.
  • Häufige Formen sind Einschlafstörungen, Durchschlafstörungen und Schlafwandeln.
  • Mögliche körperliche Ursachen sind unter anderem Schlafapnoe und Narkolepsie.
  • Zu den vielzähligen psychischen Beschwerden, die Schlafstörungen auslösen können, zählen Burnout, Depressionen, Angststörungen und Stress.
  • Die Behandlung richtet sich nach der Ursache. Häufig hilft eine Psychotherapie, die Auslöser in den Griff zu bekommen.
Art Überbegriff
Formen Einschlafstörungen, Durchschlafstörungen, Schnarchen
Ursache Narkolepsie, Schlafapnoe, Burnout, Depressionen, Stress
Diagnose subjektives Empfinden, Führen eines Schlaftagebuchs, Untersuchung im Schlaflabor
Therapie Psychotherapie, bei Bedarf Behandlung der körperlichen Ursache

In Industrieländern wie Österreich leiden 15 bis 35 % der Bevölkerung unter leichten bis schweren Schlafstörungen. Frauen sind dabei etwa doppelt so oft von emotional verursachten Ein- und Durchschlafstörungen betroffen wie Männer, ebenso verhält es sich beim Restless-Legs-Syndrom, das auch Schlafstörungen verursacht. Es gibt jedoch auch Störungsbilder, die bei Männern häufiger sind als bei Frauen. 4 bis 10 % der Männer leiden unter Schlafapnoe, während es bei den Frauen nur etwa 2 % sind. Zudem schnarcht etwa jeder 4. Mann so laut, dass er den Schlaf seiner Partner stört, während das umgekehrt nur halb so oft vorkommt. Ab dem 60. Lebensjahr kommt es zu einer stärkeren Zunahme schlafbezogener Atmungsstörungen.

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Bei den Ursachen der Schlafprobleme kommt es ganz auf die Störungsart an. Einerseits können direkte Schlafkrankheiten körperlichen Ursprungs – z.B. Schnarchen, Schlafapnoe oder Narkolepsie – den Schlaf stören; dafür sind z.B. eine schwache Muskulatur im Rachenraum und veränderte Hirnprozesse verantwortlich. Andererseits können sich körperliche Krankheiten negativ auf Schlafqualität und -dauer auswirken (z.B. chronische Schmerzen, Asthma, Rheuma, Herz-Kreislauf-Erkrankungen). Auch Jetlag und Schichtarbeit sind Verursacher von Schlafstörungen. Ebenso können psychische Störungen von Burnout über Depressionen bis hin zu Angststörungen den Schlaf beeinträchtigen. Letztlich sind auch Sucht (nach Alkohol, Drogen oder Medikamenten) und manche Medikamente dafür verantwortlich, dass der Schlaf gestört ist.

In nachfolgender Tabelle werden einige der häufigsten Symptome von Schlafstörungen angeführt:

SYMPTOME BESCHREIBUNG STÖRUNGSGRUPPE
Einschlafstörungen Einschlafen braucht länger als 30 min, mind. 4-mal wöchentlich, länger als 1 Monat Insomnie
Durchschlafstörungen Einschlafen nach nächtlichem Erwachen braucht länger als 30 min, mind. 4-mal wöchentlich, länger als 1 Monat Insomnie
Schnarchen Laute Atemgeräusche, vor allem bei Rückenlage Direkte (organische) Schlafkrankheit
Atmungsaussetzer (Schlafapnoe) Atempausen während des Schlafs, gehen einher mit Schnarchen, schlechtem Schlaf und Tagesmüdigkeit Direkte (organische) Schlafkrankheit
Plötzliche Schlafattacken (Narkolepsie) Müdigkeit, plötzliches Einschlafen untertags, einhergehend mit Muskellähmungen Direkte (organische) Schlafkrankheit
Unruhige Gliedmaßen (Restless-Legs-Syndrom) Gliedmaßen (v.a. Beine) zucken in Ruhephasen, längere Einschlafphase, Reduktion der Schlafqualität Direkte (organische) Schlafkrankheit
Übermäßiges Schlafbedürfnis Gesteigertes Schlafbedürfnis, trotzdem Tagesmüdigkeit Hypersomnie
Schlafbedürfnis passt nicht zu Tag-Nacht-Zyklus Schlaf ist möglich, jedoch nicht zur passenden Tageszeit, Gründe sind z.B. Jetlag oder Schichtarbeit Schlaf-Wach-Rhythmus-Störung
Zähneknirschen (Bruxismus) Reiben der Zähne aneinander, Schmerzen der umliegenden Muskulatur Parasomnie
Schlafwandeln Verlassen des Bettes, Ausführen von Handlungen ohne spätere Erinnerung daran Parasomnie
Nächtliche Panikzustände (Pavor nocturnus) Plötzliches Erwachen aus dem Tiefschlaf, eingeleitet durch lauten Schrei, Angstzustand beim Erwachen Parasomnie
Albträume Beunruhigende Gefühle werden beim Träumen verursacht, führen meist zu Erwachen aus dem REM-Schlaf Parasomnie

