"Rummms!" macht es, und schon fließen die ersten Tränen. Oft ist es nicht leicht zu sagen, ob das Kind vor Schreck weint und schreit, oder weil es Schmerzen hat. Dabei gilt: Verfallen Sie nicht gleich in Panik und überlegen Sie, wie Sie Ihrem Kind unter Einsatz Ihres Hausverstandes helfen können. Wenn Sie nicht mehr weiterwissen, lassen Sie sich von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Rettung (144) oder des Ärztefunkdienstes (141) beraten. "Oft ist es in erster Linie der Schreck, der Kinder weinen lässt. Um herauszufinden, ob Sie es mit einem Erschrecken oder wirklich mit Schmerzen zu tun haben, lenken Sie das Kind ab. Das geht mit ganz einfachen Mitteln: Bei kleineren Kindern genügt die Aufforderung einen (unverletzten) Körperteil zu bewegen, bei größeren Kindern kann es die Erinnerung an einen früheren, glimpflichen Unfall sein", rät Romana Kandioler, Spezialistin für den Fachbereich Erste Hilfe und Sanitätshilfe beim Wiener Roten Kreuz.
Eine Untersuchung in Deutschland hat gezeigt, dass pro Jahr rund 16% der dort lebenden Kinder in einen Unfall verwickelt werden und deshalb ärztlich behandelt werden müssen. Die häufigsten Unfallarten sind:
0-6 Monate
7 Monate bis 5 Jahre
Ab 5 Jahren
Stürze können durch Stolpern oder Herunterfallen (z.B. vom Wickeltisch oder vom Sessel) passieren. Besonders gefährlich für Kinder sind Stürze dann, wenn sie sich den Kopf anschlagen – denn dann sind auch Gehirnerschütterungen und Schädelbrüche nicht ausgeschlossen. Wenn es zu einem besonders heftigen Zusammenstoß oder Aufprall mit dem Kopf gekommen ist, rufen Sie die Rettung (144).
Prellungen und Verstauchungen passieren beim Herumtollen und Spielen schnell einmal. Ohne Röntgengerät lässt sich nicht sagen, ob ein Knochen gebrochen ist. Im Zweifelsfall sollte man daher immer von einem Knochenbruch ausgehen und den betroffenen Körperteil dementsprechend schonen, wobei laut Kandioler "die Chancen, dass wirklich nichts gebrochen ist, gerade im Kindesalter sehr hoch sind." Die Erste-Hilfe-Tipps bei Verdacht auf gebrochene oder geprellte Knochen und verstauchte Gelenke sind folgende:
Wichtige Schritte zur Stillung von Blutungen sind:
Wunden, die verunreinigt sind, sollten außerdem mit klarem Wasser gespült werden. Wenn nicht sicher ist, ob ein Tetanus-Impfschutz besteht, bei Augenverletzungen, Wunden im Kopf- und Rumpfbereich oder wenn Fremdkörper in der Wunde stecken (diese sollen nicht herausgezogen werden!) muss ein Arzt, eine Ärztin oder das Krankenhaus aufgesucht werden.
Allzu rasch kann es passieren, dass kleine – oder auch größere – Kinder etwas "in den falschen Hals" bekommen. Wenn sie den Gegenstand oder den Essensrest nicht von selbst wieder heraufhusten können, müssen Sie folgende Schritte einleiten:
"Aber Achtung! Auch wenn es gelingt den Fremdkörper durch die Oberbauchkompressionen herauszuschleudern und das Kind wieder Luft bekommt, ist unbedingt ein Krankenhaus aufzusuchen. Im Oberbauch befinden sich sehr viele lebenswichtige Organe wie Magen, Leber und Milz, die verletzt worden sein könnten. Auch Rippenbrüche sind möglich", warnt Kandioler.
"Haben Sie Gift zu Hause? Ohne Ihren Haushalt zu kennen, behaupte ich: 'Ja, haben Sie!'", meint Kandioler. "Es gibt mit Sicherheit gesundheitsschädliche Substanzen, die Kinder dazu animieren könnten, sie zu trinken oder zu essen. Das sind vor allem Dinge wie Spülmittel, Badreiniger, Waschmittel, Lampenöle, Medikamente und vielleicht auch Zigaretten und Alkohol."
Das ist zu tun:
Wenn ein Kind einen heißen Gegenstand anfasst oder auf die heiße Herdplatte greift, kommt es zu Verbrennungen. Verbrühungen entstehen, wenn das Kind in Kontakt mit heißen Dämpfen oder Flüssigkeiten kommt. "Ein heißer Ofen ist gefährlich, heißer Dampf ist ebenfalls gefährlich. Verbrennungen und Verbrühungen sind sehr schmerzhaft und verursachen bei entsprechender Größe auch hässliche Narben", erklärt Kandioler.
So gehen Sie vor:
Wenn die Verbrühung oder Verbrennung 10% der Körperoberfläche beträgt (also etwa 10 Kinderhände groß ist), bzw. bei einem Säugling 5% (also so groß wie 5 Hände des Säuglings nebeneinander), muss das Kind ins Krankenhaus gebracht werden.
Bei Badeunfällen mit Kindern ist rasches Handeln angesagt – denn das Ertrinken ist eine häufige Todesursache bei Kindern, vor allem bei jenen unter 5 Jahren. Folgen Sie diesem Ablauf:
Während bei 1- bis 6-Jährigen Unfälle am häufigsten zuhause passieren, verlagert sich das Unfallgeschehen ab dem Schulalter nach draußen: Sport- und Freizeitunfälle sowie Verkehrsunfälle werden dann häufiger. Da durch Letztere schwere Verletzungen entstehen können, ist Vorbeugung besonders wichtig: Ein passender Kindersitz und das Anschnallen im Auto, sowie das Tragen eines Helms beim Radfahren sind ein Muss. Denn: "Personen, die im Auto hinten sitzen und nicht angeschnallt sind, werden bei einem Auffahrunfall nach vorne geschleudert und herumgewirbelt", so Kandioler. Wenn es zu einem Unfall auf der Straße kommt, bei dem Kinder involviert sind, ist das Vorgehen nicht anders als bei der Erstversorgung von Erwachsenen: