Schleimbeutelentzündung (Bursitis)

Mann mit Schleimbeutelentzündung greift sich auf schmerzendes Knie.
Die Schleimbeutel der Gelenke können sich entzünden, häufig trifft es das Knie.
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Bei einer Schleimbeutelentzündung (Bursitis) sind die Schleimbeutel zwischen Knochen, Muskeln, Sehnen und Haut entzündet.

Medizinische Expertise

Bernd Stöckl

Prim. Univ.-Prof. Mag. Dr. Bernd Stöckl, MAS

Facharzt für Sportorthopädie, Orthopädischen Abteilung, Klinikum Klagenfurt am Wörthersee
St. Veiter Ring 35, 9020 Klagenfurt
www.orthopaedie-stoeckl.at
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Schleimbeutel wirken wie "Stoßdämpfer" und vermindern Reibung dort, wo Gelenke regelmäßig starken Druckbelastungen standhalten müssen. Ständige, einseitige, oft berufsbedingte Bewegungsabläufe, Gelenksüberlastungen beim Sport, Stoffwechselerkrankungen oder Erkrankungen wie Gicht können eine Schleimbeutelentzündung auslösen. Eine Komplikation ist eine Infektion des Schleimbeutels mit Bakterien, die dann zu einer akuten eitrigen Form der Entzündung führt. Am häufigsten davon betroffen sind etwa Kniegelenke, Ellenbogengelenke und Schultergelenke.

  • Schleimbeutel sind zwischen Knochen, Muskeln, Sehnen und Haut platziert, um Reibungen zu verhindern.
  • Eine Entzündung kommt meistens aufgrund lang anhaltendem, sich stets wiederholendem Druck an den Gelenken zustande. Gefährdet sind beispielsweise Berufsgruppen, die häufig auf ihren Knien arbeiten (z.B. Fliesenleger).
  • Zu den typischen Symptomen zählen Schwellungen am betroffenen Gelenk, die mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen einhergehen.
  • Entzündungshemmende Medikamente und kühlende Salben können die akuten Schmerzen lindern. Ist die Erkrankung nach mehreren Wochen noch nicht abgeklungen, besteht der Verdacht auf eine bakterielle Infektion.
Art Entzündung
Ursachen wiederkehrende Belastung der Gelenke, Gicht, Arthritis, Bakterien
Symptome Schwellung, Bewegungseinschränkung, Hautrötung, stechender Schmerz, tastbare Flüssigkeit im Gewebe
Diagnose körperliche Untersuchung, Röntgen, Ultraschall, Blutuntersuchung
Therapie Ruhestellung, Entzündungshemmer, bei Bedarf Antibiotika

Unabhängig von Alter und Geschlecht kann jeder Mensch im Laufe seines Lebens – meist als Folge von Gelenksüberlastungen – mit einer Schleimbeutelentzündung konfrontiert sein. Das trifft in Österreich auf rund 160.000 Menschen zu. Ab 40 Jahren tritt die Erkrankung verstärkt auf. Kinder hingegen sind sehr selten betroffen, da ihre Gelenke und Knochen in der Regel widerstandsfähiger gegen Druck sind als jene von Erwachsenen. Erhöhte Beanspruchung, etwa des Kniegelenks beim Fußballspielen, kann aber auch bei ihnen schon zu einer Schleimbeutelentzündung führen.

Hauptursache einer Schleimbeutelentzündung sind meist lang anhaltende und immer wiederkehrende Druckbelastungen auf die Gelenke. Fliesenleger, Installateure oder Reinigungskräfte gelten als besonders gefährdet, weil sie berufsbedingt viele Arbeiten auf den Knien durchführen müssen. Darüber hinaus können beispielsweise Gicht, Arthritis und Bakterien die Erkrankung auslösen. Es ist auch möglich, dass eine Schleimbeutelentzündung als Folge von Verletzungen und damit einhergehenden bakteriellen Infektionen auftritt.

Typisch dafür sind:

  • Schwellung des betroffenen Gelenks,
  • Bewegungseinschränkung,
  • Hautrötung und übermäßige Wärme im Bereich der Entzündung,
  • stechende Schmerzen,
  • bei sichtbaren Entzündungen kann die Bewegung der Flüssigkeit, die sich im Gelenk befindet, ertastet werden.

Wie lange die Erkrankung dauert, ist im Einzelfall sehr unterschiedlich. Abhängig von der Ursache kann sie innerhalb weniger Tage oder erst nach 4 bis 6 Wochen wieder vollständig abgeklungen sein. Bei einer Überbelastung des Kniegelenks, z.B. infolge eines Fußballspiels, reicht es meist aus, das Gelenk einige Tage zu schonen und erneute Belastungen zu vermeiden.

