Phytotherapie im Wechsel

Frau in den Wechseljahren lehnt am Sofa
Wenig Stress, Entspannung und Phytotherapie können Beschwerden in den Wechseljahren mildern.
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Die Behandlung mit Pflanzen hat sich vor allem in der Frauenheilkunde bewährt. Hier sind es vor allem Beschwerden in den Wechseljahren, wie Hitzewallungen oder Schlafstörungen, die sich lindern lassen.

Medizinische Expertise

Petra Zizenbacher

Dr.in med univ. Petra Zizenbacher

Ärztin für Allgemeinmedizin
Mackgasse 6, 1230 Wien
www.naturheilzentrum.at
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Bestimmte Substanzen wirken auf den Hormonhaushalt ein, wirken positiv auf Entzündungen (wie z.B. bei Harnwegsinfekten) oder haben stimmungsaufhellenden Effekt. Etwa 80 % der weiblichen Bevölkerung vertraut auf die Wirkung von Pflanzenkraft und wendet diese an. Weltweit werden dafür etwa 70.000 verschiedene Pflanzen verwendet. In Österreich sind zirka 200 Arzneispezialitäten zugelassen, 500 Pflanzenarten werden in der Volksmedizin angewendet.

  • Beschwerden wie Hitzewallungen oder Schlafstörungen können bei Frauen in den Wechseljahren vorkommen.
  • Die Phytotherapie kann den Hormonhaushalt positiv beeinflussen und Schmerzen lindern.
  • Häufig werden Kräuter wie Kamille, Yamswurzel, Schafgarbe, Mönchspfeffer, Frauenmantel oder Johanneskraut genutzt.
  • Ein gesunder Lebensstil ist außerdem wichtig um Schlafstörungen und andere Krankheiten vorzubeugen, dazu zählt ausreichend Bewegung und eine gesunde Ernährungsweise.
  • Eine Behandlung wird von Ärzten mit einem ÖÄK Diplom für Phytotherapie durchgeführt.

Phytotherapie in den Wechseljahren hilft in erster Linie Frauen mit nachstehenden Beschwerden:

  • Hitzewallungen, Schweißausbrüche

  • Blutdruckschwankungen

  • Herzklopfen, Stechen in der Herzgegend

  • Kopfschmerzen

  • Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmung, Ängste

  • Nervosität, Reizbarkeit

  • Schlafstörungen

  • Entzündungen

Im Zuge einer pflanzlichen Therapie werden Substanzen von unterschiedlichen Teilen von Pflanzen angewendet. Bei Wechselbeschwerden haben sich folgende Pflanzen bewährt:

  • Frauenmantel

  • Schafgarbe

  • Ringelblume

  • Kamille

  • Yamswurzel

  • Traubensilberkerze

  • Mönchspfeffer

  • Johanniskraut

  • Baldrian

  • Phytoöstrogene Isoflavonoide (Soja, Rotklee)

Dabei unterscheidet man verschiedene Anwendungsmöglichkeiten:

innerlich

  • als Tee (z.B. Frauenmantel, Schafgarbe, Kamille)

  • als Präparat (z.B. Mönchspfeffer – Vorsicht: meist hoch dosiert!)

äußerlich (als Fuß- oder Sitzbäder, z.B. Schafgarbe, Ringelblume)

Vorsicht ist jedoch bei häufig zitierten Eichenrindenbädern bei Scheidentrockenheit geboten, denn Eichenrinde enthält Substanzen, die ein Austrocknen noch weiter fördern kann. Günstiger ist es, eine trockene Scheide mit Ölen (z.B. Sesam- oder Lavendelöl) 2 Mal pro Tag zu pflegen. Auch Tampons mit Joghurt oder Ölen wirken der Trockenheit entgegen. Wickeln Sie dazu eine Mullbinde um einen Wattebausch und tauchen Sie diesen in Sesamöl oder Joghurt - über Nacht einwirken lassen.

Frauenmantel

Die Wirkung des Frauenmantels verdankt er seinen Blättern, aus denen Tee hergestellt wird. Diese sind gestagenhaltig und helfen in den Wechseljahren bei Hitzewallungen. Aber auch bei Magen- und Darmerkrankungen, wie etwa Durchfall, kann Frauenmantel hilfreich sein. Bei Harnwegsinfekten oder Bauchkrämpfen wirken Sitzbäder entspannend.

Schafgarbe

Die Schafgarbe beinhaltet ein Phytoöstrogen, das bei Wechselbeschwerden oder Migräne eingesetzt werden kann. Seine antientzündliche Wirkung trägt auch zu einer rascheren Wundheilung bei. Außerdem fördert Schafgarbe die Verdauung, entkrampft und kann auch bei Darmentzündungen verwendet werden.

Ringelblume

Diese Pflanze hat ein großes heilendes Potenzial. Die Blüten eignen sich zur Herstellung von Wundheilungssalben, Tees aus der Blüte helfen bei Magen-Darm-Entzündungen, bei hormonellen Störungen, bei depressiven Verstimmungen, Sitzbäder wirken bei Entzündungen der Scheide.

