Lungeninfarkt

Frau hilft einer älteren Dame, die einen Lungeninfarkt erleidet
Schwere Atemnot kann auf einen Lungeninfarkt hindeuten
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Wird eine Lungenarterie durch ein Blutgerinnsel verschlossen, kommt es zu einer Lungenembolie und zu einem Rückstau des Blutes in die rechte Herzkammer.

Medizinische Expertise

Gernot Rainer

Dr. Gernot Rainer

Facharzt für Lungenerkrankungen
Billrothstrasse 49/Ecke Chimanistraße 1, 1190 Wien
www.ihrlungenarzt.at
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Klassische Symptome sind plötzlich auftretende Schmerzen im Bereich des Rippenfells, Atemnot und blutiger Husten. In 10 % aller Fälle von Lungenembolie, vor allem wenn eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) oder eine chronische Atemwegserkrankung (z.B. COPD) vorliegt, kann das Lungengewebe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden, es stirbt ab. Man bezeichnet dies als Lungeninfarkt.

Etwa 10 % aller Betroffenen, die an einer Lungenembolie erkranken, tragen ein erhöhtes Lungeninfarkt-Risiko. Meist tritt diese Erkrankung jedoch nur in Kombination mit anderen Risikofaktoren (Herzschwäche bzw. Herzerkrankung oder chronische Atemwegserkrankungen) auf.

Ein Lungeninfarkt ist nicht zwangsläufig die Folge einer Lungenembolie. Die Lunge besitzt 2 Kreislaufsysteme, die Bronchialarterie kann das Lungengewebe weiterhin mit Sauerstoff versorgen. Ist die Bronchialarterie geschwächt, wie z.B. durch eine Atemwegserkrankung, oder kommt eine Linksherzinsuffizienz hinzu, besteht ein erhöhtes Lungeninfarkt-Risiko. Steigt durch den Blutrückstau der Druck in den Lungenarterien, kann die Bronchialarterie das Lungengewebe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgen. Aus den Bronchialgefäßen sickert Blut und durchtränkt das Lungengewebe bis es abstirbt. Dies bezeichnet man als Lungeninfarkt.

Hinzu tritt ein weiteres Erkrankungsrisiko: Aufgrund der eingeschränkten Durchblutung des Lungengewebes kann es sich unter Umständen entzünden und eine Lungenentzündung (Pneumonie) verursachen. Ist das Lungenfell (Pleura) ebenfalls betroffen, kann eine Lungenfellentzündung (Pleuritis) entstehen.

Bei nachstehenden Symptomen liegt der Verdacht einer Lungenembolie vor. In diesem Fall muss sofort der Notarzt gerufen werden:

  • Plötzlich auftretende Schmerzen im Bereich des Rippenfells
  • Atemnot bzw. das Gefühl, zu ertrinken
  • Schmerzen beim Atmen
  • Blutiger Auswurf beim Husten

Im Allgemeinen bestehen ähnliche Risikofaktoren wie bei Lungenembolie:

  • Vorangegangene Operationen, vor allem im Bereich der Hüfte oder des Knies
  • Lange Bettlägerigkeit
  • Krebserkrankung
  • Vorliegen einer tiefen Becken- und Beinthrombose
  • Einnahme der "Pille" oder Hormonersatztherapie
  • Schwangerschaft bzw. Geburt
  • Flugreisen

Im Zuge einer Röntgendiagnose kann ein dreieckiger Schatten im betroffenen Lungenareal zu erkennen sein, der als Hinweis auf einen Lungeninfarkt zu sehen ist.

Weitere Diagnoseverfahren:

  • Spiral-Computertomographie: im Zuge von Röntgenschichtaufnahmen wird das Lungengewebe bei einem Spiral-CT in Einzelschichten sichtbar gemacht.
  • Lungenszintigraphie: Eine geringe Menge einer radioaktiven Substanz wird bei der Lungenszintigraphie in die Armvene gespritzt. Dadurch kann die Blutversorgung der Gefäße bzw. der Lunge mit einer speziellen Kamera sichtbar gemacht werden. Wird ein Teil der Lunge nicht durchblutet, ist diese Blockade am Bildschirm erkennbar.
  • CT-PA: mithilfe einer Computertomografie wird eine Angiographieuntersuchung (Gefäßuntersuchung) der Lungenarterie durchgeführt.
  • Magnetresonanzangiographie: Diese ermöglicht mithilfe eines Kontrastmittels die dreidimensionale Darstellung der Gefäße.

Wie im Falle der Lungenembolie erfolgt die Therapie folgendermaßen:

1. Schritt:

Behandlung mit blutverdünnenden Medikamenten (Antikoagulantien, z.B. Heparin)

2. Schritt:

Bei massiver Lungenembolie mit erniedrigtem Blutdruck (systolisch unter 90 mmHG oder Abfall) oder Kreislaufversagen werden fibrinolytische Medikamente (Streptokinase, Urokinase) eingesetzt, die die Blutgerinnung hemmen. Bei leichter Lungenembolie helfen Medikamente zur Blutverdünnung.

3. Schritt:

Mithilfe von Antibiotika soll eine Lungenentzündung verhindert werden.

Nach Stabilisierung des Betroffenen wird eine Langzeitbehandlung mit Vitamin-K-Antagonisten empfohlen. Diese Medikamente sollen die Blutgerinnung in den Gefäßen langfristig verhindern.

Thrombosen müssen immer ernst genommen werden, andernfalls können sie verschleppt werden. Im schlimmsten Fall kann es im Falle einer Lungenembolie zu einem Lungeninfarkt kommen. Entsprechende Vorsorgetipps gibt der Facharzt und entscheidet, ob ein blutverdünnendes Medikament eingenommen werden soll.


Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

22. Juli 2020

Erstellt am:

19. August 2014

Stand der medizinischen Information:

22. Juli 2020


ICD-Code:
  • I26

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