Halluzinationen, Wahnvorstellungen und Persönlichkeitsveränderungen äußern sich am häufigsten bei der paranoiden Schizophrenie. Für Betroffene ist nicht nur die Krankheit an sich das Problem, sondern auch der Umstand, dass sie von der Umwelt meist als "verrückt" abgewertet werden. Umso wichtiger sind ein sensibler Umgang mit der Problematik und professionelle Hilfe. Schizophrenie ist oft von anderen Krankheiten begleitet, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Daher ist eine umfassende ärztliche Betreuung nicht nur durch Fachärzte der Psychiatrie, sondern auch durch entsprechende andere Spezialisten unerlässlich.
An Schizophrenie erkranken zwischen 0,5-1,6 % der Weltbevölkerung. In Österreich leidet etwa 1 % der Bevölkerung an dieser Erkrankung. Diese beginnt meist zwischen dem 18. und 35. Lebensjahr, Männer erkranken im Durchschnitt etwa 3 bis 4 Jahre früher als Frauen. Die höchste Erkrankungsrate bei Frauen tritt nach der Menopause auf.
Eine Schizophrenie kann sich durch folgende Verhaltensmuster oder Wahrnehmungsstörungen äußern:
Treten ein oder mehrere Symptome länger als einen Monat bzw. nahezu ständig auf, liegt eine Erkrankung vor. Menschen mit Gehirnerkrankungen und Patienten auf Entzug können nicht nach diesem Schema klassifiziert werden. Außerdem sollte eine Differentialdiagnose zu nicht organischen psychotischen Störungen bzw. zu substanzinduzierten psychischen Störungen erfolgen.
Stimmen hören, Wahnvorstellungen, eine gestörte Gefühlswahrnehmung: etwa 1 % der Österreicher leben mit der Diagnose "schizophren". Die ursprüngliche Wortbedeutung leitet sich vom Griechischen ab, "schizein" bedeutet "spalten" und "phren" steht für den Geist. Das Wort ist demnach ein Synonym für eine "gespaltene Persönlichkeit", und stimmt mit den beschriebenen Symptomen eben nicht überein, denn die Persönlichkeit ist nicht gespalten, vielmehr hört der Erkrankte Stimmen etc. Betroffene haben kein leichtes Leben, denn zusätzlich zur Belastung durch die Erkrankung werden sie nach wie vor häufig von der Umwelt negativ wahrgenommen. Oft reagiert ihr Umfeld mit Angst oder Unverständnis oder auch mit Ablehnung.
Mit "Schizophrenie" werden Störungsmuster aus verschiedenen psychiatrischen Bereichen beschrieben. Typisch sind Probleme bei der Wahrnehmung, in der Ichfunktion, Störungen im Denken oder in vom Gehirn gesteuerten Bewegungen. So kann es beispielsweise vorkommen, dass der Erkrankte Stimmen hört, die von der gesunden Umwelt nicht wahrgenommen werden. Er kann Bilder sehen, Halluzinationen haben, die für die Umgebung nicht sichtbar sind, oder Überzeugungen und Haltungen einnehmen, die der Erkrankte im "gesunden Zustand" niemals vertreten hätte.
Ein weiteres Charakteristikum der Erkrankung ist der soziale Rückzug. Patienten mangelt es meist an Antrieb, sie sind nicht imstande, soziale Kontakte zu knüpfen oder zu leben. Bei vielen Betroffenen existiert das sprichwörtliche "Chaos im Kopf", sie sind nicht imstande ihre Gedanken zu ordnen; darüber hinaus fällt es Erkrankten meist schwer, sich auf eine Sache zu konzentrieren, wie beispielsweise lesen oder fernzusehen. Ein weiteres Merkmal ist beispielsweise eine verlangsamte Antwort in einem Gespräch. Für die Umgebung ist es häufig befremdlich, wenn der Betroffene Gefühlsäußerungen macht, die gar nicht zur Situation passen. Störungen des Gefühls und des entsprechenden gefühlsmäßigen Reagieren-Könnens sind auch Facetten des Krankheitsbildes.