Ist die Schleimbeutelentzündung hingegen Ausdruck einer anderen Erkrankung, wie etwa Arthritis oder Gicht, kann es 6 Wochen dauern, bis sich die Entzündung vollständig zurückgebildet hat. Bestehen die Symptome über diesen Zeitraum hinaus, handelt es sich um einen chronischen Verlauf der Erkrankung.

Häufig diagnostiziert der Arzt eine vorhandene Schleimbeutelentzündung schon anhand körperlicher Symptome. Der Betroffene verspürt Schmerzen – insbesondere bei Druck auf das meist geschwollene Gelenk. Befindet sich die Entzündung in unmittelbarer Nähe des Gelenks, kann der Arzt die Bewegung der angesammelten Flüssigkeit im Schleimbeutel auch ertasten.

Wenn eine Schleimbeutelentzündung immer wieder auftritt, deren Ursache bislang nicht geklärt werden konnte, können auch folgende Methoden Klarheit bringen:

  • Röntgenuntersuchung: macht Knochenverletzungen und krankhafte Veränderungen der Gelenke, z.B. infolge von Gicht, sichtbar.
  • Ultraschall (Sonographie): Beim Ultraschall kann das Weichteilgewebe und der Schleimbeutel sehr gut beurteilt werden.
  • Blutuntersuchung: hierbei wird das Akutphaseprotein CRP (C-reaktives Protein), das Blutbild und evtl. die Harnsäure bestimmt, um die Entzündung und /oder Infektion zu diagnostizieren.

Zur akuten Schmerzlinderung werden entzündungshemmende Medikamente verabreicht. Die Anwendung kühlender Salben schafft ebenso Abhilfe wie ein Kühlbeutel, der für etwa 15 Minuten auf das betroffene Gelenk gelegt wird. Um möglichen Erfrierungen vorzubeugen, ist es wichtig, dabei direkten Hautkontakt zu vermeiden und die Packung in ein Handtuch gut einzuwickeln. Wärme hingegen eher meiden. Sie kann die Entzündung und die damit einhergehenden Schmerzen verstärken.

Wie lange das Gelenk mit Verband oder Schiene ruhiggestellt wird, hängt vom Ausmaß der Erkrankung ab. Hochlagern wirkt abschwellend. Sobald die Schmerzen zurückgegangen sind, sollte der Betroffene vorsichtige Bewegungsübungen unter Anleitung eines Physiotherapeuten durchführen. Sie kräftigen die geschwächte Muskulatur und verhindern die Entstehung dauerhafter Fehlhaltungen.

Ist die Schleimbeutelentzündung nach 4-6 Wochen nicht zur Gänze abgeklungen, kann der Arzt Flüssigkeit absaugen und sie auf Krankheitserreger, wie z.B. bestimmte Bakterien, untersuchen lassen. Liegt eine bakterielle Infektion vor, werden Antibiotika verabreicht. Zur Linderung von Schwellung und Schmerzen besteht außerdem die Möglichkeit, Kortison in das Gelenk zu spritzen. In seltenen Fällen kommt eine Operation zum Einsatz, bei der das entzündete Gewebe des Schleimbeutels – meist unter lokaler Betäubung – entfernt wird. Das führt zu einer vollständigen Rückbildung der Symptome innerhalb weniger Tage.

  • Legen Sie bei anhaltenden einseitigen Belastungen Ihrer Gelenke regelmäßige Pausen ein (z.B. beim Fußball).
  • Wenn Sie berufsbedingt viel auf dem Boden knien müssen, polstern Sie den Untergrund oder tragen Sie Knieschützer.
  • Vermeiden Sie das ständige Abstützen Ihrer Ellbogen auf der Tischplatte. Eine gute Möglichkeit, den Druck auf die Schleimbeutel zu reduzieren bieten z.B. Mousepads.
  • Dehnübungen nach einer Schleimbeutelentzündung stärken Sehnen und Muskulatur. Die korrekte Durchführung sollten Sie am besten von einem Physiotherapeuten erlernen

Generell sind möglichst abwechslungsreiche Bewegungsabläufe eine wirksame Methode, um einer Schleimbeutelentzündung vorzubeugen.


Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

26. August 2020

Erstellt am:

11. Dezember 2014

Stand der medizinischen Information:

26. August 2020


ICD-Codes:
  • M70
  • M71
  • M75
  • M76

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