Gelbfieber

Patient wird von Arzt geimpft
Die Impfung gegen Gelbfieber ist die wichtigste Vorkehrungsmaßnahme gegen die Infektionskrankheit.
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Gelbfieber ist eine tropische Infektionserkrankung, die durch den Flavivirus verursacht wird. Träger des Virus sind Stechmücken, die vorzugsweise in Afrika, Süd- und Mittelamerika leben.

Medizinische Expertise

Peter Berkowitsch

Dr. Peter Berkowitsch

Facharzt für Anästhesie, Intensivmedizin und Arzt für Allgemeinmedizin
Hauptstraße 25, 2491 Neufeld/Leitha
www.berko.at
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Zwischen der Ansteckung und dem Ausbruch der Erkrankung (Inkubationszeit) liegen 3 bis 6 Tage. Eine Infektion mit dem Flavivirus kann unterschiedliche Erkrankungsverläufe haben. Bei etwa 90 % der Betroffenen sind die Erkrankungssymptome mild, bei Nicht-Geimpften, die sich mit dem Virus infizieren, können schwere Verläufe folgen. Es kommt zu Gelbsucht, Zerstörung der Leberzellen, im schlimmsten Fall kann Gelbfieber zu einem Leber- oder Nierenversagen führen und tödlich enden. Eine Impfung schützt Reisende für 10 Jahre.

Weltweit erkranken etwa 200.000 Menschen an Gelbfieber, 30.000 davon sterben. Verbreitet ist die Erkrankung hauptsächlich in den tropischen Regionen Afrikas, sowie in Mittel- und Südamerika. In Österreich wurde in den vergangenen 10 Jahren kein Gelbfieber-Fall gemeldet.

Erreger von Gelbfieber ist der Flavivirus. "Flavus" leitet sich aus dem Lateinischen ("gelb", "blond",) ab, daher auch die Bezeichnung Gelbfieber. Die Infektionskrankheit entsteht durch einen Stich einer bestimmten Mückenart (Gattung Aedes), die den Erreger im Speichel trägt. Virusträger sind auch Affen im afrikanischen Regenwald. Auch eine Ansteckung von Mensch zu Mensch über das Blut ist möglich, aber selten (z.B. durch Blutspenden). Um den Infektionszyklus aufrechtzuerhalten, ist der Mensch jedoch nicht nötig, daher ist die Infektion auch durch eine Impfung nicht ausrottbar.

Je nach Übertragungszyklus unterscheidet man

  • Dschungel-Busch-Gelbfieber (Sylvatisches Gelbfieber): die Übertragung erfolgt im Lebensraum ("Silva" = lat. Wald) von Affen auf Mücken und umgekehrt, auf Menschen eher selten.
  • Urbanes Gelbfieber: der Erreger wird von Mücken, die ihren Lebenszyklus in städtischen Gebieten haben, auf Menschen übertragen.

Phase I

Milder Verlauf

Etwa 3 bis 6 Tage nach der Infektion (Inkubationszeit) bricht die Erkrankung aus. In 90 % der Fälle verläuft sie mild, vor allem bei Einheimischen und Kindern, die in den Infektionsgebieten leben. Erste Symptome nach der Inkubationszeit sind hohes Fieber (bis zu 40°C), Übelkeit, Abgeschlagenheit, Kopf- und Muskelschmerzen, auch eine erhöhte Blutungsneigung (Nasenbluten) kann sich abzeichnen. Die Infektion muss im Krankenhaus behandelt werden.

Diese Symptome klingen üblicherweise nach wenigen Tagen ab, der Erkrankte fühlt sich besser, hat aber ein erhöhtes Schlafbedürfnis. Eine einmal überstandene Infektion schützt lebenslänglich vor einer Neuinfektion.

