Anzeichen der Geburt: Wehen erkennen

Schwangere Frau liegt in den Wehen
Zieht sich die Muskulatur der Gebärmutter in regelmäßigen Abständen zusammen, so handelt es sich um Wehen.
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Gegen Ende der Schwangerschaft können die Eltern es meist nicht mehr erwarten endlich ihr Baby im Arm zu halten und so wird die Geburt mit Ungeduld ersehnt.

Medizinische Expertise

Petra Welskop

Petra Welskop

Hebamme, Präsidentin des Österreichischen Hebammen-Gremiums (ÖHG)
Pirchanger 14, 6130 Schwaz
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Damit verbunden ist eine große Unsicherheit, was die Anzeichen von "echten" Wehen sind und wann ins Krankenhaus gefahren werden sollte. In 10 bis 15 % aller Fälle startet die Geburt mit einem Blasensprung. Ob es tatsächlich losgeht oder sich um Übungswehen handelt, verrät ein Test in der Badewanne: Werden die Wehen schwächer, ist es falscher Alarm, bleiben sie oder nehmen sie zu, geht es in die Endphase.

  • Wehen sind in regelmäßigen Abständen auftretende Kontraktionen der Gebärmutter-Muskulatur.
  • Während der Wehen fühlt sich der Bauch hart an und es kommt zu Schmerzen im Bauch-, Scham- oder Leistenbereich.
  • In den letzten Schwangerschaftswochen können Wehen vermehrt auftreten.
  • Werden die Kontraktionen stärker und die Abstände kürzer, kann das auf einen baldigen Beginn der Geburt hinweisen.
  • Liegen weniger als 5 bis 8 Minuten Abstand zwischen den Wehen, ist es ratsam, ins Spital zu fahren.
  • Platzt die Fruchtblase, sollte die Schwangere sich hinlegen, wenn möglich das Becken hochlagern und rasch die Rettung rufen.

Wenn sich die Muskulatur der Gebärmutter in regelmäßigen Abständen zusammenzieht, dann handelt es sich um Wehen. Diese sind tastbar, denn der Bauch fühlt sich während einer Wehe hart an. Die Schmerzen selbst können im Bauch, im Bereich von Kreuz- oder Schambein auftreten, genau so wie in der Leiste. Das variiert von Frau zu Frau. Durch die Kontraktionen wird das Baby durch das Becken der Mutter geschoben, und der Muttermund öffnet sich vollständig.

Andere Anzeichen für den Beginn der Geburt können der Abgang von klarem Schleim bzw. ein dunkelroter, blutiger Ausfluss sein. Diese zeigen das Lösen des Schleimpfropfens, der den Gebärmutterhals während der Schwangerschaft sicher verschließt.

Die meisten Frauen verspüren in den letzten Schwangerschaftswochen vor der Geburt ab und zu vereinzelte Wehen. Dabei handelt es sich um Übungswehen, die die Gebärmutter langsam auf die Geburt vorbereiten. Diese treten meist vereinzelt oder in kurzen Abständen auf. Die Wehen, die den Start einer Geburt signalisieren, sind meist stärker und kommen regelmäßig in immer kürzer werdenden Abständen. Anfangs dauern die Wehen vielleicht nur 20 Sekunden an.

Ein einfacher Test verrät, ob es sich um Vorwehen oder Geburtswehen handelt: Vorwehen hören auf, wenn die Schwangere warm badet oder duscht, echte Wehen bleiben und können durch die Wärme sogar zunehmen.

Die ersten Wehen werden meist mehr als ein Ziehen im Unterleib wahrgenommen. Diese können im Bauch, in der Leistengegend, beim Kreuz- oder Steißbein verspürt werden. Mit der Zeit wird das Ziehen stärker und schmerzhaft. Die in den Geburtsvorbereitungskursen gelernte Bauchatmung hilft dabei, die Wehen zu "veratmen". Denn ein lautes Ausatmen auf "A" macht den Schmerz erträglicher. Die ersten Wehen können nur einige Sekunden andauern, sie werden dann mit der Zeit länger und kommen in regelmäßigen Abständen, die immer kürzer werden. Gegen Ende der Geburt kann es vorkommen, dass zwischen den einzelnen Wehen keine Pausen mehr sind, sondern eine Wehe gleich in die nächste übergeht.

