Angiographie

Angiografie einer Vene
Bei der Angiographie können auch therapeutische Eingriffe, wie zum Beispiel das Einsetzen von Stents oder Herzklappen vorgenommen werden.
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Die Angiographie ist eine Röntgenuntersuchung mit deren Hilfe Gefäßverschlüsse, Einengungen, Blutungen oder krankhafte atherosklerotische Veränderungen der Gefäße aufgedeckt werden können. 

Medizinische Expertise

Christoph W. Kopp

A.O. Univ.Prof. Dr. Christoph W. Kopp

Facharzt für Angiologie und Kardiologie
Trattnerhof 2, 1010 Wien
www.juvenismed.at
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In das Gefäß, das der Arzt untersuchen möchte, wird Kontrastmittel injiziert und mittels Durchleuchtung, digitaler Subtraktionsangiographie (DSA), Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) sichtbar gemacht. Nur im Rahmen der intraarteriellen Angiographie kann gleichzeitig mit einem Führungsdraht ein Ballonkatheter oder in der Folge ein Stent eingeführt werden, um durch Ballondilatation und Stenting den Blutfluss in einem beschädigten Gefäß zu verbessern. Neben den Arterien (Arteriographie) können mit diesem Untersuchungsverfahren Venen (Phlebographie) oder Lymphgefäße (Lymphographie) bildlich dargestellt werden.

  • Vorsorgeuntersuchung: Eine Angiographie ist keine Vorsorgeuntersuchung.
  • Diagnosestellung: Eine Angiographie kann zur Diagnostik von Gefäßerkrankungen, bei Verdacht auf arterielle Verschlusskrankheit der Herzkranzgefäße oder peripheren Arterien, Beinvenenthrombose, vor einer Operation zur Untersuchung von Krampfadern, bei Verdacht auf einen Herzinfarkt oder bei Verdacht auf Verschlusskrankheit zur Untersuchung der Hirngefäße (zerebrale Angiographie) durchgeführt werden.
  • Verlaufskontrolle, Operations-/Behandlungsnachsorge: Nach einer koronaren Bypassoperation vor allem bei einem Bypassverschluss. Die Angiographie kommt als Verlaufskontrolle bei einer Beinvenenthrombose niemals zum Einsatz.
  • Therapie: Die Erweiterung der verengten Gefäße mittels Ballonkatheter, zur Wiedereröffnung vormals verschlossener Arterien, zum Einsetzen einer Gefäßprothese (Stent) und das Absaugen von Thromben (Gerinnsel) kann im Rahmen einer Angiographie vorgenommen werden.

Eine Angiographie der Arterien (Arteriographie) erfolgt im Liegen und unter örtlicher Betäubung der Punktionsstelle an der Leiste oder Armarterie, über die eine Hohlnadel und ein Führungsdraht in eine Arterie eingeführt werden. Nach Entfernung der Punktionsnadel wird über den liegenden Draht eine sogenannte Führungsschleuse als arterieller oder venöser Zugang eingeführt, über welche Diagnostik und Führungskatheter gewechselt werden können. Über diesen Katheter wird Kontrastmittel eingespritzt, das Patienten selten als kurzes Wärmegefühl spüren. Anschließend wird die betroffene Körperregion geröntgt. Je nachdem mit welchem Röntgengerät geröntgt wird, spricht man von einer iaDSA, CT-Angiographie oder einer MR-Angiographie (MRT-Angiographie).


Die CT-Angiographie kommt meist dann zum Einsatz, wenn die Durchführung einer MR-Angiographie nicht möglich ist. Das ist zum Beispiel bei Patienten mit einem Herzschrittmacher oder einer Hüftprothese der Fall.


