Warum man bereits bei Anzeichen von Übergewicht, Diabetes und Bluthochdruck handeln sollte, hat minimed.at im Interview mit dem ärztlichen Leiter des Moorheilbads Harbach, Prim. Dr. Johannes Püspök erläutert:
Die erste Gruppe sind Personen, die die Gesundheitsvorsorge aktiv (GVA) nützen. Das ist eine Weiterentwicklung der Kur, im Mittelpunkt steht aktive Lebensstilmodifikation. Nachhaltige Änderungen im täglichen Ablauf sollen besonders Menschen ansprechen, die unter 55 Jahren sind und noch im Erwerbsprozess stehen. Oft sind schon Anzeichen von Übergewicht bzw. leichten gesundheitlichen Beschwerden vorhanden. Bei dem 3-wöchigen Aufenthalt geht es in erster Linie um Änderungen in den Bereichen Ernährung, Bewegung und mentale Gesundheit - je nachdem wo die Person ihre spezifischen Probleme hat.
Die zweite Gruppe sind Akutpatienten mit degenerativen Erkrankungen im Bewegungs- und Stützapparat, sprich mit Abnützungserscheinungen und mehr oder minder starken Beschwerden und Bewegungseinschränkungen.
Dann gibt es noch die dritte Gruppe, die orthopädische Rehabilitiation: Das sind Personen mit sehr starken schmerzhaften Bewegungseinschränkungen z. B aufgrund von chronischen Wirbelsäulenproblemen, nicht operierten Bandscheibenvorfällen, Verplattungen von Teilen der Wirbelsäule oder auch Implantationen von Endoprothesen im Bereich der Schultergelenke oder Sprunggelenke.
Je nach Vorgeschichte des Patienten wird eine gründliche Untersuchung gemacht und dann ein Therapieplan erstellt – je nachdem, ob der Patient ein Kurpatient, ein GVA-Patient oder ein Reha-Patient ist. Wir müssen uns im Rahmen der Leistungsprofile bewegen, die mit der Indikation verbundenen sind.
Der Therapiebogen reicht bei leichten Fällen von Moorbädern und allgemeiner Bewegungstherapien bis zum Ausdauertraining und dem Training der Muskulatur. Je problematischer und schmerzhafter das Zustandsbild ist, desto spezifischer wird der therapeutische Fokus: Der Rehapatienten macht täglich Heilgymnastik mit einem begleitenden Physiotherapeuten, sei es in der Ordination oder unter Wasser. Es gibt eine spezifische Muskelaufbautherapie, die genau auf jene Muskelgruppen abzielt, wo Defizite vorliegen. Auch Strombehandlungen kommen gegen spezifische Schmerzzustände zum Einsatz.
Präventionspatienten bekommen ein bestimmtes Bewegungsprogramm mit, mit dem sie sich dann gesund erhalten können. Die Rehabilitationspatienten am anderen Ende der Skala bekommen einen ganz spezifischen Übungskatalog mit, den sie solange wie möglich durchführen sollten.
Dazu zählt etwa die multimodale interdisziplinäre Schmerztherapie. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Menschen mit chronischen Schmerzen lange völlig unbehandelt bzw. völlig unerkannt "von Pontius bis Pilatus" laufen und sehr viele Probleme aufgrund der Schmerzen haben. Sie ziehen sich aus ihrer Umgebung, aus ihrem Freundeskreis bzw. auch aus dem Beruf zurück und werden durch chonische Schmerz oft depressiv. Da wollen wir gezielt eingreifen: Wir haben ein eigenes System im Haus aufgebaut, das Patienten als chronische Schmerzpatienten identifiziert, sie werden dann in einer eigenen Schmerzambulanz betreut. Dazu zählen etwa eine eigene psychologische Begleittherapie, eine schmerzmedizinische Betreuung durch speziell geschulte Experten - auch medikamentös - sowie physikalische Therapien.