Wann ist aber tatsächlich ein Kaiserschnitt notwendig? Wie läuft ein Kaiserschnitt ab? Was danach zu beachten ist und wie das Bonding, der wichtige Beziehungsaufbau zwischen Mutter und Baby, trotzdem gut gelingt. Und muss eigentlich das nächste Kind nach einem Kaiserschnitt wieder auf diese Weise geboren werden?
Während Länder wie Finnland, Island und Norwegen eine Kaiserschnittrate zwischen 15 und 20 % vorweisen, werden in Italien bereits 38 % aller Babys per chirurgischem Eingriff auf die Welt gebracht. Österreich liegt mit fast 30 % auch über dem EU-Durchschnitt von 26 %.
Die Kaiserschnittrate bei älteren Frauen ist höher als bei jüngeren. So haben 4 von 10 der weiblichen 40- bis 44-Jährigen eine Kaiserschnittgeburt, während nur 2 von 10 der 20-Jährigen ihr Kind mittels OP zur Welt bringen.
Für ein Krankenhaus ist ein geplanter Kaiserschnitt organisatorisch leichter zu handhaben, da der personelle Aufwand planbarer ist.
Meist erfolgt dieser 1 bis 2 Wochen vor dem geplanten Geburtstermin, damit sicher noch keine Wehen einsetzen. Bei einer vorzeitigen Ablösung der Plazenta oder einer Fruchtwasserinfektion durch einen vorzeitigen Blasensprung muss das Kind früher geholt werden.
Zum Kaiserschnitt selbst sollte die Mutter nüchtern sein, die meisten OPs finden vormittags statt. Der Kaiserschnitt dauert bei Weitem nicht so lange wie eine vaginale Geburt. In 90 % aller Fälle wird eine Lokalnarkose gesetzt, sodass die Mutter ihr Kind direkt nach dem Eingriff halten und stillen kann. Bis die Narkose gelegt ist, vergehen etwa 10 Minuten, die Wirkung hält 2 bis 3 Stunden an. Der etwa 10 Zentimeter lange Schnitt wird knapp über dem Schambein gemacht. Einige Minuten später ist das Kind bereits geboren. Anschließend werden noch die Plazenta entfernt und die einzelnen Schichten wieder zugenäht. Insgesamt dauert der Eingriff 20 bis 30 Minuten.
Wird bei einer Geburt ein Notkaiserschnitt etwa wegen Verdachts auf einen Gebärmutterriss, wegen Herztonveränderungen oder Nabelschnurvorfall etc. notwendig, kann das Kind innerhalb kürzester Zeit unter Vollnarkose geholt werden.
Direkt nach dem Kaiserschnitt bleibt die Mutter wie bei einer normalen Geburt erst einmal 2 bis 3 Stunden im Kreißsaal. Geht es ihr gut, kann sie ihr Kind in den Arm nehmen. Hat sie noch mit den Nachwirkungen einer Vollnarkose (Notkaiserschnitt) zu kämpfen, bekommt der Vater das Baby in den Arm, bis die Mutter sich erholt hat. Am Tag nach der Geburt kann die Mutter bereits wieder aufstehen. Mütter brauchen nach dem Kaiserschnitt in den ersten 24 Stunden besonders gute Betreuung, weil sie ihr Kind nicht selbst vollständig versorgen können. Schweres Heben sollte in den ersten Wochen nach der Geburt vermieden werden, damit die Narbe gut heilt. Die Schmerzen durch die Operation lassen im Regelfall bereits einige Tage nach der Geburt nach, beziehungsweise werden immer schwächer. Es gibt Medikamente, die dabei helfen, diese besser zu ertragen und die beim Stillen kein Problem darstellen.
Die vaginale Geburt bedeutet mit den starken Wehen zwar für das Kind enormen Stress. Andererseits helfen Wehen und Stresshormone dabei, den Kreislauf leichter umzuschalten und die Lungen zu entfalten, die Herzströme zu verändern und das Fruchtwasser aus den Lungen zu drücken. Lange wurden bei Kaiserschnittkindern Anpassungsstörungen vermutet, weil sie ohne Vorzeichen und ohne Unterstützung durch Stresshormone auf die Welt geholt wurden. Kurzfristig leiden Kaiserschnittkinder öfter an Atmungsproblemen.
Außerdem zeigen aktuelle Studien, dass Kinder nach vaginalen Geburten durch den Kontakt mit den Bakterienstämmen der Mutter eine Art "Impfung" erhalten, die sie vor bestimmten Infektionen schützt.
Was das Bonding, die Bindung zwischen Kind und Eltern betrifft, gibt es wenig Unterschiede. Die meisten Krankenhäuser achten nach der Geburt darauf, dass die Kaiserschnittkinder möglichst schnell in die Arme der Eltern kommen. Sind die Mütter dafür wegen der Narkose noch nicht bereit, dürfen in den ersten Minuten und Stunden die Väter einspringen.
Die Belastung für den Beckenboden und die Schmerzen bei der Geburt werden oft als Gründe genannt, die gegen eine natürliche Geburt sprechen. Tatsächlich wird der Beckenboden aber bereits während der Schwangerschaft einer Belastungsprobe ausgesetzt, und bei Kaiserschnitten fallen dafür Wundschmerz und Bettlägerigkeit nach der OP umso heftiger aus. Aber auch das Risiko, eine Embolie oder Thrombose zu erleiden ist zehnmal höher als bei einer vaginalen Geburt.
Nur weil eine Frau einmal einen Kaiserschnitt hatte, bedeutet das nicht, dass das nächste Kind wieder operativ geholt wird. Zwei von drei Müttern gebären danach auf herkömmlichem Weg. Das Risiko, dass die Narbe bei einer weiteren Geburt durch die Wehen reißt, ist sehr gering.
Folgende Faktoren sprechen dafür, dass eine normale Geburt möglich ist.