Kreuzbandriss (Kreuzbandruptur, Kreuzbandläsion)

Mann mit Kreuzbandriss bei der Physiotherapie
Ein Kreuzbandriss benötigt physiotherapeutische Nachsorge.
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Durch eine plötzliche Drehbewegung im Kniegelenk beim Sport oder einen frontalen Aufprall bei einem Unfall kann eines der beiden oder beide Kreuzbänder ein- oder ganz reißen (Kreuzbandriss).

Medizinische Expertise

Friedrich Rohrmoser

Dr. Friedrich Rohrmoser

Facharzt für Unfallchirurgie und Sporttraumatologie
Obere Landstraße 227, 3511 Furth
www.inszentrum.com
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Das vordere Kreuzband ist von solch einer schmerzhaften Verletzung 10-mal häufiger betroffen als das hintere. Nach einer körperlichen Untersuchung und einem Stabilitätstest kann die Ärzt:in zusätzlich ein MRT oder Röntgenbild erstellen, um das Ausmaß des Schadens festzustellen. Die Therapie erfolgt entweder ohne Operation durch physikalisches Aufbautraining (Koordinations-, Gleichgewichtsübungen und Muskelkräftigung) oder durch eine operative Rekonstruktion des gerissenen Kreuzbandes.

  • Bei ruckartigen Drehbewegungen des Kniegelenks oder einem starken frontalen Aufprall kann es zum Riss eines oder beider Kreuzbänder im Knie kommen.
  • Etwa 3 bis 5 % aller Knieverletzungen hängen mit einem Kreuzbandriss zusammen, wobei das vordere Kreuzband wesentlich häufiger betroffen ist als das hintere.
  • Weit verbreitet ist die Verletzung beim Skifahren sowie anderen Sportarten, die das Knie stark belasten, wie etwa Tennis, Fußball oder Volleyball.
  • Beim Riss selbst ist oft ein Schnalzen zu hören, unmittelbar danach verspürt der Betroffen:e meistens sehr starke ziehende Schmerzen im Knie.
  • Therapiert wird entweder konservativ, vor allem im Rahmen einer Physiotherapie oder – insbesondere bei Sportler:innen – häufig auch operativ.
Art Knieverletzung
Ursachen durch ruckartige Drehbewegungen oder starken frontalen Aufprall; häufig beim Sport oder Unfällen
Diagnose Anamnese, körperliche Untersuchung, Röntgen- und MRT-Untersuchungen
Therapie konservativ mit Phsyiotherapie, operativ

Im menschlichen Knie befinden sich 2 Kreuzbänder, die für ein bewegliches, aber stabiles Zusammenspiel der Oberschenkel- und Unterschenkelknochen sorgen. 3-5 % aller Knieverletzungen betreffen eines der beiden Kreuzbänder im Kniegelenk. Jährlich werden in österreichischen Spitälern über 10.000 arthroskopische Eingriffe an einem oder beiden Kreuzbändern vorgenommen, wobei das vordere Kreuzband durch seine Lage viel häufiger betroffenen ist als das hintere.

Die Ober- und Unterschenkelknochen sind im Kniegelenk durch ein vorderes und ein hinteres Kreuzband miteinander verbunden. Gemeinsam mit den Seitenbändern, dem Innen- und Außenmeniskus sowie der Gelenkkapsel geben die Kreuzbänder dem Kniegelenk Stabilität. Sie begrenzen die Streckung des Knies und verhindern, dass Ober- und Unterschenkel beim Gehen gegeneinander verrutschen oder sich verdrehen.

Besonders beim Sport oder bei einem starken Aufprall wie bei einem Verkehrsunfall kann eines oder beide Kreuzbänder ganz oder teilweise reißen (Kreuzbandruptur). Das vordere Kreuzband ist in einem Verhältnis von 1:10 häufiger von einer Verletzung betroffen als das hintere. Häufig treten aber auch Kombinationsverletzungen, die das vordere Kreuzband, das Innenband und den Innenmeniskus betreffen (unhappy triad), auf.

