Die 7 häufigsten Hand-Erkrankungen

Doktor schaut sich die schmerzende Hand eines Patienten an
Die Hand ist sehr verletzungsanfällig.
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Unsere Hände sprechen Bände. Sie können gestikulieren, greifen, tasten, aber kaum das wahre Alter eines Menschen verbergen. 

Medizinische Expertise

David Böckmann

OA Dr. David Böckmann

Facharzt für Orthopädie, Traumatologie und Unfallchirurgie
Hauptstrasse 4, 7000 Eisenstadt
www.dr-boeckmann.at
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Hände erfüllen jedoch weit mehr Funktionen: Sie sind dank vieler Rezeptoren in der Hand ein wichtiges Sinnesorgan des Menschen. Schon kleinste Verletzungen können das Zusammenspiel von 27 Knochen, Bändern, Sehnen und Muskeln beeinträchtigen. Ist die Bewegung der Hände eingeschränkt, können meist wichtige alltägliche Funktionen nicht mehr erfüllt werden. Schmerzen an den Fingern, in den Muskeln, in den Gelenken im Bereich der Hände, können viele Ursachen haben, wie die folgenden 7 häufigsten Hand- Erkrankungen zeigen.

  • Das Karpaltunnelsyndrom wird oft durch PC-Arbeit ausgelöst und verursacht Schmerzen sowie ein Taubheitsgefühl in den Fingern.
  • Stechende oder ziehende Schmerzen im Bereich des Handgelenks deuten oft auf eine Sehnenscheidenentzündung hin.
  • Die Dupuytren'sche Kontraktur verursacht Knoten an der Handinnenfläche, wegen der Finger nicht mehr richtig ausgestreckt werden können.
  • Auch akute Verletzungen, rheumatoide Arthritis, Arthrose und andere Erkrankungen können Symptome an den Händen bewirken.

Der Karpaltunnel befindet sich am Handgelenk, hier fließen die Nerven vom Unterarm zur Hand. Durch ständigen Druck oder Überlastung des angrenzenden Gewebes kann der Nerv eingeengt und in der Folge beschädigt werden.

Auch eine ergnonomisch falsch positionierte Computertastatur kann zur Folge haben, dass die Sehnen im Karpaltunnel anschwellen und den Medianus-Nerv "unter Druck" setzen. Die Folgen sind heftige Schmerzen, die mitunter bis in die Schulter- oder Nackengegend ausstrahlen können.

Erste Symptome sind: 

  • Taubheitsgefühle der Finger ("Einschlafen", meist nachts),
  • Muskelschwäche
  • eingeschränkte Funktionstüchtigkeit (z.B. beim Schrauben einer Flasche)

Die Handchirurg:in erkennt ein Karpaltunnelsyndrom im Rahmen einer fachärztlichen Untersuchung anhand der typischen Beschwerden. 

Die Diagnose wird abgesichert durch:

  • MRT
  • Messung der Nervenleitgeschwindigkeit

Zwar können die Symptome mit Injektionen entzündungshemmender Medikamente oder einer Nachtschiene anfangs erfolgreich behandelt werden, es hat sich aber beim Karpaltunnelsyndrom (CTS) die Operation als erfolgreichste Behandlungsmethode etabliert. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten:

  • die offene Operation
  • die endoskopische Operation ("Schlüssellochtechnik")

Beide haben zum Ziel, das Bindegewebsband um den Karpaltunnel zu lockern, um damit den Nerv zu entlasten.

Wird durch Verschleißerscheinungen an den Knorpeln, die die Knochenenden schützen, hervorgerufen. Im Allgemeinen kann eine Arthrose an jedem Gelenk auftreten, an den Händen ist meist das Daumensattelgelenk betroffen. Mediziner:innen sprechen von einer Rhizarthrose. Diese Form ist eine häufige Ursache für starke Schmerzen an der Daumenbasis. 

Zu einer Rhizarthrose können führen:

  • Abnützung
  • Gelenksentzündungen
  • Gelenksfehlstellungen
  • Fehlbelastungen 

Symptome: Die Schmerzen können sowohl in Ruhe, als auch bei bestimmten Bewegungen (beim Greifen oder Halten) auftreten, das Gelenk kann auch gerötet oder geschwollen sein.

Eine weitere häufige Form der Arthrose an der Hand ist die Handgelenksarthrose oder Radiokarpalarthrose. Diese betrifft eine Abnützung zwischen Speiche und Handwurzel im Bereich des Gelenks.

Die notwendige Behandlung richtet sich vor allem nach dem Grad der Abnützung und den dadurch verursachten Schmerzen. Die Beschwerden können gelindert und die Daumenfunktion wiederhergestellt werden durch:

  • Gezielte Infiltrationen der kleinen Gelenke an der Hand
  • die Verordnung einer speziellen Schiene

Falls es zu anhaltenden Beschwerden kommt, kann der Patient:in bei Rhizarthrosemit mit einer Operation geholfen werden. Ob Entfernung der schmerzhaften Knochenenden oder Implantation eine Daumensattelgelenksprothese, die operative Behandlung der Rhizarthrose ist eine der erfolgreichsten Operationen in der Handchirurgie mit einer sehr hohen Patientenzufriedenheit.

Ein Ganglion ist eine Schwellung, die im Weichgewebe des Handgelenksbereichs oder der Finger auftritt und Schmerzen auslösen kann. Dabei handelt es sich um eine mit gelartiger Flüssigkeit gefüllte Ausstülpung, eine gutartige Veränderung an der Hand. Ein Ganglion muss aber von anderen Wucherungen (z.B. von anderen Hauttumoren) unterschieden werden.