Zusätzlich gibt es viele organische und psychische Krankheiten, die Schlafstörungen verursachen. Gesteigerte Müdigkeit ist z.B. ein Symptom von Morbus Parkinson oder dem Chronic-Fatigue-Syndrom. Zusätzlich können auch Medikamente – z.B. Psychopharmaka – und Suchtmittel zu Schlafproblemen führen.

Beispiele für organische Krankheiten, die Schlafstörungen verursachen:

Beispiele für psychische Krankheiten, die Schlafstörungen verursachen:

Dauern Schlafstörungen für längere Zeit an, kommt es durch wiederholte Schlafunterbrechungen und Mikro-Weckreaktionen zu erhöhter Tagesmüdigkeit und Tagesschläfrigkeit, zu verringerter Leistungsfähigkeit und gereizter Stimmung. Zudem nutzt das Gehirn die Ruhezeiten des Körpers, um Informationen zu verarbeiten – wenn das Gleichgewicht gestört ist, ist das Gehirn nicht mehr voll funktionstüchtig und die Signalübertragung beeinträchtigt. Und auch der Körper leidet unter dem Schlafentzug: Das Immunsystem arbeitet nicht mehr richtig, ebenso wie wichtige Körperfunktionen, z.B. das Herz-Kreislauf-System. Und auch bei einem Zuviel an Schlaf (z.B. bei Narkolepsie) ist Vorsicht geboten – z.B. beim Lenken eines Autos ist eine plötzlich auftretende Schlafattacke höchst gefährlich. Um all diesen Problemen vorzubeugen, sollte die ärztliche Abklärung der Schlafstörung möglichst bald erfolgen.

Die Diagnose der unterschiedlichen Schlafstörungen erfolgt auf 2 Ebenen. Einerseits werden subjektive Eindrücke berücksichtigt – diese können durch Fragebögen oder das Führen eines Schlaftagebuches erfasst werden. Auch Partner oder Partnerin können hilfreiche Informationen liefern, da sie z.B. das Schnarchen oft stärker wahrnehmen, als der Betroffene selbst.

Andererseits können im Schlaflabor objektive Daten erhoben werden. Dabei werden Hirnströme, Augenbewegungen und Muskelaktivität gemessen, sowie Herzaktivität, Puls, Atemfluss und Atembewegungen der Brust, Schnarchgeräusche, Sauerstoffsättigung des Blutes und Beinbewegungen. Subjektive Einschätzungen der Schlafqualität und Tests, die u.a. morgendliche Aufmerksamkeit und Gedächtnisleistungen prüfen, schließen die Untersuchung im Schlaflabor ab. Üblicherweise dauert diese 3 Nächte, mit der Abfolge: Eingewöhnung, Erhebung der Daten, Austestung des Behandlungserfolgs.

In der Therapie von Schlafstörungen gibt es 3 Säulen:

  • Psychotherapeutische Maßnahmen: z.B. Verhaltenstherapie

  • Somatische (= auf den Körper bezogene) Verfahren: Dazu zählen Anwendungen wie Schnarchschienen und Beatmungsgeräte (CPAP) bei schlafbezogenen Atmungsstörungen oder Lichttherapie bei Schlaf-Wach-Rhythmus-Störungen.

  • Medikamente: Verschiedenste Medikamente können den Schlaf unterschiedlich beeinflussen, es gibt auch verschiedene Psychopharmaka, die Schlaf und Wachheit regulieren können. Im Schlaflabor kann nach einem Schloss-Schlüssel-Prinzip rational behandelt werden.

Diese therapeutischen Maßnahmen werden je nach Störungsbild vom behandelnden Arzt gemeinsam oder einzeln eingesetzt. Bei schlafbezogenen Atmungsstörungen können manchmal auch chirurgische Eingriffe sinnvoll sein.

