Hexenschuss (Lumbago, Lumbalgie)

Mann mit Hexenschuss greift sich auf schmerzenden Rücken.
Beim Hexenschuss kommt es nach einer Fehlhaltung zu heftigen Schmerzen, meist im Bereich der Lendenwirbelsäule.
© BillionPhotos.com / Fotolia.com
Direkt zum Inhaltsverzeichnis

Beim Hexenschuss machen meist plötzlich einsetzende, intensive Kreuzschmerzen eine aufrechte Körperhaltung nahezu unmöglich. 

Medizinische Expertise

Thomas Kalmar

OA Dr. Thomas Kalmar, MSc

Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie
Karl-Eybl-Gasse 1/1/7, 3500 Krems an der Donau
www.dr-kalmar.at
Medizinische Fachbeiträge auf MeinMed.at werden von 🇦🇹 österreichischen Ärzt:innen und medizinischen Expert:innen geprüft.

Inhaltsverzeichnis

Die häufigsten Ursachen sind Fehlbelastungen und Verspannungen. Dabei verhaken sich die kleinen, mit vielen schmerzempfindlichen Nervenfasern ausgestatteten Gelenke oder blockieren. Nur in seltenen Fällen kommt ein Bandscheibenvorfall als Ursache in Frage. Ein Hexenschuss klingt im Normalfall innerhalb weniger Tage von selbst ab. Die Gabe von Schmerzmedikamenten, Wärmetherapie und Massagen können die Schmerzen lindern und verhindern, dass sie chronisch werden.

  • Beim Hexenschuss sorgen sich ineinander verhakende oder blockierende Gelenke für plötzliche starke Schmerzen.
  • Etwa 80 % aller Menschen sind mindestens einmal im Leben betroffen. Besonders häufig treten die Schmerzen im unteren Rücken auf.
  • Die häufigste Ursache sind Überbelastungen oder Fehlhaltungen, die etwa bei einer ungeschickten abrupten Bewegung auftreten können. Ein Bandscheibenvorfall oder organische Ursachen sind ebenfalls möglich, aber eher selten.
  • Ein Hexenschuss vergeht innerhalb weniger Tage von selbst, in der Therapie sollte man sich daher auf die Linderung der Schmerzen fokussieren. Dazu eignen sich unter anderem Massagen, Wärmebäder, Schmerzmittel oder in besonders schweren Fällen Schmerzspritzen.

80% der Menschen haben im Laufe ihres Lebens mindestens 1 x einen Hexenschuss. Die Form des Rückenleidens tritt vorwiegend bei jüngeren Menschen auf. Besonders häufig sind Menschen im Alter zwischen 30 und 50 Jahren betroffen. Nach dem 60. Lebensjahr tritt ein Lumbago nur noch selten auf. Grund dafür ist eine Versteifung der Wirbelsäule, die einer Verdrehung der Gelenke entgegenwirkt.

Verspannungen und Fehlbelastungen der Wirbelsäule zählen zu den häufigsten Ursachen bei einem Hexenschuss. Nur selten ist ein Bandscheibenvorfall Auslöser der Beschwerden:

