Regelschmerzen (Dysmenorrhoe)

Frau mit starken Regelschmerzen hält sich den Bauch
Die typischen Symptome von schmerzhaften Regelblutungen sind krampfartige Schmerzen im Unterleib während oder bereits vor der Periode.
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Menstruationsschmerzen kennen viele Frauen. Von immer wiederkehrenden Schmerzen, die behandelt werden müssen, ist jede 5. Frau betroffen. 

Medizinische Expertise

Gernot Hudelist

Univ. Prof. PD. Dr. Gernot Hudelist

Facharzt für Frauenheilkunde, Schwerpunkt operative Gynäkologie
Stock im Eisen Platz 3, 1010 Wien
www.endogyn.at
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Die Symptome reichen von kolikartigen Bauchkrämpfen bis zu Schmerzen im Unterleib und können von Übelkeit, Schwindel oder Migräne begleitet sein. Grundsätzlich unterscheidet man 2 Arten von Regelschmerzen: die primäre und die sekundäre Dysmenorrhoe. Die primäre Form betrifft in erster Linie junge Frauen aufgrund hormoneller Faktoren. Als sekundäre Dysmenorrhoe werden die Beschwerden älterer Frauen ab etwa dem 3. Lebensjahrzehnt bezeichnet, die zuvor schmerzlose Regelblutungen hatten. Meist sind organische Ursachen, wie Endometriose, dafür verantwortlich. Das PMS-Syndrom hat mit Regelschmerzen nichts gemeinsam.

  • Bei Regelschmerzen wird zwischen der primären Dysmenorrhoe, die junge Frauen trifft und der sekundären Dysmenorrhoe unterschieden. Diese betrifft ältere Frauen, die davor keine Regelschmerzen hatten.
  • Zu den typischen Beschwerden zählen unter anderem Kopfschmerzen, Übelkeit, Völlegefühl und Krämpfe im Unterbauch.
  • Bei besonders intensiven Schmerzen sollte in jedem Fall eine ärztliche Abklärung erfolgen, insbesondere um das Vorliegen einer Endometriose ausschließen zu können.
  • Primäre Dysmenorrhoe kann man oftmals mit Einnahme der Pille gut kontrollieren. Im Falle einer sekundären Dysmenorrhoe muss die zugrunde liegende Erkrankung erkannt und behandelt werden.
Art Symptom
Beschreibung Beschwerden während der Periode
häufige Formen Bauchkrämpfe, Kopfschmerzen, Übelkeit, Rückenschmerzen
ärztliche Abklärung bei starken Beschwerden nötig, um Endometriose auszuschließen
Therapie hormonale Verhütungsmittel, Schmerzmittel

Die typischen Symptome von schmerzhaften Regelblutungen sind krampfartige Schmerzen im Unterleib während oder bereits vor der Periode. Sie entstehen, wenn sich die Gebärmutter zusammenzieht, die Intensität des Schmerzes hängt von der Stärke der Kontraktionen ab. Betroffene Frauen haben einen sehr hohen Leidensdruck, denn die Beschwerden können mit Kopfschmerzen, Migräne, Übelkeit, Druck- und Völlegefühl oder Durchfällen einhergehen und viele Frauen fühlen sich in dieser Phase regelrecht krank. Üblicherweise können die Schmerzen bis zu 72 Stunden andauern. Bei jüngeren Frauen treten die heftigsten Schmerzen bereits vor bzw. mit Beginn der Regelblutung auf und ebben nur langsam ab. Weitere Ursachen für Regelschmerzen inkludieren Endometriose – eine gutartige Erkrankung, bei der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter wächst und zu zyklussynchronen Schmerzen und Unfruchtbarkeit führen kann.

Wesentlich für die weiteren Behandlungsoptionen ist die Art von Dysmenorrhoe, grundsätzlich unterscheidet man 2 Arten:

  • Primäre Dysmenorrhoe: diese betrifft meist junge Mädchen und Frauen vor der ersten Schwangerschaft und wird durch Krämpfe der Gebärmutter verursacht.

