Die Motivation des Patienten ist besonders wichtig, da auch Hausübungen erledigt werden müssen. In der Therapie der psychischen Störungen werden Ängste, schädliches Verhalten und ungünstiger Umgang mit Problemen reduziert. Die Verhaltenstherapie integriert auch Aspekte der Psychoedukation, die den Patienten Wissen über ihre Krankheit vermittelt.
Die Verhaltenstherapie ist bei einer Vielzahl von psychischen Erkrankungen einsetzbar und wird auch in der Paar- und Sexualtherapie angewendet.
Generell ist die Verhaltenstherapie problem- und zielorientiert. Darum werden in der ersten Behandlungseinheit Ihre Probleme im Alltag erhoben und die Ziele definiert, die Sie erreichen möchten. Verhaltenstherapie zielt darauf ab, unerwünschtes Verhalten zu vermeiden und erwünschtes Verhalten zu erlernen. Dazu müssen Sie als Patient auch einiges beitragen: In der Verhaltenstherapie bekommen Sie oft Hausübungen, die Sie nach der gemeinsamen Einübung alleine durchführen müssen. Verhaltenstherapie wird sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen eingesetzt.
Es gibt eine Vielzahl therapeutischer Verfahren, um eine Besserung Ihres Zustandes zu erreichen. Beispiele dafür sind:
Nebenwirkungen sind in der Verhaltenstherapie möglich, wenn der Psychotherapeut ungeeignete Therapiestrategien auswählt. Generell sind die Nebenwirkungen in der Verhaltenstherapie als sehr gering einzuschätzen.
Wie eine verhaltenstherapeutische Behandlung aussehen kann, wird am Beispiel der kognitiven Verhaltenstherapie erklärt, die wiederum viele unterschiedliche Behandlungsverfahren vereint:
In der kognitiven Verhaltenstherapie werden problematische Verhaltensweisen, Denkprozesse (Kognitionen) und Emotionen reduziert und unproblematische eingeübt. Nachdem die Schwierigkeiten erfasst wurden, die Sie im Alltag haben, wählt Ihr Therapeut das passende Therapieverfahren für Sie aus. In der kognitiven Verhaltenstherapie werden Sie zuerst über Ihre Erkrankung aufgeklärt und Ihre unangepassten Verhaltensweisen und Gedanken werden genau beobachtet. Z.B. bei Depressionen wird gemeinsam erarbeitet, welche Faktoren sie bewirken und was Sie selbst dazu beitragen können, dass es Ihnen besser geht. Danach werden die neuen Verhaltensweisen eingeübt: z.B. der Aufbau sozialer Kontakte oder die rationale Analyse von negativen Gedanken wie "niemand mag mich". Das Ausüben der erlernten sozialen Fähigkeiten im Alltag führt wiederum dazu, dass Sie erkennen, dass die Hypothese "niemand mag mich" nicht stimmt.
Die kognitive Verhaltenstherapie kann nur bei Menschen eingesetzt werden, die auch tatsächlich Einblick in ihre Gedankenwelt haben. Für Kinder oder Menschen mit Entwicklungsstörungen ist sie daher nicht geeignet. Sie kann besonders gut bei affektiven, neurotischen oder Essstörungen sowie Suchterkrankungen eingesetzt werden.
Verhaltenstherapeutische Kurztherapien, z.B. in der Paartherapie oder Sexualpsychotherapie, umfassen etwa 10 bis 20 Behandlungseinheiten. Die Länge der Verhaltenstherapie hängt jedoch von der klinischen Symptomatik und der Dauer der psychischen Beschwerden ab. Bei massiven psychischen Erkrankungen kann die Therapie einige Jahre andauern. Eine Mitbetreuung durch einen Facharzt (Psychiatrie, Neurologie etc.) ist besonders bei psychiatrischen und psychosomatischen Patienten anzuraten, da ein Großteil der Patienten mit Medikamenten unterstützt werden muss.
Nach dem Ende der Verhaltenstherapie müssen Sie die Therapieverlaufskontrollen einhalten, bei denen Sie neu gelerntes Verhalten und Einstellungen auffrischen. Führen Sie die erlernten Handlungspläne weiter und kontaktieren Sie bei Rückfällen in alte Verhaltensmuster oder bei einer Verschlechterung des psychischen Zustands umgehend Ihren Verhaltenstherapeuten oder Arzt.
Verhaltenstherapie kann von jedem Psychotherapeuten in Österreich angeboten werden, der in die Psychotherapeuten-Liste des Bundesministeriums für Gesundheit eingetragen ist und zusätzlich eine Ausbildung zum Verhaltenstherapeuten absolviert hat. Auch klinische und Gesundheitspsychologen können Psychotherapie anbieten. Bei schweren psychischen Erkrankungen empfiehlt es sich jedoch, einen ärztlichen (medizinische und psychotherapeutische Ausbildung) oder einen psychologischen Psychotherapeuten (psychologische und psychotherapeutische Ausbildung) zu besuchen.
Sie sollten eine positive Einstellung zur Verhaltenstherapie mitbringen und die Bereitschaft, Verhaltensmuster neu zu lernen bzw. alte zu verändern. Zudem ist aktive Mitarbeit bei der Behandlung wichtig – u.a. müssen Sie klinische Fragebögen und Arbeitsblätter ausfüllen, Handlungspläne erstellen und Übungen durchführen. Gemeinsam mit dem Therapeuten werden Sie Behandlungsziele, Teilziele und Alternativen definieren. Oft ist eine zusätzliche Behandlung von Fachärzten notwendig, die Sie ebenfalls in Anspruch nehmen sollten.
Die Verhaltenstherapie weist im Vergleich mit anderen Psychotherapiemethoden die schnellsten und besten Erfolge auf. Jedoch muss der Patient zur Zusammenarbeit mit dem Therapeuten bereit sein und dazu, Gedanken, Emotionen und Verhaltensabläufe zu reflektieren. Bei massiven Persönlichkeitsstörungen ist die Verhaltenstherapie nur begrenzt sinnvoll.
Für die Verhaltenstherapie werden Kassenplätze angeboten, jedoch sind die Wartezeiten für diese Plätze sehr lange. Der Verein für ambulante Psychotherapie vermittelt freie Plätze für die psychotherapeutische Behandlung auf Krankenschein. Bei Psychotherapeuten auf Wahl- oder privater Basis liegen die Kosten pro Behandlungseinheit zwischen 80 Euro und 130 Euro. Je nach Krankenkasse und Zusatzversicherung erhält der Patient einen Teil der Kosten erstattet – derzeit zirka 22 Euro pro Behandlung.