Die Wehen selbst werden in Eröffnungswehen, Übergangswehen und Presswehen eingeteilt:

  • Eröffnungswehen: Die Eröffnungswehen beschreiben die Phase bis der Gebärmutterhals etwa sieben Zentimeter weit offen steht. Das kann einen Tag und länger dauern.
  • Übergangswehen: Die Übergangswehen, die als besonders unangenehm empfunden werden, dauern bis der Gebärmutterhals vollständig auf zehn Zentimeter geöffnet ist an und das Kind in der richtigen Position für die Geburt liegt.
  • Presswehen: Bei den Presswehen drückt der Kopf des Babys auf den Darm und die Frau verspürt deswegen den Drang zu pressen. Diese Phase kann 20 Minuten, eine Stunde und manchmal auch länger dauern.

Die Wehen, die beim Ausstoßen der Plazenta produziert werden, nehmen die meisten Frauen kaum noch wahr.

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Grundsätzlich reicht es bei der ersten Geburt erst dann ins Spital zu fahren, wenn die Wehen in Abständen von etwa fünf bis acht Minuten kommen und zumindest eine Minute andauern. Bei Unsicherheit sollte man lieber zu früh als zu spät aufbrechen. Längere Anfahrtszeiten ins Spital sollten einkalkuliert werden. Sollten die Eltern jedoch viel zu früh ins Spital kommen und die Geburt ist noch nicht sehr weit vorangeschritten, werden sie eventuell wieder nach Hause geschickt.

Erstgebärende Mütter müssen sich nicht fürchten, es nicht rechtzeitig ins Spital zu schaffen. Von den ersten Wehen bis zum ersten Schrei des Kindes, vergehen bei Geburten im Schnitt 13 Stunden, bei der ersten Geburt ist es meist länger. So genannte Sturzgeburten, bei denen das Kind innerhalb von 2 Stunden oder weniger auf die Welt kommt, betreffen hauptsächlich Mütter, die schon ein oder mehrere Kinder geboren haben. Auch dann sind es entweder sehr heftige Wehen, schlechtes Bindegewebe, sehr kleine Kinder oder eine Kombination aus mehreren Faktoren, die dazu führen, dass die Mutter die ersten Wehen kaum mitbekommt und dann plötzlich den Drang zu pressen verspürt.

Wenn den werdenden Eltern im Verlauf der Geburt Zweifel kommen, ob alles passt, dann können sie jederzeit im Kreißsaal anrufen. Die Hebammen nehmen sich die Zeit, um die Fragen zu beantworten. Eine starke Blutung ist hingegen ein Grund sofort ins Krankenhaus zu fahren.

In zehn bis 15 % aller Fälle beginnt eine Geburt mit dem Platzen der Fruchtblase. In diesem Fall sollte sich die Mutter hinlegen, möglichst das Becken hochlagern und die Rettung (Kurzwahl 144) rufen. Es kann nämlich sein, dass die Nabelschnur zwischen Kopf und Gebärmutterhals rutscht und eingeklemmt wird. Dann ist die Versorgung des Kindes nicht mehr gewährleistet und es muss schnell gehen.

Wurde bei vorherigen Untersuchungen festgestellt, dass das Köpfchen bereits tief ins Becken gerutscht ist, ist diese Maßnahme nicht notwendig. Die Nabelschnur kann nicht mehr zwischen Kopf und Gebärmutterhals rutschen. Dennoch sollte auch in diesem Fall rasch ein Krankenhaus aufgesucht werden, da durch den bereits geöffneten Gebärmutterhals Keime zum Kind gelangen können.

Um festzustellen, wie weit die Geburt vorangeschritten ist, wird die Schwangere an ein Kardiotokogramm (CTG), angeschlossen. Dieses misst zugleich die Stärke der Wehen und die Herztöne des Kindes.

Ist der Muttermund schon einige Zentimeter geöffnet und kommen die Wehen regelmäßig, bleibt die Schwangere im Krankenhaus. Bei weniger als zwei Zentimetern Öffnung und schwachen Wehen, dürfen die werdenden Eltern meist noch einmal nach Hause fahren, weil sich die Geburt dann noch über Stunden oder sogar Tage hinziehen kann.

