Achillessehnenriss (Achillessehnenruptur)

Abbildung eines Achillissehnenrisses
Die Achillessehne kann nur dann reißen, wenn sie bereits vor den Abriss kleine Schädigungen aufweist.
© Henrie / Fotolia.com
Direkt zum Inhaltsverzeichnis

Ein Achillessehnenriss beschreibt den An- oder Abriss jener Sehne, die die Wadenmuskulatur mit der Ferse verbindet. Ruckartige Bewegungen oder Gewalteinwirkungen sind häufige Ursachen. 

Medizinische Expertise

Christian Gäbler

A.O. Univ.Prof. Dr. Christian Gäbler

Facharzt für Unfallchirurgie und Sporttraumatologie
sportambulatorium.wien
Medizinische Fachbeiträge auf MeinMed.at werden von 🇦🇹 österreichischen Ärzt:innen und medizinischen Expert:innen geprüft.

Inhaltsverzeichnis

Bei Sportarten mit ruckartigen abrupten Abbremsbewegungen, heftiger Beschleunigung oder Sprung- Elementen ist ein Achillessehnenriss häufig. Das Reißen der Achillessehne beschreiben Betroffene wie "einen lauten Knall", danach ist es unmöglich auf Zehenspitzen zu stehen. Therapeutisch wird die Sehne durch eine Operation wieder fixiert oder mit Hilfe eines Spezialschuhs zur Selbstheilung gebracht. Eine Nachbehandlung ist in jedem Fall wichtig.

  • Die Achillessehne verbindet die Wadenmuskulatur mit der Ferse. Ein An- oder Abriss passiert meistens in Folge ruckartiger Bewegungen, wie zum Beispiel plötzlichem Abbremsen oder starker Beschleunigung.
  • Beim Achillessehnenriss ist oft ein lauter Knall zu hören. Ein recht deutliches Indiz ist es außerdem, wenn der Betroffene nicht mehr auf den Zehenspitzen stehen kann.
  • In den meisten Fällen wird die Achillessehne operativ wieder fixiert, selten wird stattdessen mit einem Spezialschuh behandelt.
  • Nach der Operation muss der Fuß einige Tage ruhiggestellt werden, ehe die langsame Aufbauarbeit beginnen kann. Physiotherapie ist wichtig, um den vollen Bewegungsspielraum wiederherzustellen.

Die Achillessehne ist eine Sehne, die eine Verbindung zwischen der Wadenmuskulatur (Mm. Gastrocnemii) und der Ferse herstellt. Sie ist sozusagen der Ausläufer der Wadenmuskulatur. Durch diese Konstruktion ist es möglich den Fuß zu bewegen, zu kreisen und auf Zehen zu stehen. Das spielt unter anderem eine wichtige Rolle beim Abrollen des Fußes während des Gehens, Laufens und bei Sprüngen.

Vorbeugende Maßnahmen zum Schutz dieser Sehne sind je nach körperlicher Verfassung unterschiedlich zu setzen (Haltungsschulung). Wichtig ist in jedem Fall ein ausreichendes Aufwärmtraining, damit die Muskulatur vor dem Sport gut durchblutet wird. Wenn Sie das Gefühl haben, ihre Achillessehne ist bereits gereizt (leichte Schmerzen, Druckschmerz), ist es ratsam die Sehne vor dem Sport mit einem speziellen Klebeband zu tapen. Eine Anleitung zur Selbstdurchführung kann Ihnen ein Physiotherapeut oder Orthopäde mit entsprechender Zusatzausbildung geben.

Am häufigsten geschieht ein Abriss der Achillessehne bei Sportarten mit starken Abbremsbewegungen, schnellem Richtungswechsel oder bei Sprüngen (Absprung und Landung). Wer Turnen, Badminton oder Squash betreibt, ist bei beschädigter Achillessehne am meisten gefährdet. Aber auch bei Tennis, Volleyball, Leichtathletik und Fußball wird die Verletzung oft beobachtet.

Die Achillessehne kann nur reißen, wenn sie bereits vor dem Abriss kleine Schädigungen aufweist. Ursachen hierfür gibt es viele:

  • Fehlstellung: Fehlstellung der Füße oder der Beinachsen (z.B. Knickfuß, X- oder O-Bein) kann auf Dauer zu einer Fehlbelastung der Sehne beitragen.
  • Ungleiche Beinlänge: Die Spannung der Achillessehne kann erhöht sein, wenn ein Bein des Körpers länger als das andere ist. Dies erklärt sich durch das damit einhergehende veränderte Zusammenspiel der Bein- und Beckenmuskulatur.
  • Verkrümmung in der Wirbelsäule: Auch eine Wirbelsäulenverkrümmung (Skoliose) verändert die Zugbelastungen der Muskulatur und kann bestimmte Körperbereiche wie z.B. die Achillessehne anfälliger für Verletzungen machen.
  • Unpassende Sportschuhe: Es ist sehr wichtig, das Sportschuhe weder zu eng noch zu groß sind und dem Fuß einen festen Halt geben. Zu kleine Schuhe können die Achillessehne durch Druck reizen - zu große Schuhe durch Reibung. Dadurch kann sich zudem ein Fersensporn bilden, dieser kann wiederum eine Ursache für eine gereizte Sehne sein.
  • Vorheriges Umknicken mit dem Fuß: Ein starkes Umknicken mit dem Fuß kann kleine Rupturen in der Achillessehne auslösen, sind diese noch nicht vollständig ausgeheilt, ist das Risiko eines Risses der Sehne erhöht.
  • Abnutzung der Achillessehne als normaler Prozess des Älterwerdens: Gelenke, Sehnen und Knochen werden durch den allmählichen Abbau im Alter anfälliger für Verletzungen.