Ein Ganglion kann auftreten:

  • ohne erklärbare Ursache
  • aber auch infolge von Verletzungen
  • oder chronischem Druckreiz

Umgangssprachlich wird es oft als Überbein bezeichnet. Mithilfe einer MRT-Untersuchung kann die Fachärzt:in ein Ganglion sicher diagnostizieren. Mitunter kann es sich von selbst wieder zurückbilden. Ein störendes Ganglion kann in der Regel problemlos und schonend chirurgisch entfernt werden.

Auch Tendovaginitis genannt, macht sich die Sehnenscheidenentzündung vor allem durch stechende oder ziehende Schmerzen und Schwellungen im Bereich des Handgelenks oder der Finger bemerkbar.

Wenn aufgrund der Sehnenscheidenenge der Finger hängen bleibt und schmerzt, spricht man von einem schnellenden Finger. Hier kann der Patient:in rasch mit einer Operation in lokaler Vereisung oder einer einmaligen Kortisonspritze geholfen werden.

Der Morbus Dupuytren ist eine chronische, fortschreitende Bindegewebserkrankung bei der derbe Stränge und Knoten in der Haut der Hohlhand zu beobachten sind. Letztlich kommt es zu einem Streckverlust der Finger mit gestörter Funktion der Hand.

Die Erkrankung wurde nach Baron Guillaume Dupuytren benannt, sie verläuft meist schmerzfrei bzw. in Schüben. Größere Knoten können möglicherweise einen Druckschmerz oder Spannungsgefühl hervorrufen. Die Erkrankung schreitet jedoch fort, wenn sie unbehandelt bleibt und es kommt zur Bildung von Gewebssträngen zwischen Hohlhand und Fingern. Dies kann im späteren Verlauf die Streckfähigkeit der Finger einschränken und bei Alltagstätigkeiten führen z.B. zu Problemen beim:

  • Greifen
  • Händeschütteln
  • Schreiben etc.

Eine MRT- Untersuchung durch die Handchirurg:in ermöglicht eine sichere Diagnose.

Da die Erkrankung fortschreitet, sollte schon im frühen Stadium mit einfacher und schonender Methoden wie Nadelstichelung oder der Injektionen mit Kollagenase der Krankheitsverlauf gebremst und somit die Handfunktion wiederhergestellt werden.

Dies ist eine Krankheit, bei der das Immunsystem das eigene Gewebe angreift und häufig in Finger- und Handgelenken Schmerzen verursacht. Rheumatische Erkrankungen verlaufen jedoch nicht einheitlich, diese entzündlichen Erkrankungen können an fast allen Organen auftreten.

Bei rheumatoider Arthritis an den Händen kommt es zu einer entzündlichen Veränderung der Gelenksinnenhaut und Sehnenscheiden. In der Folge schwellen die Fingergelenke oder das Handgelenk an. 

Schreitet die Entzündung voran:

  • können Gelenke zerstört
  • Fehlstellungen hervorgerufen werden
  • können die Hände ihren eigentlichen funktionellen Aufgaben nicht nachkommen

Diagnose: Im Zuge einer ausführlichen Anamnese untersucht die Fachärzt:in die Hände, ergänzend dazu wird eine MRT durchgeführt. Eine Laboruntersuchung zeigt, ob rheumatoide Entzündungsfaktoren vorliegen. 

Je nach Stadium der Erkrankung stehen verschiedene Therapien zur Wahl. Einerseits können die Beschwerden gelindert werden durch:

Andererseits gibt es in fortgeschrittenen Stadien unterschiedliche chirurgische Möglichkeiten. So etwa kann eine Operation durchgeführt werden, um den Druck auf die Nerven zu nehmen, hinzu kommt eine Entfernung der Sehnenscheiden, möglicherweise können auch Gelenksversteifungen erforderlich sein. Die entsprechende Therapie erfolgt individuell in Zusammenarbeit mit einer erfahrenen Radiolog:in bzw. Handchirurg:in.

Bedingt durch Freizeit- und Arbeitsunfälle mit bleibenden Schäden und Funktionsverlust an der Hand. Dauerbelastung, also Aktivitäten, die immer wieder die gleichen Handgelenksbewegungen beinhalten, machen das Gewebe um die Handgelenke empfindlich für Entzündungen und können Schmerzen verursachen (z.B. Computerarbeit).

Weiters können alltägliche Aktivitäten in Haus, Garten, Freizeit und am Arbeitsplatz, Verletzungen wie Schnitte, Stiche, Bisse oder Verletzungen mit Maschinen zu Verletzungen führen, die die Funktion der Hände einschränken. Jede noch so kleine Verletzung sollte daher von einer erfahrenen Handchirurg:in behandelt werden.

  • Achten Sie bei Alltagstätigkeiten auf Ergonomie, wie z.B. die richtige Schreibtischhöhe, eine entsprechende Tastatur Ihres PCs, evtl. auch auf eine ergonomische "Maus".
  • Vergessen Sie nicht, bei monoton ablaufenden Bewegungen Pausen einzulegen und die Hände zu entspannen, die Muskeln und Sehnen zu dehnen.
  • Tragen Sie bei der Gartenarbeit Handschuhe, um Schnitte oder Verletzungen (an Dornen, Ästen oder auch Scherben) zu vermeiden.
  • Bedenken Sie die Infektionsgefahr, wenn Sie sich z.B. mit einem Küchenmesser schneiden.
  • Handschuhe beim Radfahren oder Skaten schützen vor Sturzverletzungen.

Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

14. Februar 2024

Erstellt am:

19. Oktober 2016

Stand der medizinischen Information:

21. April 2020

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