Grüner Star: Erblinden auf Raten

Finger bilden einen scharfen Ausschnitt, der Rest des Bildes ist unscharf.
In fortgeschrittenem Stadium des Grünen Stars kommt es zu Gesichtsfeldausfällen.
© grufnar / Fotolia.com
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Mehr als 80.000 Menschen sind in Österreich an Grünem Star (Glaukom) erkrankt, unbehandelt kommt es zur Erblindung des betroffenen Auges.

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Das Heimtückische am Grünen Star: Er verläuft lange Zeit unbemerkt, da keine schmerzhaften Symptome auftreten. Hier finden Sie Antworten auf die fünf wichtigsten Fragen:

Beim Grünen Star (Glaukom) handelt es sich um eine Augenkrankheit, bei der die Nervenzellen des Sehnervs geschädigt werden. Das Gefährliche daran: Diese Schädigung verläuft schleichend, ohne Schmerzen und wird oft erst erkannt, wenn der Sehnerv bereits unwiderruflich geschädigt ist. Die Betroffenen leiden dann unter Gesichtsfeldausfällen, die bis zur völligen Erblindung reichen können.

In Österreich sind über 80.000 Personen von Grünem Star betroffen, jährlich kommen rund 18.000 Neuerkrankungen dazu. Das Risiko zu erkranken nimmt ab dem 50. Lebensjahr stetig zu, allerdings kann die Neigung dazu auch vererbt werden, dann kann es auch auch Jüngere treffen. Testen Sie hier Ihr Risiko!

Faktoren wie eine dünne Hornhaut, niedriger Blutdruck, Migräne und Schlafapnoe können die Entstehung begünstigen.

Das Glaukom verläuft zunächst vollkommen beschwerdefrei. Allerdings steigt unbemerkt der Augendruck an, außerdem wird mit dem Fortschreiten der Erkrankung das Gesichtsfeld immer kleiner, wie Augenarzt OA Dr. Anton Hommer, Vorsitzender der Glaukom-Kommission der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft erklärt: "Die Gesichtsfeldausfälle beginnen meistens außerhalb des Zentrums des Gesichtsfeldes, wo sie lange unbemerkt bleiben. Die Gesichtsfelder der beiden Augen überlappen sich teilweise, daher kann das gesunde Auge die Gesichtsfeldausfälle eine gewisse Zeit ausgleichen." Die dramatischen Folgen: Mehr als 50 % aller Glaukome werden nicht oder zu spät erkannt.

„Werden die Nervenfasern der Netzhaut und des Sehnervs schrittweise zerstört, führt das zu Gesichtsfeldausfällen. Das heißt, Teile der Informationen, die von den Augen ans Gehirn gehen, fehlen, das Bild ist lückenhaft. Unser phänomenales Gehirn kann dies jedoch sehr lange mit Information aus der unmittelbaren Umgebung ergänzen. Als Betroffener merkt man deshalb lange Zeit nichts, dann „vergrauen“ Teile des Bildes zu trüben Flecken. Oft wird die Erkrankung erst in diesem Stadium von den Betroffenen bemerkt" erklärt Univ.-Prof. Dr. Christoph Faschinger, Facharzt für Augenheilkunde und Optometrie und stv. Klinikvorstand der Universitäts-Augenklinik der Medizinischen Universität Graz.

Jeder Mensch sollte ab dem 40. Lebensjahr 1 x jährlich zur Glaukomkontrolle zum Augenarzt gehen, denn beim Grünen Star ist die Früherkennung besonders wichtig. Gesichtsfeldausfälle und Schädigungen des Gesichtsnervs lassen sich nicht mehr rückgängig machen, es geht darum, das Fortschreiten der Erkrankung (bis zu Erblindung) zu stoppen. Dank der technischen und therapeutischen Möglichkeiten ist die Diagnose des Glaukoms heute in einem sehr frühen Stadium der Erkrankung möglich. Die allgemeine augenärztliche Untersuchung ist schmerzfrei. Ein Optiker kann den Sehnerv nicht beurteilen, da er die dafür nötigen Untersuchungen nicht durchführen kann.

Was macht der Augenarzt?

  • Messung des Augendrucks: Er ist allerdings Schwankungen unterworfen, eine einmalige oder alleinige Messung ist für die Früherkennung der Erkrankung oft nicht ausreichend
  • Beurteilung des Augenhintergrundes im dreidimensionalen Bild: Dabei wird das Ausmaß der Schädigung des Sehnervs anhand der Größe, Farbe und Form des Sehnervs und seiner Veränderung bestimmt.
  • Die Gesichtsfelduntersuchung: Die Gesichtsfeldmessung dient zur Bestimmung der Grenzen und der Empfindlichkeit des Gesichtsfeldes.
  • Das OCT (Optische Kohärenztomographie): Dabei werden die Dicke und der Grad der Schädigung der Netzhautnervenfasern erfasst. Bei diesem weiterführenden Untersuchungsverfahren, das schmerzfrei und gefahrlos ist, wird der Augenhintergrund mit Hilfe von Licht punktweise abgetastet.

"Das Teuflische am Glaukom ist, dass man es erst merkt, wenn's schon fast zu spät ist. Dann kann man nur mehr Schadensbegrenzung betreiben und hoffen, dass man nicht völlig erblindet. Ein Schicksal, dass immer noch viel zu viele Menschen jedes Jahr in Österreich ereilt. Dass das nicht sein muss, dafür bin ich der Beweis. Daher mein Aufruf an alle Menschen in Österreich: Bitte gehen Sie regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung zum Augenarzt. Das Glaukom kann jeden von uns treffen. Auch mich hat´s getroffen", gibt Fernsehmoderator Wolfram Pircher offen zu.

Die Behandlung wird zunächst konservativ mit verschiedenen Augentropfen durchgeführt. Wenn sich dadurch der Augendruck nicht ausreichend senken lässt und der Schaden am Sehnerv fortschreitet, gibt es die Möglichkeit einer Operation (Laseroperationen, fistulierende Operationen).

In folgenden Punkten unterscheiden sich der Grüne Star und der Graue Star voneinander:

GRÜNER STAR
(GLAUKOM)

GRAUER STAR
(KATARAKT)

WAS IST DAS? Erkrankung des Sehnervs verbunden mit einem erhöhtem Augendruck Ist eine Trübung der Augenlinse
SYMPTOME In den ersten Jahren keinerlei Beschwerden

Einzige Chance der Früherkennung: 1 x pro Jahr zum Augenarzt (spätestens ab 40 Jahren, wer Glaukom-Patienten in der Familie hat, schon früher)
Langsame Verschlechterung des Sehens – wie durch einen grauen Schleier
THERAPIE Augentropfen, Operation Operative Einpflanzung einer Kunstlinse

Für die Erkennung beider Augenerkrankungen ist es wichtig, regelmäßig zum Augenarzt zu gehen.

  • Pressekonferenz der Glaukom-Kommission der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft: "Weltglaukomtag 2016 – Wolfram Pirchner: "Keine Panik dank regelmäßiger Augenkontrolle!", in Wien am 08.03.2016

Autor:in:
Erstellt am:

8. März 2016

Stand der medizinischen Information:

8. März 2016

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