Lässt sich eine künstlich befruchtete Eizelle untersuchen ohne den frühen Embryo zu "berühren"? Dem österreichischen Retortenbaby-Pionier Dr. Wilfried Feichtinger ist dies erstmals gelungen. Der Wissenschafter konnte die Chromosomen (Träger der Erbanlagen) einer befruchteten Eizelle analysieren – und zwar mit Hilfe eines Tropfens aus der Kulturflüssigkeit, in der der Embryo aufbewahrt wurde.
"Das ist dadurch möglich, da die Hülle der Blastozyste nicht komplett dicht ist. Die Blastozyste ist das Entwicklungsstadium der Eizelle ab dem 4. Tag nach der Befruchtung. Sie weist u. a. durch die künstliche Befruchtung mikroskopisch winzige Öffnungen auf, durch die Zellen und ihre Bestandteile samt Chromosomen nach außen in die umgebende Nährlösung gelangen können“, erklärt Prof. Feichtinger. Wenn weitere Forschungen dieses erste Ergebnis bestätigen, könnte sich die Methode der Präimplantationsdiagnostik dahingehend ändern, dass damit die weiblichen und männlichen Erbanteile geprüft werden können, ohne dem Embryo dafür eine Zelle zu entnehmen.
Schon vor 2015 war es möglich, die Eizelle der Mutter vor der Befruchtung auf genetische Defekte zu untersuchen. Diese Methode wird auch als Polkörperdiagnostik bezeichnet, das Erbgut des Vaters lässt sich damit nicht prüfen.
Nun besteht seit Jänner 2015 die zusätzliche rechtlich streng geregelte Option, diese genetische Untersuchung auch bei einer bereits künstlich befruchtete Eizellen vor dem Einsetzen in die Gebärmutter durchzuführen. Dafür wird eine Zelle aus der befruchteten Eizelle entnommen.