Eosinophiles Asthma

Stark hustende 40-jährige Frau mit
Starker Husten ist ein Symptom des eosinophilen Asthmas
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Eosinophiles intrinsisches Asthma ist eine Erkrankung, die im überwiegenden Fall erst im Erwachsenenalter in Erscheinung tritt, aber schwere Verlaufsformen annehmen kann. Eine spezielle Therapie ist deshalb für Patienten dieser Asthmaform essentiell.

Medizinische Expertise

Peter Cerkl

Chefarzt Prim. Dr. Peter Cerkl

Facharzt für Lungenkrankheiten
Bahnhofstraße 31, 6845 Hohenems
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Inhaltsverzeichnis

  • Das intrinsische eosinophile Asthma ist eine Verlaufsform, die typischerweise im Erwachsenenalter auftritt, häufig chronifiziert und schwere Verläufe entwickeln kann.
  • Ursachen sind eine Überreaktion des Immunsystems auf äußere Einflüsse, wodurch entzündliche Prozesse in der Lunge ausgelöst werden.
  • Eosinophiles Asthma ist gekennzeichnet durch wechselnd starke Beschwerden. Dazu zählen eine variabel, zum Teil schwer eingeschränkte Lungenfunktion und chronische Nasen- bzw. Nasennebenhöhlen-Symptomen durch Nasenpolypen. Nicht selten kommt es außerdem zu einer Unverträglichkeit gegenüber Aspirin und verwandten Schmerzmitteln.
  • Die Trias Asthma, Polyposis nasi sowie ASS-Intoleranz ist typisch für das intrinsische eosinophile Asthma und ist auch unter dem Begriff Morbus Widal bzw. Samter Trias bekannt.
  • Die Behandlung erfolgt nach einem Stufenschema, wobei meist eine Kombination von Bedarfs- und Dauermedikamenten zum Einsatz kommt.
Art nicht-allergische Form des Asthma
Ursache Entzündungsreaktion der Lunge durch äußere Einflüsse
Symptome anfallartiger Husten, nächtlicher Husten, Atemnot, Engegefühl in der Brust, pfeifende Atemgeräusche imsbesondere beim Ausatmen (Giemen)
Diagnose Allergieaustestung (sogenannte RAST-Untersuchung), Differentialblutbild, Atemgasanalyse
Therapie folgt je nach Schweregrad einem Stufenplan

Grundsätzlich werden zwei Formen des eosinophilen Asthmas unterschieden. Zum einen das exogen allergische Asthma, auch extrinsisches Asthma genannt, und zum anderen das nicht allergische eosinophile Asthma, auch intrinsisches Asthma genannt.

Das extrinsische, also exogen allergische Asthma wird durch Allergene ausgelöst und unterhalten – saisonal wie zum Beispiel die Hasel- oder Birkenallergie oder ganzjährig wie die Hausstaubmilbenallergie.

Das intrinsische, nicht allergische eosinophile Asthma tritt in der Regel erst im Erwachsenenalter auf. Es wird ausgelöst durch Immunzellen, die aktiviert werden – über Infekte, Rauchen oder Umweltreize. Diese im Prinzip "fehlgeleiteten" Immunzellen lösen eine Entzündungskaskade aus, ähnlich wie die allergische Verlaufsform.

Charakteristisch für das eosinophile Asthma ist die Erhöhung der eosinophilen Granulozyten (Untergruppe der weißen Blutkörperchen) im peripheren Blut und/oder in der Schleimhaut der Atemwege. Gemessen werden diese Zellen über eine Blutabnahme, Bestimmung aus dem Sputum oder durch Atemgasanalyse (FeNo-Messung).

Unser Immunsystem funktioniert über viele verschiedene Mechanismen. Physische Barrieren, wie etwa die Haut, verhindern das Eindringen von schädlichen Einflüssen und Reizstoffen in den Körper. Im Körper selbst sorgt dann eine Kombination aus löslichen Faktoren und Immunzellen für die Unterscheidung von körpereigenen Stoffen und Fremdstoffen. Dringen also Fremdkörper in den Organismus ein, muss dieser entscheiden, ob es sich um etwas Gefährliches, wie Viren oder Bakterien handelt, oder um etwas Harmloses, wie etwa Nahrung. Im "Normalfall" weiß der Körper, was er zu tun hat.

Es kann jedoch passieren, dass der Körper auf einen eigentlich harmlosen Stoff in unangemessener Art und Weise reagiert und das Immunsystem zu dessen Bekämpfung aktiviert. Manchmal ist auch eine interne Fehlfunktion des Immunsystems vorhanden. In beiden Fällen führt dies zu einer unangebrachten Aktivierung und Überproduktion von spezifischen Immunzellen.

