Fieber bei Kindern

Kind hat Fieber
Bei hohen Fieber sollte man ein Kind lieber zu einer Ärzt:in bringen.
© all_about_people / Shutterstock.com
Direkt zum Inhaltsverzeichnis

Fieber bei Kindern hat oft dieselben Ursachen wie Fieber bei Erwachsenen: Meist steckt eine Infektion mit Viren, Bakterien oder anderen Krankheitserregern dahinter. 

Medizinische Expertise

Peter Voitl

Prim. MedR. Ass.-Prof. DDr. Peter Voitl, MBA

Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde
Donau-City-Straße 1, 1220 Wien
www.kinderarzt.at
Medizinische Fachbeiträge auf MeinMed.at werden von 🇦🇹 österreichischen Ärzt:innen und medizinischen Expert:innen geprüft.

Inhaltsverzeichnis

Kinder fiebern schneller als Erwachsene, wobei ab 38 °C bereits von Fieber gesprochen wird. Viele typische Kinderkrankheiten gehen mit Fieber einher. Wenn die Krankheit, die das Fieber verursacht, abklingt oder behandelt wird, verschwindet das Fieber in der Regel.

Gefährliche Erkrankungen wie Meningitis können hinter hohem Fieber stecken und erfordern eine schnelle Therapie. Daher ist es wichtig, Fieber bei Kindern genau zu beobachten und bei Auffälligkeiten schnell ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.

  • Fieber bei Kindern tritt ab einer Körpertemperatur von 38 °C auf, meist verursacht durch Viren oder Bakterien.
  • Der Anstieg der Körpertemperatur ist eine Abwehrreaktion des Körpers gegen Krankheitserreger.
  • Besonders bei Säuglingen unter drei Monaten oder hohem Fieber über 39 °C ist ärztliche Betreuung wichtig.
  • Die Behandlung umfasst die Bekämpfung der Ursache sowie die Verwendung von fiebersenkenden Medikamenten.
  • Kinder mit Fieber sollten viel trinken und Bettruhe einhalten, um die Genesung zu unterstützen.
Art Symptom
Beschreibung Körpertemperatur über 38 °C
Ursache Erkältungen, Grippe, Magen-Darm-Infekte, Lungenentzündung
Ärztliche Abklärung nötig bei kleinen Kindern (unter drei Monate) oder hohem Fieber (über 39 °C)
Therapie fiebersenkende Mittel, viel trinken, Wadenwickel

Fieber ist eines der häufigsten Symptome, das zu einem Besuch bei einer Kinderärzt:in führt. Denn Kinder bekommen schnell Fieber. In erster Linie sind Viren, Bakterien oder andere Krankheitserreger Ursachen für Fieber. Das Immunsystem kämpft mit dem Anstieg der Körpertemperatur gegen die Eindringlinge: Ab 38,5 °C werden Bakterien und Viren geschwächt und können sich schlechter vermehren. Wenn ein Kind fiebert, so hilft sich sein Körper also selbst. Fieber gehört zum natürlichen Heilungsprozess, sollte aber bei Kindern immer besonders gut beobachtet werden!

Mehr lesen » Bakterien & Viren: Unterschiede

Häufige Auslöser für Fieber bei Kindern:

  • Fieber ist eine Reaktion des Körpers auf Infektionen durch Viren oder Bakterien.
  • Impfungen können dazu führen, dass das Immunsystem Abwehrstoffe gegen Krankheitserreger bildet, wobei gelegentlich Fieber als Folge auftreten kann.
  • Umweltfaktoren wie extreme Hitze oder zu warme Kleidung können ebenfalls Fieber verursachen.
  • Übermäßige Sonneneinstrahlung kann Sonnenbrand oder Sonnenstich verursachen, was wiederum zu Fieber führen kann.
  • Flüssigkeitsmangel, ausgelöst durch unzureichende Flüssigkeitsaufnahme oder übermäßiges Erbrechen bzw. Durchfall, kann zu Fieber führen, auch bekannt als "Durstfieber".
  • Hautkrankheiten wie Nesselsucht
  • Seltenere Ursachen für Fieber sind Stoffwechselerkrankungen, rheumatische Erkrankungen oder Autoimmunerkrankungen.

