14 Fragen zur Pille danach (Notfallverhütung, Postkoitalpille)

Mädchen mit Pille danach in der Hand
Wenn das Kondom geplatzt ist oder die Pille vergessen wurde, kann auf die Möglichkeit der 'Pille danach' zurückgegriffen werden.
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Kondom geplatzt? Pille vergessen? Für solche Verhütungspannen gibt es die Pille danach (Notfallpille), um eine ungewollte Schwangerschaft zu vermeiden. 

Medizinische Expertise

Christian Egarter

Univ.Prof. Dr. Christian Egarter

Arzt für Allgemeinmedizin, Facharzt für Frauen­heil­kunde und Geburts­hilfe
Lazarettgasse 25, 1090 Wien
www.privatklinik-goldenes-kreuz.at
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Die rezeptfreie Pille danach zögert den Eisprung hinaus, je früher sie nach dem ungeschützten Verkehr eingenommen wird (am besten innerhalb von 24 Stunden), desto besser ist die Wirkung. Generell kann sie, abhängig vom Präparat, bis zu 5 Tagen nach der Verhütungspanne angewendet werden.

Die Pille danach ist keine "Abtreibungspille". Ist die Befruchtung bereits erfolgt bzw. besteht zum Zeitpunkt der Einnahme bereits eine Schwangerschaft, wirkt sie nicht. Neben der rezeptfreien Pille danach gibt es mit der Spirale danach auch noch andere Möglichkeiten, eine ungewollte Schwangerschaft zu verhindern.

  • Die "Pille danach" kann nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr eine Schwangerschaft verhindern.
  • Je früher sie eingenommen wird, umso effektiver ist sie.
  • Nach dem Eisprung ist die "Pille danach" wirkungslos.
  • Sie eignet sich nicht als Verhütungsmethode, sondern sollte nur im Notfall angewendet werden.
  • Die "Pille danach" ist in der Apotheke erhältlich, es ist kein Rezept notwendig.

Spermien können bis zu fünf Tage im weiblichen Körper überleben, sie "warten" auf den richtigen Zeitpunkt, bis die Eizelle fertig gereift ist. Daher ist am Tag des Eisprungs und insbesondere zwei Tage vor dem Eisprung die Wahrscheinlichkeit für eine Befruchtung der Eizelle am höchsten.

Nach ungeschütztem Sex stellt die Pille danach eine Art "Notbremse" dar. Vereinfacht gesagt, verschiebt sie den Eisprung um ein paar Tage nach hinten. Sie hat keinen Einfluss auf eine bereits bestehende Schwangerschaft, wenn es schon zur Befruchtung gekommen ist. Die Pille danach ist mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat oder dem Wirkstoff Levonorgestrel erhältlich.

Generell ist der Zeitpunkt des Eisprungs nicht genau vorhersehbar. Er kann zu Zyklusbeginn in der Mitte oder gegen Zyklusende stattfinden. Der Eisprung kann von Monat zu Monat anders sein und auch die Zykluslänge kann variieren.

Etwa zwei Tage vor dem Eisprung steigt die Konzentration des luteinisiernden Hormons an, das den Eisprung letztendlich auslöst. An diesen beiden Tagen ist das Empfängnisrisiko im Zyklus mit jeweils etwa 30 % am höchsten.

Die Pille danach enthält den Wirkstoff Ulipristalacetat oder den Wirkstoff Levonorgestrel:

Ulipristalacetat Der Wirkstoff Ulipristalacetat wirkt insbesondere auch an den 2 Tagen vor dem Eisprung, indem er das luteinisierende Hormon hemmt. Damit lässt sich der Eisprung um bis zu 5 Tage hinauszögern. Spermien sind zwischen drei und fünf Tagen im weiblichen Körper lebensfähig, um eine Eizelle zu befruchten. Nach dieser Zeitspanne sterben die Spermien ab. Ulipristalacetat sollte sobald als möglich – am besten innerhalb von 24 Stunden – nach dem ungeschützten Verkehr eingenommen werden.
Levonorgestrel Steigt das luteinisierende Hormon bereits an, kann der Wirkstoff Levonorgestrel den Eisprung nicht mehr unterdrücken, Levonorgestrel ist zwei Tage vor dem Eisprung nicht wirksam.