Kamille

Häufig treten in den Wechseljahren Entzündungen und vaginale Beschwerden auf, wie etwa Scheidenpilz, bakterielle Vaginosen oder Harnwegsinfekte. Die entzündungshemmenden Inhaltsstoffe der Kamille – als Sitzbäder angewendet – zeigen eine günstige Wirkung bei Entzündungen im Vaginalbereich.

Johanniskraut

Es gibt mehrere Arten von Johanniskraut die unterschiedlich starke Wirkung haben. Von der Pflanze wird das ganze Kraut verwendet, es wirkt stimmungsaufhellend und krampflösend. Man kann Johanniskraut als Öl oder Tee einnehmen, bewährt hat sich die Pflanze bei gedrückter Stimmung, Depressionen, sie wirkt auch entzündungshemmend. Vorsicht ist jedoch bei gleichzeitiger Einnahme von Blutgerinnungsmedikamenten. Johanniskraut verstärkt die blutgerinnungsfördernde Wirkung. Wer Johanniskraut zu sich nimmt, sollte auf ausreichenden Sonnenschutz achten, da die Neigung zur Bildung von Pigmentflecken verstärkt ist.

Baldrian

Die heilende Wirkung des Baldrians ist in den Substanzen enthalten, die aus seiner Wurzel gewonnen werden. Diese werden frisch oder getrocknet zu verschiedenen Präparaten (Tropfen, Kapseln, Tees) verarbeitet. Baldrian wirkt bei Schlafstörungen, nervöser Unruhe oder Herzbeschwerden. Das Präparat jedoch nur vor dem Schlafengehen einnehmen, denn Baldrian kann die Reaktionsfähigkeit senken.

Yamswurz

Die in Nordamerika beheimatete Kletterpflanze wird aufgrund ihres Diosgenin-Gehalts in der Wurzel häufig zur Linderung von Wechselbeschwerden empfohlen. Ihre Wirkung beruht auf dem Ersatz des Gelbkörperhormons. Allerdings gibt es keine klinischen Studien, die diese Wirkung belegen, einige Untersuchungen haben ergeben, dass Diosgenin im Körper der Frau seine hormon-balancierende Wirkung nicht entfaltet.

Traubensilberkerze

Die in Nordamerika heimische Pflanze zählt zu den Hahnenfußgewächsen. Verwendet wird die getrocknete Wurzel. Die enthaltenen Substanzen (Triterpenglykoside, Actein und Cimicifugosid) schützen vor Brustkrebs und reduzieren die LH-Konzentrationen (luteinisierendes Hormon, eine erhöhte Konzentration fördert Wechselbeschwerden, vor allem Stimmungsschwankungen). Die Traubensilberkerze gilt als pflanzliche Alternative zur Hormonersatztherapie, allerdings setzt die Wirkung meist erst 3 Monate nach der Ersteinnahme ein. Verbessert werden kann dies durch eine Kombination mit Johanniskrautextrakt. Vorsicht ist jedoch bei nicht ganz "reinen" Kräutern fraglicher Herkunft geboten, sie können Leberfunktionsstörungen verursachen.

Mönchspfeffer

Die Wirkung der im Mittelmeerraum beheimateten Pflanze kommt aus den Extrakten ihrer Früchte. Wirkstoffe sind Terpene. Sie verringern die Prolaktinproduktion und gleichen die mangelnde Östrogen- und Gestagenproduktion aus. Vor allem in der Anfangsphase der Wechseljahre zeigt Mönchspfeffer eine gute Wirkung bei Nervosität, Konzentrationsstörungen, bei Verstopfung und Hitzewallungen.

Passionsblumenkraut

Von diesem, bis zu 10 Meter hohen Strauch, werden Blüten und Triebe getrocknet und zu pflanzlichen Tees oder Tropfen verarbeitet. Das Passionsblumenkraut enthält Flavonoide, Ferulasäure, ätherisches Öl und in geringen Mengen Cumanderivate. Die Substanzen wirken entspannend, entkrampfend, beruhigend und helfen bei Schlafstörungen oder Krämpfen.

Isoflavonoide (Soja, Rotklee)

Soja und Rotklee enthalten reichlich Isoflavonoide und reduzieren Hitzewallungen. Studien zeigen, dass die Wirkung jedoch nur bei jeder 4. Frau eintritt, da nicht alle Frauen gleichermaßen dieses Phytohormon aufnehmen können. Werden Isoflavonoide aus pflanzlicher Nahrung zugeführt, sind keine Nebenwirkungen bekannt. Isolierte Phytoöstrogene, z.B. in Nahrungsergänzungsmitteln, haben jedoch einen höheren Gehalt an Phytohormonen, die besonders bei Brustkrebs-Betroffenen zu einem Tumorwachstum führen können. In diesem Fall ist von isolierten Phytoöstrogenen abzuraten.

