Psychologie

Mann bei der Psychotherapie.
Psychologen ohne Zusatzausbildung führen beratende Behandlungen durch.
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Psychologie ist die Wissenschaft über das menschliche Erleben und Verhalten. Psychologe ist man nach Abschluss des Psychologie-Studiums – dieser darf vorwiegend Beratungen durchführen (z.B. zur Raucherentwöhnung).

Medizinische Expertise

Sabine Ritter

Mag.a Dr.in Sabine Ritter

Klinische Psychologin und Gesundheitspsychologin
Khevenhüllerstrasse 23, 4020 Linz
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Erst durch die Zusatzausbildung zum Klinischen und/oder Gesundheitspsychologen dürfen Behandlungen selbst eingeleitet werden. Klinische Psychologen behandeln so wie Psychotherapeuten sämtliche psychischen Störungen (einschließlich mancher körperlicher Erkrankungen), nur dass sie nicht auf eine Psychotherapie-Richtung spezialisiert sind, sondern verschiedenste Erkenntnisse (z.B. aus Verhaltenstherapie, Psychoanalyse) nutzen. Gesundheitspsychologen beschäftigen sich hauptsächlich mit Krankheitsprävention. Im Gegensatz zu Fachärzten für Psychiatrie dürfen Psychologen mit und ohne Zusatzausbildungen keine Medikamente verschreiben. Weiters sind Spezialisierungen möglich, z.B. auf Sport-, Wirtschafts- oder Neuropsychologie.

Psychologen mit und ohne spezielle Zusatzausbildungen können in unterschiedlichsten Lebenslagen beraten:

  • Menschen mit psychischen Störungen: Genau wie die Psychotherapie behandelt die Klinische Psychologie sämtliche psychischen Störungen, z.B. Depressionen, Angst- oder Essstörungen.
  • Menschen mit chronischen Krankheiten: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Rheuma oder Multiple Sklerose zählen zu jenen chronischen Krankheiten, bei denen auch die Psyche belastet ist – eine klinisch-psychologische Behandlung hilft dabei, besser mit der Erkrankung zu leben.
  • Menschen mit neurologischen Störungen: Nach Schlaganfällen, bei Demenz oder anderen Störungen der Hirnfunktion können Neuropsychologen unterstützend (z.B. durch kognitive Trainings) eingreifen.
  • Menschen, die gesund bleiben wollen: Maßnahmen wie die Prävention von Alkoholmissbrauch oder das Vermitteln von Informationen zu gesunder Ernährung oder einem gesundheitsfördernd gestalteten Arbeitsplatz werden von Gesundheitspsychologen durchgeführt.
  • Beratung für Familien: Psychologen führen Beratungen für Familien durch, z.B. wenn das Kind Probleme in der Schule hat oder es Probleme in der Partnerschaft gibt.
  • Sportler: Sportpsychologen helfen, wenn Sportler ihre Leistungen in Training und Wettkampf verbessern wollen und coachen bei Bedarf sowohl Sportler als auch Trainer – Mental Coaching spielt im Sport eine wichtige Rolle.

Neben diesen Bereichen existieren noch weitere Spezialisierungen auf gewisse Tätigkeitsfelder, z.B. gibt es auch Wirtschaftspsychologen, Schulpsychologen, Notfallpsychologen, Gerontopsychologen oder Rechtspsychologen.

Psychologen, die nach dem Studium keine zusätzliche Ausbildung zum Klinischen und/oder Gesundheitspsychologen gemacht haben, stehen Ihnen bei verschiedensten Problemen als Berater zur Verfügung. Sie geben Ihnen Tipps, wie Sie am besten mit dem Rauchen aufhören können oder wie Sie mit Mobbing in der Schule umgehen. Sie führen jedoch keine Behandlungen durch – das ist Klinischen und/oder Gesundheitspsychologen vorbehalten.

Nachfolgend soll die klinisch-psychologische Behandlung vorgestellt werden, da sie zu den wichtigsten Aufgabengebieten von Psychologen zählt. Beim Beginn einer klinisch-psychologischen Behandlung führen Sie zuerst ein Anamnesegespräch mit dem Psychologen, bei dem Ihr aktueller Leidenszustand und Ihre Krankheitsgeschichte erhoben werden. Anhand dieser Informationen wird ein Behandlungsplan erarbeitet, der die Ziele einschließt, die Sie während der Behandlung erreichen wollen (z.B. sich angstfrei unter andere Menschen zu begeben). Klinische Psychologen ziehen dabei verschiedenste therapeutische Ansätze zurate – im Gegensatz zu Psychotherapeuten sind sie nicht auf eine Methode spezialisiert (z.B. Verhaltenstherapie, Psychoanalyse), sondern wählen aus dem gesamten Methodenbereich die passenden Mittel aus. Außerdem beziehen sie aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse aus den verschiedenen psychologischen Teilbereichen, z.B. Neuropsychologie oder Entwicklungspsychologie, in den Behandlungsplan mit ein.

