COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung)

Frau mit COPD raucht Zigarette
Unbehandelt kann COPD zum Lungenemphysem führen.
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Rauchen und Feinstaub sind die größten Risikofaktoren für eine Entwicklung der chronischen Lungenkrankheit COPD. Atemnot und Husten mit Auswurf zählen zu den Symptomen.

Medizinische Expertise

Peter Cerkl

Chefarzt Prim. Dr. Peter Cerkl

Facharzt für Lungenkrankheiten
Bahnhofstraße 31, 6845 Hohenems
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COPD schreitet zunächst unbemerkt und langsam voran. Zu Beginn halten Betroffene bei leichten Wanderungen noch gut mit, doch im Laufe der Zeit wird die Luft beim Stiegensteigen schon nach dem ersten Stockwerk knapp. Lässt die Kondition nach und zeigt sich Kurzatmigkeit – häufig gepaart mit chronischem Husten nach dem Aufstehen – sollte eine Lungenfachärzt:in aufgesucht werden. Geheilt werden kann die Erkrankung nicht, sehr wohl aber gelindert und gebremst. Unbehandelt kommt es zu einem Lungenemphysem, was die Lebenserwartung deutlich senkt.

  • Bei COPD kommt es zu permanent entzündeten Bronchien mit oder ohne überblähten bzw. geschädigten Lungenbläschen (Lungenemphysem).
  • Der Schweregrad wird in GOLD-Stadien gemessen.
  • Im fortgeschrittenen Stadium betrifft die Krankheit den ganzen Körper. Es treten nicht nur Veränderungen an der Lunge auf, sondern auch Stoffwechsel, Immunsystem und Muskulatur werden beeinträchtigt.
  • COPD ist eine chronische Erkrankung und nicht heilbar.
  • Eine medikamentöse Behandlung kann Symptome lindern, eine Atemtherapie das Atmen und den Umgang mit Atemnot erleichtern.
Art chronische Erkrankung der Lunge
Auslöser Rauchen, Umwelteinflüsse (Feinstaub, Schadstoffe), evtl. auch genetische Veranlagung
Übertragung nicht ansteckend
Erkrankungsdauer nicht heilbar
Symptome Atemnot, Husten mit Auswurf, Atemgeräusche, Lungenemphysem
Behandlung Rauchstopp, Arbeitsschutzmaßnahmen, symptomatische Behandlung, Langzeitsauerstofftherapie

Die Abkürzung COPD kommt aus dem Englischen und steht für "chronic obstructive pulmonary disease". COPD ist eine fortschreitende, schwere Lungenerkrankung, bei der Leistungsfähigkeit und Lungenfunktion zunehmend eingeschränkt sind.

Bei der obstruktiven Lungenerkrankung kommt es zu einer Verengung und permanenten Entzündung der Atemwege, später mitunter auch zu einem Lungenemphysem (geschädigten Lungenbläschen).

Betroffene merken lange nichts davon. Die Atemwege versuchen, die Schadstoffe durch (morgendlichen) Husten und vermehrten Auswurf ("Raucherhusten") loszuwerden. Zunehmende Atemnot bei körperlicher Anstrengung wird oft als "fehlende Kondition" abgetan.

Im fortgeschrittenen Stadium können Begleiterkrankungen auftreten, etwa:

  • sehr schneller Gewichtsverlust ("COPD-wasting")
  • Schwächung von Muskulatur und Immunsystem
  • oder ein Cor pulmonale ("Lungenherz"): Dieses entsteht, wenn das rechte Herz, welches Blut vom Herzen in die Lunge pumpt, überlastet ist.
  • Bei vielen Betroffenen kommen auch Angst und Depression hinzu

Schätzungen zur Häufigkeit von COPD gehen weit auseinander. Bekannt ist, dass vor allem Menschen ab 50 Jahren betroffen sind.

