Fieberkrampf

Mensch hält Fieberthermometer in der Hand
Besonders bei Kindern bis 5 Jahren kann es bei hohem Fieber zu Krampfanfällen kommen.
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Ein Fieberkrampf (Fieberanfall) ist ein epileptischer Krampfanfall unter Fieber, der vom Gehirn ausgeht. Er tritt in der Regel nur bei Kindern zwischen 6 Monaten bis 5 Jahren auf. 

Medizinische Expertise

Peter Haubenberger

Dr. Peter Haubenberger

Arzt für Allgemeinmedizin und Traditionelle Chinesische Medizin
Mondscheingasse 2/11, 1070 Wien
www.dr-haubenberger.at
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Eltern bekommen einen enormen Schreck, wenn ihr Kind einen Fieberkrampf bekommt: Der Körper versteift sich, zuckt und krampft, das Kinder wird bewusstlos, zieht Grimassen, verdreht die Augen, gibt Laute von sich. Doch ein Fieberkrampf sieht viel schlimmer aus, als er tatsächlich ist: Er hat in den meisten Fällen keine ernsten Folgen! Dennoch sollten Eltern immer einen Arzt rufen, wenn ihr Kind zum ersten Mal einen Fieberkrampf bekommt! Denn hinter epileptischen Anfällen, die zusammen mit Fieber auftreten, können auch gefährliche Erkrankungen stecken, die sofortiger Therapie bedürfen (z.B. Meningitis).

Fieberkrämpfe sind das häufigste Syndrom mit epileptischen Anfällen weltweit und daher häufige Notfälle im Säuglings- und Kleinkindalter. Ein Fieberkrampf tritt typischerweise bei Kindern im Alter zwischen ca. 6 Monaten bis etwa 5 Jahren auf. In dieser Altersgruppe trifft ein Fieberkrampf 2 % - 5 % aller Kinder mindestens einmal; etwa 1/4 davon auch mehrmals.

Am häufigsten werden solche Anfälle im Alter von 1-3 Jahren verzeichnet, da das kindliche Gehirn in dieser Entwicklungsphase besonders empfänglich für Krampfanfälle ist. Bei Buben treten Fieberkrämpfe häufiger auf als bei Mädchen. Eine familiäre Belastung wird bei rund 30 % der Betroffenen gefunden. In der Regel wächst sich das Problem bis zum Schuleintritt von alleine aus.

Fieberanfälle beruhen auf einer Veranlagung des Gehirns, in einer bestimmten Entwicklungsphase auf Fieber mit Krampfanfällen zu reagieren. Diese werden wahrscheinlich durch einen heftigen Temperaturanstieg ausgelöst. Deshalb kann es schon bei Temperaturen von 38,3 bis 38,8 Grad zu einem Anfall kommen – etwa wenn ein Kind im Zuge einer Kinderkrankheit Fieber entwickelt. In den häufigsten Fällen geht einem Fieberkrampf ein heftiger Temperaturanstieg auf über 39°C Körpertemperatur voraus.

Man weiß, dass Fieberkrämpfe in manchen Familien gehäuft auftreten. Neuste Forschungen lassen vermuten, dass auch eine bestimmte Genmutation zu dem Krampfleiden führt. Dann können bereits bei moderatem Temperaturanstieg epileptische Fieberkrämpfe auftreten.

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Folgende Symptome können auftreten:

  • Der Körper des Kindes versteift sich, während Arme und Beine zusammen oder auch einzeln rhythmisch zucken. Der gesamte Körper kann aber auch erschlaffen, insbesondere bei Säuglingen.
  • Das Kind ist nicht mehr ansprechbar, reagiert nicht, ist kurze Zeit bewusstlos.
  • Das Kind kann Atemaussetzer haben, die Lippen werden blau.
  • Das Kind verdreht die Augen oder sein Blick ist starr. Auch die Gesichtsmuskeln können zucken bzw. für Grimassen sorgen. Zudem geben viele Kinder Gurgel- oder Schmatzlaute von sich. Auch Schaum vorm Mund kann auftreten.
  • Nach Krampfende erschlafft der kleine Körper: Die Hautfarbe des Kindes normalisiert sich und sein Bewusstsein kehrt langsam zurück.

Meist dauert ein Fieberkrampf nur einige Sekunden bis wenige Minuten und hört von selber wieder auf.

Dauert der Fieberkrampf länger als 10 Minuten an und muss durch Medikamente beendet werden oder das Kind zeigt noch weitere Auffälligkeiten, wird von einem "komplizierten Fieberkrampf" gesprochen.

So schlimm selbst jeder unkomplizierte Fieberkrampf aussieht: Er ist im medizinischen Sinne harmlos und bleibt in aller Regel ohne gesundheitliche Folgen für das Kind. Der Krampfanfall verursachen dem Kind auch keine Schmerzen und normalerweise erholt sich ein Kind sehr rasch von solch einem Ereignis. Gelegentlich können betroffene Kinder noch ein paar Stunden nach dem Anfall verlangsamt und dösig sein. In den Tagen nach dem Krampf tritt sehr oft Muskelkater ein.

Auch wenn ein einfacher Fieberkrampf medizinisch in der Regel unbedenklich ist, sollten Eltern jedoch immer den Notarzt rufen, wenn ihr Kind krampft! Denn ob ein Fieberanfall kurz oder lang andauern wird, lässt sich nicht abschätzen. In etwa 5-10 Prozent der Fälle entwickelt sich ein komplizierter Fieberkrampf, d.h. die Kleinen brauchen ein schnell wirkendes Notfallmedikament, damit der Anfall beendet wird. Außerdem sollte bei jedem Krampf im Kindesalter ärztlich ausgeschlossen werden, dass hinter den epileptischen Anfällen gefährliche Erkrankungen stecken.