 

Die Pille danach soll eine ungewollte Schwangerschaft verhindern, wenn…

  • …weder Sie noch Ihr Partner für Empfängnisverhütung gesorgt haben

  • …Sie vergessen haben, die Pille einzunehmen und danach ungeschützten Geschlechtsverkehr hatten

  • ...das Kondom abgerutscht oder geplatzt ist

  • …Sie nach Kalender- oder Temperaturmethode verhüten und während der fruchtbaren Zeit ungeschützten Sex hatten

Die Hormone, die die Pille danach enthält, verzögern den Eisprung. Die Pille danach kann zu jedem Zeitpunkt im Zyklus eingenommen werden. Das Medikament wirkt nur dann, wenn der Eisprung noch nicht erfolgt ist bzw. noch keine Befruchtung stattgefunden hat. Es verliert seine Wirkung, sobald sich die Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut eingenistet hat.

Die Pille danach ist umso wirksamer je früher sie nach dem Geschlechtsverkehr angewendet wird – am besten 24 Stunden nach dem ungeschützten Verkehr. Bei der Pille danach mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat sollte eine Einnahme max. innerhalb von 120 Stunden (fünf Tage) erfolgen, beim Wirkstoff Levonorgestrel innerhalb von 72 Stunden (drei Tage).

  • So früh wie möglich nach dem Sex: Die Pille danach sollte so früh wie möglich nach dem ungeschützten Sex geschluckt werden. Je früher sie eingenommen wird, desto eher kann sie den Eisprung verschieben.
  • Nicht öfter als einmal im Zyklus: Sie sollte nicht öfter als einmal im Zyklus zur Anwendung kommen. Wenn Sie innerhalb eines Zyklus die Pille danach eingenommen haben, müssen Sie bis zum Einsetzen der Periode mit Kondom verhüten, um eine Schwangerschaft zu vermeiden. Auch wenn Sie die Anti-Baby-Pille einnehmen, müssen Sie bis zum Zyklusende eine zusätzliche Verhütungsmethode anwenden, da der empfängnisverhütende Schutz der Pille nicht mehr gegeben ist.

Im Normalfall kommt es nach der Einnahme der Pille danach zum üblichen Zeitpunkt zur Regelblutung in der gewohnten Stärke. Es kann sein, dass sie einige Tage früher oder später einsetzt. Bleibt sie länger als 5 Tage überfällig, sollten Sie eine Ärzt:in aufsuchen, um eine mögliche Schwangerschaft auszuschließen. Das Ergebnis eines Schwangerschaftstests wird durch die Pille danach nicht beeinflusst.

Nach der Einnahme der Pille danach muss man prinzipiell nicht zur Ärzt:in. Treten allerdings schwere Nebenwirkungen wie starke Blutungen oder Schmerzen auf oder bleibt die Regelblutung zum erwarteten Zeitpunkt aus, sollten Sie eine Gynäkolog:in aufsuchen.

Wenn Sie die Pille danach eingenommen haben, verhüten Sie bis zur nächsten Regelblutung mit einer Barrieremethode (z.B. Kondom, ev. Diaphragma), auch wenn Sie die Pille einnehmen.

Die Pille danach kann auch eingenommen werden, wenn Sie üblicherweise mit der Antibaby-Pille verhüten und die Einnahme vergessen haben bzw. eine Einnahme durch Magen-Darm-Probleme nicht erfolgen konnte. Sie sollten in diesem Fall nach der Einnahme der Pille danach am nächsten Tag Ihre herkömmliche Pille bis zum Zyklusende normal weiternehmen. Dennoch sollten Sie zusätzlich mit einer Barrieremethode (z.B. Kondom oder Diaphragma) verhüten. Bleibt im nächsten pillenfreien Intervall die Regelblutung aus, sollten Sie einen Schwangerschaftstest machen.