Beispiele für Interventionen können z.B. Entspannungstraining, soziales Kompetenztraining oder Kompensationstraining beinhalten. Die für Sie richtigen Maßnahmen werden Ihnen bei den Sitzungen beigebracht und es findet eine ständige Überprüfung und Anpassung der Maßnahmen statt, die Sie dann auch selbst in kritischen Situationen anwenden sollen (z.B. wenn Sie eine Panikattacke bekommen). Die Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen, vor allem mit Ärzten, aber auch z.B. mit Physiotherapie oder Ergotherapie, ist sehr eng.

Psychologische Beratungen und klinisch-psychologische Behandlungen werden dann eingesetzt, wenn ein Leidensdruck besteht, der vom Betroffenen selbst nicht allein gelöst werden kann bzw. wenn eine diagnostizierte psychische Störung oder körperliche Krankheit vorliegt, die psychologische Maßnahmen nötig macht.

Während bei Beratungen in kurzer Zeit Informationen vermittelt werden, dauern klinisch-psychologische Behandlungen je nach Störungsbild unterschiedlich lang. Bei leichteren Störungen, z.B. Burnout, können schon 10 bis 20 Behandlungseinheiten ausreichen. Bei neuropsychologischen Erkrankungen und bei der Aufarbeitung von Traumata sind die Behandlungszeiten länger. Insgesamt muss die Behandlungsdauer an das individuelle Problem angepasst werden und hängt auch von der Mitarbeit des Patienten ab.

Bei klinisch-psychologischen Behandlungen können sich anfangs Ihre Symptome verstärken, so wie das auch bei der Psychotherapie der Fall sein kann. Dann nicht gleich den Mut zu verlieren ist eine wichtige Voraussetzung auf Ihrer Seite. Wenn Sie bemerken, dass Sie wieder in alte Verhaltensmuster fallen – sei es nach der klinisch-psychologischen Behandlung oder nach der Raucherentwöhnungsberatung durch einen Psychologen – sollten Sie sich rechtzeitig beim Psychologen Ihres Vertrauens melden, um weitere Schritte zu besprechen.

Den Titel "Psychologe" dürfen in Österreich all jene führen, die das Studium der Psychologie mit dem Magister- oder Doktor-Titel abgeschlossen haben. Klinische Psychologen und Gesundheitspsychologen absolvieren danach noch eine umfangreiche theoretische und praktische Ausbildung (z.B. an der Österreichischen Akademie für Psychologie), bevor sie als solche in die Berufsliste aufgenommen werden. Während Klinische Psychologen dann helfen, wenn die Menschen bereits erkrankt sind, befassen sich Gesundheitspsychologen vor allem mit der Prävention von Krankheiten und Gesundheitsförderung (z.B. Veränderung des Essverhaltens). Weitere Zusatzausbildungen können von Psychologen erworben und die entsprechenden Titel (z.B. Wirtschaftspsychologe) geführt werden.

Bei psychologischen Beratungen bzw. klinisch-psychologischen Behandlungen ist es wichtig, dass Sie jene Anweisungen auch im Alltag durchführen, die der Psychologe Ihnen vermittelt. Der Psychologe kann Sie z.B. bei der Beratung dazu auffordern, Sport zu betreiben oder einen Ausflug zu machen. Bei der klinisch-psychologischen Behandlung könnten Sie bei Vorliegen von Angststörungen angewiesen werden, im Rahmen des sozialen Kompetenztrainings auszuprobieren, wie Sie sich fühlen, wenn Sie durch den Supermarkt gehen und wie gut Sie mit der Situation umgehen können. Generell ist die Mitarbeit bei den Behandlungen wichtig, sowie dass Sie regelmäßig zu den Treffen erscheinen. Wenn zusätzlich der Arzt eine Therapie mit Psychopharmaka verordnet hat, müssen Sie zudem die Medikamente wie verordnet einnehmen.

Die Leistungen eines Psychologen sind insofern eingeschränkt, als dass dieser keine Behandlungen durchführen darf. Diese können erst nach Beendigung spezifischer Zusatzausbildungen vorgenommen werden (z.B. zum Klinischen Psychologen). Das Verschreiben von Medikamenten ist Medizinern bzw. Ärzten vorbehalten.

Derzeit werden Leistungen von Psychologen (mit oder ohne verschiedene Spezialbereiche) nicht von den Krankenkassen übernommen. Einzig die klinisch-psychologische Diagnostik – also wenn nur Art und Schwere der psychischen Störung abgeklärt, diese aber nicht behandelt wird – wird von den Krankenkassen getragen, bei Vertragspsychologen voll, bei Wahlpsychologen zum Teil. Die Kosten für eine klinisch-psychologische Behandlungseinheit belaufen sich auf zirka 80 Euro.


Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

24. April 2019

Erstellt am:

8. September 2014

Stand der medizinischen Information:

24. April 2019

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