Phase II

Schwerer Verlauf

Steigt das Fieber in den weiteren 24 Stunden nach der ersten Phase erneut an, ist dies ein Zeichen einer Intoxikation (Vergiftung durch das Toxin (Gift) des Virus), eine intensivmedizinische Behandlung im Krankenhaus ist dringend erforderlich. In diesem Stadium greift das Virusgift die Leberzellen an, schädigt und zerstört sie in der Folge. Anzeichen dafür sind Gelbsucht, hoher Flüssigkeitsverlust und in der Folge Nierenfunktionsstörungen, Übelkeit, blutiges Erbrechen, Durchfall (evtl. auch blutig) und erhöhte Blutungsneigung (Nase, Schleimhaut, Haut, Stuhl). In bis zu 50 % der schweren Verläufe kann die Erkrankung aufgrund von Nieren- oder Leberversagen innerhalb von 2 Wochen tödlich enden. Schwere Verläufe zeigen sich meist bei Reisenden, die sich ungeimpft in einem Risikogebiet bewegen.

Anhand der typischen Symptome kann der Arzt eine erste Verdachtsdiagnose erstellen. Ist der Betroffene aus einem Infektionsgebiet zurückgekehrt, sollte er dem Tropenmediziner eine genaue Beschreibung der Reiseroute geben. Das trägt auch dazu bei, ähnliche Infektionen, wie Dengue-Fieber, Malaria oder Hepatitis B auszuschließen. Im Verdachtsfall muss die Erstdiagnose durch Laboruntersuchungen bestätigt werden.

Möglich ist das mithilfe unterschiedlicher Testverfahren:

Akutphase (2 bis 5 Tage nach Krankheitsausbruch): Virusnachweis im Blut mithilfe von PCR (Polymerase Kettenreaktion). Mithilfe dieses Bluttests lassen sich Erbmaterial des Virus im Blut und auch die Virusmenge im Blut feststellen. Dieses Testverfahren liefert schnelle Ergebnisse (1 Tag) und ist zuverlässig.

Nach 5 bis 7 Tagen ab Ausbruch der Erkrankung: IFA (Immunofluorescence assay) oder ELISA (enzyme-linked immunosorbent assay). Mit diesen Bluttests werden die Antikörper

  • Immunglobulin M oder
  • Gammaglobulin nachgewiesen.

Immunglobulin M (IgM) sind Antikörper, die der Körper bei einer Infektion mit dem Flavivirus bildet. Ist der Test positiv, ist eine Infektion erfolgt.

Gammaglobulin (IgG) liegt im Falle einer Infektion in erhöhter (mehr als vierfacher) "Konzentration" (Titer) über dem Normalbereich vor.

Eine Standard-Therapie bei Gelbfieberinfektionen gibt es nicht. Die Behandlung beschränkt sich auf Linderung der Symptome, wie Schmerzmittel, Flüssigkeitszufuhr und stationäre Behandlung. Entsprechend vorbeugen kann man jedoch mit einer Impfung.

Die Prophylaxe besteht aus einer Impfung mit Lebendimpfstoff. Dabei wird der aus Hühnerembryonen gezüchtete Erreger in die Haut injiziert. Dadurch wird eine Immunantwort hervorgerufen, jedoch keine Erkrankung. Die Impfung erfolgt einmalig an einer offiziellen Impfstelle (welche vom Bundesministerium für Gesundheit und der WHO anerkannt ist), sie schützt ab dem 10. Tag und wirkt etwa 10 Jahre.

Eine mögliche Nebenwirkung kann ein leichter Temperaturanstieg sein, der jedoch wieder abklingt. Nicht geimpft werden sollten Menschen mit Hühnereiweißallergie, bei fieberhaften Erkrankungen bzw. Kinder unter 1 Jahr. Evtl. ist auch ein Impfausschluss bei Personen über 60 Jahren möglich.

Manche Länder setzen eine Impfung voraus.

Mehr lesen » Reisen: Wichtige Impfungen im Überblick

Weitere vorbeugende Maßnahmen

  • Achten Sie auf einen ausreichenden Mückenschutz (Repellents), Vorsicht: die Mücken sind tagesaktiv
  • Tropentaugliche Kleidung: langärmlige Shirts und Hosen. Auch ein Besprühen der Kleidung schreckt die Mücken ab
  • Moskitonetze (bedingt, die Mücken sind tagesaktiv!), Aufenthalt in klimatisierten Räumen

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Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

1. Februar 2021

Erstellt am:

11. August 2017

Stand der medizinischen Information:

1. Februar 2021


ICD-Code:
  • A95

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