Die Pille danach hat keine Auswirkungen auf die generelle Fruchtbarkeit. Nur selten treten nach der Einnahme der Pille danach Nebenwirkungen auf, wie:

  • Übelkeit
  • Unterleibsschmerzen
  • ein Spannungsgefühl in der Brust
  • Kopfschmerzen
  • Müdigkeit

Gelegentlich kann es auch zu Durchfall, Erbrechen, Blutungen, Zwischenblutungen oder Regelschmerzen kommen.

  • Frauen mit einem Risiko für Eileiterschwangerschaften sollten die Pille danach mit dem Wirkstoff Levonorgestrel nicht einnehmen, denn sie erhöht das Risiko dafür.
  • Schwere Leberfunktionsstörungen oder schwere Malabsorptionssyndrome (z.B. Morbus Crohn) können die Wirksamkeit von ebenfalls Levonorgestrel beeinträchtigen.
  • Frauen mit schwerem Asthma unter Glucocorticoidbehandlung oder schweren Leberfunktionsstörungen sollten die Pille danach mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat nicht einnehmen.

Die Pille danach mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat bzw. mit dem Wirkstoff Levornorgestrel erhalten Sie rezeptfrei in der Apotheke.

Präparate mit dem Wirkstoff Levonorgestrel kosten ca. 17,00 Euro; das Präparat mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat ist um ca. 39,00 Euro erhältlich.

Der Abbau der Inhaltsstoffe der Pille danach durch den Stoffwechsel wird beschleunigt von:

  • Medikamenten wie Antikonvulsiva (Medikamente zur Behandlung von Epilepsie)
  • einigen Antibiotika
  • einigen Medikamenten zur Behandlung einer HIV-Infektion (Rifabutin)
  • Johanniskraut

Besteht eine Allergie gegen die in der Pille danach enthaltenen Hormone (Levenorgestrel, Ulipristalacetat) oder einen der Bestandteile der Pille danach, sollte sie nicht eingenommen werden. Auch bei einer bestehenden Schwangerschaft oder einer schweren Lebererkrankung sind beide Präparate tabu. Ulipristalactat darf bei schwerem Asthma nicht zugeführt werden.

Hat der Eisprung bereits stattgefunden, ist die Pille danach wirkungslos. Die Pille danach sollte nicht öfter als einmal im Zyklus eingenommen werden. Wenn Sie innerhalb eines Zyklus die Pille danach eingenommen haben, müssen Sie dennoch verhüten, da der Eisprung nur um einige Tage verzögert wird.

Ja. Levonorgestrel reichert sich allerdings in der Muttermilch an. Sie sollten Ihr Baby daher vor der Einnahme stillen und mit der nächsten Mahlzeit mindestens 8 Stunden warten. Beim Präparat mit Ulipristalacetat wird eine Stillpause von 8 Tagen empfohlen.

Rezeptfreie Alternativen zur Pille danach gibt es nicht. Es gibt allerdings die Möglichkeit die Spirale danach zu nutzen. Sie wird von der Frauenärzt:in innerhalb von 5 Tagen nach dem ungeschützten Verkehr in die Gebärmutter eingesetzt. Der Vorteil diese Methode ist, dass die Frau danach längerfristigen Schutz vor einer Schwangerschaft hat.

  • Interview mit Univ.-Prof. Dr. Christian Egarter, Leiter der Abteilung Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin am AKH Wien
  • Die Gynäkologie, M. Kaufmann et al. (Hg.), Springer Medizin Verlag, Berlin, Heidelberg, 2013
  • Klinische Endokrinologie für Frauenärzte, F. Leidenberger et al., Springer Medizin Verlag, Heidelberg, 2009
  • Herbert Hauser: Notfallkontrazeption im Wandel der Zeiten, Die einmalige Einnahme der „Pille danach“ ist weitgehend problemlos, In: Hausarzt, Medizin für die Frau, Sonderausgabe Nr. 2, Mai 2013, S 12-13
  • Österreichische Gesellschaft für Familienplanung (09.01.2023)

Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

30. Januar 2024

Erstellt am:

25. Juli 2017

Stand der medizinischen Information:

9. Januar 2023

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