Eine Gruppe dieser Immunzellen sind die eosinophilen Granulozyten, deren Überreaktion eine Vielzahl an Erkrankungen zur Folge haben kann. Unter anderem:

  • Erkrankungen der Haut
  • Erkrankungen der inneren Organe
  • Erkrankungen der Blutgefäße
  • Erkrankungen der Lunge

Das eosinophile Asthma tritt erst ab dem 35. Lebensjahr auf und ist eine Verlaufsform der chronisch entzündlichen Erkrankung Asthma bronchiale. Asthmapatienten haben häufig eine erhöhte Anzahl von eosinophilen Granulozyten im Blut sowie in der Lunge.

Hierbei hängt die Zahl der eosinophilen Granulozyten mit der Schwere der Erkrankung zusammen. Zusätzlich tragen auch entzündungsfördernde Botenstoffe wie Interleukin 5 (IL-5) zu einer Vermehrung der eosinophilen Granulozyten in der Lunge bei.

Klinisch sieht man beim eosinophilen Asthma häufig eine chronische Entzündung der Nasennebenhöhlen sowie Nasenpolypen. Die Asthmasymptomatik ist schwer und oft auch dauerhaft vorhanden. Grundsätzlich gleichen die Symptome jenen anderer Asthmaformen.

Dazu zählen:

  • chronischer Husten
  • chronische Entzündung der Nasennebenhöhlen und Nasenpolypen
  • Atemnot
  • anfallsartige Atembeschwerden
  • anfallsartige Schnellatmung
  • Engegefühl im Brustraum
  • Atemgeräusche wie Giemen, Brummen oder Pfeifen

Auch häufige Asthmaanfälle sowie eine stark eingeschränkte Lungenfunktion gehen mit eosinophilem Asthma einher.

Eosinophiles Asthma liegt häufig als Mischform mit allergischem Asthma vor. Zur Diagnosestellung wird meist ein Differentialblutbild (großes Blutbild), bei dem die eosinophilen Granulozyten bestimmt werden, erstellt. Allergietests, wie Haut- oder Antikörpertests können die Diagnose ergänzen.

Beim eosinophilen Asthma handelt es sich um eine Subform des Asthma bronchiale, die meist gut auf Glukokortikoide anspricht. Ebenso ist in vielen schwereren Fällen eine Therapie mit Biologika indiziert. Deshalb ist auch eine Abgrenzung zu nicht-eosinophilem Asthma wichtig.

Grundsätzlich wird eine Behandlung angestrebt, die auf eine Reduktion der Zahl der Eosinophilen in Blut und Atemwegen abzielt, um die Lungenfunktion und die Symptome zu verbessern.

Bei der Therapie unterscheidet man zwischen:

  • Bedarfsmedikamente, die man akut einsetzt, um die Beschwerden schnell zu lindern
  • Dauermedikamente, die unabhängig von den Beschwerden regelmäßig eingenommen werden

Derzeit eingesetzte Bedarfsmedikamente sind:

  • Kurzwirksame Beta-Mimetika (SABA)
  • Kombination SABA mit einem Anticholinergikum (Ipratropiumbromid)

Zu den derzeit am Markt befindlichen Dauermedikamenten zählen:

  • kortisonhaltige Inhalatoren (ICS), eventuell in Kombination mit einem langwirksamen Betamimetikum (LABA)
  • langwirksame Anticholinergika (LAMA)
  • Leukotrien-Antagonisten wie z. B. Montelukast
  • monoklonale Antikörper

Je nachdem wie die Behandlung wirkt, wird die Stufe gewechselt. Das nennt man auch "Step up und Step down"-Konzept.

Ziel ist es, soviel wie nötig, aber so wenig wie möglich an Therapie einzusetzen

  • Stufe 1: niedrig dosiertes ICS plus kurzwirksames Betamimetikum bei Bedarf oder Fixkombination ICS/ Betamimetikum bei Bedarf
  • Stufe 2: niedrigdosiertes ICS dauerhaft
  • Stufe 3: Dauertherapie mit Fixkombination ICS/LABA
  • Stufe 4: Erhöhung der ICS-Dosis, zusätzlich langwirksames Anticholinergikum (LAMA)
  • Stufe 5: Ausschöpfung der maximalen ICS-Dosis – der Einsatz monoklonaler Antikörper sollte erwogen werden, die Verwendung von systemischem Kortison in der Dauertherapie wird heutzutage vermieden

Zu jeder Stufe kann zusätzlich ein Leukotrien- Antagonist eingesetzt werden.


Autor:in:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

17. Oktober 2022

Erstellt am:

19. Dezember 2019

Stand der medizinischen Information:

17. Oktober 2022

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