Ein fieberndes Kind macht einen kranken, geschwächten Eindruck. Seine Stirn fühlt sich deutlich wärmer an als sonst; Hände und Füße können warm oder kalt sein.

Erkennbare Anzeichen von Fieber bei Kindern: 

  • heiße Stirn und warme Wangen
  • gerötetes Gesicht
  • wässrige und "glasige" Augen
  • Erhöhte Temperatur an Stirn oder Nacken
  • verminderte Appetit und erhöhter Durst
  • Weinerlichkeit, Müdigkeit oder Schlappheit

Es gibt unterschiedliche Fieber-Typen:

  • manche Babys fiebern trocken und heiß,
  • andere kalt (Hände und Füße) und feucht (Schweiß)

Aber an Rumpf und Kopf sind beide "Typen" gleich heiß.

Durch Fieber können sich Herzschlag und Atmung beschleunigen – es belastet daher den Kreislauf. Bei hohem Fieber können sich zudem Schwindel, Verwirrtheit und Wahrnehmungsstörungen zeigen. Dann sollte unverzüglich Kontakt zu einer Kinderärzt:in aufgenommen werden. Hat das Kind sehr hohes Fieber oder zeigt gar Bewusstseinstrübungen, muss die Rettung verständigt werden! Der Anstieg der Körpertemperatur über 40 °C kann Organ- und Gewebeschäden zur Folge haben und sogar tödlich enden!

Kinderkrankheiten wie Masern, Mumps und Röteln sind häufig von Fieber begleitet. Zusätzlich zu diesen bekannten Erkrankungen können spezifische Fieberzustände auftreten, die typischerweise nur bei Kindern auftreten, wie das Dreitagefieber und der Fieberkrampf.

Die meisten Infektionen, die dazu führen, treten in den ersten zwölf Lebensmonaten auf. Einen Fieberkrampf bekommen 2 bis 4 % aller Kleinkinder im Alter zwischen drei Monaten und fünf Jahren.

Bei Kindern ist es also besonders wichtig, erhöhte Körpertemperatur richtig einzuschätzen. Von Fieber wird bei Säuglingen und Kleinkindern auch schon bei etwas niedrigerer Körpertemperatur gesprochen, als dies bei Erwachsenen der Fall ist:

HÖHE DER TEMPERATUR MAN SPRICHT VON ...
36,5 °C bis 37,5 °C …normaler Temperatur
37,6 °C bis 37,9 °C ...erhöhter Temperatur
38 °C bis 38,5 °C ...leichtem Fieber
38,6 °C bis 39 °C ...mäßigem Fieber
39,1 °C bis 39,9 °C ...hohem Fieber
40 °C bis 42 °C ...sehr hohem Fieber

Hat ein Kind Fieber, sollte man regelmäßig die Temperatur messen, sich die Werte notieren und immer auch den Allgemeinzustand des Kindes gut im Auge behalten!

Ein Kinderarzt sollte unbedingt aufgesucht bzw. gerufen werden, wenn:

  • die Körpertemperatur eines bis zu drei Monaten alten Babys über 38°C steigt,
  • leichtes bis mäßiges Fieber bei einem Kind unter 2 Jahren länger als einen Tag anhält,
  • leichtes bis mäßiges Fieber bei einem älteren Kind über drei Tage anhält,
  • das Fieber schnell 39,0°C oder höher erreicht,
  • weitere Krankheitszeichen wie Bauchweh, Durchfall, Erbrechen oder Hautausschlag hinzukommen,
  • das Kind in seinem Verhalten auffällig ist bzw. in seiner Wahrnehmung beeinträchtigt ist,
  • das Fieber trotz Zäpfchen und Wadenwickel nicht sinkt,
  • ein Fieberkrampf auftritt,
  • wenn das Fieber schubweise bzw. wiederholt auftritt. Dann kann z.B. das sog. "Periodische Fiebersyndrom" vorliegen, das zu den rheumatischen Erkrankungen gezählt wird.