  • Ursache Sportverletzung: Die Verletzung erfolgt oft nach dem gleichen Schema. Während der Fuß fest am Boden steht, erfolgt eine plötzliche Drehbewegung des Kniegelenks bei gebeugtem Kniegelenk. Dadurch gerät das vordere Kreuzband im Kniegelenk so stark unter Spannung, dass es entweder zu einem Teilriss oder zu einem kompletten Riss des vorderen Kreuzbandes kommt. Durch diese indirekte Krafteinwirkung sind vor allem Skifahrer:innen und Sportler:innen aller Ball- und Kontaktsportarten wie Tennis, Fußball, Volleyball und Handball betroffen.

  • Ursache Unfall: Ein anderes Szenario ist das direkte Kniepralltrauma, das oft auch als Armaturbrettverletzung bezeichnet wird. Dabei kommt es durch einen frontalen Aufprall, beispielsweise bei einem Auto- oder Motorradunfall, zu einer direkten Krafteinwirkung auf das gebeugte Knie. Durch die plötzliche Gewalteinwirkung von vorne wird das Knie überstreckt, wodurch das hintere Kreuzband reißt oder es kommt zur Verrenkung des Kniegelenks, wodurch meist nicht nur die Kreuzbänder, sondern auch die umliegenden Bänder und Knorpel geschädigt werden.

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  • Ziehender Schmerz im Kniegelenk: Im Moment des Unfalls spüren die Betroffenen meist einen heftigen ziehenden Schmerz im Kniegelenk.
  • Lautes Schnalzen: Oft ist im Umkreis von mehreren Metern ein lautes Schnalzgeräusch zu hören.
  • Anschwellen des Knies: Durch den Riss sammelt sich Blut im verletzten Gelenk, wodurch das Knie zum Teil stark anschwillt.
  • Schmerzen bei Bewegung und Belastung: Nach der Verletzung treten die Schmerzen vor allem bei Bewegung und Belastung auf.
  • Verlust an Stabilität: Außerdem hat das Knie durch die Schädigung des Kreuzbandes erheblich an Stabilität verloren, was sich durch Unsicherheit beim Gehen und häufiges Wegknicken des Knies bemerkbar machen kann.

Wer plötzliche Schmerzen im Kniegelenk verspürt und dabei ein schnalzendes Geräusch hört, sollte sein Bein umgehend schonen, am besten hochlegen und kühlen, um eine Schwellung möglichst gering zu halten. Danach sollten sich Betroffene von einer Ärzt:in untersuchen lassen.

  • Die Orthopäd:in, Unfallchirurg:in oder Allgemeinmediziner:in versucht durch Beschreibungen der Patient:in den Unfallhergang zu rekonstruieren, um Hinweise auf mögliche Schäden am Kniegelenk zu erhalten.
  • Bei einer körperlichen Untersuchung prüft die Ärzt:in die Stabilität des Knies. Sind die Kreuzbänder verletzt, tritt häufig das sogenannte Schubladen-Phänomen auf. Dabei sind Ober- und Unterschenkelknochen durch die fehlende Stabilisierung der Kreuzbänder auf abnorme Weise gegeneinander verschiebbar. Da die Patient:innen nach der Verletzung häufig unter großen Schmerzen leiden, werden die Untersuchungen zum Teil unter örtlicher Betäubung oder Narkose durchgeführt. Anhand der charakteristischen Schmerzen, des plötzlichen Geräusches und der darauf folgenden Instabilität können Ärzt:innen häufig eine Verdachtsdiagnose stellen.
  • Zur Absicherung der Diagnose und um mögliche Begleitverletzungen an Innen- und Außenmeniskus, den Seitenbändern sowie am Gelenksknorpel oder den Knochen festzustellen, können anschließend Röntgen- und MRT-Untersuchungen durchgeführt werden.

Die Erstversorgung erfolgt direkt nach Eintreten der Verletzung:

  • das Bein sollte dafür hochgelegt werden 
  • das Knie gekühlt und entlastet werden
  • zur Entlastung beim Gehen werden Krücken verwendet
  • Schmerzen und Schwellungen werden mit Hilfe von Medikamenten behandelt
  • Stark geschwollene Knie mit blutigen Ergüssen werden punktiert, indem die angesammelte Flüssigkeit im Gelenk mit einer Hohlnadel abgelassen wird.

 

Behandelt wird das verletzte Kreuzband entweder:

  • konservativ mit Physiotherapie zum Muskelaufbau bzw. durch Bewegungs-, Gleichgewichts- und Koordinationsübungen zur Stabilisierung des Knies oder
  • operativ, dabei wird das gerissene Kreuzband durch ein Transplantat ersetzt oder beim Teilriss wieder zusammengenäht.