Rauchen ist der mit Abstand größte Risikofaktor für die Entwicklung einer COPD. Bei etwa 80 – 90% der Fälle verursacht Zigarettenrauch die Krankheit – entweder direkt oder indirekt durch Passivrauchen. Weitere Faktoren, die die Entstehung der chronischen Lungenerkrankung begünstigen können, sind:

  • Einatmen von Luftschadstoffen (z.B. Zementstaub, Motorabgase, chemische Dämpfe) oder Rauchbelastung durch Öfen und Kamine
  • schweres, unzulänglich behandeltes Asthma
  • in sehr seltenen Fällen ein angeborener Mangel an einem bestimmten Eiweiß (Alpha-1-Antitrypsin-Mangel)

Feinstaub in der Luft trifft alle Menschen, daher sind Grenzwerte und Fahrverbote wichtig. Sie sind so abgeleitet, dass auch Personen mit Lungenerkrankungen (z.B. Asthma, COPD) geschützt werden.

Feinstaub besteht aus winzigen Teilchen unterschiedlicher Größe und chemischer Zusammensetzung und ist der Luftschadstoff Nr. 1. Er schwebt in der Luft, die wir atmen und stellt eine große Herausforderung für die Lunge dar. Besteht eine berufliche Exposition, müssen Arbeitsschutzmaßnahmen unbedingt eingehalten werden.

Tipps gegen zu hohe Feinstaubbelastung:

  • bei Spaziergängen in der Stadt Naturoasen, Parks oder Fußgängerzonen aufsuchen
  • Fahrradwege wählen, die nicht unmittelbar neben einer stark befahrenen Straße verlaufen
  • Autofahrten mit dem eigenen PKW so gut es geht vermeiden
  • alpine Luft schnuppern (Höhenluft in den Bergen ist nur sehr gering feinstaubbelastet)
  • Aufenthalt in verrauchten Räumen weitgehend meiden
  • eigene Wohnung zu verkehrsschwachen Zeiten lüften

Zu den typischen Symptomen der chronisch obstruktiven Lungenkrankheit zählen unter anderem die "AHA-Symptome": Atemnot, Husten, Auswurf.

  • Husten: Die Atemwege reagieren auf die ständige Entzündung mit vermehrter Schleimbildung und Husten mit Schleim (Auswurf). Dieser tritt vor allem morgens auf – anfangs nur gelegentlich, später täglich und auch zunehmend untertags – und ist eines der ersten Anzeichen der COPD.
  • Atemnot: anfangs bei Anstrengungen wie Laufen oder Stiegensteigen, später auch zunehmend im Ruhezustand.
  • Atemgeräusche: Bei vielen Betroffenen sind beim Ein- und Ausatmen Geräusche wie z.B. Brummen oder Pfeifen zu hören ("Wheezing").
  • Erkältungen: Auch können vermehrt Atemwegsinfektionen, Erkältungen oder Grippe auftreten.
  • Lungenemphysem: Je weiter die Krankheit fortschreitet, umso geringer wird die Sauerstoffzufuhr des Körpers. Die Lunge wird überbläht und kann den Sauerstoff nicht mehr ans Blut weitergeben. Ein Emphysem kann nicht geheilt oder rückgängig gemacht werden, der betroffene Teil der Lunge ist zerstört.
  • Exazerbationen (Verschlechterung der Symptome): Unbehandelt kommt es immer wieder zu Verschlechterungen des Zustands mit vermehrtem Husten und verstärkter Atemnot. Diese werden im Verlauf der Krankheit immer häufiger und führen oft zu Spitalsaufenthalten. Meist sind sie durch Infektionen wie Bronchitis oder Grippe verursacht.

Ansprechpartner:in ist die Lungenfachärzt:in (Pulmolog:in). Im Rahmen einer ausführlichen Anamnese wird die Ärzt:in Fragen zu den Symptomen, deren Dauer und Intensität, dem Beruf, dem Rauchverhalten und der Erkrankungs-Vorgeschichte stellen.

Anschließend folgt die Untersuchung:

  • Die Lungenfunktionsmessung (Spirometrie) ist das wichtigste Instrument zur Untersuchung bei Lungenkrankheiten. Dabei wird unter Anleitung durch ein Rohr in ein Gerät geatmet, das den Luftstrom misst. Eventuell sitzt die Patient:in dabei auch in einer Art Glaskasten (Ganzkörperplethysmographie). Mit Medikamenten wird getestet, wie weit die Verengung der Atemwege rückgängig gemacht werden kann (Reversibilitätstest).
  • Eine Untersuchung der Brust mit Röntgen oder Computertomographie hilft, Emphyseme zu entdecken und andere Krankheiten auszuschließen.
  • Da die Krankheit auch das Herz belastet, kann auch ein EKG (Elektrokardiogramm) mit oder ohne Belastung gemacht werden.
  • Oft wird auch das Blut auf seinen Sauerstoffgehalt geprüft (Blutgasanalyse).

