Gebärmuttermyom (Uterusmyom)

Abbildung einer Gebärmutter mit Myomen
Myome können an unterschiedlichen Stellen der Gebärmutter entstehen.
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Ein Gebärmuttermyom ist eine gutartige Muskelgeschwulst der Gebärmutter, die hauptsächlich aus Muskel- und Bindegewebszellen besteht. Myome können wenige Millimeter bis zu einige Zentimeter groß sein.

Medizinische Expertise

Johannes Huber

Univ.-Prof. DDr. Johannes Huber

Facharzt für Gynäkologie
Prinz-Eugen-Straße 16, 1040 Wien
www.drhuber.at
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Gebärmuttermyome (Uterusmyome) müssen, wenn sie keine Beschwerden verursachen, nicht behandelt werden. Verursachen sie jedoch unregelmäßige Blutungen oder Schmerzen, stehen mehrere Therapieoptionen zur Auswahl, die eine individuelle Behandlung ermöglichen. Je nach Beschwerden, Alter und Kinderwunsch der Frau, je nach Lage und Größe des Myoms, stehen unterschiedliche Therapien zur Wahl.

  • Gutartige Muskelgeschwulste an der Gebärmutter werden als Uterusmyome bezeichnet.
  • Eine Behandlung ist nur notwendig, wenn die Myome Beschwerden verursachen. Typisch sind unter anderem starke Regelblutungen, Zwischenblutungen, wehenartige Regelschmerzen und Krämpfe im Bereich der Gebärmutter.
  • Zur Behandlung stehen Medikamente, aber auch operative Methoden zur Auswahl. So können die Myome je nach Größe und Vorgeschichte der Betroffenen zum Beispiel ausgehöhlt werden.
  • Ein gesunder Lebensstil mit regelmäßigem Sport, ausreichend geistiger Entspannung und vitaminreicher Ernährung kann das Risiko senken. Gezielt vorbeugen lassen sich Gebärmuttermyome allerdings nicht.

Myome betreffen am häufigsten Frauen nach dem 30. Lebensjahr: Bei knapp einem Drittel der gebärfähigen Frauen entsteht ein Myom. Die häufigste Myomform ist das intramurale Myom (90 %), das in der Muskelschicht innerhalb der Gebärmutter entsteht.

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Die Ursachen für die Entstehung von Myomen sind nicht vollständig geklärt, als gesichert jedoch gelten einerseits eine genetische Veranlagung, andererseits hormonelle Gründe. Das Wachstum von Gebärmuttermyomen wird vom Hormon Östrogen und – in geringerem Ausmaß – von Progesteron stimuliert. So wird beispielsweise in der Schwangerschaft durch den erhöhten Östrogenspiegel das Myom-Wachstum begünstigt, das Hormon Gestagen hingegen hemmt das Wachstum. Nach den Wechseljahren führt der deutlich niedrigere Östrogenspiegel dazu, dass Myome schrumpfen und sich zurückbilden. Nach der Menopause entstehen daher keine Myome, wenn sich zuvor keine entwickelt haben.

Je nach Typ, Lage und Größe können Myome unterschiedliche Symptome zeigen. Die häufigsten Beschwerden sind:

  • Starke Regelblutung (Hypermenorrhoe)

  • Blutungsstörungen, Zwischenblutungen

  • Regelschmerzen, die wehenartig verlaufen können

  • Entstehung von Blutgerinnseln bei starken Blutungen

  • Krämpfe im Bereich der Gebärmutter

  • Harndrang

  • Druckgefühl auf Blase oder Niere

  • Rücken- oder Ischiasschmerzen

Grundsätzlich unterscheiden Mediziner 3 Typen von Myomen, die je nach Größe unterschiedliche Symptome mit sich bringen und jeweils andere Therapien verlangen:

