Schlafmittel (Hypnotika)

Frau nimmt Schlaftabletten
Schlafmittel erleichtern das Einschlafen und ermöglichen das Durchschlafen.
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Schlafmittel sind Arzneimittel, die das Ein- oder Durchschlafen bei Schlafstörungen erleichtern können. Dafür stehen kurzwirksame und langwirksame sowie pflanzliche Schlafmittel wie Baldrian zur Verfügung.

Medizinische Expertise

Christa Wenkoff

Mag.a pharm. Christa Wenkoff

Apothekerin
Landstraßer Hauptstraße 171, 1030 Wien
www.paulus-apotheke.at
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Diese Medikamente führen zu einer erhöhten Schlafbereitschaft, sie haben eine beruhigende Wirkung oder sind angstlösend. Aufgrund des hohen Abhängigkeitspotentials sollten insbesondere verschreibungspflichtige Schlaftabletten nicht länger als 4 Wochen eingenommen werden.

Schlafmittel werden häufig eingesetzt bei:

  • Älteren Menschen mit Schlafproblemen
  • Menschen, die schwer einschlafen können (Einschlafstörungen)
  • Menschen, die des Öfteren nachts aufwachen (Durchschlafstörungen)
  • Menschen mit Schlafstörungen, die stressbedingt sind
  • Menschen mit Schlafstörungen, die durch die Umgebungsreize, wie Lärm oder Licht, ausgelöst werden
  • Menschen mit Schlafstörungen, die aus einer anderen Erkrankung entstehen (z.B. Depression)
  • Menschen, die durch Einnahme von Koffein und anderen stimulierenden Stoffen von Schlafstörungen betroffen sind

Schlafmittel erleichtern das Einschlafen oder ermöglichen ein Durchschlafen. Bei Problemen mit dem Einschlafen werden Medikamente verordnet, die schnell aber kurz wirksam sind. Mittellange Durchschlafmedikamente werden bei frühzeitigem Erwachen eingesetzt. Langwirksame Schlafmittel werden verordnet, wenn auch tagsüber eine beruhigende Wirkung erwünscht ist.

Viele Schlafmittel führen zu einem verminderten oder verkürzten REM-Schlaf. In der REM-Schlafphase verarbeitet das Gehirn sämtliche Informationen eines Tages. Lernprozesse finden statt.

Schlafmittel wirken unterschiedlich

Schlafmittel werden unterteilt in Medikamente, die nur der Arzt verordnen kann (verschreibungspflichtig) und Medikamente, die in der Apotheke frei verkäuflich sind (verschreibungsfrei). Bei den verschreibungspflichtigen Schlafmitteln ist das Risiko einer Abhängigkeit und Toleranzentwicklung, im Gegensatz zu den verschreibungsfreien, wesentlich erhöht.

Benzodiazepine

Es sind zahlreiche Benzodiazepine mit unterschiedlicher Wirkungsdauer im Handel. Nach der Einnahme eines Benzodiazepins wird die Reaktion auf äußere Reize, wie Lärm oder Lichter, vermindert. Sie wirken angstlösend, entspannen die Muskulatur und fördern das Einschlafen oder Durchschlafen. Kurz wirksame Benzodiazepine werden bei Einschlafstörungen verordnet, lang wirksame bei Durchschlafstörungen.

Melatonin-Rezeptor-Agonisten

Melatonin-Rezeptor-Agonisten stellen eine neue Klasse von Schlafmitteln dar. Melatonin ist ein Abbauprodukt des Glückshormons Serotonin, das im Gehirn freigesetzt wird, sobald es dunkel wird und Müdigkeit setzt ein.

Barbiturate

Barbiturate werden mittlerweile nur noch als Narkosemedikament oder bei Epilepsie eingesetzt.

Chloralhydrat und Clomethiazol

Chloralhydrat und Clomethiazol sind Reserveschlafmittel, die bei Unverträglichkeiten gegenüber Benzodiazepinen eingesetzt werden. Deren Anwendung sollte nur auf 1 bis 2 Wochen begrenzt sein.

Antihistaminika

Sogenannte H1-Antihistaminika wurden ursprünglich bei Allergien verordnet. Da sie aber als Nebenwirkung starke Müdigkeit hervorriefen, wurden sie später als rezeptfreie Schlafmittel zugelassen.

