Am häufigsten ist die chronische Polyarthritis, eine entzündliche Erkrankung der Gelenkinnenhaut. Durch eine entsprechende Ernährung, vor allem durch eine Veränderung der Fettzusammensetzung (z.B. Omega-3-Fettsäuren in Fisch), kann die Erkrankung zwar nicht geheilt, aber deutlich gelindert werden.
Im Zuge einer rheumatoiden Arthritis werden übermäßig Botenstoffe ausgesendet, die Entzündungsreaktionen im betroffenen Gelenk verursachen und dieses zerstören können. Prostaglandine und Leukotriene sind solche Botenstoffe. Die Botenstoffe entstehen aus der Fettsäure Arachidonsäure (AA), die durch die Nahrung zugeführt wird.
Arachidonsäure und deren Vorstufen, die sogenannten Omega-6-Fettsäuren, können vom Körper selbst nicht gebildet werden, sondern werden ausschließlich mit der Nahrung zugeführt. Daher lässt sich die Konzentration der Arachidonsäure durch die Ernährung beeinflussen. Enthält die Nahrung viel Arachidonsäure und andere Omega-6-Fettsäuren wie Linolsäure, dann werden auch mehr Entzündungsstoffe gebildet. Arachidonsäure ist reichlich im Fett tierischer Nahrungsmitteln enthalten und damit besonders in fetten Fleisch- und Wurstwaren. Der Körper benötigt Omega-6-Fettsäuren für die Aufrechterhaltung von Zellen und Nerven, sie sind wesentlicher Bestandteil der Zellmembranen.
Linolsäure ist im Gegensatz zu Arachidonsäure vor allem in pflanzlichen Fetten und Ölen zu finden, und hat selbst keinen Einfluss auf die Entstehung von Entzündungen hat, sofern Sie nicht in Arachidonsäure umgewandelt wird. "Schuld" am Entzündungsprozess ist die in den Zellmembranen, durch tierische Nahrung zugeführte Arachidonsäure. Sie wird mithilfe von Enzymen zu entzündungsfördernden Substanzen, wie Prostaglandine oder Leukotriene "umgebaut".
Pro Tag empfehlen Ernährungsgesellschaften eine maximale Zufuhr von 50 mg Arachidonsäure. Diese ist besonders reichlich in folgenden Lebensmitteln enthalten:
Fazit: Je weniger Arachidonsäure durch die Kost zugeführt wird, desto weniger häufig kommt es zu Entzündungen. Ein Verzicht auf fettes Fleisch, Wurst und andere tierische Fettlieferanten zugunsten einer vegetarischen oder lactovegetabilen (vegetarisch + Milch/produkte) Ernährung beeinflusst daher die Rheumaerkrankung günstig. Gemüse, Obst und Nüsse hingegen enthalten keine, Milchprodukte nur wenig Arachidonsäure. Also: Je weniger Arachidonsäure durch die Kost zugeführt wird, desto weniger häufig kommt es zu Entzündungen.
Omega-3-Fettsäuren sind wichtige entzündungshemmende Nahrungsbestandteile. Sie fördern u.a. die Bildung einer Gruppe von schmerzhemmenden Prostaglandinen (Gewebshormone). Zudem verhindern Omega-3-Fettsäurend die Bildung von Arachidonsäure und verdrängen die überschüssige Arachidonsäure aus den Membranen.
Besonders langkettige Omega-3-Fettsäuren, wie sie in Fischölen enthalten sind, haben positive Wirkungen. Hier sind vor allem die beiden Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) wertvoll, die in Fischölen (z.B. in frischen Meeresfischen wie Makrelen, Lachs, Thunfisch, Hering, Sardinen) enthalten sind. Bei der Zucht werden darüber hinaus auch Omega-3 Fettsäuren zur Fütterung verwendet, sodass auch manche Süßwasserfische einen höheren Gehalt an Omega-3-Fettsäuren aufweisen. Ernährungsgesellschaften empfehlen, etwa 0,5 % der täglichen Energiemenge in Form von Omega-3-Fettsäuren zuzuführen. Das entspricht bei einem Erwachsenen mit mäßiger Aktivität etwa 1.000 bis 1.500 mg pro Tag. Für Entzündungshemmung sind aber deutlich höhere Aufnahmen erforderlich, mindestens 3 g langkettiger Omega-3-Fettsäuren pro Tag.
Langkettige Omega-3-Fettsäuren (EPA, DHA)
Kurzerkettige Omega-3-Fettsäure (Linolsäure)
Eine Ergänzung der Nahrung mit Fischöl kann aus der Sicht der Ernährungsmedizin sinnvoll sein. Mögliche Effekte sind z.B. eine Verbesserung der Beweglichkeit der Gelenke, die typische Morgensteifigkeit geht zurück und weniger Medikamente sind erforderlich. Um eine Entzündungshemmung zu erreichen, ist eine Tagesdosis von wenigstens 3 g Omega-3-Fettsäuren erforderlich. Solche Dosen sind meist nur in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zu erreichen. Eine andere Möglichkeit ist es, die wertvollen Fettsäuren in Absprache mit dem Arzt in Form von Kapseln zuzuführen.
Auch Alpha-Linolensäure, eine Omega-3-Fettsäure, ist vor allem in Ölen wie Raps-, Leinöl reichlich enthalten. Diese Öle eignen sich zum Kochen, auch Streichfette aus diesen Ölen sind reich an Alpha-Linolensäure.
Sauerstoffradikale können Entzündungen begünstigen, indem sie die Produktion von Eicosanoiden ankurbeln. Antioxidantien, darunter vor allem Vitamin E, Vitamin C, Beta-Carotin oder Selen können diesen Prozess aufhalten. Rheumatiker haben daher einen erhöhten Tagesbedarf, bei Vitamin E liegt dieser bei 100 bis 200 mg/Tag, bei Vitamin C bei zirka 200 mg/Tag.
Die 3 wesentlichsten Ernährungsstrategien für Rheumatiker heißen daher:
Um all diese Bedürfnisse zu decken, ist eine gezielte Lebensmittelauswahl wichtig. Als günstig hat sich die mediterrane Ernährungsweise gezeigt. Sie ist reich an pflanzlichen (antioxidativen) Nahrungsmitteln, wie Obst und Gemüse. Typisch für diese Küche ist auch ihr reicher Fisch und Olivenölkonsum, der sich ebenfalls günstig auf rheumatoide Arthritis auswirkt. Das vorteilhafte Fettsäuremuster dieser Lebensmittel beeinflusst den Krankheitsverlauf positiv. Auch eine laktovegetabile Kost (vegetarische Ernährung, die jedoch auch Milchprodukte am Speiseplan hat) ist eine gute Möglichkeit, um die Erkrankung günstig zu beeinflussen. Die durchwegs pflanzliche Kost enthält wichtige Antioxidantien, Omega-3-Fettsäuren (Raps- oder Leinöl) und verzichtet auf stark Arachidonsäure-hältige Lebensmittel wie Fleisch und Wurst.
Eine auf die speziellen körperlichen Bedürfnisse ausgerichtete Ernährung kann die Erkrankung zwar nicht heilen, doch einiges dazu beitragen, um Entzündungsprozesse zu verhindern, den Schmerz zu lindern und letztlich weniger Medikamente zu benötigen.