75 % aller Kinder unter 15 Jahren haben diese Infektion bereits durchgemacht. Die Inkubationszeit beträgt 8 bis 28 Tage. Das Virus hat 2 Gesichter: Nach einer Erstinfektion erkranken Betroffene an Windpocken (Schafblattern, Feuchtblattern), die von einem charakteristischen Hautausschlag begleitet werden. Der Hautausschlag juckt, hinterlässt aber keine Narben, solange nicht gekratzt wird. Für Schwangere und ihr Ungeborenes kann eine Windpocken-Erkrankung gefährlich werden und bedarf unbedingt einer ärztlichen Behandlung. Da das Virus im Körper noch jahrelang in den Hirnnervenganglien "überleben" kann, ist es möglich, dass in späteren Jahren bereits einmal Infizierte eine schmerzhafte Gürtelrose (Herpes zoster) entwickeln.
Da sich das Virus rasch und gewissermaßen über die Luft verbreitet, tragen etwa 95 % der Erwachsenen den Erreger in sich. Von Herpes zoster ist etwa jeder 5. ab dem 50. Lebensjahr betroffen.
Das Virus wird beim Atmen, Niesen, Husten oder Sprechen von infizierten Menschen ausgestoßen, es ist jedoch auch in Bläschen und Krusten enthalten, die sich im Zuge der Erkrankung auf der Haut der Patienten bilden.
Etwa 1 bis 2 Tage vor dem Ausbruch der Erkrankung setzt ein lästiger Juckreiz ein, dann bilden sich rötliche Punkte auf der Haut. Auch Kopfschmerzen und Fieber können kurzzeitig auftreten und etwa 3 bis 5 Tage lang andauern.
Im Zuge der Erkrankung werden aus den roten Punkten kleine gelb gefüllte Bläschen, die zunächst im Gesicht und am Haaransatz sichtbar werden. Die Bläschen sind mit virushältiger Flüssigkeit gefüllt und hoch ansteckend.
Nach 2 bis 3 Tagen dehnt sich der Hautausschlag auf den gesamten Körper, meist Rumpf, Arme und schließlich auf die Beine aus. Auch die Schleimhäute (Mund, Auge, Genitalien) können betroffen sein. Bei Kindern ist die Bläschenbildung meist milder als bei infizierten Erwachsenen. Innerhalb von etwa 5 bis 8 Tagen heilen die Bläschen sukzessive ab, ohne Narben zu hinterlassen. Wichtig ist jedoch, nicht zu kratzen, auch wenn die Haut extrem juckt. Dadurch können Bakterien in die Haut einmassiert werden, weitere Infektionen verursachen und Narben hinterlassen.
Nimmt die Erkrankung ihren üblichen Verlauf, ist sie nicht weiter bedrohlich. Riskant sind jedoch die Komplikationen, welche die Infektionserkrankung mit sich bringt, und zwar:
Mütter, die in der Schwangerschaft an Windpocken erkranken, können eine Varizellen-Embryopathie erleiden und tragen ein 10-fach erhöhtes Risiko, im Zuge der Infektion eine Lungenentzündung zu entwickeln. Die Mutter versorgt das Kind zwar über die Plazenta mit Antikörpern, sie kann im Falle einer Infektion jedoch das Baby (vor allem vor der 21. Schwangerschaftswoche) anstecken.
An Windpocken erkrankte Mütter können die Infektion auf das Neugeborene übertragen. Riskant ist vor allem, wenn es bei der Mutter zu einem Krankheitsausbruch im Zeitraum von 5 Tagen vor und 2 Tage nach der Geburt kommt. Da Neugeborene noch kein ausgereiftes Immunsystem haben, müssen sofort entsprechende Maßnahmen (passive Impfung, Hyperimmunglobulin) getroffen werden. Erkrankt auch das Neugeborene an Windpocken, liegt seine Überlebenschance nur mehr bei 80 %. Auch eine antivirale Therapie und eine Trennung von der Mutter (kein Stillen!) sind erforderlich, um eine Erkrankung des Neugeborenen zu verhindern.
Um sicherzugehen, ob eine Immunität gegen Windpocken besteht (die Frau also vor der Schwangerschaft noch nie geimpft wurde), sollte bei Schwangeren ein Antikörper-Bluttest durchgeführt werden. Sollte dieser Test positiv sein, muss die Schwangere mit Gammaglobulinen behandelt werden und postpartal entsprechend aktiv nachimmunisiert werden.
Der Arzt stellt üblicherweise eine klinische Diagnose. Da Windpocken durch charakteristische Hautbläschen gekennzeichnet sind, ist üblicherweise kein anderer Virusnachweis erforderlich.
Die Behandlung ist auf eine Linderung der Symptome beschränkt. Eine entsprechende Hautpflege, wie tägliches Waschen, Behandeln mit Lotionen, Salben oder Cremen, die den Juckreiz lindern, beugen bakteriellen Superinfektionen vor. Nur in schweren Fällen sollte eine antivirale Behandlung vom Arzt in Erwägung gezogen werden. Erkrankungen des zentralen Nervensystems sollten mit antiviralen, parenteralen Infusionen (Zovirax) im Spital behandelt werden.
Die Varizellen-Impfung (Varilrix) sollte Kindern in 2 Dosen verabreicht werden. Die erste Impfung erfolgt im Alter vom 11. bis zum 14., die zweite vom 20. bis 24. Lebensmonat. Ungeimpfte Personen können die Immunisierung in jedem Lebensalter durchführen. Dringend empfohlen wird sie Frauen mit Kinderwunsch, die noch nie an Windpocken erkrankt waren, immunschwachen Menschen (Organtransplantierten), Neurodermitis-betroffenen Kindern oder Mitarbeitern in Gesundheitsberufen.
Um ein Wiederaufflackern der durchgemachten Varicelleninfektion als Gürtelrose zu verhindern, wird ab dem 45. Lebensjahr eine einmalige Impfung gegen Herpes zoster empfohlen.
Windpocken sind hoch ansteckend. Im Kindergarten und in der Schule können Kinder einander sehr rasch anstecken. Um noch nicht angesteckte Kinder vor einer Infektion zu schützen, besteht auch die Möglichkeit, innerhalb der 14-tägigen Inkubationszeit aktiv zu impfen.
Da erkrankte Kinder zumeist 10 bis 14 Tage zu Hause bleiben müssen, ist die Impfung auch aus volkswirtschaftlichen Gründen empfehlenswert. Im Erkrankungsfall ist das Kind meist geschwächt und fiebert, wichtig ist daher, Bettruhe einzuhalten.
Gegen den quälenden Juckreiz helfen Emulsionen, Salben oder Puder aus der Apotheke, die den Juckreiz lindern. Das ist wichtig, denn Kinder neigen dazu, sich zu kratzen, die aufgekratzten Bläschen können sich infizieren und Narben hinterlassen. Günstig ist es daher, dem Kind evt. auch die Fingernägel zu schneiden.
Kühle Raumtemperaturen sind günstig, Feuchtigkeit und Wärme hingegen fördern die Bläschenbildung. Auch kalte Umschläge mit Kamillentee lindern den Juckreiz. Ein häufiges Wechseln der Wäsche verhindert weitere Infektionen, bei kleinen Kindern sollten die Windeln öfter gewechselt werden, da gerade in diesem Körperbereich vermehrt Bläschen entstehen.
Wenn die Bläschen abgetrocknet sind, sind Bäder eine gute Möglichkeit, denn bestmögliche Hygiene fördert die Genesung.