Der Schweregrad der Erkrankung wird heute in die GOLD-Stadien A bis D eingeteilt. Die Einteilung erfolgt nach dem Ausmaß der funktionellen Einschränkung (Lungenfunktion) sowie der Symptomlast bzw. der Häufigkeit von akuten Verschlechterungen (sog. Exazerbationen) innerhalb eines Jahres.

GOLD A: Sehr leichte Symptome, die oft gar nicht bemerkt werden.
GOLD B: Die Symptome nehmen zu (z.B. Morgenhusten, Atemnot bei stärkeren Anstrengungen wie beim Hinauflaufen von Stiegen, beim Sport oder sportlichem Spielen), sind aber immer noch so gering, dass sie oft ignoriert werden.
GOLD C: Atemnot schon bei leichten Anstrengungen, etwa beim normalen Stiegensteigen, kurzem Laufen oder Bergaufgehen. Husten und Auswurf nehmen zu.
GOLD D: Schwere Atemnot, bereits auch in Ruhe. Die Patient:in benötigt eine Langzeitsauerstofftherapie, Leistungsfähigkeit und Lebensqualität sind stark eingeschränkt.

Lange Zeit war die Lungenfunktion das einzige Kriterium für die Bestimmung des Schweregrades einer COPD. Mit den aktuellen GOLD-Leitlinien spielen auch die Exazerbationen eine große Rolle: Es reicht eine einzige im Krankenhaus behandelte Exazerbation aus, um diese Person als COPD-Patient:in mit hohem Risiko einzustufen.

Eine Heilung der COPD ist nicht möglich. Ein frühzeitiger Behandlungsbeginn ist allerdings wichtig, um die Funktion der Lunge zu verbessern.

Neben medikamentösen Therapien sowie einer Langzeitsauerstofftherapie gibt es auch nichtmedikamentöse Maßnahmen, die die Lebensqualität deutlich verbessern können. Ist die Atemfunktion bereits stark eingeschränkt und erhält der Körper zu wenig Sauerstoff, kommt eine Langzeitsauerstofftherapie zum Einsatz.

COPD-Patient:innen haben im Falle einer Infektion mit SARS-CoV-2 ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf. Durch COPD ist die Lunge bereits chronisch entzündet und das Immunsystem geschwächt. Neben der COPD-Erkrankung spielen auch weitere Risikofaktoren eine Rolle wie etwa:

  • Alter
  • Vorerkrankungen des Herz-Kreislaufsystems
  • Tabakkonsum

Betroffene und ihre Angehörigen sollten die Situation daher ernst nehmen, FFP2-Maske tragen und Hygienemaßnahmen beachten.

  • Der erste Schritt für Raucher:innen ist der Rauchstopp.
  • Wer beruflich stark belastet ist, sollte versuchen, einen weniger belasteten Arbeitsplatz zu finden.
  • Regelmäßige Bewegung fördert die Funktion sowohl der Lunge als auch des Herzens und des Kreislaufs. Ausdauersportarten wie Laufen, Radfahren, Schwimmen oder Nordic Walking sind dafür besonders gut geeignet.
  • Auf das richtige Gewicht achten. Übergewicht macht einem buchstäblich das Leben schwer und belastet Herz und Kreislauf zusätzlich. Untergewicht hingegen schwächt den Körper und macht ihn anfällig für Infektionen.
  • Mit Hilfe einer Atemphysiotherapeut:in wird der Umgang mit Atemnot und Husten erlernt.
  • Impfungen gegen Grippe und Pneumokokken können vor Exazerbationen schützen.
  • Über psychische Probleme, Ängste oder depressive Verstimmungen sollte man unbedingt mit seinem Umfeld sprechen und bei Bedarf professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

Autor:innen:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

7. März 2024

Erstellt am:

3. April 2018

Stand der medizinischen Information:

5. April 2022


ICD-Code:
  • J44

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