Die wichtigsten Symptome von Vorhofflimmern sind unter anderem Herzrasen, Atemnot, Schwindelgefühle oder Brustenge. Doch manche Patienten bemerken gar nicht, dass sie eine Herzrhythmusstörung haben, da das Vorhofflimmern im Anfangsstadium häufig ohne Beschwerden abläuft. Der Arzt kann Vorhofflimmern durch ein Elektrokardiogramm (EKG) nachweisen. Dabei kommen ein Ruhe-EKG, ein Langzeit-EKG und ein Belastungs-EKG zum Einsatz. Um das Risiko für Thrombosen zu senken, werden gerinnungshemmende Medikamente und Blutdrucksenker bei der Behandlung eingesetzt.
In Österreich gibt es etwa 300.000 Betroffene mit Vorhofflimmern. Bei den über 60-jährigen kommt es in Österreich bei bis zu 4 %, das entspricht mehr als 60.000 Senioren, bei den über 80-jährigen bei jedem 10. vor. Wird Vorhofflimmern nicht behandelt, steigt das Risiko, einen Schlaganfall oder eine Herzinsuffizienz zu bekommen.
Als Herzrhythmusstörung wird allgemein eine Abweichung vom normalen Sinusrhythmus des Herzens im Elektrokardiogramm (EKG) bezeichnet. Der im rechten Vorhof des Herzens gelegene Sinusknoten gibt den Takt an - er bestimmt also, wie oft (Frequenz) und in welchem Rhythmus das Herz zu schlagen hat. Jede Muskelkontraktion wird normalerweise vom Sinusknoten aus gesteuert. Ist die Erregungsbildung am Sinusknoten gestört, übernehmen andere Areale die Erregung: die Vorhofmuskulatur, der Atrioventrikularknoten (AV-Knoten) oder die Ventrikelmuskulatur.
Die verschiedenen Rhythmusstörungen werden nach der Frequenz, dem Ort der Störung oder dem Mechanismus ihrer Entstehung eingeteilt. Schlägt das Herz sehr schnell, spricht man von Tachyarrhythmie, schlägt es sehr langsam von einer Bradyarrhythmie. Geht die Rhythmusstörung vom Vorhof aus, ist es eine supraventrikuläre Störung, eine ventrikuläre Störung geht vom Ventrikel aus. Auch kann die Erregungsbildung oder die Erregungsleitung gestört sein.
Das Vorhofflimmern ist die häufigste Form einer Herzrhythmusstörung. Durch Frequenzen von über 600 Erregungen pro Minute können sich die Vorhöfe des Herzens nicht mehr ausreichend zusammenziehen und das Herz schlägt zwar schnell, aber nicht ausreichend stark. Es kommt zu einem geringeren Blutfluss im Körper, was auf Dauer zu einem erhöhten Risiko für die Entstehung von Blutgerinnseln in den Vorkammern und einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) führen kann. Löst sich ein Blutgerinnsel, kann es ein Blutgefäß verschließen und so einen Schlaganfall verursachen.
Zu den Ursachen von Vorhofflimmern gehören:
Andere Ursachen von Herzrhythmusstörungen können psychische Erkrankungen, Schilddrüsenüberfunktion, Medikamente oder Genussmittel (Nikotin, Drogen, Koffein) sein.
Die Symptome von Vorhofflimmern sind sehr vielfältig und fallen von Mensch zu Mensch unterschiedlich aus. Viele Menschen nehmen leichte oder kurzzeitige Störungen meist gar nicht wahr und wissen daher nicht, dass sie Vorhofflimmern haben. So kann es auch bei herzgesunden Menschen vorübergehend zu Vorhofflimmern kommen, das sich folgendermaßen äußern kann:
Zu den häufigsten Ursachen bei herzgesunden Menschen gehören Übermüdung, Nikotin-, Alkohol-, Kaffee-, Tee- oder Drogenkonsum, aber auch Stress und körperliche Belastungen können Vorhofflimmern auslösen. Kommt es wiederholt zu Symptomen wie Herzrasen, Herzklopfen oder Herzstolpern, hören die Symptome nach ein paar Minuten aber wieder auf, ist es sinnvoll, in den folgenden Tagen zur genaueren Abklärung einen Arzt aufzusuchen.