Denn meist bedürfen sie einer sofortiger Therapie (z.B. Meningitis, Elektrolytstörungen). Vor allem, wenn sich ein Kind nicht rasch nach einem Krampfanfall erholt oder gar weiterhin Bewusstseinsstörungen zeigt, sind dies Alarmzeichen für erstzunehmende Erkrankungen! Neueste Forschungen belegen außerdem, dass ein geringer Teil der Kinder mit häufigen Fieberkrämpfen mit der Zeit eine Epilepsie entwickelt.

Ist ein Fieberkrampf aufgetreten, folgt zu 25 Prozent ein weiterer, wenn das Kind erneut fiebert. Deshalb sollten Eltern mit dem Kinderarzt besprechen, was in solch einem Fall zu tun ist: Fiebersenkende Medikamente kommen bei "Fieberkrampf-Kinder" z.B. eher zum Einsatz (ab 38,5 Grad Celsius Körpertemperatur).

Wahrscheinlich wird der Arzt auch ein Notfallmedikament verordnen, mit dem länger anhaltende Fieberkrämpfe selbstständig beendet werden können. Welches Medikament in welcher Dosierung angemessen ist, wann und wie es im Anfall zu verabreichen ist und auf was die Eltern sonst noch achten sollten, wird der Kinderarzt erklären.

Da sich ein Fieberkrampf in einer typischen Symptomatik äußert (Fieber plus Krampfanfall), ist er relativ leicht zu diagnostizieren. Nach dem Anfall wird als erstes die Körpertemperatur gemessen. Um sicher zu gehen, dass es sich tatsächlich um einen harmlosen Fieberkrampf handelt, muss ein Arzt allerdings gefährliche Ursachen für den epileptischen Anfall (z.B. Meningitis, Epilepsie, Elektrolytstörungen oder neurologische Erkrankungen) ausschließen. Das Kind sollte deshalb nach jedem Krampf gründlich körperlich untersucht werden!

Erkennt der Arzt Anzeichen für eine Erkrankung, die von epileptischen Anfällen begleitet werden kann, wird er weiter diagnostische Methoden hinzuziehen – etwa eine Lumbalpunktion bei Verdacht auf Meningitis oder eine Hirnstrommessung (Elektroenzephalogramm, kurz EEG), die ein Anfallsleiden wie Epilepsie aufdecken kann. Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT) machen die Strukturen des Gehirns sichtbar. Sie können zum Einsatz kommen, um Fehlbildungen oder Tumore als Ursache für komplizierte Fieberkrämpfe auszuschließen.

Da ein einfacher Fieberkrampf in den allermeisten Fällen nur wenige Sekunden bis höchstens 2-3 Minuten anhält, also von selbst aufhört und als medizinisch unbedenklich gilt, ist hier keine direkte Therapie nötig.

Beim komplizierten Fieberkrampf muss hingegen ein schnell-krampflösendes Medikament verabreicht werden (z.B. Diazepam, Midazolam), um den Anfall zu beenden. Bei häufigen Fieberanfällen verschreibt der Kinderarzt den Eltern solch ein Präparat auch als Notfallmedikament, das im Krampf verabreicht wird, um ihn zu verkürzen. Diese Medikamente werden als Zäpfchen über den After des Kindes von den Eltern selbst gegeben. Als Richtlinie gilt etwa: Dauert ein Krampfanfall länger als zehn Minuten, sollte er mit Hilfe dieser Medikamente unterbrochen werden. Medikamente zur Krampfvorbeugung, die vorsorglich bei jedem Fieber eingesetzt würden, stehen nicht im Verhältnis zum Nutzen!

Fiebersenkende Maßnahmen, wie die Gabe von Paracetamol oder Ibuprofen und Hausmittel wie Wadenwickel können helfen, dass sich das Kind besser fühlt – Fieberkrämpfe vorbeugen lassen sich so aber nicht!

Ruhe bewahren

Der wichtigste Ratschlag an Eltern, wenn ihr Kind erstmalig einen Fieberkrampf erleidet: Ruhe bewahren, beim Kind bleiben und auf die Uhr schauen, wie lange der Anfall dauert! Möglichst rasch den Notarzt rufen!

Scharfe Gegenstände entfernen

Unter dem Krampf darauf achten, dass sich das Kind nicht verletzen kann – entfernen Sie spitze, scharfe oder kantige Gegenstände aus der Umgebung. Babys und Kleinkinder am besten auf den Boden legen, damit keine Sturzgefahr besteht. Unter den Kopf des Kindes dann evtl. ein Kissen oder sonst etwas weiches (Kleidungsstück, Decke) legen. Vorsichtig die Kleidung des krampfenden Kindes überprüfen und falls nötig sanft lockern, damit das Kind frei atmen kann.

Bei Erbrechen handeln

Muss das Kind erbrechen, drehen Sie es vorsichtig in die stabile Seitenlage, damit das Erbrochene nicht in die Lunge gelangt: Der Kopf sollte dabei zur Seite gedreht und leicht nach hinten gerichtet sein.

Zuckungen nicht stoppen

Versuchen Sie nicht, die Zuckungen zu stoppen, halten Sie das Kind nicht fest und schütteln Sie es niemals! Auch Bespritzen mit kaltem Wasser ist nicht hilfreich. Auf keinen Fall dürfen Getränke, Nahrungsmittel oder Gegenstände unter dem Fieberkrampf in den Mund des Kindes gelangen – es könnte daran ersticken.


Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

23. April 2019

Erstellt am:

13. November 2015

Stand der medizinischen Information:

23. April 2019


ICD-Code:
  • R56

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