Dabei kann es schon helfen, mehr über das Fliegen zu wissen, um unangenehme Gedanken im Keim zu ersticken. Aber auch Beruhigungsmittel, Atemtechniken, stressfreies Einchecken und spezielle Flugseminare sind wichtige Maßnahmen, um entspannt ans Reiseziel zu kommen. Was man gegen Flugangst tun kann, welche Tipps für entspanntes Fliegen hilfreich sind und wie man sich konkret auf den Flug vorbereitet, erklärt der Flugmediziner Dr. Joachim Huber im Interview.
Dr. Joachim Huber: Bei manchen Menschen genügen oft schon beunruhige Gedanken ans Fliegen und Angst macht sich breit. Verunsicherung und Fragen wie "Wie kann so ein 'metallener Vogel' überhaupt fliegen?" oder "Was hat dieses Geräusch unter meinem Sitz zu bedeuten?" schüren nicht gerade Vertrauen in die Technik. Dazu kommt, dass viele Menschen Angst vor engen Räumen und großen Menschenansammlungen haben, man ist ja während eines Fluges gezwungen, mehrere Stunden mit überwiegend Fremden zu verbringen. Viele verdrängen all diese Gedanken und Fragen, bei manchen verursachen sie regelrecht Panik, begleitet von leichtem Unwohlsein bis hin zu Herzrasen.
Dr. Joachim Huber: Für nahezu jeden Vierten ist die Freiheit über den Wolken alles andere als grenzenlos. Ein interessanter Aspekt ist dabei, dass 6 von 10 Flugangst-Betroffenen Frauen sind.
Dr. Joachim Huber: Die Palette an Symptomen ist breit gefächert. Unwohlsein zählt neben Nervosität, Hilflosigkeit und Angst (besonders vor Kontrollverlust) zu den häufigsten Beschwerden. Es können aber auch körperliche Reaktionen wie
auftreten.
Dr. Joachim Huber: Wer nur selten fliegt, kann seine Flugangst mit Hilfe folgender Methoden lindern:
Berufliche Vielflieger sollten sich zusätzlich überlegen, ein "Flugangst-Seminar" zu besuchen und damit Methoden zu entwickeln, die Angst durch bestimmte Verhaltensmaßnahmen zu überwinden. Diese Behandlung braucht Zeit, Betroffene sollten sich mindestens 2 Monate vor dem geplanten Flug von geschulten Flugmedizinern ärztlich beraten lassen.
Dr. Joachim Huber: Hat man sich nun dazu entschlossen, ein "Flugangst-Seminar" zu durchlaufen, so beinhaltet dieses folgende 3 Blöcke:
Eingangs werden offene, technische Fragen in Kleingruppen beantwortet, um Ängsten mit praktischem Wissen und Tipps entgegenzutreten. Die Teilnehmer werden über diverse Hintergründe und Vorgänge aufgeklärt und wissen anschließend beispielsweise wie es physikalisch möglich ist, dass Flugzeuge fliegen können, welche Geräusche woher stammen und was vor sich geht, wenn der Flieger plötzlich absackt.
Das zuvor erworbene Wissen wird durch die Besichtigung eines begehbaren Flugzeug-Modells in Originalgröße ergänzt. Die Seminarteilnehmer erhalten dabei unter anderem einen Einblick ins Cockpit, wo man sie über Start- und Landevorgänge aufklärt.
Die abschließende Therapiephase besteht nun darin, sich seinen Ängsten zu stellen und in Begleitung von geschultem Personal einen Test-Flug zu absolvieren. Selbst wenn es wieder zu Panikreaktionen kommt, gibt es professionelle Unterstützung, um entspannt ans Ziel zu kommen.