Sie ist eine in der Psychotherapie eingesetzte Maßnahme, die dem psychisch oder körperlich erkrankten Patienten dabei hilft, Experte der eigenen Krankheit zu werden. In Gruppensitzungen bekommen Betroffene detaillierte Informationen rund um das Krankheitsgeschehen und die Therapie. Sie lernen, wie sie sich selbst helfen können, und nicht zuletzt ist auch die Gemeinschaft mit anderen Betroffenen hilfreich. Das Resultat: besserer Umgang mit der Erkrankung, emotionale Entlastung, weniger Stress, bessere Therapietreue. Die Maßnahmen der Psychoedukation sind auch in der Verhaltenstherapie ein wichtiger Aspekt.
Die Psychoedukation kann bei fast allen psychischen Störungen sowie bei chronischen körperlichen Erkrankungen eingesetzt werden. Auch Angehörige können in der Psychoedukation Wissen über den besseren Umgang mit den Patienten erlangen.
Psychoedukation erfolgt üblicherweise im Rahmen von Gruppensitzungen, der Ablauf wird spezifisch auf die jeweilige Erkrankung abgestimmt. Selten wird die Psychoedukation auch für einzelne Patienten durchgeführt. Bei körperlichen Krankheiten wird bei Bedarf auch die Selbstbehandlung eingeübt (z.B. Übungen gegen chronische Rückenschmerzen).
In der ersten Gruppensitzung stellt sich der Arzt oder Therapeut vor, der die Psychoedukation leitet. Der organisatorische Ablauf wird geklärt und was die Psychoedukation leistet:
Danach werden Regeln für die Zusammenarbeit in der Gruppe festgesetzt, wie die Tatsache, dass die Informationen der anderen Teilnehmer vertraulich zu behandeln sind. Im Anschluss stellen sich die Teilnehmer vor, und die Erwartungen an die Psychoedukation werden besprochen. In jeder Einheit erfahren Sie zudem Wissenswertes über Depressionen. Zu den vermittelten Informationen zählen u.a.:
Bei den weiteren Gruppensitzungen kommt jeweils in der Eröffnungsrunde jeder Teilnehmer zu Wort. An dieser Stelle dürfen Sie über positive Veränderungen oder Probleme und Fragen berichten, die sich in den letzten Tagen aufgetan haben. Besonders die positiven Entwicklungen werden betont. Danach werden die wichtigsten Inhalte aus den vergangenen Sitzungen gemeinsam wiederholt und Sie bekommen weitere Informationen zu den oben aufgeführten Themenbereichen. Die Behandlungseinheiten sind interaktiv gestaltet, sodass Ihre aktive Mitarbeit gefordert ist.
Für die Psychoedukation bei psychischen Erkrankungen gibt es genaue krankheitsspezifische Therapiepläne, die jeweils unterschiedlich intensive Module enthalten und üblicherweise in 6 bis 21 Sitzungen gegliedert sind. Die Psychoedukation wird 1 bis 2 Mal pro Woche durchgeführt. Nach Abschluss des Trainingsprogramms werden oft noch monatliche Informationssitzungen angeboten, um den Therapieerfolg aufrechtzuerhalten.
Setzen Sie das, was Sie bei der Psychoedukation gelernt haben, auch im Alltag um. Das bei den Einheiten vermittelte Wissen (z. B. über Tagesplanung/Planung der Schlafzeiten) hilft Ihnen nur, wenn Sie es auch praktisch anwenden.
Die Psychoedukation wird in der Regel von Fachärzten oder Psychologen durchgeführt, die Erfahrung in der Behandlung der jeweiligen Erkrankung haben. Eine spezielle psychotherapeutische Ausbildung ist nicht vorausgesetzt.
Kliniken und Einrichtungen, die Psychoedukation bei verschiedensten psychischen und psychosomatischen Erkrankungen anbieten, sind in jedem Bundesland zu finden. Teilweise wird sie in Universitätskliniken oder anderen Kliniken angeboten (z. B. Wien, Graz, Salzburg, Neunkirchen und Wels), teilweise auch von privaten Anbietern oder Einrichtungen wie beispielsweise pro mente und Caritas. In Wien wird regelmäßig Gruppen-Psychoedukation von der Psychologischen Ambulanz an der SFU Wien angeboten.
Besonders wichtig ist, dass Sie die Termine wahrnehmen und aktiv bei der Psychoedukation mitmachen. In der Gruppen-Therapie profitieren auch die anderen Teilnehmer davon, wenn Sie Ihre Beschwerden und Symptome formulieren und an der Lösung von Problemen mitarbeiten.
Psychoedukation sollte nur dann durchgeführt werden, wenn der Patient nicht in einer akuten Erkrankungsphase ist. Wenn gerade eine Depression oder Manie in starker Form vorliegt, kann der Patient die in der Psychoedukation vermittelten Inhalte nicht aufnehmen. Dem Patient sollte es relativ gut gehen und möglich sein, sich zu konzentrieren. Schwere Aufmerksamkeitsstörungen sind generell ein Faktor, der den Nutzen der Psychoedukation stark einschränkt.
Die Teilnahme an Selbsthilfegruppen kann neben der Psychoedukation eine sinnvolle Ergänzung zur Aufarbeitung der Krankheit sein.
Die Kosten der Psychoedukation werden im ambulanten Bereich meist von der Krankenkasse übernommen. In den Kliniken sind die Plätze oft beschränkt und die Dauer zu kurz, aber zum Beispiel in Graz wird Psychoedukation auf der Ambulanz der Universitätsklinik für Psychiatrie nach der Anmeldung, die allen offen steht, als Kassenleistung angeboten. In Wien ist der Zugang zur Psychoedukation für Bipolare bei proMente frei. Eine Gruppenpsychoedukation für Bipolare wird auch an der psychologischen Ambulanz an der SFU angeboten.