Sepsis (Blutvergiftung)

Tafel mit Aufschrift "Sepsis"
Schätzungen zufolge erkranken jährlich etwa 18.000 Menschen in Österreich an einer Sepsis.
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Eine Sepsis entsteht, wenn Krankheitserreger in den Blutkreislauf gelangen und im Körper eine überschießende Immunreaktion auslösen.

Medizinische Expertise

Eva Schaden

Assoc.-Prof.in Priv.-Doz.in Dr.in Eva Schaden, EDIC

Universitätsklinik für Anästhesie, Allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie
Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien
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In der Folge treten Fehlfunktionen der verschiedenen Organsysteme (z. B. Atmung, Herz-Kreislauf, Niere, Leber, …) auf. Obwohl die Sepsis eine der häufigsten Todesursachen weltweit darstellt, wird sie oft unterschätzt.

  • Eine Sepsis ist eine überschießende Immunreaktion des Körpers, die durch eine Infektion mit Mikroorganismen verursacht wird, die in den Blutkreislauf gelangen.
  • Sepsis gilt als eine der häufigsten Todesursachen weltweit.
  • Die Symptome können sehr unterschiedlich sein. In jedem Fall fühlt sich die Patient:in sehr krank.
  • Bei der Behandlung steht die Bekämpfung des Sepsis-Erregers im Vordergrund.
Art Überschießende Immunreaktion des Körpers
Ursachen Infektion durch Mikroorganismen, die in den Blutkreislauf gelangen
Symptome Fieber, Schüttelfrost, Abfallen des Blutdrucks, erhöhter Puls, beschleunigte Atmung, plötzliche Verwirrtheit, Müdigkeit, Kraftlosigkeit, Hautveränderungen
Diagnose mittels körperlicher Untersuchung, neurologischer Untersuchung, bildgebende Verfahren
Therapie Bekämpfung des Sepsis-Erregers, antibiotische Behandlung, Infusionen, weitere therapeutische Maßnahmen

Jährlich erkranken europaweit mehr als eine halbe Million Menschen an Sepsis. Für Österreich liegen keine genauen Zahlen vor, Schätzungen gehen aber von etwa 18.000 Fällen aus. Bei der Hälfte der Menschen nimmt die Erkrankung einen schweren Verlauf. Für etwa 6.700 Patient:innen endet eine Sepsis tödlich.

Einer Sepsis liegt eine schwere Infektion durch Mikroben – meist Bakterien, aber auch Viren oder Pilze – zugrunde. In der Regel gelingt es dem Organismus, diese Erreger unschädlich zu machen. Im Falle einer Sepsis ist das aber nicht der Fall: Die Infektion kann sich dann im gesamten Körper ausbreiten und das Immunsystems reagiert überschießend. Die weißen Blutkörperchen setzen zur Abwehr bestimmte Botenstoffe frei. Diese verändern die Durchlässigkeit der kleinen Blutgefäße, wodurch massive Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe entstehen. Zudem bilden sich kleine Blutgerinnsel, welche die Durchblutung der Organe beeinträchtigen. Bei der Maximalausprägung der Erkrankung, dem septischen Schock, können die Organe dann nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden, es entsteht ein Multiorganversagen.

 

Auslöser können sein:

  • Lungen-, Harnwegs- oder Bauchfellentzündungen
  • äußere Verletzungen und entzündlich veränderte
  • auch nach Operationen und anderen medizinischen Eingriffen kann es zu einer Sepsis kommen

 

Kinder, alte und immungeschwächte Menschen haben ein höheres Risiko, an einer Sepsis zu erkranken.

 

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Die Symptome einer Sepsis können sehr unterschiedlich sein, in jedem Fall fühlt sich die Patient:in jedoch sehr krank. Anzeichen sind unter anderem:

  • hohes Fieber und/oder Schüttelfrost
  • Abfallen des Blutdrucks, erhöhter Puls
  • beschleunigte Atmung
  • plötzliche Verwirrtheit
  • Müdigkeit und Kraftlosigkeit
  • Hautveränderungen

Für die Diagnose erfolgt:

  • eine gründliche körperliche Untersuchung
  • eine orientierende neurologische Untersuchung
  • bildgebende Verfahren

 

Bei der körperlichen Untersuchung werden unter anderem Blutdruck, Pulsfrequenz, Atemfrequenz, Temperatur und Sauerstoffgehalt im Blut gemessen.

Weiters wird eine orientierende neurologische Untersuchung vorgenommen. Im Labor werden unterschiedliche Körperflüssigkeiten (z. B. Blut, Harn, …) auf das Vorliegen von Bakterien, Pilzen etc. überprüft. Ziel ist die rasche Identifikation des Sepsis-Erregers, um diesen gezielt bekämpfen zu können. Die eindeutige Bestimmung des Erregers gestaltet sich jedoch häufig schwierig.

Zusätzlich sind dann oft noch bildgebende Verfahren (z. B. Ultraschall-, Computertomographie- oder Röntgenuntersuchungen) nötig, um den Infektionsherd zu lokalisieren.

Die Therapie erfolgt im Krankenhaus, je nach Krankheitsschwere auf der Normal- oder Intensivstation. Bei der Behandlung steht die Bekämpfung des Sepsis-Erregers im Vordergrund. Dies erfolgt vor allem durch die Gabe von Antiinfektiva. Da meist Bakterien die Auslöser sind, wird zunächst ein Breitbandantibiotikum verabreicht, das sich gegen viele unterschiedliche Bakterien richtet. Ist der tatsächliche Erreger ausgeforscht, kann eine gezielte antibiotische Behandlung erfolgen. Wenn möglich wird der Infektionsherd chirurgisch oder interventionell radiologisch entfernt/abgeleitet. Zusätzlich wird der Ausgleich der oben beschriebenen Flüssigkeitsverschiebungen durch die Gabe von Infusionen angestrebt.

 

Abhängig von der Krankheitsschwere, aber auch von ev. vorbestehenden Erkrankungen können weitere therapeutische Maßnahmen erforderlich werden. Diese zielen darauf ab, die Körperfunktionen aufrechtzuerhalten bzw. zu stabilisieren und betreffen die unterschiedlichen Organsysteme. Im Falle eines Lungenversagens kann beispielsweise eine maschinelle Beatmung oder im Falle eines Nierenversagens eine Ersatztherapie in Form einer Dialyse notwendig werden.

 

Für die Prognose der Sepsis ist rasches Handeln von Bedeutung; internationale Initiativen wie z. B. die Surviving Sepsis Campaign haben Maßnahmenbündel definiert, wobei die ersten Maßnahmen (Antibiotikum, Flüssigkeit etc.) innerhalb von einer Stunde nach Stellen der Verdachtsdiagnose umgesetzt werden sollen.

 

Mehr lesen » Antibiotika: Gibt es Nebenwirkungen?

  • Interview mit Assoc.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Eva Schaden, EDIC am 09.09.2019
  • Presseaussendung der Österreichische, Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI), der Österreichischen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (ÖGKH) und der Patientenanwaltschaft vom 25.07.2019

Autor:in:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

20. Dezember 2023

Erstellt am:

9. September 2019

Stand der medizinischen Information:

9. September 2019


ICD-Codes:
  • A22
  • A26
  • A39
  • A40
  • A41
  • A54
  • B37
  • P36
  • R57
  • R65
  • T88

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