Sport bei Kniegelenksarthrose

Schwimmen kann bei Kniegelenksarthrose helfen
Schwimmen hat sich bei Kniearthrose als effektive Methode zur Schmerzlinderung erwiesen.
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Die Kniegelenke müssen im Laufe eines Lebens schwere Last tragen. Das führt häufig zu Verschleißerscheinungen, die mitunter starke Schmerzen verursachen können.

Medizinische Expertise

Christian Fink

A.O. Univ.Prof. Dr. Christian Fink

Facharzt für Unfallchirurgie und Sporttraumatologie
Olympiastraße 39, 6020 Innsbruck
www.gelenkpunkt.com
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Mediziner sprechen von einer "Gonarthrose" (= Kniegelenksarthrose). Neben genetischen Faktoren oder Übergewicht kann auch übermäßiger Sport eine Kniegelenksarthrose verursachen. Diese entsteht, wenn eine Überlastung der Gelenke durch intensives Training gegeben ist oder als Spätfolge von Sportunfällen, die das Kniegelenk betroffen haben (z.B. Meniskus- oder Bandverletzungen).

  • Verschleißerscheinungen am Knie werden auch als Gonarthrose bezeichnet.
  • Neben Unfällen zählt intensiver Sport zu den Risikofaktoren, insbesondere abrupte Bewegungen sollten vermieden werden.
  • Bei bestehender Kniearthrose ist gemäßigter Sport ein wertvoller Therapieansatz. Geeignet sind unter anderem Schwimmen, Radfahren und Nordic Walking.

Etwa ein Drittel der Weltbevölkerung erleidet im Lauf des Lebens eine Arthrose, am häufigsten ist die Kniearthrose. Sie betrifft etwa 6 % der Bevölkerung. Bei der Arthrose handelt es sich um eine Abnützung der Gelenksknorpel, die nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Eine ständige Überbelastung des Kniegelenks Übergewicht, Fehlstellung von Gelenken oder Stoffwechselerkrankungen (Diabetes) sind weitere Risikofaktoren. Da es für Kniegelenksarthrosen keine Heilung gibt, ist Prophylaxe die wirkungsvollste Therapie.

Auf gleichmäßige Belastung achten

Zyklische Belastungen wie z.B. Radfahren oder Laufen sind weniger belastend für den Gelenksknorpel als Sportarten, die einen hohen Anteil von Sprung- oder Drehbelastungen aufweisen (wie z.B. Fußball oder Tennis). Trotzdem sollte vor allem auch beim Laufen auf einen langsamen Trainingsaufbau geachtet werden. Eine zu rasche Steigerung der "Kilometerzahl" kann zu einer Überlastung des Gelenksknorpels führen.

Abrupte Bewegungen schaden den Gelenken

Bezüglich Arthroseentstehung sind so genannte "Stop and Go-Sportarten" wie etwa Tennis, Squash und Ballspiele risikoreicher. Beim plötzlichen Abbremsen oder Sturz kann es zu Mikroverletzungen im Knorpel kommen, die oftmals nicht ganz ausheilen und dann die Basis für eine spätere Gelenksschädigung sein können.

Das Kniegelenk: besonders beweglich

Das Kniegelenk ist ein so genanntes "Dreh-Scharnier-Gelenk" und als solches ungemein beweglich: man kann es in großem Umfang beugen und strecken, aber auch nach innen und außen drehen. Die Enden des Oberschenkel- und des Unterschenkelknochens, die das Kniegelenk bilden, sind mit Gelenkknorpel überzogen. Dazwischen liegen als zusätzliche Stoßdämpfer die Menisken. Die Bänder (Kreuz- und Seitenbänder) bilden die Verbindung von Ober-und Unterschenkel und gewährleisten die Stabilität des Gelenks.

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Das Gelenk ist von einer Gelenkskapsel umgeben. Sie ist mit einer dünnen Innenhaut ausgekleidet. In der Gelenkskapsel wird Gelenksflüssigkeit produziert, die einerseits die Gleitfähigkeit des Gelenksknorpels verbessert, andererseits den Knorpel selbst mit Nährstoffen versorgt. Im Laufe des Lebens kann der Knorpel aus verschiedenen Gründen degenerieren, d. h. der Knorpel wird rau oder brüchig. Das wiederum kann dann mit Schmerzen verbunden sein.