Die Therapiewahl hängt in erster Linie von den Belastungsanforderungen der Patient:in an ihr Knie ab und von der allgemeinen Stabilität des Knies.

Operative Behandlung:

Wenn der Betroffen:e bald nach der Verletzung wieder intensiv sportlich aktiv sein möchte, wird in der Regel eine Operation durchgeführt. Zur Rekonstruktion des Kreuzbandes werden meist körpereigene Sehnen des Oberschenkelmuskels oder der Patellasehne entnommen und als Kreuzbandersatz (Transplantat) fixiert. In seltenen Fällen kann die Ärzt:in auf synthetische Transplantate zurückgreifen, diese haben sich gegenüber dem Eigenmaterial aber eher nicht bewährt. Die Operation wird in den allermeisten Fällen arthroskopisch durchgeführt.

Nach dem Eingriff sollten die Patient:innen eine Gehhilfe nutzen, um das Knie nicht voll zu belasten. Häufig wird auch eine Knieschiene für die ersten 6 Wochen nach der Operation angelegt, um ein besseres Einheilen des Transplantates zu ermöglichen. Wenige Tage nach der Operation wird bereits mit der Physiotherapie begonnen. Nach 6 Wochen kann ein vorsichtiges Training auf dem Heimtrainer beginnen. Nach 3 Monaten können die Betroffenen kurze Strecken langsam joggen, nach einem Dreivierteljahr kann das Bein in der Regel wieder vollständig belastet werden. Bis zu diesem Zeitpunkt sind intensives Training und Kontaktsportarten untersagt.

Ein operiertes Kreuzband ist nicht so widerstandsfähig wie ein vollkommen gesundes. Besonders in der Anfangszeit kann es nach längeren und intensiven Belastungen zu Reizungen und zu leichten Schwellungen kommen, trotzdem muss man sich beim Sport nicht zurücknehmen.

Konservative Behandlung: 

Entscheiden sich Betroffene und Ärzt:in aber gegen eine Operation und damit für eine konservative Therapie mit Bewegungsübungen zum Muskelaufbau, droht ein vorzeitiger Verschleiß des Kniegelenks mit Knorpel- und Meniskusschäden. Außerdem ist das Knie häufig etwas instabiler, was sich bei den Betroffenen in einer leichten Gangunsicherheit bemerkbar macht. Bandagen und Schienen können zusätzlich entlasten und stabilisieren.

  • Knie schonen: Um das Knie nach einem Kreuzbandriss zu schonen, sollten Betroffene Drehbewegungen des Knies sowie das Gehen auf unebenem Untergrund und abrupte Richtungswechsel vermeiden.
  • Leichtes Training: Zu Hause können die Muskeln durch leichtes Training, beispielsweise auf dem Fahrrad, durch Kniebeugen oder Koordinationsübungen, gestärkt und somit die Stabilität des gesamten Knies erhöht werden. Außerdem bleibt das Gelenk auf diese Weise beweglich.
  • Auf Sport vorbereiten: Um Verletzungen der Bänder zu vermeiden, sollte man sich auf Sport vorbereiten, das Training nur langsam erhöhen. Vor dem Skifahren können die Muskeln, Sehnen und Bänder beispielsweise durch Skigymnastik auf die ungewohnten Bewegungsabläufe vorbereitet werden.
  • Nach Belastung schonen: Wenn das Knie nach längerer Belastung anschwillt und schmerzt, sollte es geschont, auf einen Stuhl hochgelegt und mit einem Eispack gekühlt werden.
  • Interview mit Dr. Friedrich Rohrmoser, Facharzt für Unfallchirurgie und Sporttraumatologie
  • Orthopädie und Unfallchirurgie, Duale Reihe, F. Niehard, J. Pfeil, P. Biberthaler, Georg Thieme Verlag, Stuttgart
  • Praxis der konservativen Orthopädie, herausgegeben von H. Bischoff, J. Heisel, H. Locher, Georg Thieme Verlag, Stuttgart
  • Orthopädie und Unfallchirurgie, Taschenlehrbuch, herausgegeben von N. Wülker, Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

10. Januar 2024

Erstellt am:

28. Dezember 2016

Stand der medizinischen Information:

28. Dezember 2016


ICD-Code:
  • S83

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