Pflanzliche Schlafmittel

Zahlreiche pflanzliche Schlafmittel sind im Handel erhältlich: Baldrian, Hopfen, Melisse, Passionsblume, Johanniskraut können bei nervösen Einschlafstörungen und Durchschlafstörungen helfen. Deren Wirkung setzt aber erst nach 1 bis 2 Wochen ein. Eine Beduftung mit ätherischem Lavendelöl im Schlafzimmer kann entspannend wirken.

Da Schlafmittel die wichtigen Schlafphasen beeinflussen, können sie viele Nebenwirkungen haben. Teilen Sie Ihrem Arzt mit, wenn folgende Symptome auftreten:

  • Teilnahmslosigkeit
  • Müdigkeit und Schwindel
  • Appetitlosigkeit
  • unerwünschte Reaktionen wie Wutanfälle
  • Sehstörungen
  • Reaktionsvermögen nimmt ab
  • Da sie mit dem Alter oft langsamer abgebaut werden, kann es zu einer Tagesmüdigkeit und Abgeschlagenheit kommen (Hang-over)
  • Bei längerer Einnahme eines verschreibungspflichtigen Schlafmittels tritt ein Abhängigkeits- und Toleranzrisiko (Suchtgefahr) auf, sodass eine immer höhere Dosis benötigt wird – dies gilt nicht für pflanzliche Schlafmittel.

Außerdem müssen zahlreiche Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln beachtet werden. Deshalb ist es wichtig, dass Ihr Arzt über die Einnahme sämtlicher, auch rezeptfreier, Medikamente Bescheid weiß.

  • Wirkung von Alkohol, H1-Antihistaminika, Blutdruckmedikamenten und Morphin wird verstärkt
  • Wechselwirkungen mit anderen Psychopharmaka sowie mit anderen Medikamenten, die auch zentral wirken

Schlafmittel sollten nur eingesetzt werden, wenn die Ursache nicht behandelbar ist oder Entspannungstechniken nicht zum gewünschten Effekt führen. Daher wird nur eine kurzfristige Einnahme, also nicht länger als 4 Wochen, empfohlen. Im Alter werden Schlafmittel langsamer abgebaut. So ist oftmals eine Dosisanpassung erforderlich.

Liegen psychische Erkrankungen, wie z.B. Depressionen vor, kann die Therapie auch von längerer Dauer sein.

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Da sich bei längerer Einnahme eines verschreibungspflichtigen Schlafmittels eine Abhängigkeit oder eine Toleranz entwickeln kann, ist es erforderlich, das Schlafmittel schrittweise abzusetzen. Wenn Sie Angst haben, ohne Schlafmittel nicht mehr schlafen zu können oder Sie bemerken, dass Sie eine höhere Dosis zum Schlafen benötigen, kontaktieren Sie am besten Ihren Arzt. Dieser wird die weitere Vorgehensweise mit Ihnen besprechen und Ihnen andere Therapiemöglichkeiten vorschlagen. Schlafrituale und Entspannungstechniken unterstützen bei Schlafproblemen.

Der Arzt entscheidet, wann es sinnvoll ist, ein Schlafmittel einzusetzen und wie lange es eingenommen werden soll.

Bei Schlafstörungen ist es wichtig, dass Sie mögliche Auslöser meiden: Koffein, Alkohol, Zigaretten, Sport, das Mittagsschläfchen oder Fernsehen machen unruhig, halten wach und erschweren das nächtliche Einschlafen. Versuchen Sie sich Schlafrituale, wie das Lüften des Schlafzimmers vor dem Schlafengehen, anzugewöhnen, probieren Sie Entspannungsübungen (zum Beispiel Atemübungen) oder eine Verhaltenstherapie bei langfristigen Schlafstörungen.

Verordnet Ihr Arzt auf einem Rezept ein Schlafmittel, übernimmt in der Regel die Krankenkasse die Kosten und es ist nur die Rezeptgebühr zu bezahlen.

  • Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, K. Aktories et al., Urban & Fischer Verlag, 10. Auflage, München, 2009
  • Mutschler Arzneimittelwirkungen, E. Mutschler, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 10. Auflage, Stuttgart, 2013

Autor:in:
Medizinisches Review:
Erstellt am:

3. Januar 2014

Stand der medizinischen Information:

3. Januar 2014

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