Titer-Bestimmung

Ärztin bestimmt den Titer einer Patientin
Eine Titerbestimmung gibt einen Überblick über den aktuellen Impfstatus.
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Bei der Bestimmung des Impftiters wird festgestellt, ob im Blut noch ausreichend Antikörper vorhanden sind, um den Körper vor einer Ansteckung mit bestimmten Krankheitserregern zu schützen.

Medizinische Expertise

Ursula Wiedermann-Schmidt

Univ.-Prof.in Dr.in Ursula Wiedermann-Schmidt

Fachärztin für Immunologie & Spezifische Prophylaxe und Tropenhygiene
Alserstraße 48/2, 1090 Wien
reisemed.at
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Dafür wird die Höhe der Antikörper im Blut festgestellt. Nicht von allen Impfungen kann der Titer bestimmt werden (z.B. Gelbfieber, HPV, Meningokokken, etc.) von anderen hingegen kann durch die Titer-Bestimmung sogar festgestellt werden, wie lange der Schutz noch gegeben sein wird (z.B. Hepatitis A oder B, Tollwut, Diphtherie oder Tetanus). Eine Titerkontrolle ist vor allem sinnvoll, wenn unregelmäßig geimpft wurde, der Impfpass verloren gegangen ist und Vorimpfungen nicht erinnerlich sind, oder wenn ein Krankheitszustand besteht (z.B. immunsuppressive Therapie, chronische Krankheit), bei dem das Angehen einer Impfung nicht sicher ist.

  • Eine Titer-Bestimmung zeigt an, ob gegen bestimmte Krankheitserreger genügend Antikörper vorhanden sind.
  • Die Untersuchung ist insbesondere sinnvoll, um nachzuweisen, ob gegen die entsprechende Krankheit eine Auffrischungsimpfung notwendig ist.
  • Für die Bestimmung ist eine Blutabnahme erforderlich, anschließend wird das Blut im Labor analysiert.
  • Bei manchen Impfungen hat die Titer-Bestimmung eine hohe Aussagekraft und zeigt an, wie lange der Schutz noch aufrecht ist. Bei anderen Impfungen ist lediglich eine Bewertung möglich, ob der Schutz zum gegebenen Zeitpunkt aufrecht ist.
  • Die Kosten für eine Titer-Bestimmung werden in Österreich nicht von der Gesundheitskasse übernommen.
Art Blutuntersuchung
Indikation unklarer Impfstatus
Ablauf Blutabnahme mit anschließender Laboruntersuchung
Nebenwirkungen kurzer Stich bei der Blutabnahme
Risiken keine bei hygienischer Durchführung
  • Vorsorgeuntersuchung: Die Titerkontrolle ist keine Vorsorgeuntersuchung.
  • Diagnosestellung: Bei der Diagnose von Krankheiten kommt die Titerkontrolle nicht zum Einsatz, sondern es wird kontrolliert, ob eine akute Infektion besteht (Nachweis von IgM Antikörpern).
  • Verlaufskontrolle, Operations- / Behandlungsnachsorge: Zur Überprüfung, ob nach einer Impfung ausreichend Antikörper gebildet wurden z.B. bei Hepatitis B. Außerdem kann durch eine Titer-Bestimmung kontrolliert werden, ob noch genügend Antikörper im Blut sind.

Um den Titer zu bestimmen ist eine Blutabnahme durch einen Arzt erforderlich, das Blut wird anschließend in einem Labor auf die Konzentration der Antikörper im Blut untersucht. Der Titer ist ein Maß, das aussagt, ob noch ein Impfschutz gegeben ist oder nicht.

Antikörper sind Abwehrstoffe, die der Körper bildet, wenn er mit körperfremden Substanzen in Kontakt kommt. Solche Substanzen können Viren, Bakterien oder Pilze sein. Eine Antikörperbildung kann auf natürlichem Wege passieren, z.B. bei einer Infektion mit Grippe-Viren (Influenza) aber auch durch eine Impfung wird eine solche Reaktion provoziert. Antikörper schützen den Körper vor einer erneuten Infektion.

Da eine Impfung in den meisten Fällen nicht lebenslang vor einer Ansteckung schützt, wird es je nach Impfung nach einiger Zeit nötig aufzufrischen. Für jede Impfung gibt es Empfehlungen, wann eine solche Auffrischung notwendig wird.

Die Bestimmung des Impftiters ist vor allem dann sinnvoll, wenn jemand überhaupt nicht weiß, ob und wann er geimpft wurde. Das kann z.B. der Fall sein, wenn man seinen Impfpass verloren hat und nicht rekonstruierbar ist, wann er eine bestimmte Impfung erhalten hat bzw. ob er schon einmal geimpft wurde.