  • Überbelastung und Fehlhaltung: Ein Hexenschuss tritt oft in Zusammenhang mit Überbelastung und Fehlhaltung auf. Recht typisch ist ein plötzlicher Schmerz, der durch eine abrupte Bewegung oder eine ungünstige Körperhaltung hervorgerufen wird. Die kleinen, mit vielen, schmerzempfindlichen Nervenfasern durchzogenen Gelenke verhaken sich oder blockieren.
  • Verschleißerscheinungen (degenerative Prozesse): Normale Alterungsprozesse führen zu einer Degeneration der Gelenke und bewirken eine erhöhte Anfälligkeit für Schmerzzustände. Chronischer Bewegungsmangel und eine schwach ausgeprägte Rückenmuskulatur fördern diese Abnutzungserscheinungen der Wirbelsäule zusätzlich.
  • Verkrampfung der tiefliegenden Rückenmuskulatur: Muskelverspannungen und -verhärtungen sowie Sehnenreizungen, die in der Tiefe des Rückens an der Wirbelsäule ansetzen kommen als mögliche Auslöser in Frage. Sie bewirken eine Blockierung des Gelenks. Muskelverspannungen können sowohl körperlich als auch psychisch verursacht sein. Denn auch anhaltender Stress und depressive Verstimmungen begünstigen das Auftreten von Rückenschmerzen.
  • Bandscheibenvorwölbung (Diskusprotrusion): Die Bandscheiben sind die natürlichen Stoßdämpfer zwischen Wirbelsäule und Wirbelkörper. Bestimmte Bewegungsabläufe, so zum Beispiel das Heben schwerer Gegenstände erhöhen den Druck. Die Folge: Die Bandscheibe wölbt sich nach vorne und verursacht Schmerzen. Die Bandscheibenvorwölbung ist eine Vorstufe des Bandscheibenvorfalls.
  • Bandscheibenvorfall (Diskusprolaps): Bei einem Bandscheibenvorfall verschiebt sich der Kern der Bandscheibe aus seiner Position. Achtung! Treten neben Schmerzen auch Lähmungen und Blasen- oder Darmprobleme (Inkontinenz) auf, sollte unverzüglich ein Arzt konsultiert werden.
  • Organische Ursachen: In seltenen Fällen lösen auch Tumorerkrankungen oder Erkrankungen der inneren Organe (allen voran des Enddarms, der Niere oder der weiblichen Geschlechtsorgane) Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule aus.

Die Schmerzen bei einem Hexenschuss betreffen meist den unteren Teil des Rückens – die Region der Lendenwirbelsäule. Sie können aber auch in daneben liegende Regionen ausstrahlen. Strahlt der Schmerz ins Bein aus, spricht man übrigens von einer Ischialgie.

Typisch bei einer akuten Lumbalgie sind plötzlich einsetzende, heftige Schmerzen, die eine aufrechte Körperhaltung nahezu unmöglich machen. Manchmal können aber auch Stunden zwischen dem auslösenden Ereignis und den Beschwerden liegen.

Der Schmerz selbst wird als ziehend, stechend oder bohrend beschrieben. Er ist oft posititionsabhängig und verstärkt sich beim Aufrichten aus einer gebeugten Haltung. Um die Schmerzen ertragen zu können, nehmen die Betroffenen gerne eine Schonhaltung mit nach vorne gebeugtem oder zur Seite gekipptem Rücken ein. Die daraus resultierende Fehlhaltung fördert ungünstiger Weise zusätzliche Verspannungen.

Manchmal haben Betroffene auch angespannte Muskeln, die sich in Form eines steifen Rückens bemerkbar machen. Die einzelnen angespannten Muskelbereiche sind auch als kleine Knoten (Myogelosen) in der Muskulatur zu tasten.

In der Regel sind die Symptome zwar schmerzhaft und unangenehm, jedoch vollkommen harmlos. Kommen jedoch andere Beschwerden wie Taubheitsgefühle, Lähmungen und Schwierigkeiten beim Wasserlassen und Stuhlgang hinzu, sollten Sie unverzüglich einen Arzt aufsuchen. Diese Symptome können auf schwerwiegendere Ursachen wie z.B. einen Bandscheibenvorfall hinweisen.

Der Krankheitsverlauf kann je nach Alter und allgemeiner, körperlichen Verfassung des Betroffenen variieren. In der Regel klingen die Schmerzen innerhalb weniger Tage ab. Die eingeschränkte Bewegungsfähigkeit währt in etwa 1-2 Tage. Grundsätzlich gilt: Wenn die starken Schmerzen bei einem Hexenschuss mehr als drei Tage anhalten oder zusätzliche Beschwerden hinzukommen, sollten Sie dringend einen Arzt zurate ziehen. Bei länger andauernden Schmerzen besteht die Gefahr, dass der Körper eine Art Gedächtnis bildet und die Schmerzen chronisch werden.