Den Abriss der Achillessehne kann ein Betroffener sofort selbst erahnen. Typisch ist ein vorrangegangener "lauter Knall". Der Fuß schmerzt und es zeigt sich eine blaue Verfärbung sowie das Anschwellen um den verletzten Bereich. Direkt danach ist das Stehen auf Zehenspitzen mit dem betroffenen Fuß unmöglich, häufig hängt sogar die Fußspitze beim Anheben des Beines herunter. Zudem kann oberhalb des Abrisses eine Delle ertastet werden. Das Bein muss sofort geschont, der Sport unterbrochen und ein Arzt gerufen werden.

Der Arzt führt in der Regel zusätzlich ein bildgebendes Verfahren (MRT oder Sonographie) durch, um festzustellen, ob auch ein Teil des Fersenbeinknochens oder andere Strukturen beschädigt sind.

Direkt nach der Verletzung sollte das Bein sofort hochgelagert und gekühlt werden. Wenn die Sehne tatsächlich ganz abgerissen ist, wird sie in der Regel durch eine Operation wieder befestigt. Danach muss der Fuß zwischen 7 und 10 Tage ruhig gestellt werden.

Die Nachbehandlungen spielen eine große Rolle, um den gesamten Bewegungsspielraum wieder vollkommen herzustellen. Wichtig ist, dass die Muskelbäuche in der Wade nicht zu stark an Volumen abnehmen oder verkürzen. In der Physiotherapie wird dem mit bestimmten Techniken entgegengewirkt: Über einen längeren Zeitraum wird das Gewicht, mit dem der betroffene Fuß belastet werden darf, schrittweise erhöht, bis das volle Körpergewicht wieder eingesetzt werden kann. Die volle Belastung ist meist zwischen der 3. bis 6. Woche wieder möglich.

Ab der 6. Woche wird durch geeignete Maßnahmen wie z.B. Schwimmen die Muskulatur aufgebaut und Ausdauer und Koordination wieder hergestellt. Wichtig ist, sich bewusst zu sein, dass die Verbindungen zwischen dem Muskel der Sehne und dem Knochen noch ein Jahr weiterhin anfällig sind. Wenn man also ein erneutes Ein- oder Abreißen der Sehne verhindern will, sollte man in dieser Zeit vorsichtiger beim Sport sein und besonders ruckartige Bewegungen und Sprünge vermeiden.

Mit einem ausführlichen Befund durch einen Orthopäden oder Physiotherapeuten kann man im Anschluss die Ursache für die empfindliche Achillessehne abklären lassen. Dies ist sehr empfehlenswert um die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Auftretens einer solchen Verletzung zu vermindern.

Sollte eine Operation nicht möglich sein, gibt es auch eine alternative Variante um die gerissene Sehne wieder zu heilen:

Diese besteht darin, dass ein bestimmter Spezialschuh zur Stabilisierung über einen Zeitraum von 6 Wochen getragen wird. Der Fuß wird durch den Schuh in eine Spitzfußhaltung gebracht, dadurch werden Ferse und Wade angenähert und die Sehne kann durch Vernarbung wieder anwachsen. Diese Therapie wird auch durchgeführt, wenn die Sehne nur angerissen ist. Die Nachbehandlungen sind hier genauso wichtig wie nach einer Operation.

  • Typische Fußballverletzungen vermeiden und effektiv behandeln, H. Wacha, C. Fuhr, A. Katzenmeier, Maier & Maier Verlag, Aachen, 2011
  • Therapielexikon der Sportmedizin: Behandlung des Verletzungen des Bewegungsapparates, S. Maibaum, M. Braun, Springer-Verlag, Berlin Heidelberg, 2001
  • Rehabilitation nach Achillessehnenruptur, Timm Knodel, 1. Auflage, Grin Verlag, Norderstedt, 2001
  • Handbuch Sportverletzungen, Prävention Diagnostik und Therapie, Erste-Hilfe-Maßnahmen, Christian Plesch, Rainer Siev, Meyer & Meyer Verlag, Aachen, 2009
  • Orthopädie, Jürgen Krämer, Joachim Grifka, 7. Auflage, Springer Medizin Verlag, Heidelberg, 2005
  • Sportverletzungen von A-Z: Gesundheitscoach: Von Schulmedizin bis Naturheilkunde, Thomas Wessinghage, Wolfgang Feil, Haug Verlag, Stuttgart, 2009

Autor:in:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

10. September 2020

Erstellt am:

20. Februar 2014

Stand der medizinischen Information:

10. September 2020


ICD-Code:
  • S86

Mehr zum Thema

Derzeit aktuell

Neueste Beiträge