Schwerhörigkeit tritt zumeist schleichend ein, sei es durch hohe Lärmbelastung im Alltag oder normale Abnützungserscheinungen des Gehörs im Alter. Die psychischen Folgen für hörgeschädigte Menschen bahnen sich ebenso langsam an: Erst werden zwischenmenschliche Kontakte als anstrengend wahrgenommen, dann werden sie zunehmend vermieden. Viele Betroffene flüchten in die Isolation, was die Gefahr einer Depression erhöht. Hörgeräte, die perfekt an die Bedürfnisse des Schwerhörigen angepasst sind, können den Wiedereinstieg ins Sozialleben erleichtern.
Zu akzeptieren, dass das Gehör nicht mehr so gut funktioniert wie früher, fällt vielen Menschen - besonders der älteren Generation - schwer. "Ich höre doch noch gut", "Ich bin zu jung für ein Hörgerät", "Je später ich ein Hörgerät tragen muss, desto besser" und ähnliche Ausreden kennen viele Angehörige. Was die meisten Betroffenen jedoch nicht wissen: Das Gehirn verlernt langsam aber sicher das Hören. Denn es werden nie alle Töne und Laute leiser gehört, sondern nur bestimmte Frequenzen und Kombinationen - der Denkapparat verlernt, diese zu erkennen, "schön" und "Fön" klingen dann für den Schwerhörigen gleich. Und weitaus schlimmer: Auch die zwischenmenschlichen Kontakte gestalten sich unbefriedigend und anstrengend.
So unterschiedlich wie die Ohren eines Menschen sind auch die Auswirkungen, wenn das Gehör nicht mehr richtig arbeiten kann: Manche Menschen reagieren trotzig und mürrisch, andere werden ängstlich und still. Das Resultat ist dasselbe - der Betroffene kann sein Sozialleben nicht mehr genießen, denn es ist anstrengend, Gesprächen zu folgen, wenn man immer nur Wortfetzen versteht. Immerzu "Wie bitte?" fragen zu müssen, ist den Hörgeschädigten oft zu peinlich, sie schämen sich für ihr schlechtes Gehör und haben Angst, dumm, senil oder komisch zu wirken. Nach und nach verzichten sie auf die gesellige Stammtischrunde oder das Familientreffen - die Betroffenen isolieren sich.
Für gut hörende Menschen ist es oft schwer nachvollziehbar, wie sehr sich das Leben für Menschen mit einer Hörbeeinträchtigung ändert. Psychischen Problemen wird durch die veränderte Wahrnehmung der Weg geebnet. Dazu zählen:
Um die Abwärtsspirale zu verhindern, die sich von schlechtem Hören über Isolation bis hin zur Depression ziehen kann, müssen Angehörige und Betroffene rechtzeitig die Notbremse ziehen. Angehörige sollten behutsam darauf hinweisen, dass das Tragen eines Hörgeräts keine Schande ist - und so wie das Tragen einer Brille - nicht unbedingt etwas mit hohem Alter zu tun hat. Gerade in der Angewöhnungsphase des Geräts ist auch auf das psychische Wohlbefinden der Betroffenen zu achten: Sie haben sich daran gewöhnt, dass ihre Umgebung leiser geworden ist und einige Töne und Laute verloren hat. Wenn plötzlich wieder alles klar und deutlich ertönt, kann das einen Schock darstellen und für die Betroffenen anstrengend sein, bis sie sich wieder daran gewöhnt haben. Angehörige müssen in dieser Umstellungsphase besonders darauf achten, ihre Lautstärke gegenüber dem Schwerhörigen wieder zu senken, damit er nicht das Gefühl hat, angeschrien zu werden.