ART DES MYOMS SYMPTOME THERAPIE AUSWIRKUNGEN AUF DIE FAMILIENPLANUNG
INTRAMURALES MYOM im Inneren der Gebärmutter, in der Muskelschicht am häufigsten (90 %)
  • Blutungsstörungen
  • Regelschmerzen
  • Schmerzen beim Harnlassen
  • Rückenschmerzen (wenn das Myom auf Nervenenden drückt)
  • Hysteroskopie (Gebärmutterspiegelung)
  • Medikamente (GnRH-Analoga)
Ist das Myom größer als 4 cm, kann es zu einer geringeren Schwangerschaftsrate kommen. Ein Abstand von ½-1 Jahr zwischen Operation und Schwangerschaft wird empfohlen. Bei nicht behandeltem Myom und Lage am Muttermund kann ein Kaiserschnitt erforderlich sein.
SUBSERÖSES MYOM an der Gebärmutteraußenseiten liegend, oftmals nur mit einem Stiel mit der Gebärmutter verbunden selten (ca. 5 %)
  • Keine Blutungsstörungen
  • Schmerzen wenn der Stiel sich dreht
  • Rücken- und Beckenschmerzen, Harndrang, Blasenentzündung
  • Mit zunehmenden Wachstum verstärken sich die Beschwerden
Entfernung mittels Laparoskopie (Bauchspiegelung) Verursacht nur selten Störungen der Fruchtbarkeit, außer bei Druck z.B. auf den Eileiter.
SUBMUKÖSES MYOM unter der Gebärmutterschleimhaut liegend selten (ca. 5 %)
  • Blutungsstörungen (zu 95%)
  • Dauerblutungen
  • Wehenartige Schmerzen, Krämpfe aufgrund der Schleimhautreizung
  • Mitunter Gewebeablösung
Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie) Nach einer operativen Abtragung kann es je nach Lage und Größe zu einer verringerten Schwangerschaftsrate kommen.

Üblicherweise müssen Myome, wenn sie zuvor keine Beschwerden mit sich gebracht haben, auch während einer Schwangerschaft nicht behandelt werden. Die Wucherungen können jedoch in dieser Zeit aufgrund des erhöhten Östrogenspiegels schneller wachsen. Beschwerden bzw. Komplikationen verursachen durchwegs Myome, die über 4 cm groß sind. So kann es etwa zu Lageanomalien des Kindes kommen. Liegt das Myom nahe dem Muttermund, wird meist ein Kaiserschnitt empfohlen. Auch vorzeitige Wehen sind mögliche Komplikationen. Bei submukösen Myomen (unter der Gebärmutterschleimhaut liegend) können Risiken einer Eileiterschwangerschaft oder einer Fehlgeburt hinzukommen. Große intramurale Myome können im Zuge der Geburt einen hohen Blutverlust mit sich bringen. Myome gehen nicht mit der Plazenta ab, sondern bleiben in ihrer Ausgangslage. Sie verringern sich jedoch üblicherweise wieder auf ihre ursprüngliche Größe.

Die Wahrscheinlichkeit, dass sich aus einem Myom ein bösartiger Tumor (Sarkom) entwickelt, ist extrem gering und liegt bei 0,001 %. Es bildet sich am Uterus, dies vor allem in der Postmenopause, allerdings sehr selten. Daher sollte man eine Hormonbehandlung gegen Myome nur in der Prämenopause durchführen. Ein Sarkom entsteht jedoch aus anderen Ursachen, die nicht mit dem Auftreten von Myomen in Zusammenhang stehen.

Bei starken Blutungen oder Schmerzen erfolgt zunächst eine genaue Anamnese durch den Gynäkologen. Die weiteren Schritte sind

Gynäkologische Tastuntersuchung

Mithilfe einer Tastuntersuchung kann der Gynäkologe bereits große Myome an Vorder- oder Rückseite der Gebärmutter oder nahe am Muttermund ertasten. Handelt es sich um kleinere Wucherungen, sind diese mit dieser Untersuchung meist nicht zu diagnostizieren.

Ultraschall

Durch die Scheide wird ein Ultraschallkopf eingeführt, am Computerbildschirm kann der Arzt Lage und Größe des Myoms feststellen. Mithilfe von Ultraschall können auch submuköse und subseröse Myome sichtbar gemacht werden. Ergibt diese Untersuchung keinen eindeutigen Befund, erfolgt ein weiterer Diagnoseschritt:

Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie)

Intramurale Myome sind mittels Gebärmutterspiegelung diagnostizierbar. Die Untersuchung wird von der Scheide aus durchgeführt, indem der Gynäkologe eine Kamera mit einem dünnen Röhrchen einführt. Gleichzeitig wird die Gebärmutter leicht aufgedehnt. Das ist mit Kohlendioxidgas möglich, sodass der Arzt einen umfassenden Einblick in die Gebärmutterhöhle erhält. Bei Verdacht auf größere Myome kann die Untersuchung auch unter örtlicher Narkose durchgeführt werden.

