Die pulsierenden Kopfschmerzen treten meist einseitig auf und werden von Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Lichtscheue oder Geruchs- und Lärmempfindlichkeit begleitet. Bei der Migräne mit Aura kommt es vor dem eigentlichen Anfall zu Seh- oder anderen Wahrnehmungsstörungen. Die Betroffenen haben ein starkes Ruhe- und Rückzugsbedürfnis. Je nach Intensität helfen gegen Migräne schmerzstillende Medikamente. Auslöser einer Migräne sind vielfältig und nicht immer dringend vorhanden. Unter anderem können histamin- und glutaminhaltige Lebensmittel ursächlich sein, aber auch physiologische und/oder unphysiologische Hormonschwankungen begünstigen eine Attacke.
Migräne zählt in Österreich neben Wirbelsäulenbeschwerden, Bluthochdruck oder Allergien zu den häufigsten Krankheitsbildern. Vor allem zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr treten Migräneanfälle öfter auf. Jede 4. Frau (knapp 25 %), aber nur jeder 9. Mann (knapp 10 %) ist von Migräne betroffen, die auch immer häufiger bei Kindern auftritt. Bei den unterschiedlichen Migränearten haben zirka 80 bis 85 % der Betroffenen eine Migräne ohne Aura, 10 bis 15 % der Betroffenen eine Migräne mit Aura.
Video: Mehr als nur Kopfweh: Migräne richtig behandeln
Ass. Dr. Felix Müller (Abteilung für Neurologie, Leitung der Kopfschmerzambulanz, LK Mistelbach-Gänserndorf) erklärt, was Migräne zu besonders unangenehmen Kopfschmerzen macht und wie man sie behandeln kann. (Webinar, 17.2.2021)
Die Migräne ist eine häufige neurologische Erkrankung mit zahlreichen Begleitsymptomen, wie Übelkeit, Lichtscheue oder Geruchsempfindlichkeit. Sie entsteht durch eine Minderaktivität von Neuronen der Großhirnrinde, dadurch verengen sich die Blutgefäße. Diese Verengung der Blutgefäße ist Folge und nicht Ursache der Minderaktivität der Großhirnrinde. Nach der Minderaktivierung kommt es dann zu einer Entzündung der Blutgefäße, was den pulsierenden Kopfschmerz hervorruft.
Mit Hilfe von modernen Bildgebungstechniken können die Schmerzzustände und Auraphänomene sichtbar gemacht werden. Die 2 häufigsten Migränearten sind die Migräne mit Aura (10 bis 15 % der Migränefälle) und die Migräne ohne Aura (80 bis 85 % der Migräneanfälle).
Bei der Migräne mit Aura treten Ausfallserscheinungen auf, aber auch Reizphänomene können dem Migräneanfall vorausgehen. Die Ausfallserscheinungen entsprechen der Minderaktivierung der Hirnrinde, die Reizerscheinungen den Randgebieten der Minderaktivierung. Dazu gehören Sehstörungen wie Gesichtsfeldausfälle, Flimmern etc.) Kribbeln und Schwäche in den Extremitäten sowie Sprachstörungen, Gleichgewichtsstörungen und ähnliche neurologische Ausfälle.
Die Migräne ohne Aura ist gekennzeichnet durch einen halbseitigen, oft pulsierenden Kopfschmerz, der vor allem hinter den Augen und der Stirn auftritt.
Mögliche Auslöserfaktoren (Trigger) für die Entstehung einer Migräne können mit Hilfe eines Kopfschmerztagebuches oder Kalenders ermittelt werden:
Migräneanfälle beginnen oft in den frühen Morgenstunden. Zahlreiche Symptome können eine Migräne begleiten wie Übelkeit und Erbrechen, Appetitlosigkeit, Reizbarkeit, Schwitzen, Überempfindlichkeit auf Licht oder Geräusche und auch Geruchsempfindlichkeit.
Mediziner sprechen von Migräne, wenn folgende Beschwerden auftreten:
Mindestens eines der folgenden Symptome muss zusätzlich auftreten: Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Lärm oder Lichtscheuheit.
Mögliche Beschwerden bei Migräne mit Aura
Viele Betroffene wissen um ihre Auslöser bei Migräne Bescheid und versuchen diese zu meiden. Kommt es trotzdem zu einem Migräneanfall, ziehen sie sich in einen ruhigen, dunklen Raum zurück oder nehmen Medikamente ein, sobald erste Anzeichen auftreten. Migränetagebücher helfen dabei, die Auslöser zu erkennen.
Ein Anfall kann wenige Stunden bis Tage (72 Stunden) andauern.
Die erste Anlaufstelle bei wiederholter Migräne sollte der Neurologe sein. Neben einer allgemeinen neurologischen Untersuchung wird der Arzt beim Beratungsgespräch nach Dauer und Frequenz, Lokalisation, Intensität und den Begleitsymptomen fragen.
Zum Ausschluss von anderen Kopfschmerzarten – wie durch Medikamente verursachte Kopfschmerzen, akuten Blutungen zwischen den Hirnhäuten, Hirnhautentzündungen (Meningitis), epileptischen Anfällen oder Beschwerden des Bluthochdrucks (hypertensive Krise) – kommen noch andere Untersuchungsmethoden zum Einsatz:
Bei klassischen Beschwerden, ist die Diagnose klinisch zu stellen und bedarf oft keiner Zusatzdiagnostik.
Jeder Migränebetroffene benötigt eine individuell angepasste Therapie und sollte daher unbedingt mit einem Arzt darüber sprechen. Auch die Dosierung von Schmerzmitteln sollte mit einem Arzt abgestimmt werden.
Akutbehandlung bei leichten Migräneanfällen:
Bei mittelstarken seltenen Migräneanfällen:
An Schmerzmitteln haben sich folgende Substanzen bewährt:
Bei häufigen, mäßigen bzw. auch bei schweren Migräneanfällen
Es stehen im Moment 7 verschiedene Arten von Triptanen bei der Behandlung von Migräne zu Verfügung. Die bekanntesten sind Sumatriptan und Zolmitriptan. Diese gibt es in Form von Schmelztabletten, Tabletten, Injektionen oder Nasensprays nach ärztlicher Verordnung.
Es gibt Medikamente, wie z.B. Beta-Blocker, Kalziumantagonisten, Valproinsäure, Topiramat, Naproxen und CGRP Antikörper, welche die Schwere und Häufigkeit von Migräneanfällen reduzieren können. Über deren Einsatz entscheidet der Arzt.
CGRP Antagonisten sind die ersten, speziell für die Migräneprophylaxe entwickelten Medikamente. Sie werden in der Prophylaxe eingesetzt und werden als monatliche Spritze in die Unterhaut verabreicht.
Bewährt haben sich auch Akupunktur, Entspannungstraining und Ausdauersportarten, wie Radfahren oder Laufen.