Das erste Anzeichen einer Kniegelenksarthrose ist der Belastungsschmerz. Zunächst schmerzt das Knie am Morgen beim Aufstehen, das vergeht, sobald sich der Betroffene "eingelaufen" hat. In der Folge können sich Schmerzen auch beim Stiegensteigen einstellen oder wenn man schwere Lasten tragen muss. Schreitet der Gelenksverschleiß weiter voran, sind nahezu alle Bewegungen eingeschränkt und mit Schmerzen verbunden. Häufig kommt es dann auch zum Anschwellen des Gelenks und es entsteht ein Druckgefühl im Knie. Der Schmerz kann dann in weiterer Folge auch im Ruhezustand auftreten. Es wird zusehends schwieriger, normale Alltagsbewegungen auszuführen, wie bücken oder Treppensteigen. Die Beschwerden können auch anfallsartig auftreten, mitunter sind sie auch vom Wetter beeinflusst.

Für die Therapie von Kniearthrose stehen zwei wichtige Säulen zur Verfügung: medikamentöse Behandlung und adäquate Bewegung. Die letzten Möglichkeiten sind künstliche Gelenke: Ist die Bewegung überaus schmerzhaft und die Erkrankung in einem fortgeschrittenen Zustand, kann oft nur mehr eine Prothese die kaputte Gelenkoberfläche ersetzen.

Medikamente

Zur Therapie der Arthrose werden entzündungshemmende und schmerzstillende Medikamente eingesetzt. Während das kurzfristig oft sehr gut über eine schmerzhafte Phase helfen kann ist von einer konstanten und langfristigen Einnahme aufgrund der Nebenwirkungen vor allem für Magen und Darm aber abzuraten. Alternativ dazu können Nahrungsergänzungsmittel wie etwa Chondroitin oder Glucosamin (beides sind Stoffe die auch im gesunden Gelenksknorpel vorkommen) eine Schmerzlinderung bringen. Auch die Injektion von Präparaten (Hyaluronsäure) direkt in das Kniegelenk, die einerseits die Entzündungssituation reduzieren und anderseits die Gleitfähigkeit des geschädigten Knorpels verbessern, kann sinnvoll sein.

Prothesen und Methoden der Gewebekonstruktion

Wenn die Schmerzen unerträglich werden, die Beweglichkeit stark eingeschränkt ist und sich die Erkrankung auf die Lebensqualität auswirkt, besteht die Möglichkeit, mit einem künstlichen Kniegelenk Abhilfe zu schaffen. Im Zuge einer derartigen Operation werden die kaputten Gelenkoberflächen durch entsprechende Metallteile aus Titan oder Chrom ersetzt. Anstatt der Menisken kommt ein "Stoßdämpfer" aus speziellem Kunststoff zum Einsatz.

Dank moderner medizinischer Forschung ist es prinzipiell auch möglich, künstliche Gelenksknorpel herzustellen. Dazu werden biotechnologische Methoden angewendet, die Zellkulturen hervorbringen, die wie ein Gewebe wachsen (Tissue Engineering). Sie sind dem menschlichen Knorpelgewebe ähnlich und können implantiert werden können. An Verfahren, um Knorpelersatz herzustellen, wird beispielsweise an der Donau-Universität Krems geforscht. Bei jüngeren Patienten mit Knorpelverletzungen ist eine Knorpelzelltransplantation bereits "State of the Art". Bei der klassischen Arthrose lassen sich diese Verfahren leider noch nicht anwenden.

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Sport – mit Maß, Ziel und Achtsamkeit – ist eine ideale Therapie bei Arthrosen. Welche Sportarten besonders günstig sind, hängt vom Ausmaß der Erkrankung ab. Im Allgemeinen aber gut geeignet sind neben Schwimmen (mit Ausnahme des Brustschwimmens), Radfahren und Nordic Walking. Gehen in der Ebene oder noch besser bergauf ist ebenso zu empfehlen. Längere Strecken bergab sollten dagegen vermieden werden, hier treten sehr hohe Gelenksbelastungen auf. Außerdem ist von Sportarten abzuraten, bei denen schnelle Richtungswechsel oder Drehungen erfolgen wie etwa Fuß-, Hand- oder Basketball oder Squash.

Grundsätzlich gilt: Um die Gelenke gesund zu erhalten, muss man sie bewegen. Auch tägliche Gymnastikübungen können dazu beitragen, dass die Einschränkungen durch die Arthrose nicht allzu rasch voranschreiten. So ist beispielsweise "Fahrradfahren in der Luft", am Rücken liegend eine gute Übung für Beweglichkeit. Wichtig ist aber auch die angrenzenden Muskeln des Ober- und Unterschenkels zu kräftigen. Das kann mit Kniebeugen (beidbeinig oder einbeinig – nicht über 90 Grad) oder mit einem Gummiband (z.B. Theraband®) und natürlich auch mit entsprechenden Trainingsgeräten im Fitnessstudio gemacht werden.

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Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Erstellt am:

25. Juli 2016

Stand der medizinischen Information:

25. Juli 2016

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