Für Neugeborene gelten noch weitere Regeln! Denn junge Säuglinge können auch schwere Infektionen haben, ohne Fieber zu entwickeln, da ihr körpereigenes Abwehrsystem (Immunsystem) noch nicht vollständig ausgereift ist.

Eltern von Babys bis zu 3 Monaten sollten immer umgehend einen Kinderarzt bei einer Körpertemperatur des Kindes über 38°C aufsuchen! Dies sollten sie ebenfalls tun – auch ohne Fieber –, wenn ihr Kind:

  • eine ungewöhnliche Hautfarbe aufweist oder ein Hautausschlag auftritt
  • zwei Mahlzeiten nicht zu sich nehmen will
  • wiederholt erbricht
  • Durchfall hat
  • besonders benommen wirkt und wenig reagiert
  • auffällig (viel) schreit

Um die Körpertemperatur des Kindes möglichst genau zu ermitteln, sollte man am besten im Popo Fieber messen. Im Mund, Ohr, auf der Stirn oder unter der Achsel ermittelte Werte sind ungenauer bzw. niedriger als die Körperkerntemperatur:

  • Babys und Kleinkinder werden zum Fiebermessen auf den Rücken gelegt.
  • Dann die Beinchen anheben und das Fieberthermometer – an der Spitze mit etwas Vaseline oder Creme betupft – vorsichtig etwa einen Zentimeter tief in den After einführen. Das Fieberthermometer dabei leicht festhalten, damit es nicht aus dem Po rutscht.
  • Digitale Thermometer geben ein Signal ab, wenn die Messung abgeschlossen ist (zirka nach einer Minute).

Mit Glas-Fieberthermometern sollte man drei bis vier Minuten lang im Po messen. Kinder wehren sich bei dieser langen Dauer oft heftig, da es ihnen unangenehm ist. Daher mit Glas-Fieberthermometern eher unter der Achsel messen, auch wenn die gemessene Temperatur ungenauer ist als im Po.

Zeigt sich beim Kind eine erhöhte Körpertemperatur, jede halbe bis ganze Stunde erneut Fiebermessen, die Werte notieren und immer auch den Allgemeinzustand des Kindes gut im Auge behalten! Einen Kinderarzt aufsuchen, wenn die Werte rasch steigen oder das Kind sonst auffällig ist. Es können gefährliche Krankheiten dahinter stecken, die einer umgehenden Behandlung bedürfen, etwa die Hirnhautentzündung.

Besteht bei einem Kind Fieber ohne erkennbaren Grund – es hat also keinen Husten, Schnupfen, Durchfall o.ä. – wird der Kinderarzt per Ausschlussverfahren die Infektionsquelle suchen. Dafür sind zumeist auch eine Urinprobe sowie eine Blutabnahme nötig, um es zu analysieren.

Die Therapie bei Fieber richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Wird die Fieber auslösende Erkrankung therapiert – etwa eine normale bakterielle Infektion mit Antibiotika –, geht auch das Fieber in der Regel von selbst zurück.

Fiebersenkende Mittel

  • Das Fieber kann rein symptomatisch behandelt werden, also mit fiebersenkenden Mitteln. Bei Kindern sollten zuerst Hausmittel wie Wadenwickel versucht werden, da nicht alle Medikamente gut vertragen werden.
  • Fieber unterstützt den Körper im Kampf gegen Krankheitserreger, daher nicht sofort fiebersenkende Medikamente einsetzen, um den natürlichen Heilungsprozess nicht zu beeinträchtigen.
  • Bei Temperaturen über 39 °C sollten Medikamente wie Paracetamol für Babys und ab dem vollendeten sechsten Lebensmonat auch Ibuprofen eingesetzt werden. Die Dosierungsempfehlungen sind genau zu beachten und bei Unklarheiten ist eine Konsultation einer Kinderärzt:in ratsam.
  • Bei Neugeborenen unter 3 Monaten mit Fieber über 38 °C sofort ärztliche Hilfe suchen. Auch bei raschem Temperaturanstieg oder anderen Auffälligkeiten ist ebenfalls ärztliche Unterstützung erforderlich.

