Osteopathie

Frau bei der osteopathischen Behandlung
Ziel einer osteopathischen Behandlung ist es die Beweglichkeit und die Durchblutung zu erhöhen.
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Osteopathie ist eine ganzheitliche Methode zur Diagnose und Therapie verschiedener Blockaden und Fehlfunktionen des Körpers. Sie nimmt Körper, Geist und Seele als eine Einheit wahr.

Medizinische Expertise

Werner Anderl

Prim. Dr. Werner Anderl

Facharzt für Orthopädie, Vorstand der Orthopädischen Abteilung Spital Speising und Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Wien
Wienerstraße 2/2/3, 2340 Mödling
www.anderl.at
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Die Osteopathie berücksichtigt dies auch bei der Behandlung z. B. von Störungen des Bewegungsapparates, bei Beschwerden nach Operationen und Unfällen oder nach schweren Geburten. Liegen bereits Strukturschäden an einem Gewebe (z.B. Gelenkarthrosen) vor, kann die Osteopathie diesen Zustand nicht mehr umkehren. Auch zur alleinigen Therapie von psychischen und schweren körperlichen Erkrankungen wie Knochenbruch oder Krebs ist Osteopathie nicht geeignet, sie kann allerdings begleitend zur schulmedizinischen Therapie zum Einsatz kommen.

  • Grundgedanke der alternativmedizinischen Methode Osteopathie ist, dass viele Beschwerden auf körperliche Blockaden zurückzuführen sind.
  • Bei der ganzheitlichen Therapieform werden sowohl zur Untersuchung, als auch zur Therapie ausschließlich die Hände eingesetzt.
  • Als alleiniger Behandlungsansatz gegen schwerwiegende Erkrankungen ist die Osteopathie nicht geeignet. Sie kann aber komplementär angewendet werden.

Ziel einer osteopathischen Behandlung ist es, die Beweglichkeit und die Durchblutung zu erhöhen. Bei einer Reihe von Störungen und Beschwerden kann die Osteopathie unterstützen. Dazu zählen:

  • Störungen des Bewegungsapparates (Gelenksbeschwerden, Bandscheibenvorfall, Blockierungen, Sehnenentzündung, ...)
  • Störung der Prozesse in den inneren Organen
  • Kopfschmerzen/Migräne
  • Beschwerden nach Unfällen oder Operationen
  • fallweise Inkontinenz, v.a. nach einer Geburt oder Operation
  • Konzentrations- oder Lernstörungen, Unaufmerksamkeit, Lese- oder Rechtschreibschwäche bei Babys nach einer schweren Geburt oder nach einem Kaiserschnitt
  • v.a. bei Kindern bei Zahnfehlstellungen oder Kieferproblemen

Bewegung und harmonische Bewegungsabläufe spielen in der Osteopathie eine große Rolle. Funktionelle Störungen offenbaren sich in veränderten Bewegungsmustern. Nicht nur Arme und Beine sind ständig in Bewegung, auch im Inneren des menschlichen Körpers gibt es viele Bewegungen:

  • der Darm transportiert den Nahrungsbrei
  • das Herz pumpt Blut durch den Körper
  • die Lunge ermöglicht das Atmen usw.

Funktionsstörungen werden in der Osteopathie durch veränderte Bewegungsabläufe einzelner Gewebestrukturen diagnostiziert.

Die Osteopathie arbeitet nach 4 Prinzipien:

  1. Sie nimmt Körper, Geist und Seele als eine Einheit wahr und behandelt alle Gewebe und Strukturen des Körpers.
  2. Der Körper besitzt Mechanismen zur Selbstregulierung.
  3. Struktur und Funktionen des Körpers stehen in einer wechselseitigen Beziehung zueinander.
  4. Die Therapie besteht aus dem Zusammenspiel dieser Faktoren.

Eine Osteopath:in arbeitet mit ihren Händen. Mit verschiedenen Techniken reguliert sie die Anordnung von Muskeln, Sehnen und Nervenbahnen.

Zu Beginn der Behandlung steht ein ausführliches Gespräch mit der Osteopath:in, in dem Sie sie über Ihre Beschwerden informieren. Sie wird Ihnen anschließend Fragen stellen zu:

  • früheren Erkrankungen
  • Unfällen
  • eventuellen Operationen
  • Ihren Lebensgewohnheiten
  • Arbeitsbedingungen

Der Sinn ist, herauszufinden, was die Ursachen für Ihre Beschwerden sind. Nur so ist eine ganzheitliche Behandlung möglich.

Diesem Gespräch folgt eine körperliche Untersuchung:

  • Die Ärzt:in achtet dabei auf den Zustand der Haut, die Durchblutung, Feuchtigkeit und Temperatur an verschiedenen Körperstellen.
  • Ebenso überprüft sie die Beweglichkeit von Gelenken und Wirbeln.
  • Mittels Tastuntersuchung kann sie feststellen, ob Organe verhärtet sind, sich an der richtigen Stelle im Körper befinden oder in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sind.

Der weitere Verlauf einer osteopathischen Behandlung richtet sich nach den individuellen Bedürfnissen des Betroffen:en.