ZEITDAUER SYMPTOME BEI EINEM NORMALEN KRANKHEITSVERLAUF
1. und 2. Tag Starke Schmerzen und gravierende Bewegungseinschränkung
3. und 4. Tag Abklingen der Symptome bei nur mehr mäßigen Schmerzen, deutliche Verbesserung der Bewegungsfähigkeit
Bis zu 2 Wochen Leichte Schmerzen, keine Bewegungseinschränkung

Vermutet der Arzt einen Hexenschuss wird er anhand der Krankengeschichte, der genauen Symptomatik und einer körperlichen Untersuchung rasch die richtige Diagnose stellen können. Im Rahmen der körperlichen Untersuchung prüft der Arzt die Muskelreflexe und die Beweglichkeit der Wirbelgelenke. Auf diese Weise kann er Blockierungen im Lendenwirbelbereich erkennen.

Um schwerwiegende Ursachen auszuschließen werden weiterführende Diagnosemethoden angewandt. Dazu eignen sich unter anderem bildgebende Untersuchungsverfahren wie Röntgenaufnahmen, Ultraschalluntersuchungen (Sonographie), Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT). Auch Blutuntersuchungen erleichtern die Diagnosestellung. Diese Diagnoseinstrumente kommen insbesondere dann zum Einsatz, wenn Gefühlsstörungen und Lähmungen vorliegen.

Ein typischer Hexenschuss klingt innerhalb weniger Tage von selbst ab. Die Therapie richtet sich deshalb auf die Linderung der Schmerzen. Eine Schmerztherapie ist auch deshalb sinnvoll, um weitere muskuläre Verspannungen infolge von einer Schonhaltung zu vermeiden. Eine Schonung ist nur am ersten Tag, bei sehr intensiven Kreuzschmerzen empfehlenswert. Danach hat moderate Bewegung einen therapeutischen Einfluss auf den weiteren Verlauf.

  • Stufenbettlagerung: Die Stufenbettlagerung entspannt den Ischiasnerv und die Rückenmuskeln und lindert so den Schmerz. Legen Sie sich hierfür etwa 20-30 Minuten in Rückenlage auf den Boden. Winkeln Sie Ihre Beine in einem 90 Grad-Winkel an und legen Sie Ihre Unterschenkel waagrecht auf einen Stuhl.
  • Wärmetherapie: Wärme entspannt die Muskeln. Auf dem Kreuz positionierte Wärmegürtel, Wärmepflaster, Wärmepackungen und Wärmeflaschen etc. wirken wohltuend und schmerzlindern.
  • Wärmebäder: Denselben Effekt hat ein warmes Bad. Sie können die Wirkung steigern, indem Sie zu muskelentspannenden Badezusätzen greifen.
  • Massagen: Gezielte Massagen lockern das Gewebe, lösen verhärtete Muskeln und führen so ebenfalls zu einer Schmerzreduktion.
  • Medikamente: Hierfür stehen Präparate mit schmerz- und entzündungslindernder sowie Medikamente mit muskelentspannender Wirkung zu Verfügung. Die Medikation sollte immer nur vorübergehend erfolgen. Tritt nach wenigen Tagen nicht der erwünschte Effekt ist, sollten Sie unbedingt einen Arzt befragen.
  • Infiltrationen: Bei stärkeren Formen des Hexenschuss bewirken Schmerzspritzen mit einem lokalen Betäubungsmittel einen raschen Wirkungseintritt mit Schmerzfreiheit.

Ganz wichtig: Sobald der akute Schmerz vorbei ist, sollten Sie auf Bewegung setzen. Achten Sie dabei aber darauf, nicht über Ihre Schmerzgrenze hinauszugehen und Sportarten mit abruptem Bewegungswechsel zu meiden. Gute Bewegungsformen sind Radfahren, Schwimmen und Walken.


Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

7. September 2020

Erstellt am:

7. August 2015

Stand der medizinischen Information:

7. September 2020


ICD-Code:
  • M51

Mehr zum Thema

Derzeit aktuell

Neueste Beiträge