Richtige Temperatur im Bett

  • Das Kind am besten ins Bett legen, es braucht bei Fieber viel Ruhe.
  • Darauf achten, dass das Kind nicht zu warm angezogen ist: Im Nacken lässt sich die Körperwärme gut ertasten. Ist es dort schwitzig, ist dem Baby zu warm!
  • Geeignete Kleidung ist aus leichter Baumwolle, etwa ein Langarm-Body oder -Shirt.
  • Zudem das Baby nicht zu warm zudecken!
  • Die ideale Zimmertemperatur liegt bei 18 bis 20 °C. Immer wieder Stoßlüften, um für gute Luft im Krankenzimmer zu sorgen, dabei aber Zugluft vermeiden.

Viel trinken

  • Besonders wichtig ist es bei Fieber, viel zu trinken! Denn dann benötigt der Körper mehr Flüssigkeit als normal.
  • Viele fiebernde Kinder haben großen Durst auf Kaltes, den man am besten mit Wasser, milder Saftschorle oder abgekühlten Tees stillt.
  • Andere Kinder wollte jedoch nichts trinken und haben keinen Appetit. Die Nahrung zu verweigern, ist für ein paar Tage nicht weiter schlimm. Aber das Kind muss unbedingt Flüssigkeit aufnehmen, damit der kleine Körper nicht austrocknet.
  • Deshalb Kindern immer wieder Getränke anbieten, notfalls mit einem Teelöffel verabreichen! Stillkinder häufig anlegen!

Wadenwickel senkt Fieber

  • Wadenwickel als das klassische Hausmittel gegen Fieber, sollten bei Kindern nur angewendet werden, wenn der Körper komplett warm ist – also auch Hände und Füße!
  • Möchte man einem Baby Wadenwickel machen, zwei kleine Baumwolltücher in Wasser tauchen, das etwa 2 °C kälter ist als die Körpertemperatur des Kindes.
  • Ausgewrungen behutsam um beide Unterschenkel vom Fußgelenk bis zum Knie wickeln, zwei trockene Tücher darüber geben und am besten mit großen Wollsocken befestigen.
  • Nach zehn Minuten erneuern.
  • Die Wadenwickel höchstens drei Mal in Folge wiederholen. Dazwischen immer wieder Fiebermessen und darauf achten, dass die Körpertemperatur nicht zu rasch abfällt.
  • Wichtig auch: Werden die Füße kalt, sofort abbrechen!

Keine Homöopathie

Die Homöopathie beruht auf der Annahme, dass sich Krankheiten heilen lassen, wenn dem kranken Organismus in ganz geringen Mengen die Stoffe zugeführt werden, die in einer höheren Dosierung beim Gesunden ähnliche Symptome hervorrufen (Ähnliches mit Ähnlichem heilen). Es gibt aber keinen dokumentierten Beleg dafür, dass homöopathische Medikamente eine sichere Wirkung bei Kindern aufweisen.

Auf keinen Fall sollte eine notwendige ärztliche Behandlung durch Homöopathika verzögert in Anspruch genommen werden. Alle homöopathischen Präparate, die in belastender Art und Weise verabreicht werden (wie etwa Zäpfchen oder Augentropfen), müssen unbedingt vermieden werden.


Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

7. November 2023

Erstellt am:

7. Oktober 2015

Stand der medizinischen Information:

17. Oktober 2022

Mehr zum Thema

Derzeit aktuell

Neueste Beiträge