Therapeutische Eingriffe

Während einer Angiographie können auch therapeutische Eingriffe, wie zum Beispiel das Einsetzen von Stents oder Herzklappen vorgenommen werden. So bleibt dem Patienten eine offene Operation erspart. Nach der Untersuchung wird die Punktionsstelle abgedrückt oder mit einem Verschlusssystem versorgt, bis die Blutung gestillt ist, ein Druckverband angelegt und dem Patienten Bettruhe verordnet. In der Praxis ist mit dem Begriff "Angio" die Arteriographie, die Angiographie der Arterien gemeint. Es gibt aber auch die Möglichkeit der Angiographie der Venen oder der Lymphbahnen.

Phlebographie (Venen)

Die Phlebographie ist eine Angiographie der Venen. Das Kontrastmittel wird intravenös über die Venen am Fußrücken verabreicht (schmerzhafte Punktionsstelle!). Nach einer Phlebographie ist viel Bewegung nötig. Langes Sitzen oder Stehen sollte vermieden werden, um eine Thrombose vorzubeugen. Die Phlebographie wurde in der klinischen Praxis weitgehend von der Duplexsonographie (Dopplersonographie) abgelöst und kommt nur noch dann zum Einsatz, wenn im Rahmen der Ultraschalluntersuchung Unklarheiten bestehen bleiben.


Lymphographie (Lymphbahnen)

Bei einer Lymphographie wird das Kontrastmittel in ein Lymphgefäß oder einfach unter die Haut injiziert. So können die Lymphbahnen und die Lymphknoten abgebildet werden. Sonographie, MRT und CT haben diese Untersuchungsmethode heute weitgehend abgelöst.

Eine Angiographie der Arterien kann in Krankenhäusern mit einer kardiologischen interventionellen Abteilung oder mit einer interventionellen Radiologie durchgeführt werden. Die nicht-invasive CT-Angiographie oder MR- Angiographie wird in zahlreichen niedergelassenen Röntgeninstituten zu rein diagnostischen Zwecken angeboten. Sie wird von einem Facharzt für Kardiologie, Radiologie oder einem peripheren interventionellen Gefäßspezialisten angewandt. Für eine Angiographie ist eine Überweisung und eine schriftliche dokumentierte exakte Aufklärung mit unterzeichneter Einverständniserklärung nötig.

Aufgrund der örtlichen Betäubung ist die Angiographie eine schmerzfreie Untersuchung. Es kann zu (Nach-)Blutungen oder Blutergüssen (Hämatomen) an der Punktionsstelle kommen. In seltenen Fällen kommt es zu einer Infektion oder einer Gefäßverletzung. Bei der iaDSA und der CTA-Untersuchung wird ein jodhaltiges Kontrastmittel verwendet, das über die Niere ausgeschieden wird. Daher ist eine Angiographie bei Personen mit einer Jodallergie, einer Schilddrüsenüberfunktion oder bei höhergradig eingeschränkter Nierenfunktion nicht möglich.

Ab etwa 4 Stunden vor der Untersuchung dürfen Sie nichts mehr essen, trinken oder rauchen. Diese Anweisungen des Arztes sollten Sie genau befolgen. Besprechen Sie mit ihrem Arzt welche Medikamente Sie trotz der Angiographie nicht absetzen und welche pausiert werden sollten.


Nach der Untersuchung haben Sie 4-24 Stunden Bettruhe um Nachblutungen zu vermeiden. Auch auf Anspannungen der Bauchmuskel ist nach (Leisten-)Punktion möglichst zu verzichten.


Falls vom Arzt nicht anders verordnet wurde, sollten Sie nach einer Angiographie viel trinken, damit das Kontrastmittel über die Nieren möglichst schnell ausgeschieden wird.

Für eine Angiographie ist eine Zuweisung nötig. Sie ist ab Ausstellungsdatum für ein Monat gültig. Die Kosten übernimmt die allgemeine Krankenkasse oder ihre Privatversicherung.


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Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Erstellt am:

26. Juni 2017

Stand der medizinischen Information:

26. Juni 2017

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