In der Osteopathie wird zwischen verschiedenen Anwendungsbereichen unterschieden:

Der strukturelle (parietale) Bereich Der Behandlungsschwerpunkt liegt auf dem Bewegungsapparat, also Wirbelsäule, Becken und Extremitäten. Dabei werden Probleme mit Knochen, Muskeln, Sehnen, Gelenken oder Bändern bearbeitet.
Der Cranio-Sacrale Bereich Hier widmet sich die Osteopath:in dem Bereich des Schädels, der Hirnhäute und der Nerven.
Der viszerale Bereich In diesem Teilbereich stehen Beweglichkeit und Eigenrhythmus der Organe und des Gewebes im Fokus.

 

Wenn das Baby in der Gebärmutter der Schwangeren immer größer wird, verdrängt es Organe aus der Bauchhöhle. Das kann bei vielen Frauen zu Magen- und Verdauungsproblemen oder Rückenschmerzen führen. Ein verschobenes Steißbein, Blockaden, Verspannungen oder leichtere Traumen im Bereich von Becken und Rücken können durch Osteopathie gelöst werden.

Funktionelle oder strukturelle Störungen können auch die Entwicklung des Babys beeinträchtigen. Eine kleine Gebärmutter beispielsweise kann das Wachstum des Babys beeinflussen. Solche Beeinträchtigungen, die eine gesunde Entwicklung des Babys stören könnten, werden von einer Osteopath:in behandelt.

Bereits mit der Geburt können Funktionsstörungen entstehen. Sie können Jahre oder Jahrzehnte später zu Symptomen führen wie

Auch können Krankheiten begünstigt bzw. ausgelöst werden. Je eher nach der Geburt eine Osteopath:in kontaktiert wird, desto besser lassen sich eventuelle Störungen beheben.

Eine osteopathische Behandlung bei Babys bzw. Kindern dient oft der Vorbeugung. Richtige Krankheiten, die sich aus kleinen Störungen entwickeln können, werden so verhindert. Osteopathie darf aber nicht als Ersatz der Kinderheilkunde gesehen werden. Sie dient viel mehr als Ergänzung. Der Vorteil einer osteopathischen Behandlung von Kindern liegt aber darin, dass sie ohne Medikamente auskommt. Bei einem Baby oder Kleinkind sucht die Osteopath:in das Gespräch mit den Eltern. Anschließend werden u. a. Reflexe, Bewegungsverhalten und Körperhaltung des Babys untersucht.

Bei größeren Kindern haben Kopfschmerzen oder Hyperaktivität häufig organische Ursachen wie

  • Augenmuskelstörungen 
  • Bewegungsstörungen der Halswirbelsäule
  • Nackenverspannungen

Diese können von einer Osteopath:in behandelt werden.

Der erste Termin beim Osteopathen dauert in etwa 1 Stunde. Der weitere Verlauf einer osteopathischen Therapie ist individuell und von den Bedürfnissen des Betroffen:en abhängig.

  • Viel trinken: Nach einer osteopathischen Behandlung sollten Sie viel trinken, damit Stoffwechselendprodukte, die sich durch die Behandlung aus dem Gewebe gelöst haben könnten, aus Ihrem Körper ausgespült werden. 
  • Bei Bedarf kühlen: Falls der behandelte Bereich nach der Behandlung überreizt sein sollte, kühlen Sie ihn z. B. mit einem Coolpack. Kälte beruhigt das Nervensystem.

Eine Weiterbildung zur Osteopath:in können in Österreich absolvieren:

Bringen Sie medizinische Vorbefunde wie Röntgenbilder, CT oder andere Untersuchungsergebnisse zum Termin bei der Osteopath:in mit. Das erleichtert die Diagnosestellung.

Je länger bestimmte Beschwerden bereits bestehen, desto länger dauert der Heilungsprozess. Osteopathie ist kein Allheilmittel. Liegen bereits Strukturschäden an einem Gewebe (z. B. Gelenkarthrosen) vor, kann die Osteopathie diesen Zustand nicht mehr umkehren. Osteopathie kann bei solchen Beschwerden allerdings zu einer Besserung der Lebensqualität beitragen oder den Krankheitsverlauf verlangsamen. Größere Traumen oder Strukturschäden müssen chirurgisch oder orthopädisch behandelt werden.

Eine schulmedizinische Therapie brauchen:

  • Schwere und akute Erkrankungen
  • Wunden
  • Brüche
  • Verbrennungen
  • Tumoren
  • Zysten
  • Verkalkungen

Sie können aber begleitend durch Osteopathie behandelt werden. Seelische oder psychische Erkrankungen eignen sich nicht für eine osteopathische Therapie.

Die Kosten für eine osteopathische Behandlung betragen in etwa 70 bis 130 Euro pro Therapiestunde. Von der Österreichischen Gesundheitskasse werden keine Kosten übernommen. Es gibt aber einige Zusatzversicherungen, die die osteopathische Behandlung in ihr Programm aufgenommen haben.


Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

1. Februar 2024

Erstellt am:

27. Juli 2017

Stand der medizinischen Information:

15. Februar 2021

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