Im Verdachtsfall einer Vergiftung sofort die Rettung rufen (Tel: 144 bzw. Notruf 122). Das weitere Vorgehen ist situationsabhängig. Sind z.B. Chemikalien ins Auge geraten, sollte man dieses mindestens 10 Minuten lang mit klarem, kaltem Wasser gründlich spülen. Individuelle telefonische Beratung geben auch Ärzte der Vergiftungsinformationszentrale (Tel: 01/ 406 43 43), die bis zum Eintreffen des Rettungsteams (Tel: 144) anleitend helfen.
Folgende Fragen könnten beim Telefongespräch auftreten:
FRAGEN | WAS ANTWORTEN? |
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was wurde geschluckt? | die (möglichst) genaue Bezeichnung des Produktes, der Substanz (z.B. Medikament, Chemikalie, Haushaltsmittel, Droge, Pflanzenteil) nennen |
wie viel hat der Betroffene zu sich genommen? | die (möglichst) exakte Mengenangabe (Anzahl von Tabletten, ggf. Volumenangabe: Anzahl von Ess- oder Teelöffeln) nennen |
um wen handelt es sich? | Geschlecht, Alter, Gewicht, Zustand des Betroffenen |
wann hat die Vergiftung stattgefunden? | den Zeitpunkt des Kontaktes mit dem Produkt/Giftstoff angeben |
wo ist das alles passiert? | den Ort nennen |
wie ist es dazu gekommen? | auf die Ursache der Vergiftung eingehen (Verschlucken, Einatmen, Haut- oder Augenkontakt) |
warum hat sich der Betroffene vergiftet? | ev. persönliche Hintergründe des Notfalls (bewusstes oder unbewusstes Auslösen der Vergiftung) nennen |
Das konkrete Vorgehen hängt stark von den Umständen ab, welche die Vergiftungserscheinungen hervorgerufen haben. Bei jedem Notfall sind zuerst nachstehende Schritte einzuleiten:
Je nach Ursache der Vergiftung sollten Sie dann bis zum Eintreffen des Notarztes wie folgt vorgehen:
VERGIFTUNG DURCH… | ERSTE-HILFE-MASSNAHME |
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Einnahme bzw. Überdosierung von (giftigen) Substanzen oder Lebensmitteln z.B. Medikamenten, Reinigungsmitteln oder bestimmten Pilzarten, wie Knollenblätterpilze
| Mundhöhle von Giftresten säubern Versuchen Sie Rückstände mit dem Finger – unter Verwendung von Einmalhandschuhen – oder ggf. mit einem Waschlappen aus dem Mund zu wischen
Verpackung des Produktes/der Substanz sicherstellen Gilt auch für eventuelle Giftreste oder Erbrochenes
WICHTIG: Keine Flüssigkeiten trinken
Erbrechen nicht hervorrufen |
Einatmung von Gasen | Den Betroffenen aus der Gefahrenzone bringen Wenn möglich, die Wohnung verlassen und ab ins Freie – Vorbeugung von Ohnmacht.
Atemkontrolle vornehmen und ggf. in stabile Seitenlage bringen
Raum gut durchlüften |
Chemikalien in den Augen z.B. Säuren | Verätztes Auge mit klarem, kaltem Wasser gründlich ausspülen
WICHTIG: Immer von der Nase nach außen zur Schläfe spülen
Sonst besteht die Gefahr, dass Giftreste auch in das andere – möglicherweise nicht betroffene – Auge kommen |
Kontakt giftiger Substanzen mit der Haut | Betroffene Hautareale gründlich mit kaltem Wasser spülen Nicht verletzte Hautpartien aussparen, d.h. den Wasserstrahl nur auf die verätzte Körperregion, z.B. den Oberarm, richten
WICHTIG: Benetzte Kleidung nicht entfernen Das könnte zu größerem Schaden führen, wenn tiefere Hautschichten dadurch "mitgerissen" werden! |
Rund 1.100 Kinder müssen jährlich mit Vergiftungserscheinungen ins Spital gebracht werden. Zurückzuführen ist dieser Umstand meist auf den Entdeckungsdrang der Kleinen. Wichtig: Reinigungsmittel, Tabletten oder auch giftige Pflanzen so verstauen, dass Kinder keinen Zugang haben. Besonders gefährdet für Vergiftungen sind Kinder zwischen 7 Monaten und 4 Jahren.
Anders sieht die Situation hingegen bei Jugendlichen und Erwachsenen aus. Spitzenreiter bei den Ursachen ist die übermäßige Einnahme von Drogen, besonders der Alkoholkonsum unter jungen Menschen hat stark zugenommen. Pro Jahr erhalten rund 3.000 Teenager die Diagnose "Alkoholvergiftung". Auch Antidepressiva und Schlafmittel werden oft missbräuchlich eingesetzt.
Es wird zwischen 3 Vergiftungsarten unterschieden:
Gelangt Gift in den Organismus – beispielsweise durch den Verzehr giftiger Pilze – hindert es den Körper an seinen natürlichen Reaktionsabläufen. Je nach Art des Giftes wirkt die Substanz auf bestimmte Sinneszellen (so genannte Rezeptoren) im Körper. Anstelle von wichtigen Proteinen oder etwa Hormonen, setzt sich plötzlich ein Giftstoff an der Zelloberfläche fest und blockiert die jeweilige Zelle in ihrer Arbeit. Folglich werden die von der Zelle empfangenen Reize nicht korrekt an das Zentralnervensystem (Gehirn und Rückenmark) weitergeleitet.
