Zahnschäden (Zahnhartsubstanzdefekte)

Frau hat Zahnschmerzen  und greift sich an die Wange
98 % der Österreicher haben Zahnschäden.
© puhhha / Fotolia.com

Zuletzt aktualisiert am 14. Februar 2019 Zahnhartsubstanzdefekte treten in unterschiedlicher Form auf und betreffen verschiedene Bereiche des Zahns. Der bekannteste ist Karies, eine weit verbreitete Infektionskrankheit. Schäden am Zahn entstehen auch durch mechanische oder chemische Einwirkungen.

Medizinische Expertise

Medizinische Fachbeiträge auf MeinMed.at werden von 🇦🇹 österreichischen Ärzt:innen und medizinischen Expert:innen geprüft.

Zahnärzte unterscheiden bei der Diagnose zwischen Schäden an der Zahnhartsubstanz (z.B. Karies) und dem Zahnhalteapparat (z.B. Parodontitis). Je nach Schädigung des Zahns wird eine entsprechende Therapie verordnet, bei Karies wird der Zahn mit einer Füllung oder einer technischen Arbeit versehen. Auch durch die Essstörung Bulimie und säurehaltige Nahrung sind Zähne gefährdet. Die meisten Zahnschäden lassen sich durch richtige Mundhygiene und regelmäßige Kontrolle beim Zahnarzt verhindern.

Zahnschäden sind weit verbreitet. 98 % der Erwachsenen in Österreich sind von Karies betroffen. Von Parodontitis, einer oft chronischen verlaufenden Entzündung, bei der sich das Zahnfleisch rückbildet, sind schätzungsweise bis zu 1 Million Österreicher betroffen.

Der Abbau von Zahnschmelz, auch Zahnerosion genannt, betrifft etwa jeden 3. Menschen der westlichen Weltbevölkerung. Kinder sind besonders häufig von Zahnerosion betroffen, da das Milchgebiss empfindlicher auf Säuren reagiert. Für die Häufigkeit von Zahnschäden durch Unfälle oder als Folge von Krankheiten, wie z.B. Bulimie, liegen keine genauen Zahlen vor.

ZAHNSCHADEN

BETROFFENER BEREICH

SYMPTOME

THERAPIE

KARIES

Zahnhartsubstanz (äußerer Zahn)

Schmerzen, Mundgeruch

Füllung bzw. Restauration

EROSION

Zahnhartsubstanz (äußerer Zahn)

zumeist schmerzlos, Zahnverfärbung, Überempfindlichkeit gegen Hitze und Kälte

Vermeidung von Säuren in der Nahrung, Fluoridgabe

ABFRAKTION

Zahnhalsbereich bukkal

keilförmige Defekte, Überempfindlichkeit gegen Hitze und Kälte

bei ausgeprägten Defekten: Füllungstherapie

ABRASION

Zahnhalsbereich inzisal bzw. Kauflächen

keilförmige Schmelz- oder Dentindefekte durch mechanische Einwirkung oder Fremdkörper

bei ausgeprägten Defekten: Füllungstherapie

ATTRITION

Kauflächen

Zahnsubstanzverlust durch direkten Zahnkontakt, flache, glänzende Bereiche

bei ausgeprägten Defekten: Füllungstherapie

Karies

Karies, umgangssprachlich das "Loch im Zahn", ist eine Infektionskrankheit der Zahnhartsubstanz: Bakterien (am häufigsten Streptococcus mutans), die im Mund angesiedelt sind, produzieren in Kombination mit zuckerhaltiger Ernährung Säuren, die wiederum säureempfindliches Zahngewebe angreifen. Schmerzhafte dunkle Verfärbungen am Zahn entstehen (Karies). Individuelle Faktoren (z.B. die Struktur des Zahns oder die Zusammensetzung des Speichels), verhaltensbezogene Voraussetzungen (z.B. Mundhygiene, Ernährung) und soziale Gegebenheiten (z.B. Regelmäßigkeit von Zahnarztbesuchen) tragen wesentlich dazu bei, ob jemand an Karies erkrankt.

Abbau von Zahnschmelz

Auch durch den Verlust von Zahnschmelz können Schäden am Zahn entstehen. Bei Erosion kommt es zur Ablösung an den äußeren Flächen der Frontzähne (Schneidezähne) durch zu viel Fruchtsaft bzw. kohlensäurehaltige Getränke. Auch ein zu geringer Speichelfluss (Nebenwirkung bestimmter Medikamente, hohes Alter, Diabetes etc.) kann die Ablösung des Zahnschmelzes begünstigen. Schmelzverlust an den inneren Flächen lässt sich meist durch Einwirkung von Magensäure bei Bulimie oder Reflux erklären.

