Heuschnupfen ist eine allergische Erkrankung, die auf einer Überempfindlichkeit gegen diverse Pollen beruht. Genauer gesagt reagieren Betroffene auf bestimmte Eiweißkomponenten dieser Pollen allergisch. Typische Symptome sind eine rinnende oder verstopfte Nase sowie gerötete Augen.
Art | allergische Erkrankung |
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Erreger | Pflanzenpollen |
Übertragung | nicht ansteckend |
Erkrankungsdauer | saisonal bedingt |
Symptome | verstopfte oder rinnende Nase; gerötete, juckende Augen |
Behandlung | symptomatisch: Nasensprays (Antihistaminika, Kortison-Präparate), Tabletten (Antihistaminika); kausal: Allergen-spezifische Immuntherapie (AIT) |
Heuschnupfen, auch als saisonale allergische Rhinitis, allergische Rhinokonjunktivitis oder Pollenallergie bezeichnet, ist eine weit verbreitete, saisonale Erkrankung. Sie tritt auf, wenn während der Gräser-, Baum- oder Unkräuterblüte besonders große Mengen an Pollen in die Luft gelangen. Das Immunsystem von Allergikern reagiert dann auf das Eiweiß bestimmter Pflanzenpollen überempfindlich, was sich mit Allergiesymptomen bemerkbar macht.
Besonders häufig kommt es zu Reaktionen auf die Pollen von Birke, Wiesengräsern, Roggen, Beifuß und Ragweed.
Im Laufe des Lebens wird etwa jeder Fünfte mit der Diagnose Heuschupfen konfrontiert. In der Regel entwickelt sich eine Pollenallergie bereits in der Kindheit oder im Jugendalter. Immer öfter wird aber auch ein spontanes erstmaliges Auftreten bei Erwachsenen beobachtet. Grundsätzlich ist der Verlauf einer Allergie individuell und schwierig zu prognostizieren. Mitunter kann eine Allergie im Laufe der Zeit auch wieder ganz verschwinden, häufiger ist jedoch ein Fortschreiten der Erkrankung.
Heuschnupfen ist eine Sonderform einer entzündlichen Erkrankung, die nicht durch Bakterien oder Viren, sondern durch eine Überempfindlichkeit auf ansonsten harmloses und natürlich vorkommendes körperfremdes Eiweiß hervorgerufen wird. Das Immunsystem stuft diese Allergene fälschlicherweise als gefährlich ein und bekämpft sie wie Krankheitserreger. Dabei werden Entzündungsbotenstoffe (wie z.B. Histamin) ausgeschüttet, die dann die typischen Heuschnupfen-Symptome verursachen.
Die Pollenallergie wird familiär gehäuft beobachtet. Aber nicht nur Veranlagung, sondern auch Umweltfaktoren wie Feinstaub, Duftstoffe, Zigarettenrauch sowie Klimaerwärmung und Einwanderung neuer Pflanzen dürften bei der Entstehung eine Rolle spielen.
Pollenallergie-Symptome treten auf, sobald und solange die betreffenden Pflanzen blühen und deren Pollen in der Luft sind. Wie stark die Beschwerden ausgeprägt sind, ist von Mensch zu Mensch verschieden.
Folgende Symptome können Anzeichen für Heuschnupfen sein:
Eine frühzeitige Diagnose und ein schneller Start der Behandlung sind wichtig, da sich aus Heuschnupfen allergisches Asthma entwickeln kann. Diesen Vorgang bezeichnen Mediziner auch als "Etagenwechsel": Die Beschwerden breiten sich von den oberen Atemwegen (Nase und Rachen) tiefer in die Bronchien der Lunge aus.
Bei manchen Pollenallergikern kommt zum Heuschnupfen eine Unverträglichkeit von bestimmten Nahrungsmitteln hinzu. In diesem Fall spricht man von einer Kreuzallergie. Dabei reagiert der Körper nicht nur auf das Eiweiß der betreffenden Pflanzenpollen allergisch, sondern auch auf Eiweiß in Nahrungsmitteln, das mit jenem der Pollen übereinstimmt. Beispielsweise vertragen viele Birkenpollenallergiker keine Äpfel oder Nüsse. Nach dem Verzehr treten Juckreiz bzw. Brennen im Mundraum sowie Schwellung oder bamstiges Gefühl an den Lippen auf.
Der erste Verdacht entsteht meistens bereits durch die Beobachtung der Beschwerden. So können die Symptome zum Beispiel immer zur gleichen Jahreszeit oder in bestimmten Situationen auftreten. Der richtige Ansprechpartner ist der Allergologe. In Österreich ist Allergologie eine Zusatzqualifikation, die HNO-, Kinder-, Haut-, Lungenärzte oder Fachärzte für Innere Medizin sowie Allgemeinmediziner erwerben können.
