Arthrose (Gelenkverschleiß, Periarthritis humeroscapularis, Osteoarthrose)

Frau hält sich das schmerzende Knie mit Arthrose.
Arthrose kann Schmerzen im Knie verursachen.
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Arthrosen sind Erkrankungen der Gelenke. Sie entstehen durch ein Missverhältnis zwischen abbauenden und aufbauenden Prozessen im Gelenkknorpel und darunterliegenden Knochen.

Medizinische Expertise

Burkhard Leeb

Prim. Doz. Dr. Burkhard Leeb

Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie
Babogasse 20, 2020 Hollabrunn
www.leeb-rheuma.at
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Inhaltsverzeichnis

Erste Symptome einer Arthrose sind Gelenksschmerzen bei Belastung oder zu Beginn der Bewegung ("Anlaufschmerzen"). Die am häufigsten betroffenen Gelenke sind Knie, Hüfte und Finger, es "knirscht" bei bestimmten Bewegungen. Rund 1,4 Millionen Menschen in Österreich sind von Arthrose betroffen, ältere Menschen am häufigsten. Oft wird Arthrose mit Arthritis verwechselt. Der Unterschied liegt in der Ursache: Arthrose ist ein (Abbau-) Prozess, der im betroffenen Gelenk stattfindet, während bei der Arthritis das Immunsystem quasi von außen entzündliche Prozesse in den Gelenken auslöst.

  • Arthrose ist die häufigste rheumatische Erkrankung. In Österreich sind etwa 1,4 Millionen Menschen davon betroffen.
  • Bei Frauen kommt die Krankheit etwas öfter vor als bei Männern. Risikofaktoren sind unter anderem Übergewicht, Fehlbelastungen und mangelnde Bewegung.
  • Die Schmerzen treten je nach genauer Verortung der Arthrose bei unterschiedlichen Tätigkeiten auf. Häufig ist etwa die Kniearthrose, die sich meistens beim Stiegensteigen bemerkbar macht.
  • Wichtig bei der Behandlung ist es, das betroffene Gelenk zu entlasten, sich aber dennoch ausreichend zu bewegen. Je nach genauerer Symptomatik können Wärme- oder Kältebehandlungen die Schmerzen lindern.
Art rheumatische Erkrankung
Risikofaktoren Übergewicht, Fehlstellungen, Bewegungsmangel
Symptome Schmerzen im betroffenen Bereich
Diagnose Röntgen
Therapie Bewegungstherapie, Schmerzmittel, bei Bedarf künstliches Gelenk
Vorbeugung regelmäßige Bewegung, Normalgewicht

Arthrosen stellen die häufigste rheumatische Erkrankungsgruppe dar. Rund 1,4 Millionen Menschen sind in Österreich von Arthrose betroffen, Frauen häufiger als Männer. Erste Beschwerden zeigen sich häufig zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr, aufgrund von Gelenkfehlstellungen oder Fehlbelastungen manchmal auch schon früher. Fast jeder Zweite über 70-jährige weist unterschiedlich starke Abnützungen der Gelenke auf, ohne dass gleich eine Erkrankung vorliegen muss.

Video: Arthrose verständlich erklärt – mit praktischen Tipps zur Selbsthilfe, konservativen Therapie und rund um die OP

Priv.-Doz. Dr. Ralf Rosenberger (Spezialist für Arthroskopie, Gelenkprothetik und Revisionsoperationen, MOVIA MED) und Dr. Christoph Raas (Facharzt für Unfallchirurgie, Knietraumatologie und Kniechirurgie, MOVIA MED) geben Tipps rund um die Arhtrose und eine möglicherweise notwendige Operation. (Webinar, 28.4.2021)

Die arthrotischen Veränderungen beginnen im Gelenkknorpel bzw. im darunterliegenden Knochen, die beide ständigen Aufbau- und Abbauprozessen unterworfen sind. Im Falle der Arthrose ist dieses Gleichgewicht gestört.