  • Sekundäre Dysmenorrhoe: wird primär durch Endometriose, aber auch Myome etc. verursacht.

SYMPTOME URSACHEN
Schmerzen bei Beginn der Regelblutung oder bereits davor.
  • Kopfschmerzen, Migräne
  • Übelkeit
  • Völlegefühl
  • Krämpfe im Unterbauch
Primäre Dysmenorrhoe (betrifft vor allem junge Frauen)
  • Hormonelle Faktoren: erhöhte Prostaglandin-F2alpha-Aktivität
  • Früher Beginn der Regelblutungen
  • Genetische Faktoren
  • Psychische Faktoren: Stress, seelische Belastungen
Schmerzen beginnen im Laufe der Periode. Sekundäre Dysmenorrhoe (betrifft Frauen ab 30, die zuvor schmerzfreie Regelblutungen hatten)
  • Endometriose
  • Myome
  • Mechanische Verhütungsmittel (Spirale)
  • Entzündungen der Gebärmutter
  • Verengter Gebärmutterhals nach einer Konisation
  • Tumore
  • Psychische Faktoren: Stress, weibliches Rollenverständnis

Eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Regelschmerzen spielen Prostaglandine (Schmerzbotenstoffe). In der frühen Phase der Eireifung ist die Prostaglandin-F2alpha-Aktivität gering, der Spiegel steigt jedoch vor dem Einsetzen der Regelblutung an. Das hat zur Folge, dass sich die Gebärmutter zusammenzieht, je nach Hormonspiegel auch oft mit großem Druck, der Schmerzen verursacht. Üblicherweise vollzieht sich der Prostaglandin-Stoffwechsel ohne Schmerzen, bei Betroffenen ist jedoch der Stoffwechsel gestört und kann zu verstärkten Gebärmutterkontraktionen führen. Darüber hinaus kann Prostaglandin auch in die anliegende Blutzirkulation gelangen und dadurch zu Übelkeit oder Kopfschmerzen führen.

Frauen, die Schmerzen im Zuge der Regelblutung haben, sollten in jedem Fall einen Gynäkologen aufsuchen, um die Ursachen zu klären. Im ersten Schritt führt der Arzt ein Gespräch mit der Betroffenen (Anamnese). Themen wie Regelmäßigkeit des Zyklus, Stärke und Dauer der Blutungen, Lebensgewohnheiten (Rauchen, Alkohol, Ernährung), Vorerkrankungen bzw. das soziale Umfeld werden dabei mit einbezogen.

Bei der gynäkologischen Diagnostik tastet der Arzt Gebärmutter, Scheide und Eierstöcke ab (Palpation) und führt eine Rektaluntersuchung durch. Dadurch kann er eventuelle körperliche Erkrankungen (Endometriose, Myome, Tumore, Verengungen etc.) feststellen.

Besteht der Verdacht auf Endometriose, hat der Arzt mehrere Untersuchungsoptionen:

  • Vaginalsonographie: Bei ovarieller Endometriose, also im Bereich der Eierstöcke (bei 20 bis 50 % aller Frauen mit Endometriose), aber auch bei Befall der Harnblase oder des Enddarmes.

  • Laparoskopie: Mithilfe der Laparoskopie (Bauchspiegelung) ist eine histologische Beurteilung der Endometriose möglich, die Diagnose wird damit gesichert – aber auch die Therapie – d.h. Entfernung aller Endometrioseherde.

Primäre Dysmenorrhoe

Hormonale Verhütungsmittel (Kontrazeptiva): Frauen ohne Kinderwunsch empfiehlt der Arzt in erster Linie hormonale Verhütungsmittel (Pille). Durch die Hormonzufuhr wird die Aktivität von Prostaglandinen und Leukotrienen (Gewebshormonen) reduziert, die die Schmerzen verursachen. Üblicherweise sind kombinierte Östrogen-Gestagen-Präparate am wirkungsvollsten. Auch rein gestagenhaltige Depotpräparate (Hormonspirale oder -pflaster) können gute Effekte haben und werden jenen Frauen empfohlen, die keine Pille einnehmen möchten. Gestagene verringern die Schmerzen sowie die Intensität und Dauer der Blutungen.

