Manche Betroffene versuchen das Überessen auch durch exzessiven Sport oder die Einnahme von Abführmitteln zu kompensieren. Die Auslöser der Essstörung sind vordergründig das Streben nach einem gesellschaftlich vermittelten körperlichen Idealbild. Dahinter liegen oft hohe Ansprüche an sich selbst, wenig Selbstliebe und der Wunsch, nach außen hin möglichst perfekt zu erscheinen. Wie bei der Magersucht versuchen Erkrankte durch Hungern abzunehmen, erleiden Essanfälle und leiten dann Gegenmaßnahmen ein, um Gegessenes wieder los zu werden. Sie haben zumeist Normalgewicht, zeichnen sich aber durch Gewichtsschwankungen aus. Die Behandlung der Ess-Brech-Sucht erfolgt durch Psychotherapie.
Bulimie betrifft vor allem junge Frauen und Mädchen zwischen dem 17. und 30. Lebensjahr (90 bis 95 %). Etwa 1 % aller Mädchen und Frauen, die dem Alter der Risikogruppe entsprechen sind betroffen. Es kommt auch vor, dass Betroffene zwischen Magersucht und Bulimie "hin und her wechseln": Zeiten des Hungerns folgen Episoden der Essanfälle und des Erbrechens. Der Großteil der Erkrankten hat einen BMI (Body-Mass-Index) von über 17,5 und gilt somit als normalgewichtig. Essstörungen wie Bulimie treten zum Teil in Kombination mit anderen psychischen Erkrankungen auf. So haben 75 % der Betroffenen im Laufe ihres Lebens mit Depressionen zu kämpfen, ein kleiner Teil der Bulimie-Kranken bekommt auch die Diagnose einer Persönlichkeitsstörung (Borderline) gestellt.
Bulimie kann unterschiedliche Entstehungsgründe haben, es gibt eine Vielzahl an auslösenden Faktoren, die im Zusammenspiel die Entwicklung der Essstörung begünstigen. Der Hauptauslöser ist wie bei allen Essstörungen ein überzogenes gesellschaftliches Schlankheitsbild, das vermittelt, dünn sein wäre gleichbedeutend mit erfolgreich und glücklich sein. Zwar gelten ein gestörtes Verhältnis zum eigenen Körper und die Angst vor dem Dicksein als Hauptursachen für das Erbrechen nach dem Essen, familiäre Konflikte, erlebte Traumata (z.B. Vergewaltigung, Todesfall in der Familie etc.) oder ein bestimmter Persönlichkeitstyp (Ängstlichkeit, Perfektionismus, aufbrausend, wütend, wenig Selbstvertrauen, Selbsthass etc.) sind aber in der Therapie der Bulimie unbedingt zu berücksichtigen.
Die Symptome sind je nach Ausprägung der Erkrankung und Form der Bulimia nervosa unterschiedlich. Zwischen folgenden Krankheitsbildern kann unterschieden werden:
Die einzelnen Krankheitsbilder können sich überlappen oder sich in Phasen abwechseln. So kommt es vor, dass Betroffene Phasen des Binge-Eatings (übermäßiges Essen ohne Erbrechen) haben, die sich mit Zeitabschnitten der Essanfälle und des Erbrechens abwechseln. Patienten des Typs "Purger" treiben in manchen Fällen zusätzlich exzessiven Sport oder nehmen Abführmittel, um den Gewichtsverlust voranzutreiben.
Bulimie-Kranke sehen sich selbst häufig als "gescheiterte Magersüchtige". Die Essanfälle werden als Blamage und Versagen empfunden, sie gehen mit Scham und Isolation von der Außenwelt einher. Sie sind hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch nach einem dünnen Körper und der Notwendigkeit zu Essen. Sie leben oft jahrelang mit ihrer Erkrankung, ohne dass das Umfeld die Bulimie bemerkt. Die Ess-Brech-Sucht findet im Verborgenen statt, werden die Erkrankten "entlarvt", erleben sie dies als sehr beschämend. Ein typischer Essanfall ist durch die Aufnahme großer Mengen an leicht zu verzehrenden Lebensmitteln (z.B. Nudeln, Müsli, Pudding, Süßspeisen, weiches Brot, Käse etc.) und große Mengen Flüssigkeit gekennzeichnet. Während der Essattacke erleben Betroffene einen Kontrollverlust, sie fühlen sich wie in Trance, nehmen kein Sättigungsgefühl wahr und essen bis zur Übelkeit. Bulimie-Kranke geraten durch ihre Essattacken teils auch in eine finanzielle Notlage, da sie ihr gesamtes Geld für Essen ausgeben.
15 bis 25 % aller Magersüchtigen entwickeln im späteren Verlauf Bulimie. Ein Übergang von der Ess-Brech-Sucht in die Anorexie ist hingegen seltener. Am Beginn der Erkrankung steht in den meisten Fällen strenges Diäthalten, erst später folgen die Essattacken und die jeweiligen Gegenmaßnahmen, wie Erbrechen oder Missbrauch von Abführmitteln. Die wenigsten starten die Bulimie direkt mit Essen und Übergeben. Durchschnittlich leben Betroffene 5 Jahre mit der Essstörung, bis eine Psychotherapie in Anspruch genommen wird. Die ausgeprägten Scham- und Schuldgefühle und der Irrglaube, dass man ohnehin jederzeit selber mit dem Brechen aufhören kann, wenn man nur möchte, sind Gründe für das späte Antreten einer Therapie. Bei folgenden Ausgangsfaktoren sinken die Heilungschancen der Bulimia nervosa:
Die Patienten erleben einen immer wiederkehrenden Kreislauf der Sucht, einen Teufelskreis, dem sie ohne Hilfe nur schwer entkommen: Diäten (gelten als Einstieg für alle Formen der Essstörung) und gezügeltem Essen folgen Kontrollverlust und Heißhungerattacken, die in Essanfällen mit anschließenden Schuldgefühlen, Scham und der Angst vor einer Gewichtszunahme einhergehen.
Der behandelnde Arzt, Psychiater, Psychologe oder Psychotherapeut wird im persönlichen Gespräch und auf folgende psychische und körperliche Auffälligkeiten achten, die auf die Essstörung Bulimie hindeuten:
Bei der Behandlung der Bulimia nervosa ist eine Psychotherapie die Methode der Wahl. Ein ärztliches Monitoring der körperlichen Parameter ist besonders bei häufigen Essattacken unumgänglich. Die Chancen auf Heilung sind umso höher, je frühzeitiger sich die Erkrankten in Therapie begeben. Voraussetzung für die Genesung sind genügend Motivation und der Wille der Betroffenen Hilfe überhaupt annehmen zu wollen. Bulimie-Kranke werden zumeist ambulant psychotherapeutisch behandelt, bei schwerem Verlauf oder bei zusätzlichen psychischen Erkrankungen werden Patienten auch stationär aufgenommen. Folgende Therapiemethoden sind bei der Behandlung der Ess-Brech-Sucht üblich:
Informieren Sie sich über die Möglichkeiten zur Psychotherapie, suchen Sie eine Psychotherapeuten auf, der auf Essstörungen spezialisiert ist (Gruppen- oder Einzeltherapie). Begleitend können Sie sich an eine Selbsthilfegruppe in Ihrer Nähe wenden. Sprechen Sie mit Familie und/oder Freunden über die Erkrankung, lassen Sie sich helfen. Versuchen Sie, die Auslöser für Ihre Essanfälle herauszufinden, starten Sie z.B. ein Tagebuch.