Heuschnupfen sollte frühzeitig behandelt werden, da sonst von Jahr zu Jahr stärkere Symptome auftreten und allergisches Asthma entstehen kann. Um eine Allergie zu diagnostizieren, geht der Allergologe in drei Schritten vor:
Treten die Symptome immer zur gleichen Jahreszeit oder in bestimmten Situationen auf, ist eine Allergie wahrscheinlicher als eine Infektion. Ein weiterer Hinweis ist auch ein plötzliches Auftreten des Schnupfens im Freien sowie ein Rückgang der Symptome in geschlossenen Räumen. Bei Heuschnupfen ist zudem Juckreiz, insbesondere im Bereich der Augen und der Nase, sehr häufig. Fieber hingegen ist ein Zeichen, dass es sich wahrscheinlich nicht um eine Allergie, sondern eher um eine Erkältungskrankheit oder, seit 2020 aktuell, um eine COVID-19-Infektion handeln könnte. Unterschiede gibt es auch beim Blick ins Taschentuch: Allergiker haben zumeist ein relativ klares, wässriges Sekret, Erkältungen können hingegen auch für einen zähflüssigen, eher gelblichen Ausfluss sorgen.
Die Begriffe "Allergie" und "Intoleranz" (Unverträglichkeit) werden häufig synonym verwendet, es handelt sich aber um Phänomene mit unterschiedlichen Ursachen.
Eine Allergie wird durch eine IgE-vermittelte Überempfindlichkeitsreaktion des Immunsystems hervorgerufen. Dieses ist dann nicht mehr in der Lage, zwischen gefährlichen und ungefährlichen Fremdkörpern zu unterscheiden. Kommt ein Allergiker mit dem Allergen in Kontakt, reagiert das Immunsystem in übertriebener Weise und bindet das Eiweiß an zuvor gebildete Immunglobulin-E-(IgE-)Antikörper, welche an den Mastzellen in der Atemwegsschleimhaut sitzen. Dadurch erfolgt eine massive Histaminfreisetzung und in der Folge kommt es zu den typischen Symptomen mit Niesreiz, Augenjucken oder Fließschnupfen aufgrund starker Erweiterung der Blutgefäße.
Eine Intoleranz hingegen ist eine Reaktion des Körpers, die auf eine bestimmte Fehlfunktion zurückzuführen ist. Eine Histaminintoleranz ist beispielsweise eine Störung, bei der das im Körper produzierte Histamin nicht ausreichend durch das Enzym Diaminooxidase abgebaut werden kann, daher in großer Menge im Blut zirkuliert und ähnliche Beschwerden verursacht wie ein allergischer Schub – nur aus ganz anderer Ursache.
Bei der Allergie-Therapie spricht man auch von drei Säulen:
Ob und welche Form der Behandlung in Frage kommt, wird in den Allergiezentren oder beim auf Allergien spezialisierten Arzt entschieden.
Bei einer allergischen Reaktion wird im Körper Histamin freigesetzt. Medikamente können diese Ausschüttung zwar unterbinden, behandeln jedoch nur die Symptome und können die Ursache der Erkrankung nicht beseitigen. Folgende Medikamente können die Beschwerden lindern:
Lokale Antihistaminika
Antihistaminika werden bei Beschwerden mit starker Sekretproduktion wie Schnupfen, Niesen, rinnende Nase, tränende Augen sowie bei Rötung der Augen eingesetzt und als Nasensprays bzw. Augentropfen verabreicht. Ihre Wirkung beruht darauf, dass sie die Funktion von Histaminrezeptoren blockieren.
Mastzellenstabilisatoren
Diese Substanzen unterdrücken die Ausschüttung von Histamin, also jenes Botenstoffes, der die Symptome einer Allergie verursacht. Sie können sowohl im Akutfall helfen als auch in der Langzeittherapie eingesetzt werden.
Lokale Kortisontherapie
Glukokortikoide (z.B. Kortison) sind entzündungshemmende Wirkstoffe, die einem körpereigenen Hormon entsprechen und als Nasenspray oder Augentropfen bzw. bei Asthma auch durch Inhalatoren angewendet werden können. Sie wirken lokal, also genau an jener Stelle, an der sie benötigt werden, ohne das Hormongleichgewicht im Blut zu beeinflussen und sind damit auch längerfristig und nebenwirkungsarm einzusetzen.