Bei drei Viertel aller Erkrankungsfälle kann es Jahre dauern (Vorstadium), bis die Erkrankung voll ausbricht. Anzeichen dafür sind, dass der Betroffene Störungen im Denken, im sozialen Verhalten oder im Reagieren entwickelt. Werden diese psychotischen Symptome medizinisch behandelt, klingen sie bei 20 % der Betroffenen auch wieder ab. Bei 80 % kommt es, statistisch gesehen, zu einem neuerlichen Auftreten der Symptome, vor allem wenn
Die Erkrankung hat also mehrere mögliche Verlaufsformen:
Das internationale Klassifikationssystem ICD-10 unterscheidet folgende Ausprägungen von Schizophrenie:
Die gegenwärtige Forschung geht davon aus, dass eine Erkrankung mit dem "Vulnerabilitäts-Stress-Coping-Modell" in Zusammenhang steht. In diesem Konzept werden sowohl neurobiologische, psychologische als auch soziale Kriterien berücksichtigt, die die Entstehung der Erkrankung bzw. die Disposition für diese Krankheit erklären sollen. Basierend auf diesem Konzept werden genetische Faktoren, aber auch Ereignisse verantwortlich gemacht, die noch vor der Geburt oder knapp danach eingetreten sind, wie z.B. Geburtskomplikationen. Ein nicht intaktes Umfeld oder psychischer Stress sind weitere Faktoren, die Betroffene stark beeinflussen und verletzen. Dieser negative Einfluss verstärkt sich, wenn Probleme nicht mehr bewältigt werden können, Mediziner sprechen von einem nicht ausreichenden "Coping". Mit Hilfe bildgebender Verfahren konnten auch Veränderungen in der Hirnstruktur und in bestimmten Hirnfunktionen sichtbar gemacht werden, die an einer schlechteren Informationsverarbeitung schuld sind.
Neurobiochemisch gesehen sind bestimmte Neurotransmitter, also Botenstoffe des Belohnungszentrums, aus der Balance geraten. Es wird zu viel Dopamin freigesetzt.
Eine Erkrankung entwickelt sich nicht über Nacht. Meist haben die Betroffenen schon Jahre zuvor ungewöhnliche Beschwerden oder Probleme, die sie zuvor nicht hatten; so etwa die Angst, aus dem Haus zu gehen, soziale Unsicherheit, Kommunikationsprobleme – je früher eine Erkrankung diagnostiziert wird, desto besser sind auch die Chancen, diese wieder in den Griff zu kriegen.
Nicht alle Betroffenen merken, dass mit ihnen etwas nicht stimmt. Meist sind es Angehörige oder Freunde, die die ersten Symptome erkennen. Meist sind dies bizarres Verhalten, Wahnvorstellungen oder auch sozialer Rückzug. Die erste Anlaufstelle ist der Hausarzt, der den Betroffenen nach typischen körperlichen Symptomen, wie verlangsamte Bewegungen oder Körperstarre, untersucht und ihn bei Verdacht auf Schizophrenie zu einem Facharzt der Psychiatrie überweist.
Um andere Erkrankungen auszuschließen, ist eine Zusatzdiagnostik erforderlich. Sie umfasst eine neurologische Untersuchung, Blutbild, Bestimmung von Leber- und Nierenwerten, Schilddrüsenuntersuchung, Drogenanamnese und EKG. Auch eine bildgebende Untersuchung des Gehirns mittels Computertomographie oder Magnetresonanztomographie ist sinnvoll.
Ziel einer Behandlung ist es, Patienten ein selbstbestimmtes, weitgehend von Krankheitssymptomen freies Leben zu ermöglichen. Dafür ist es nötig, einen Gesamtbehandlungsplan zu erstellen, in den das gesamte Umfeld einbezogen wird. Die Behandlung sollte möglichst wohnortnah erfolgen und je nach Zustand des Betroffenen auch eine entsprechende Koordination von psychiatrisch-psychotherapeutischen und anderen medizinischen Einrichtungen vorsehen.
Die gängige Behandlung erfolgt mit Neuroleptika. Die Vorzüge dieser Substanzen sind vielfältig, sie wirken einerseits beruhigend, andererseits verhindern sie einen Realitätsverlust (antipsychotisch). Sie können z.B. Halluzinationen oder Wahnvorstellungen vermindern.
Wenn sich ein vertrauter Mensch plötzlich verändert, verunsichert das Angehörige. Nur durch umfassendes Wissen kann man dieser Verunsicherung entgegenwirken. Es sind gerade die Angehörigen, die in der Krankheitssituation Stütze und Bezugspersonen sind und ihm die Krankheit erleichtern können. Doch viele Angehörige sind überfordert, Reaktionen wie Scham, Schuldgefühle oder das Gefühl der Rat- und Ausweglosigkeit sind ständige Begleiter. In diesem Fall können Selbsthilfegruppen einen Teil dieser Last abnehmen. So ist beispielsweise die "Hilfe für Angehörige psychisch Erkrankter" (HPE) oder die Gruppe Trialog auf die Unterstützung von Angehörigen spezialisiert.