Es kommt zu typischen Symptomen, die auf eine Vergiftung hinweisen können. Dazu gehören z.B.
Darüber hinaus ist es möglich, dass Lähmungen auftreten, wenn der Giftstoff die Nerven angreift. Andere giftige Substanzen haben es hingegen auf die Muskelzellen abgesehen. Werden diese durch das Gift blockiert, funktionieren Herz- und Atemmuskulatur nicht mehr. Das führt zu Atemstillstand und Herzversagen.
Wie schnell Vergiftungserscheinungen auftreten – und mit welchen Beschwerden sich diese äußern – hängt von Art und Menge der zugeführten Substanz ab. Während bei Schlangenbissen das Gift teilweise in Sekundenschnelle wirkt, lösen Pilzvergiftungen oft erst nach Stunden oder sogar Tagen Symptome aus.
Auch eine chronische Vergiftung kann z.B. Bauchschmerzen und Hautprobleme verursachen. Hinzu kommen häufig noch Müdigkeit und daraus resultierender Leistungsabfall – Anzeichen, die jedoch nicht zwingend mit einer Vergiftung zu tun haben müssen. Vielleicht sind sie Ausdruck einer zugrundeliegenden Depression oder des Fatigue-Syndroms. Sollten die Beschwerden regelmäßig auftreten, ist auf jeden Fall eine ärztliche Abklärung erforderlich.
Egal ob die Bisswunde nach einem Schlangenbiss oder etwa Hautverätzungen nach dem Kontakt der Haut mit giftigen Flüssigkeiten: Akute Vergiftungen sind oft schon mit freiem Auge erkennbar. Wurden dem Körper über den Mund giftige Substanzen zugeführt, können auftretende Symptome, wie Übelkeit, Erbrechen oder z.B. Bauchschmerzen Anzeichen einer Vergiftung sein.
Darüber hinaus kann der Arzt folgende Methoden anordnen, um infolge die passende Therapie einzuleiten:
Liegt eine Vergiftung vor, ist rascher Handlungsbedarf gefragt. Welche Therapiemaßnahmen eingeleitet werden, hängt von der Situation ab:
VERGIFTUNGSURSACHE | THERAPIE |
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| Gabe von Aktivkohle Darmspülung |
Einatmung von Gasen
| Verabreichung von Sauerstoff |
Augenkontakt mit Chemikalien | Entfernung aller Fremdpartikel Intensive Augenspülungen Augentropfen und Salben Bei Bedarf:
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Verätzung der Haut | Professionelle Entfernung der benetzten Kleidung Keimfreie Reinigung des betroffenen Hautareals Anlegen eines Verbandes |
Hinter einer vorliegenden Vergiftung können viele Gründe stecken:
Eine Medikamentenvergiftung kann durch eine Arzneimittelüberdosierung passieren. Bei Kindern sind oft Verwechslungen die Ursachen. Mögliche Folgen einer Medikamentenvergiftung: Zittern, Berührungs- und Lichtempfindlichkeit, Erweiterung der Pupillen, bis hin zu erschwerter Atmung und Kreislaufproblemen.
Eine Alkoholvergiftung äußert sich u.a. durch eine verlangsamte Reaktionsfähigkeit, erhebliche Sprach- sowie Gedächtnisstörungen und kann bis zum Kreislaufversagen führen. Dann helfen nur mehr sofortige Maßnahmen der Reanimation und permanente Kontrolle der Atemfunktion.
Kohlenmonoxid ist komplett farb- und geruchlos. Symptome können Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit bis zur Bewusstlosigkeit sein. Schuld an Kohlenmonoxidvergiftungen sind etwa schlecht gewartete Gasthermen oder defekte Heizöfen. Auch in der Dusche kann eine nicht gereinigte Therme zu einem derartigen Notfall führen.
Sie löst meist rasch – bedingt durch die starke Ätzwirkung – heftige Schmerzen aus. Je nach Art und Menge der Substanz (z.B. Allzweckreiniger für den Haushalt) kommt es zu weiteren, unterschiedlich stark ausgeprägten Symptomen: Übelkeit, Erbrechen, intensiver Speichelfluss sowie Rötung und Schwellung des betroffenen Hautareals. Auch Husten, Atemnot und Bewusstseinstrübungen können die Folge sein. Vor allem Kinder sind gefährdet – die häufigsten Giftunfälle betreffen unter 4-Jährige.
Eine Lebensmittelvergiftung wird häufig von Bakterien (z.B. Salmonellen) hervorgerufen, welche durch die Aufnahme verunreinigter Nahrungsmittel in den Organismus gelangen. Dort befallen sie die Darmschleimhaut und führen zu entzündlichen Prozessen im Magen-Darm-Trakt. Symptome, wie Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall können aber auch auf den Kontakt des Körpers mit Schwermetallen oder Giftstoffen in verzehrten Fischen und Muscheln hindeuten. Ebenso kann sich eine mögliche Pilzvergiftung mit derartigen Anzeichen bemerkbar machen.
Folgende Tipps können helfen, den Ernstfall zu vermeiden: