Der Herzmuskel vergrößert sich und verliert dabei an Kraft. Er schafft es nicht mehr, genügend Blut durch den Körper zu pumpen. Die Herzschwäche kann sowohl die rechte Herzhälfte (Rechtsherzinsuffizienz) als auch die linke (Linksherzinsuffizienz) bzw. den gesamten Herzmuskel betreffen. Der Verlauf der Erkrankung ist chronisch, d.h. Herzschwäche ist nicht heilbar und schreitet langsam voran.
Video: Hand aufs Herz: Prävention und Therapie von Herzschwäche
Dr. Heidemarie Prager (Internistin und Kardiologin in Gänserndorf) spricht über die verschiedenen Formen der Herzinsuffizienz, deren Ursachen und Symptome. Sie erklärt die NYHA-Einteilung und geht auf die Therapie (medikamentös, nicht medikamentös und chirurgisch) ein. Abgerundet wird der Vortrag durch präventive Maßnahmen gegen Herzschwäche. (Gänserndorf, 5.5.2020)
Europaweit sind etwa 28 Millionen Menschen von einer Herzinsuffizienz betroffen, davon 250.000 bis 300.000 alleine in Österreich. Rund 1 % der Bevölkerung im Alter von 45 bis 55 Jahren leidet an Herzschwäche, bei den 80-Jährigen ist es bereits jeder Zehnte. Es ist damit in Krankenhäusern die häufigste Aufnahmediagnose bei Patienten über 65. Das bedeutet in Österreich jährlich rund 28.000 Krankenhausaufnahmen im Zusammenhang mit einer Herzinsuffizienz.
Hauptursache der Herzinsuffizienz sind verengte oder verschlossene Herzkranzgefäße. Nach einem Herzinfarkt kann die Herzleistung massiv abnehmen: Das betroffene Muskelgewebe stirbt ab und wird durch funktionsloses Narbengewebe ersetzt, die Pumpleistung wird dadurch nachhaltig gedrosselt. Auch ein erhöhter Blutdruck kann zu Herzschwäche führen. Alkohol, Drogen, Virusinfektionen, schadhafte Herzklappen und anhaltende Herzrhythmusstörungen sind weitere häufige Ursachen.
Typische Anzeichen sind:
Atemnot bei körperlicher Belastung wird von Betroffenen oft dem höheren Alter zugeschrieben und daher nicht immer ernst genommen.
Eine Leistungsschwäche kann das ganze Herz in Mitleidenschaft ziehen oder nur die rechte bzw. die linke Herzkammer betreffen: Ist das rechte Herz betroffen, so kommt es zu Wassereinlagerungen in den Beinen, vor allem rund um die Knöchel. Liegt der Schwerpunkt der Herzschwäche auf der linken Seite, sammelt sich Wasser im Bereich der Lunge, der Patient bekommt schwer Luft.
Eine Herzinsuffizienz ist tückisch. Sie kann sich schleichend über Wochen oder Monate entwickeln, aber auch plötzlich auftreten. Ärzte teilen den Verlauf der Herzinsuffizienz in 4 Schwerestadien:
Dauert die Erkrankung lange an, so spricht man von einer chronischen Herzinsuffizienz. Medikamente und eine begleitende Bewegungstherapie können eine Verschlechterung der Symptome hinauszögern.
Die Herzinsuffizienz führt häufiger zum Tod als viele Arten von Krebs, nur bei Lungenkrebs ist die Lebenserwartung noch schlechter. Im letzten Stadium der Erkrankung (Stadium 4) liegt das Risiko, innerhalb eines Jahres zu versterben, bei rund 50 %. Aber auch früher im Verlauf der Krankheit, wenn die Pumpfunktion des Herzens noch relativ gut ist, kommt es zu Todesfällen, da das Herz seine Pumpfähigkeit zunehmend einbüßt und das Risiko eines plötzlichen Herzstillstandes 6- bis 9-fach erhöht ist.
Die Herzinsuffizienz kann durch eine eingehende klinische Untersuchung entdeckt werden, es können Beschwerden wie Rasselgeräusche der Lunge, eine Vergrößerung des Herzens, eine Pulsbeschleunigung und auch Ödeme (Flüssigkeitsansammlung) in den Beinen diagnostiziert werden.
Mit Hilfe eines Herzultraschalls lässt sich der Zustand der Herzmuskelfunktion, der Herzklappen und des Herzbeutels beurteilen. Ein Elektrokardiogramm (EKG) dient der Beurteilung des Herzrhythmus. Bei einer Röntgenaufnahme zeigen sich in fortgeschrittenen Fällen eine Herzvergrößerung und eine Erweiterung der Lungenvenen. Die Beschaffenheit bzw. das Stadium der Verengung der Herzarterien kann mit Hilfe einer Herzkatheteruntersuchung mit Koronarangiographie untersucht werden. Wichtig ist auch eine Blutuntersuchung, einerseits zur Bestimmung von Herzinsuffizienz-spezifischen Blutmarkern wie dem BNP, andererseits um Auswirkungen der Herzschwäche auf weitere Organe wie Niere und Leber beurteilen zu können.
Wichtige allgemeine Maßnahmen sind Blutdrucksenkung, Gewichtsabnahme und eine dosierte regelmäßige körperliche Betätigung.
Medikamente wie Betablocker verlangsamen den Herzschlag, indem sie u.a. eine Senkung der Herzfrequenz (Ruhepuls) bewirken. Bei Herzinsuffizienz wirken richtig dosierte Betablocker gegen ein Fortschreiten der Erkrankung. ACE-Hemmer und MR-Antagonisten reduzieren bestimmte Botenstoffe, die sich negativ auf das kranke Herz auswirken.
Entwässernde Wirkstoffe (Diuretika) schwemmen angestaute Flüssigkeit aus Beinen, Bauch und Lunge.
Wenn eine defekte Herzklappe die Ursache für Herzschwäche ist, sollte sie durch eine neue Herzklappe operativ ersetzt werden. Bei verengten Herzkranzgefäßen bringt oft eine Behandlung der Engstellen mit Ballonkatheter und Stent oder eine Bypassoperation eine Verbesserung der Beschwerden.
In bestimmten Fällen kann auch ein Herzschrittmacher eingesetzt werden, um das schwache Herz zu unterstützen. Das Gerät koordiniert die Pumptätigkeit des Herzens und verbessert so die Pumpleistung. Bei schwerer Einschränkung der Herzleistung kann auch die vorbeugende Implantation eines automatischen Defibrillators zur Vermeidung des plötzlichen Herztodes vorgenommen werden.
Bei Patienten, deren schwere Herzinsuffizienz nicht behandelbar ist, bleibt noch die Möglichkeit einer Herztransplantation.
Besonders wichtig ist es, die vorgeschriebenen Medikamente vollständig und regelmäßig einzunehmen. Sinnvoll sind regelmäßige Selbstkontrollen von Blutdruck, Puls und Körpergewicht. Bewegung trainiert den Herzmuskel und sollte unter ärztlicher Anleitung unbedingt in den täglichen Ablauf eingebaut werden. Empfohlen wird ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Kost, ein absoluter Rauchverzicht und die Vermeidung größerer Mengen Alkohol.
Herzschwäche: Gut therapiert
(Wr. Neustadt, 9.3.2020)
Referent: OA Dr. Lukas Fiedler