Antihistaminika
Die Wirkung der "klassischen" Allergietabletten beruht darauf, dass sie die Funktion der Histaminrezeptoren blockieren, womit das freigesetzte Histamin nach Bindung der Allergene an die IgE-Antikörper an den Mastzellen keine Gefäßerweiterung vermitteln kann.
Kortison
Eine systemische Glukokortikoidtherapie mit Kortison ist im Gegensatz zu den zuvor beschriebenen Lokaltherapeutika nur bei schweren Erkrankungsfällen indiziert. Die Medikamente müssen nach Therapieende "ausgeschlichen", also langsam abgesetzt werden. Diese Substanzen werden meist nur in der Notfallsmedikation angewendet, z.B. um einen allergischen Schock zu behandeln.
Die spezifische Immuntherapie (SIT) – bekannt auch als Desensibilisierung oder Hyposensibilisierung – bekämpft die Ursachen einer Allergie durch Reduktion der spezifischen IgE-Antikörper und kann dadurch auch langfristig eine Erkrankung an Asthma bronchiale verhindern. Sie wird entweder als Spritze, in Tablettenform oder als Tropfen (unter die Zunge) verabreicht und dauert 3 Jahre.
Der Erfolg der Hyposensibilisierung hält üblicher Weise viele Jahre an, allerdings mit individuellen Abweichungen von Person zu Person. Grundsätzlich wirkt die Allergenspezifische Immuntherapie umso besser, je früher diese eingeleitet wird. Sie reduziert die Dauer und Intensität der Symptome und wirkt präventiv auf den Etagenwechsel und die Entwicklung eines allergischen Asthmas.
Diese Form der Immunisierung erfolgt mittels Injektion, wobei ein oder zwei Allergene in kleiner Menge und in regelmäßigen Abständen unter die Haut verabreicht werden.
Bei dieser Methode wird eine Flüssigkeit oder eine selbstauflösende Tablette, die das Allergen enthält, unter die Zunge verabreicht.
Eltern können dazu beitragen, Kinder vor Allergien zu schützen bzw. den Ausbruch der Erkrankung zu verzögern, beispielsweise durch:
Heuschnupfen ist kein Hindernis, um Sport zu betreiben. Für Pollenallergiker ist aber eine gute Planung sehr wichtig: auf www.pollenwarndienst.at findet man die aktuelle Pollenbelastung. Das erleichtert eine Beurteilung, ob mit möglichen allergischen Reaktionen gerechnet werden muss. Allergietabletten können vorbeugend eingenommen werden, Medikamente zur lokalen Anwendung sollten vorhanden sein, um akute Augenreizungen, Niesattacken oder im schlimmsten Falle eine Asthmaattacke behandeln zu können.
Grundsätzlich ist moderater Ausdauersport mit langsamer Leistungssteigerung bei Allergikern sehr zu empfehlen, da das Training das Immunsystem sowie die Atemmuskulatur stärkt. Allerdings sollte das Training individuell geplant werden und unter Beobachtung der Herzfrequenz stattfinden, um das Risiko für Überreaktionen zu reduzieren. Von exzessivem Training ist abzuraten.
Weitere Sport-Tipps für Pollenallergiker:
Die Blütezeit von Pflanzen hängt in erster Linie von den Wetterbedingungen ab. Warmes Wetter im Frühling führt zu einer höheren Pollenbelastung. Bereits Ende Jänner blühen beispielsweise Erle und Hasel. Die Pollen von Esche, Birke oder Eiche fliegen von März bis Mai. Von Mai bis Juli blühen in erster Linie Gräser und Getreide. Von Juli bis September folgt die Blütezeit der Kräuter. Das bekommen Beifuß- und Ragweed-Allergiker zu spüren.
Die häufigsten allergieauslösenden Pflanzen und ihre Blühzeiten finden Sie in dieser Tabelle:
Monat | Vorblütezeit | Hauptblütezeit | Nachblütezeit |
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Jänner | Hasel, Erle |
| Purpurerle |
Februar |
| Hasel, Erle |
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März | Esche, Birke | Hasel, Erle |
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April | Gräser, Eiche | Esche, Birke, Platane, Rotbuche | Hasel, Erle |
Mai |
| Gräser, Roggen | Platane, Esche, Birke, Erle |
Juni |
| Gräser | Roggen |
Juli | Beifuß | Gräser |
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August | Ragweed | Beifuß | Gräser |
September |
| Ragweed | Beifuß |
Oktober |
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November |
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Dezember | Purpurerle |
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Wenn der Heuschnupfen tiefer geht! Der Einfluss der Nase auf Lunge und Herz
(Graz, 5.3.2020)
Referent: Priv.-Doz. Dr. Peter Valentin Tomazic