Bauchspiegelung (Laparoskopie)

Eine Bauchspiegelung ist sinnvoll, um genaue Informationen zu erhalten, wenn das Myom an der Gebärmutter-Außenseite (subserös) liegt. Die Betroffene erhält bei dieser Untersuchung eine Vollnarkose. Währenddessen wird der Bauchraum im Bereich des Nabels mit einem kleinen Schnitt eröffnet, die Gebärmutter mit Kohlendioxidgas geweitet. Nun ist es dem Arzt möglich, eine Kamera einzubringen. Der Vorteil dieser Methode ist, dass ein kleineres Myom im Zuge der Untersuchung sofort entfernt werden kann.

Magnetresonanztomographie

Eine MRT ist erforderlich, wenn die vorangegangenen Untersuchungsmethoden keinen klaren Befund erbracht haben.

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Medikamentöse Therapie

Die konservative, also medikamentöse Therapie besteht in der Gabe von

  • Gonadotropin-Antagonisten (GnRH-Analoga) oder

  • Ulipristal

Gonadotropin-Antagonisten (GnRH-Analoga)

Diese Medikamente beeinflussen den Hormonhaushalt, indem sie die Hormonproduktion der Eierstöcke vorübergehend "ruhig stellen" und damit das Myomwachstum hemmen bzw. diese zum Schrumpfen bringen. Die alleinige Behandlung mit Gonadotropin-Antagonisten ist bei großen Myomen meist nicht zielführend, es ist jedoch mitunter möglich, große Myome zu verkleinern und so besser operabel zu machen, z.B. mit einer Gebärmutterspiegelung. Durch die Behandlung erreicht die Frau einen hormonellen Zustand wie in den Wechseljahren. Daher können im Zuge dieser medikamentösen Therapie auch Wechseljahresbeschwerden auftreten (z.B. Hitzewallungen, Knochenschwund). Diese Therapie sollte aus diesem Grund nur begrenzt oder als Überbrückung durchgeführt werden, z.B. kurz vor dem Eintreten der Wechseljahre oder wenn eine Operation geplant ist.

Ulipristal

Der Wirkstoff Ulipristalacetat wird zur Verkleinerung von Myomen eingesetzt. Die Myome verlieren damit anhaltend an Größe, schmerzhafte Blutungen werden in der Regel innerhalb weniger Tage gelindert oder gestoppt. Diese Form der Tablettentherapie kann vor Operationen sowie zur Langzeit-Intervall-Behandlung bei Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter, die mittlere bis starke Beschwerden haben, angewandt werden. Die Einnahme erfolgt einmal täglich über einen Zeitraum von 3 Monaten. Das Medikament ist rezeptpflichtig und muss vom Facharzt verschrieben werden.

Chirurgische Therapie

Ausschälen (Myomnukleation)

Ist das Myom operabel oder wurde es durch eine medikamentöse Behandlung in operable Größe gebracht, kann ausgeschält werden. Dabei sind sowohl Größe und auch Lage des Myoms entscheidend.

Hysteroskopie

In der Gebärmutterhöhle liegende Myome können mittels einer Hysteroskopie, also einer Spiegelung der Gebärmutter in der Innenhöhle operativ entfernt werden. Über die Scheide wird eine Lösung eingebracht, die die Gebärmutter erweitert. Mithilfe einer Resektionsschlinge wird das Myom über den Vaginalkanal entfernt.

Laparoskopie

Wächst das Myom in den Bauchraum hinein, ist eine Laparoskopie, eine Spiegelung in den Bauchraum möglich. Mithilfe der laparoskopischen Methode können viele Myome völlig problemlos entfernt werden, selbst wenn sie bis zu 20 cm groß sind oder wenn mehrere Myome vorliegen. Dabei wird in Nabelnähe ein zirka 1 cm großer Schnitt gemacht, durch den die Myome entfernt werden können. Der Nachteil: bei späteren Schwangerschaften könnten möglicherweise Probleme auftreten. Dies vor allem durch das Einwachsen des Mutterkuchens oder sogar durch das Reißen der Gebärmutter an der Stelle, wo das Myom entfernt worden ist. Es ist daher zu überlegen, ob man ein Myom, das keine Beschwerden macht und eine gewisse Größe nicht überschreitet, entfernen möchte.