Treten Schlafstörungen und Wechselbeschwerden auf, helfen Tees, wie z.B. eine Kombination von Baldrian und Hopfen. Auch Fußbäder mit Lavendelzusatz sorgen für einen guten Schlaf und haben sich bei Anspannung und Herzklopfen bewährt.

Schlafstörungen können auch daran liegen, dass der Darm nicht richtig funktioniert. Darmträgheit ist eine häufige Folge davon. Oft entstehen die Beschwerden auch aus einer Überlastung heraus, wie Stress in der Familie oder im Beruf. Daher ist es wichtig auf eine ballaststoffreiche Ernähung, vor allem mit Obst und Gemüse aus biologischem Landbau zu achten. Wildkräuter, wie Brennessel und Bärlauch und grünes Gemüse sind wichtige Mineralstoff-Lieferanten. Eine gute Möglichkeit ist das Verwenden von Kräutern und Gewürzen. So etwa enthalten Löwenzahn, Kerbel, Estragon oder Petersilie wichtige Bitterstoffe, die die Verdauung anregen. Reich an Vitaminen sind Kräuter wie Schafgarbe, Sauerampfer oder Giersch – und sie bringen Abwechslung auf den Speiseplan.

Auch Green Smoothis, z.B. als Zwischenmahlzeit sind günstig bei Wechselbeschwerden. Tipp: 1 Apfeln mit 1/8 l Wasser und einer geschälten Zitrone pürieren, dazu 2 Esslöffel Mandeln mixen – fertig ist ein ballaststoffreicher Smoothie, der zudem wichtige Phytoöstrogene enthält.

Eine Phytotherapie allein kann Symptome nicht lindern. Wichtig ist, den eigenen Lebensstil zu überdenken. Zu viel Stress, das Gefühl, nicht abschalten zu können, Bewegungsmangel und unausgewogene Ernährung (zu viel Kaffee!) begünstigen Wechselbeschwerden.

Daher sollte eine Phytotherapie immer im Einklang mit einem gesunden Lebensstil erfolgen, andernfalls bleibt der Erfolg aus. Eine adäquate Psychohygiene – Vermeidung von Stress – kann auch dazu beitragen, dass Hitzewallungen oder Migräne ausbleiben.

Mehr lesen » Phytotherapie für Frauen

Die Phytotherapie kommt je nach Beschwerdebild unterschiedlich lange zum Einsatz. Wesentlich dabei ist, dass Sie Tees immer abwechselnd zuführen, so z.B. 2 Wochen lang Schafgarbentee, 2 Wochen lang Frauenmanteltee, usw. Die lindernde Wirkung stellt sich mitunter erst nach mehreren Wochen ein.

Die endokrinologischer Wirkung mancher Substanzen (z.B. Traubensilberkerze) manchmal erst nach einigen Monaten einsetzen, hingegen entfalten beruhigende Substanzen (z.B. Baldrian) kurz nach der Einnahme ihre Wirkung. Pflanzliche Heilmittel können auch als Dauermedikation angewendet werden, allerdings sollte der Arzt über diese Möglichkeit informiert werden. Manche Pflanzen haben über lange Zeit hinweg eingenommen unerwünschte Nebenwirkungen. So etwa kann Pfefferminze Sodbrennen auslösen.

Pflanzliche Mittel können bestimmte Beschwerden der Wechseljahre zwar lindern, aber meist nicht völlig heilen. Treten die Beschwerden erneut auf, kann eine weitere Form der Phytotherapie erfolgen, ohne einen Gewöhnungseffekt zu erreichen.

Ärzte für Allgemeinmedizin und Fachärzte mit einer entsprechenden Ausbildung, wie z.B. das ÖAK-Diplom für Phytotherapie.

Zwar sind Phytopharmaka durchwegs nicht rezeptpflichtig, Sie sollten aber von einer Selbstmedikation absehen. Im Zuge der Therapie kann es zu unerwünschten Nebenwirkungen (Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwindel) kommen, daher sollten auch pflanzliche Medikamente nur in Absprache mit dem Arzt eingenommen werden, um einen entsprechenden Erfolg zu erzielen.

Die Phytotherapie geht von naturwissenschaftlichen Grundsätzen aus und versteht sich als medizinische Richtung, die Therapie und Vorsorge mithilfe natürlich vorkommender Pflanzen betreibt. Dennoch sind Phytotherapeutika auch Medikamente, die bestimmte Nebenwirkungen oder unerwünschte Wirkungen haben können. So etwa können z.B. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auftreten. Wichtig ist es deshalb, den Arzt für Phytotherapie über mögliche Kontraindikationen zu befragen und gegebenenfalls auf das Phytotherapeutikum zu verzichten.

Die Kosten für eine Phytotherapie sind in der Regel vom Betroffenen selbst zu bezahlen.


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Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

16. März 2023

Erstellt am:

18. März 2015

Stand der medizinischen Information:

18. März 2015

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