Sollten die Schmerzen nach 3 Zyklen bei gleichzeitiger Pilleneinnahme weiterhin bestehen, liegt der Verdacht nahe, dass es sich um eine organische Erkrankung handelt.

Schmerzmittel

Eine weitere Therapiemöglichkeit bieten NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika), also entzündungshemmende Schmerzmittel, die bei etwa 80 % aller Betroffenen die Beschwerden nehmen. Eine Reihe von Substanzen mit unterschiedlichen Wirkstoffen steht jungen Frauen hier zur Auswahl, wie z.B.

  • Ibuprofen (zirka 200-400 mg/Tag; höhere Dosierungen müssen mit dem Arzt abgesprochen werden)

  • Naproxen (zirka 200-400 mg/Tag, nicht länger als 3 Tage)

Der Arzt entscheidet, welche für die Betroffene geeignet ist. Mitunter muss von einer Substanz auf eine andere gewechselt werden, wenn die Wirkung nicht ausreichend ist. Günstig ist es, möglichst früh, also beim Einsetzen der Beschwerden mit der Medikation zu beginnen.

Begleitende Maßnahmen

Entspannungsübungen und ein entsprechendes Stressmanagement sind wirksame Methoden gegen den Schmerz. Warme Bäder, Ruhe und Sport können die Beschwerden signifikant reduzieren. Dies ist vor allem Frauen mit Kinderwunsch zu empfehlen, denn sie sollten keine Schmerzmittel einnehmen, auch Kontrazeptiva kommen bei diesen Betroffenen nicht in Frage.

Homöopathische Mittel, wie z.B. Chamomilla D6 (bei wehenartigen Schmerzen) oder Veratrum Album D6 (bei kolikartigen Schmerzen), können Abhilfe schaffen. Diese Medikamente sollten jedoch nur in Absprache mit dem Arzt eingenommen werden. Er kann beurteilen, wie hoch die tägliche Dosierung sein soll und ab welchem Zeitpunkt die Globuli eingenommen werden müssen, um eine schmerzlindernde Wirkung zu erzielen. Auch eine Kombination von Homöopathie und Akupunktur kann, je nach Schmerztyp, Linderung verschaffen.

Sekundäre Dysmenorrhoe

Bei sekundärer Dysmenorrhoe muss zunächst die Grunderkrankung behandelt werden, auf die die Schmerzen zurückzuführen sind.

Im Falle von Endometriose oder Myomen kommen z.B. medikamentöse (Kontrazeptiva) oder chirurgische Therapie in Frage, je nach Art der Erkrankung, Alter der Frau und Kinderwunsch.

Verhindern kann man Regelschmerzen zwar nicht, doch einige Maßnahmen können die Schmerzen lindern oder zu einer wesentlichen Besserung beitragen.

  • Wärme: Tees, warme Bäder, Wärmeflasche oder Saunabesuche wirken entspannend und lösen Verkrampfungen.

  • Akupressur: eine Handbreit unter dem Knie an der Innenseite des Beines liegt ein Schmerzpunkt, der auf leichten Druck (zirka 5 Minuten, mehrmals am Tag) Erleichterung bringt.

  • Sport: Bewegung ist eine gute Option, um die Schmerzen in Schach zu halten. Leichte Ausdauersportarten (Radfahren, Laufen, ausgedehnte Spaziergänge oder Walken), aber auch entspannende Übungen (Yoga, Tai Chi, Qi Gong, Gymnastik) lockern und entkrampfen die Muskeln.

Weiters wirkt sich abwechslungsreiche Ernährung mit viel Obst und Gemüse auf den Organismus positiv aus. Auf Alkohol und Nikotin sollten Betroffene möglichst verzichten.

Mehr lesen » 12 Tipps gegen Regelschmerzen


Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

28. Mai 2020

Erstellt am:

20. August 2014

Stand der medizinischen Information:

28. Mai 2020


ICD-Code:
  • N94

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