An Zahnerosion sind im Gegensatz zu Karies keine Bakterien beteiligt. Die Erkrankung verläuft schmerzlos, erst im späten Stadium verfärben sich die Zähne und werden empfindlich gegen Kälte und Hitze, weswegen sie meist sehr spät diagnostiziert wird. Die Krankheit hängt nicht unbedingt mit vernachlässigter Mundhygiene und schlechter Ernährung zusammen, gerade Menschen, die besonders viel säurehaltiges Obst und Gemüse essen, haben verstärkt mit dem Abbau der Zahnsubstanz zu kämpfen.

Unter dem Begriff Zahnhalteapparat versteht man das Verankerungssystem, das die Zähne "im Mund hält", also das Zahnfleisch, das Zahnzement, das Desmodont und Alveolarknochen.

Parodontitis

Parodontitis oder umgangssprachlich auch "Parodontose" ist die entzündliche Erkrankung des Zahnhalteapparats. Verursacht wird sie durch Bakterien, die sich in der Mundhöhle vermehren. Zahnbelag (Plaque) entsteht und das Zahnfleisch blutet und entzündet sich. Parodontitis wird oft nicht bemerkt, da sie schmerzlos verläuft. Sie begünstigt Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Diabetes.

Durch äußere Krafteinwirkung, wie z.B. bei einem Unfall, können Zähne gelockert werden, aber auch abbrechen oder ganz ausgerissen werden. Durch Traumata können auch Keime in das Zahninnere gelangen und dort eine Pulpitis, also eine Entzündung des Zahnmarks auslösen.

Üblicherweise werden Zahnschäden vom Zahnarzt diagnostiziert. Je früher Zahnschäden erkannt und behandelt werden, desto besser für den Patienten. Die Folgen des Verlustes von Zahnsubstanz (Zahnerosion) sind z.B. irreversibel und werden im frühen Stadium nur durch regelmäßige Kontrolle vom Zahnarzt erkannt. Wer 2-mal pro Jahr zum Zahnarzt geht, vermeidet auch das unbemerkte Fortschreiten von Karies, Parodontitis und Co. Je nach Ursache des Zahnschadens kommen unterschiedliche diagnostische Methoden infrage:

  • Zur Diagnose von Karies verwendet der Zahnarzt Spiegel und Sonde, FOTI (Faseroptische Transillumination), Röntgen (genaueste Kontrollmöglichkeit zur Kariesdiagnostik bietet das sogenannte Bissflügelröntgen) und Laserdiagnostik (Laserfluoreszenzmessung).
  • Abbau von Zahnschmelz kann der Zahnarzt am äußeren Zahn erkennen, im Gespräch mit dem Patienten versucht er, zu ergründen, woher die Säurebelastung kommt (z.B. Ernährung, Essstörungen etc.).
  • Parodontitis erkennt der Zahnarzt durch Überprüfung des Zahnhalteapparats mit einer speziellen Sonde. Mittels Röntgen kann im fortgeschrittenen Stadium der bereits erfolgte Knochenverlust beurteilt werden.
  • Karies: Fluoridhaltige Zahnpasta und Mundspülungen hemmen den Abbau von Zahnsubstanz und fördern ihren Wiederaufbau. Bei regelmäßiger Anwendung kann Fluorid das Risiko für die Entstehung von Karies maßgeblich senken. Achten Sie auf regelmäßige und gründliche Mundhygiene und Zahnarztbesuche.
  • Zahnerosion: Nahrungsmittel mit hohem Calcium- und/oder Phosphatgehalt (Milch, Käse etc.) können häufig verzehrt den Zahnschmelzabbau hemmen. Versuchen Sie, den Konsum von stark säurehaltigen Getränken (z.B. Orangensaft) zu reduzieren. Benutzen Sie einen Strohhalm, wenn Sie nicht darauf verzichten möchten, so gelangt die Säure weniger an den Zahn. Spülen Sie Ihren Mund nach dem Essen und dem Genuss von säurehaltigen Getränken mit Leitungswasser aus und kauen Sie zuckerfreien Kaugummi: Das regt den Speichelfluss und so die Neutralisation von Säuren im Mund an.
  • Karies, Wissenschaft und klinische Praxis, H. Meyer-Lückel, S. Paris, K. R. Ekstrand, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2012
  • Patienten Lexikon, Dorling Kindersley Verlag GmbH, 3. Auflage, München, 2013
  • Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, J.-E. Hausamen et al., 4. Auflage, Springer Verlag, Heidelberg, 2012
  • Endodontologie, Lehrbuch für Studium und Beruf, W. Klimm, 2. Auflage Deutscher Zahnärzte Verlag, Köln, 2011
  • Kassebaum, N. J., Bernabe, E., Dahiya, M., Bhandari, B., Murray, C. J., & Marcenes, W. (2014). Global burden of severe periodontitis in 1990- 2010: A systematic review and meta-regression. Journal of Dental Research, 93, 1045–1053
  • Neue Strategien zur Prävention und Therapie von Erosionen, O. Grunau et al., Zahnmedizin up2date 1, Thieme Verlagsgruppe, 2013 (14.02.2019)

Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:

Artikel zum Thema