Eine Titer-Bestimmung ist auch vor der Schwangerschaft sinnvoll, um festzustellen, ob ein Schutz gegen Röteln, Masern oder Varicellen besteht ("Get prepared for pregnancy"). Gegebenenfalls muss vor einer Schwangerschaft geimpft werden, da Lebensimpfstoffe gegen Röteln, Masern, oder Varciellen nicht während der Schwangerschaft verabreicht werden dürfen. Ein ausreichender Impfschutz gegen diese Viren ist deshalb so wichtig, weil eine Infektion während der Schwangerschaft (besonders im 1. und 2. Trimester) für das Ungeborene aber auch für die Mutter sehr gefährlich ist.

Eine übliche Vorgehensweise, wenn jemand nicht weiß, ob bzw. wann er geimpft wurde (z.B. wenn der Impfpass verloren gegangen ist) ist es gemäß den Impfempfehlungen zuerst eine Impfung (z.B. FSME) zu verabreichen und dann den Titer zu bestimmen. So kann festgestellt werden, ob eine einmalige Impfung ausreichend war, oder ob eine Grundimmunisierung nötig ist. Die Titerkontrolle nach Impfung sollte frühestens 1 Monat, bestenfalls 6 Monate nach Impfung erfolgen.

Die Bestimmung des Impftiters ist nur dann aussagekräftig und zuverlässig, wenn auch eine Auswertung und Erklärung der Ergebnisse durch das Labor erfolgt, da es viele verschiedene Methoden und Maßeinheiten für die Titer-Bestimmung gibt.

Bei Impfungen wie Diphtherie, Tetanus, Hepatitis A und B oder Tollwut hat die Bestimmung des Impftiters eine hohe Aussagekraft, weil nicht nur bestimmt werden kann ob noch ein Schutz gegeben ist, sondern auch wie lange der Schutz noch bestehen bleibt. Anders ist das z.B. bei FSME oder Pertussis (Keuchhusten). In diesem Fall kann nur bestimmt werden, ob ein Schutz vorhanden ist oder nicht, aber nicht für wie lange. In einem solchen Fall müsste der Titer z.B. in jährlichen Abständen neu bestimmt werden. Da die Titer-Bestimmungen nicht sehr viel günstiger als die Impfungen sind, ist es in diesen Fällen daher praktikabler entsprechend den empfohlenen Auffrischungsintervallen zu impfen.

Bei Krankheiten wie Masern, Mumps oder Röteln wird nur angegeben ob ein Schutz vorhanden ist oder nicht, da in diesen Fällen eine lebenslange Immunität besteht. Den Titer dieser Krankheiten zu bestimmen macht vor allem dann Sinn, wenn es zum Ausbruch von Epidemien kommt und nicht klar ist, ob derjenige selbst die Erkrankung in der Kindheit durchgemacht hat oder ausreichend geimpft wurde.

Nicht von jeder Impfung kann der Titer bestimmt werden. Bei einer Meningokokken-, Pneumokokken-, Typhus-, Japan Encephalitis-, Gelbfieber- oder auch bei einer HPV-Impfung kann der Impftiter nicht ermittelt werden. Man muss sich hier auf die Impfempfehlungen bzw. empfohlenen Auffrischungsintervalle verlassen.

Wenn Sie eine Titer-Bestimmung durchführen lassen möchten, wenden Sie sich an Ihren Hausarzt, er wird Ihnen Blut abnehmen und es dann in ein Labor schicken. Anschließend bespricht er mit Ihnen den Befund. Voraussetzung dafür ist, dass das entsprechende Labor eine Interpretation des Messergebnisses liefert.

Die Risiken einer Blutabnahme sind gering. Durch die Verwendung steriler Nadeln wird einer Infektion vorgebeugt. Bei manchen Personen bildet sich nach der Blutabnahme ein blauer Fleck, der aber nicht behandlungsbedürftig ist. Meist verschwindet er nach einigen Tagen von selbst wieder.

Falls Sie Angst vor Blutabnahmen haben, oder bei früheren Blutabnahmen kurzfristig einen Kollaps erlitten haben, sollten Sie dies dem Arzt mitteilen, damit im Liegen die Blutabnahme verrichtet werden kann. Sie müssen für eine Titer-Bestimmung nicht nüchtern sein.

Die Kosten für eine Titer-Bestimmung liegen zwischen 28 und 50 Euro und werden nicht von der Krankenkasse übernommen.


Autor:in:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

14. Mai 2020

Erstellt am:

17. April 2014

Stand der medizinischen Information:

14. Mai 2020

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