Wird mehr Knorpelmasse ab- als aufgebaut, entsteht ein Knorpelschaden, der Knochen unterhalb der Knorpelschicht wird stärker belastet. Durch Abrieb des Knorpelmaterials kann sich das Gelenk entzünden (mittleres Stadium), Schmerzen in Ruhe setzen ein. Die betroffene Stelle ist gerötet und überwärmt (aktivierte Arthrose).

Ist der Knorpel in einem späten Krankheitsstadium bis auf den Knochen abgenützt, dann reiben die Gelenkknochen schließlich direkt aufeinander, das Gelenk verformt sich (deformiert).

Mit zunehmendem Alter wird weniger Knorpel- und Knochenmasse nachgebildet, das begünstigt bei älteren Menschen arthrotische Beschwerden.

 

Risikofaktoren der Arthrose sind:

  • eine chronische Überbelastung durch angeborene Gelenksfehlstellungen,
  • Übergewicht,
  • eine Fehlbelastung,
  • eine Fehlstellung (X-Beine, O-Beine),
  • ein schlecht verheilter Knochenbruch, eine Stoffwechselerkrankung wie Gichtoder Diabetes,
  • eine extreme Überbeanspruchung wie z.B. Hüftgelenksarthrose bei Profisportlern oder Kniegelenksarthose bei bestimmten Berufsgruppen wie z.B. Fliesenlegern,
  • weibliches Geschlecht
  • mangelnde Bewegung

 

Welche Gelenke sind betroffen?
Prinzipiell kann jedes Gelenk betroffen sein, besonders häufig ist es aber der Fall bei:

  • Kniegelenken (Gonarthose)
  • Hüftgelenken (Coxarthrose)
  • Fingergelenken
  • an den kleinen Gelenken der Wirbelsäule (Spondylarthrose)

Bei der Hüftgelenksarthrose kommt es zu Schmerzen:

  • im Leistenbereich
  • in den Oberschenkeln
  • im Kniegelenk
  • typisch sind auch Schmerzen, die Ischiasbeschwerden ähneln

Kniegelenkarthrosen verursachen oft Schmerzen beim Treppensteigen. Das Aufeinanderreiben der erkrankten Gelenkflächen verursacht knarrende und knirschende Geräusche.

Bei der Arthrose der kleinen Wirbelgelenke (Spondylarthrose) kommt es zu belastungsabhängigen Rückenschmerzen.

An den Händen sind vornehmlich betroffen:

  • die Fingerendgelenke
  • die Fingermittelgelenke
  • das Daumengrundgelenk

Arthrose am Fingergelenk ist an typischen Verformungen und Knötchen an den Endgelenken der Finger zu erkennen.

 

Mehr lesen » Kniegelenkarthrosen: Wie werden sie behandelt?

Alle Arthrosen beginnen schleichend. Die Beschwerden verschlimmern sich langsam aber stetig und betreffen häufig nur ein einzelnes Gelenk. Zuerst treten die Schmerzen nur bei Belastung auf, beim Gehen, Stiegen steigen, Heben etc. (Belastungsschmerz). Oft sind die Gelenke auch kälteempfindlich und reagieren auf nasses Wetter. In weiterer Folge machen sich Anlaufschmerzen bemerkbar: Wer z.B. nach einer Ruhephase aufsteht, verspürt Schmerzen, nach einigen Bewegungen lassen diese wieder nach. Es ist so, als müssten die Gelenke erst wieder "in die Gänge" kommen.

Schmerzen in Ruhe deuten auf eine Entzündung im Gelenk hin, die erst in einem fortgeschrittenen Stadium auftritt. Diese wird in erster Linie durch Knorpelteilchen ausgelöst, die aufeinander reiben, das führt zu Deformierungen und Funktionsbeeinträchtigungen.