Myomembolisation

Eine neuere, minimal invasive Therapie ist die Embolisation. Vor allem für Frauen mit Blutungsbeschwerden und kleineren Myomen ist sie eine Behandlungsoption. Dabei werden unter Narkose zunächst mit einem Gefäßkatheter in die Gefäße, die zu den Myomen hinführen, kleine Kunststoffpartikel eingebracht. Diese setzen sich in den Verästelungen des Myoms fest und blockieren die Blutversorgung – das Myom schrumpft. Die Therapiedauer ist unterschiedlich und reicht von 6 Wochen bis zu einem Jahr. Ob es im Einzelfall die Methode der Wahl ist, hängt von der Größe und Lage der Myome ab. Überschreiten Myome eine gewisse Größe, besteht die Gefahr, dass damit sehr viel nekrotisches, also abgestorbenes Gewebe anfällt. Bei den Betroffenen ruft dieses untergegangene Zellmaterial nach dem Eingriff oft heftige Bauchschmerzen hervor. Die Methode wird nur empfohlen, wenn die Frau keinen Kinderwunsch hat.

Fokussierter Ultraschall

Eine nicht-invasive Alternative zu herkömmlichen operativen Methoden kombiniert die MRT-Bildgebung mit hoch intensiver fokussierter Ultraschalltherapie (HIFU). Dabei werden Ultraschallwellen lediglich über die Haut auf das Myom gerichtet, durch den Ultraschall steigt die Temperatur im Myom-Gewebe auf 60 Grad Celsius, das Gewebe löst sich ab. Ergänzend dazu bietet die Magnetresonanztomographie (MRT) eine dreidimensionale Therapieplanung im Vorfeld. Die nahezu schmerzfreie Behandlung dauert etwa 3 Stunden und führt dazu, dass die Frau innerhalb von 2 Tagen ihren normalen Alltag führen kann. Sie kann jedoch nur bei günstig liegenden, nicht in Organnähe befindlichen Myomen angewendet werden. Bei diesem Verfahren sollte die Familienplanung abgeschlossen sein.

Gebärmutterentfernung (Hysterektomie)

Nach wie vor bestehen Indikationen, die Gebärmutter ganz zu entfernen, z.B.:

  • wenn andere Therapiemöglichkeiten fehlgeschlagen sind

  • wenn die Frau aufgrund vieler Myome Beschwerden (Blutungen) hat

  • wenn ein Verdacht besteht, dass es sich nicht um ein Myom, sondern um einen bösartigen Tumor handelt

Blutungen können oft ein beträchtliches Ausmaß haben, sodass sich das Blutbild verschlechtert und Leistungsfähigkeit und Lebensqualität herabgesetzt sind. Auch bei Schmerzen, die aufgrund des Myom-Drucks auf die Nachbarorgane entstehen, wie beispielsweise Schmerzen beim Stuhlgang, beim Urinieren, sollten Frauen mit abgeschlossener Familienplanung eine Hysterektomie in Betracht ziehen. Eine derartige Entscheidung sollte gut überlegt und von einer zweiten Mediziner-Meinung bestätigt werden.

Myome kann man nicht verhindern, mit einem ausgeglichenen Lebensstil kann man nur bis zu einem gewissen Grad das Risiko minimieren, wie z.B. regelmäßiger Ausdauersport, vitaminreiche Ernährung, Entspannung. Auch die Langzeiteinnahme der Pille kann in bestimmten Fällen hormonell der Entstehung von Myomen entgegenwirken. Dies sollte jedoch mit dem behandelnden Gynäkologen abgeklärt werden. Die gynäkologische Routineuntersuchung ist die beste Möglichkeit, um gutartige Wucherungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Die Traditionelle Chinesische Medizin geht davon aus, dass Myome mit Störungen der Leberfunktion in Zusammenhang stehen und empfiehlt u.a. eine entsprechende Kräutertherapie.

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Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

22. Juli 2020

Erstellt am:

21. Juli 2017

Stand der medizinischen Information:

22. Juli 2020


ICD-Code:
  • D25

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