Kommt es zu einem Stocken während der Geburt, wird oft Prostaglandin verabreicht. Dieses künstliche Wehenmittel, das in Tablettenform eingenommen wird oder als Gel auf den Gebärmuttermund gestrichen wird, regt die Wehentätigkeit an. Eine andere Möglichkeit ist der Einsatz eines ein Wehentropfs mit dem Hormon Oxytocin.

Bei Schmerzen während der Geburt hat auch die Schulmedizin einige effektive Methoden zur Schmerzbehandlung parat, wenn die Frau diese gar nicht mehr ertragen kann oder bei zu lange andauernden Geburten eine Pause braucht, um wieder Kräfte zu sammeln.

  • Medikamente gegen Krämpfe: Zäpfchen oder Infusionen mit leichten krampflösenden Mitteln machen die Schmerzen erträglicher.
  • Schmerzreduktion mit Opiaten: Infusionen mit Opiaten reduzieren die Schmerzen. Sie können aber nur in begrenztem Umfang eingesetzt werden, da sie auch auf das Baby übergehen und dessen Atmung beeinflussen.
  • Die PDA (Periduralanästhesie): schaltet den Schmerz völlig aus, ohne sich negativ auf das Kind auszuwirken.

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Verschiedene komplementärmedizinische Methoden helfen den werdenden Müttern die Geburt gut zu überstehen. Nicht jedes Krankenhaus bietet jede Methode an:

  • Aromatherapie: Diese wird heute schon in vielen Krankenhäusern beispielsweise mit Duftlampen, Massageölen oder mit Badezusatz angewendet. Die Düfte sollen in den Kreißsälen eine angenehme Atmosphäre erzeugen.
  • Akupunktur: Mit Akupunkturnadeln lassen sich die Schmerzen lindern, aber nicht ganz beseitigen. Am Kopf befinden sich einige gute Punkte zur Schmerzreduktion.

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Wenn der Geburtstermin verstreicht und die Wehen nicht kommen wollen, verordnen manche Hebammen so genannte "Wehencocktails", um diese auszulösen. Die Information, dass Sex Wehen auslösen könnte, ist ein Mythos. Die Prostaglandine in der Samenflüssigkeit weichen zwar den Gebärmutterhals auf, aber die Mengen sind zu schwach, um Wehen auslösen.

Falls die Wehen noch nicht einsetzen wollen und der Termin verstrichen ist, dann heißt es Geduld haben. In diesem Fall sind regelmäßige CTG-Kontrollen notwendig, um sicher zu stellen, dass es dem Baby gut geht. Das Krankenhaus wird die werdende Mutter engmaschig zu solchen Checks bestellen. Werden die Herztöne langsamer oder gibt es andere Anzeichen, dass es dem Baby nicht mehr gut geht, wird sofort gehandelt und wenn notwendig ein Kaiserschnitt durchgeführt. Wird der errechnete Geburtstermin 10 bis 14 Tagen überschritten, wird mit einem künstlichen Wehenmittel die Geburt eingeleitet. Die meisten Frauen empfinden künstliche Wehen schlimmer als natürliche. Dies hängt damit zusammen, dass bei den natürlichen Wehen der Körper die Schmerzen besser mit eigenen Hormonen ausgleicht.

  • Bauchgefühl, L. Kaller, List-Verlag, 1. Auflage, Berlin, 2011
  • Das große Buch zur Schwangerschaft. F. Kainer, A. Nolden, Gräfe und Unzer-Verlag, 1. Auflage, München, 2009
  • Die Hebammen-Sprechstunde, I. Stadelmann, Stadelmann-Verlag, 8. Auflage, Wiggensbach, 2005
  • 300 Fragen zur Schulmedizin, B. Holzgreve, Gräfe und Unzer-Verlag, 1. Auflage, München, 2009
  • Geburt vorbereiten und bewusst erleben, I. Albrecht-Engel, M. Albrecht, Gräfe und Unzer-Verlag, 1. Auflage, München, 2002
  • Warum Schwangere nicht umkippen, V. Ragosch, B. Zebothsen, Südwest-Verlag, 1. Auflage, München, 2009

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Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

27. April 2020

Erstellt am:

25. Juli 2017

Stand der medizinischen Information:

27. April 2020

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