Die wichtigsten Unterschiede zwischen einer Arthrose und einer (rheumatoiden) Arthritis:

ARTHROSE ARTHRITIS
WAS IST DAS? Eine Gelenkserkrankung, die in erster Line durch Abnahme der Knorpelmasse entsteht. Das begünstigt Abbau- und Verschleißvorgänge im Gelenk Entzündliche Erkrankung, die den ganzen Körper betrifft, in erster Linie die Gelenke und (seltener) auch Organe
VERLAUF Abbau- und Verschleißvorgänge im Gelenk, diese Prozesse verlaufen über lange Zeiträume mit entzündlichen Phasen Gelenke werden durch entzündliche Prozesse beeinträchtigt, die durch eine Fehlsteuerung des Immunsystems ausgelöst werden
BESCHWERDEN Erste Symptome einer Arthrose sind Gelenksschmerzen bei Belastung oder Anlaufschmerzen Erste Symptome sind Gelenkschmerzen in Ruhe bzw. steife, geschwollene und gerötete Gelenke am Morgen

Zwischen Früh- und Spätstadium der Arthrose können viele Jahre liegen, eine frühe Therapie kann den Verlauf wesentlich beeinflussen. Mit Hilfe eines Röntgens sind arthrotische Veränderungen wie ein verschmälerter Gelenkspalt oder Knochenverdichtungen unterhalb des angegriffenen Knorpels gut zu erkennen.

Eine Blutuntersuchung liefert keine spezifischen Hinweise auf eine Arthrose.

Bei der Behandlung der Arthrose sind die Gelenksentlastung sowie gezielte Bewegung wichtige Säulen:

  • Orthopädische Hilfsmittel und Abnehmen unterstützen das betroffene Gelenk.
  • Viel bewegen ohne zu belasten: Bewegungstherapie (Heilgymnastik) ist unerlässlich, weil dadurch Nährstoffe den verbliebenen Knorpel erreichen und versorgen. Eine Schonung würde den Abbau der Knorpelmasse noch stärker vorantreiben. Bewegung bei Arthrose wie Schwimmen und Radfahren sind ideal, weil dadurch auch die Muskulatur gestärkt wird.
  • Gegen die Schmerzen, besonders in der Phase einer aktivierten Arthrose helfen Analgetika bzw. Schmerzmittel mit entzündungshemmender Komponente, so genannte kortisonfreie Entzündungshemmer bzw. NSAR.
  • Rheumasalben zur äußerlichen Anwendung wirken durchblutungsfördernd, sie sind nur auf intakte Haut aufzutragen, nicht auf Wunden oder Schleimhäute.
  • Es gibt auch Substanzen, die den Knorpelabbau positiv beeinflussen, ob sie ihn tatsächlich hemmen, ist noch nicht ausreichend erforscht. D-Glukosamin, Chondroitinssulfat, Diacerein, Soja-Seifen und Hyaluronsäure – sie kann auch ins Gelenk gespritzt werden – werden am häufigsten eingesetzt.
  • Oft ist ein künstliches Gelenk das letzte Mittel um eine Arthrose in den Griff zu bekommen. Am häufigsten wird der Gelenkersatz aus hochwertigem Metall bzw. Kunststoff an der Hüfte oder am Knie eingesetzt.
  • Wärmeanwendungen wie Moor- oder Fangopackungen wirken entspannend und schmerzstillend, durchblutungsfördernde Salben haben einen ähnlichen Effekt.
  • Bei einer aktivierten Arthrose mit einem Entzündungsschub ist Kälte besser.
  • Belastung und Entlastung sollten sich im Alltag abwechseln. Wer viel sitzen muss, sollte öfter aufstehen, wer körperlich schwer arbeitet, sollte sich Ruhepausen gönnen.
  • Übergewicht ist schlecht für die Gelenke.
  • Auf ausgewogene, basereiche bzw. säurearme Ernährung achten.
  • Schuhe mit weichen Sohlen dämpfen die Kniegelenke, generell unterstützen spezielle gedämpfte Sportschuhe den Bewegungsapparat.

 

Mehr lesen » Sport bei Arthrose

Mehr lesen » Ernährung bei Arthrose


Autor:in:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

22. Dezember 2023

Erstellt am:

2. Dezember 2016

Stand der medizinischen Information:

23. Juli 2020


ICD-Codes:
  • M12
  • M15
  • M16
  • M17
  • M18
  • M19
  • M23
  • M24
  • M47
  • M96

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