Wenn die Symptome nicht aufhören oder Atemnot, Schwindelgefühle oder Bewusstseinsstörungen dazukommen, sollte hingegen nicht zugewartet, sondern sofort ein Notarzt gerufen werden.
Unbehandelt kann Vorhofflimmern zu einem Schlaganfall führen. Denn durch den langsamen Blutfluss kann das Blut verklumpen und ein Blutgerinnsel entstehen. Löst sich das Blutgerinnsel, kann es mit dem Blutstrom in den ganzen Körper wandern und so z.B. einen Schlaganfall oder eine Lungenembolie verursachen.
Der erste Ansprechpartner bei Herzbeschwerden ist zumeist der Allgemeinarzt. Dieser wird den Patienten zu einem Internisten oder Kardiologen überweisen. Um eine genaue Diagnose stellen zu können, wird ein Elektrokardiogramm (EKG) angefertigt. Dabei dient das Ruhe-EKG der Aufzeichnung beim entspannten Patienten und das Langzeit-EKG soll unbemerkte oder vorübergehende Rhythmusstörungen im Tagesverlauf des Patienten aufzeigen. Das Belastungs-EKG erfasst schließlich auch noch Daten bei körperlicher Belastung. Je nach Krankengeschichte des Patienten werden auch eine Blutuntersuchung, ein Thorax-Röntgen oder ein Herz-Echo gemacht. Seltener angewandte Verfahren, wie die elektrophysiologische Untersuchung (EPU) oder Provokationstests mit Medikamenten werden bei anderen Arten von Herzrhythmusstörungen eingesetzt.
Das Schlaganfallrisiko lässt sich mit dem sogenannten CHADS2-Score abschätzen. Der errechnete Wert steht dabei für ein bestimmtes jährliches Risiko einen Schlaganfall zu bekommen. Jedem Risikofaktor wird eine gewisse Anzahl an Punkten zugeordnet. Die zutreffenden Punkte werden schließlich zusammengezählt: Je höher die Gesamtzahl der erreichten Punkte, desto höher ist das Risiko für die Entstehung eines Schlaganfalles. Im Anschluss an die Auswertung des CHADS2-Scores wird eine Therapie festgelegt: Liegt der Wert z.B. über 2, wird die Einnahme eines oralen Gerinnungshemmers empfohlen um das Schlaganfallrisiko zu senken.
Folgende Risikofaktoren werden für den CHADS2-Score mit dem Arzt ausgewertet:
Risikofaktor | Punkte |
---|---|
Herzinsuffizienz | 1 |
Bluthochdruck | 1 |
Alter über 75 Jahren | 2 |
Alter zwischen 65 und 74 Jahren | 1 |
Diabetes mellitus | 1 |
Schlaganfall / Thrombose | 2 |
Herzinfarkt, pAVK, Plaque in der Aorta | 1 |
Weibliches Geschlecht | 1 |
Maximale Punkteanzahl | 9 |
CHADS2-Score Wert | Schlaganfallrisiko in % (gerundet) |
---|---|
0 | 2 |
1 | 3 |
2 | 4 |
3 | 6 |
4 | 8,5 |
5 | 12,5 |
6 | 18 |
Das Ziel der Therapie von neu aufgetretenem Vorhofflimmern ist einerseits die Vermeidung einer Thrombose und andererseits eine Normalisierung der Herzfrequenz. Damit das Schlaganfallrisiko gesenkt werden kann, bekommt der Patient zuerst Heparin und dann orale Gerinnungshemmer (Antikoagulantien). Die Normalisierung der Herzfrequenz kann unter anderem mit einem Einsatz von Betablockern oder Kalziumantagonisten erfolgen. Der Therapierfolg wird mittels Belastungs- und Langzeit-EKG gemessen. Dabei sollte die Ruhefrequenz zwischen 60 und 80 Schlägen pro Minute und bei Belastung unter 120 Schlägen pro Minute liegen. Greift die medikamentöse Therapie zu wenig, besteht noch die Möglichkeit über eine Herzkathetermethode mittels Stromanwendung eine Heilung herbeizuführen.
Videos: Univ.-Prof. Dr. Andreas Zirlik (Leiter der klinischen Abteilung für Kardiologie der Uni Graz) spricht in seinem Vortrag über die Symptome und Behandlung von Herzrhythmusstörungen mit Fokus auf Vorhofflimmern (Vortrag vom 21.3.2019 in Graz)