Der Griff zum Schlafmittel ohne vorherige diagnostische Abklärung sollte möglichst vermieden werden oder nur über einen kurzen Zeitraum erfolgen – und stets mit dem Arzt abgesprochen werden. Denn Medikamente sollten die Ursache der Schlafstörung beseitigen und nicht nur die Symptome bekämpfen. Zudem sind die Folgen unangenehm, wenn die Tabletten bis in den Tag hinein ihre Wirkung zeigen: Konzentrations- und Orientierungsstörungen sowie Verwirrtheit kennzeichnen den "Hang-over-Effekt". Bei manchen Medikamenten kommen noch Suchtgefahr, Herzrhythmusstörungen oder Angstzustände hinzu.

Ganz gleich ob der Lebensgefährte schnarcht, ein wenig herumzappelt oder einfach später ins Bett geht – der eigene Schlaf kann unter der Anwesenheit eines Mitmenschen leiden. Wenig überraschend ist auch die Scheidungsrate bei jenen Ehepaaren höher, wo mindestens einer der Partner Schlafprobleme hat. Dicht aneinander gekuschelt einzuschlafen und neben dem Liebsten aufzuwachen, ist für viele Menschen dennoch fast unverzichtbar.

Umso wichtiger ist es, auf kleine Probleme individuell zu reagieren. Wenn der Partner sein Schnarchen nicht in den Griff bekommt, kann man es beispielsweise mit Ohrstöpsel probieren. Oder man versucht, mit leiser Musik im Ohr einzuschlafen, auch das tut vielen Leuten gut.

Ein weniger offensichtliches aber viel häufigeres Problem sind unterschiedliche Schlafgewohnheiten. Der passende Lebensrhythmus sieht bei allen Menschen ein bisschen anders aus, daher ist es gut möglich, dass ein Paar in diesem Bereich keinen Konsens findet. In solchen Fällen kann der noch muntere Partner auch einfach ein bisschen länger aufbleiben und beim Schlafengehen vorsichtig ins Bett klettern. Das könnte etwa so aussehen, dass im Schlafzimmer nur noch ein schwaches Licht angemacht wird.

Wenn man hingegen regelmäßig nachts von kleinen Bewegungen des Partners geweckt wird, sind eventuell getrennte Matratzen eine Lösung. Gegen Uneinigkeiten bei der Temperatur des Schlafzimmers könnte wiederum die Verwendung mehrerer Decken helfen. Ist dem einen Partner schon warm genug, kann der andere einfach eine zusätzliche Decke nehmen anstatt den Raum aufzuheizen.

Da die Störungsbilder so unterschiedlich sind, sind auch die Beiträge, welche die Betroffenen leisten können, ganz verschieden. Bei Schlafapnoikern ist oft Übergewicht ein Problem, an dessen Beseitigung sie selbst arbeiten können. Narkoleptiker können hingegen den Schlafattacken vorbeugen, indem sie vor wichtigen Terminen vorschlafen.

Allgemein sollte darauf geachtet werden, Schlafhygiene zu betreiben. Dazu gehören folgende Punkte:

  • Ab dem Mittagessen auf koffeinhaltige Getränke verzichten

  • Alkohol vermeiden

  • Auf Schlafmittel und Appetitzügler verzichten

  • Abends keine schweren Mahlzeiten einnehmen

  • Regelmäßig Sport betreiben

  • Vor dem Schlafengehen geistig oder körperlich anstrengende Tätigkeiten vermeiden

  • Ein Einschlafritual einführen (z.B. ein Buch lesen, entspannende Musik hören…)

  • Eine angenehme Atmosphäre im Schlafzimmer herstellen

  • Nachts nicht auf die Uhr schauen

  • Enzyklopädie der Schlafmedizin, H. Peter, T. Penzel, J. H. Peter (Hrsg.), Springer Medizin Verlag, Heidelberg, 2007
  • U. Voderholzer, C. Guilleminault in Handbook of Clinical Neurology, Vol. 106: Neurobiology of Psychiatric Disorders, Elsevier, 3. Auflage, 2012, S. 527-540
  • Der große TRIAS-Ratgeber Gesunder Schlaf, S. Holst, U. Meister, TRIAS Verlag, Stuttgart, 2004
  • Schlafstörungen, Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs (12.09.2023)

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Redaktionelle Bearbeitung:
Zuletzt aktualisiert:

12. September 2023

Erstellt am:

4. Juni 2014

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