Verhaltenstherapie

Die Verhaltenstherapie ist eine der am häufigsten angewandten Formen der Psychotherapie.
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Verhaltenstherapie ist ein Verfahren der Psychotherapie. Eines der Ziele der Behandlung ist es, problematische Verhaltensweisen und Einstellungen zu ändern.

Medizinische Expertise

Ingeborg Pucher-Matzner

Univ.-Ass. Mag.a Dr.in Ingeborg Pucher-Matzner

Klinische Psychologin, Psychotherapeutin (Verhaltenstherapie)
Lackierergasse 1/2, 1090 Wien
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Die Verhaltenstherapie ist eine der am häufigsten eingesetzten psychotherapeutischen Formen. Sie zielt darauf ab, mittels entsprechender Interventionen hilfreiche Haltungen und Einstellungen zu entwickeln und Bewältigungsstrategien zu erwerben. Bei Bedarf werden die Beziehungsfähigkeit und soziale Rollen hinterfragt oder durch Rollenspiele neue Fertigkeiten angeeignet. Dabei können unterschiedliche psychotherapeutische Methoden zur Anwendung kommen. Die Verhaltenstherapie kann sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern und Jugendlichen eingesetzt werden. Die Therapie endet, wenn die Ziele erreicht wurden.

  • Verhaltenstherapie beruht auf dem Grundprinzip der modernen Lerntheorie.
  • Die Verhaltenstherapie wird bei psychischen Störungen angewendet.
  • Problematische Emotionen, Kognitionen, körperliche Reaktionen und Verhaltensweisen werden mittels verhaltenstherapeutischer Methoden in angemessenere und weniger leidvolle Bahnen gelenkt.
  • Voraussetzung für den Therapieerfolg ist eine basale Motivation, sich mit seinen Problemen und Themen beschäftigen zu wollen.
  • Die Verhaltenstherapie endet, wenn die gemeinsam definierten Ziele erreicht sind.
  • Neben einer psychotherapeutischen Rückfallprophylaxe trägt eine gesunde, ausgeglichene Lebensweise dazu bei, Rückfälle zu verhindern.

Die Verhaltenstherapie ist ein modernes, problem- und zielorientiertes Verfahren der Psychotherapie, das sich auf die Prinzipien medizinischer, psychologischer, sozialer und lerntheoretischer wissenschaftlicher Grundlagen stützt. Dabei geht man davon aus, dass unerwünschtes, unangemessenes, ungesundes oder leidbringendes Verhalten auf vier Ebenen analysiert und nach Möglichkeit verändert werden muss. Diese vier Ebenen sind:

  • Kognitionen: was Menschen denken
  • Emotionen: was Menschen fühlen
  • physiologisches Verhalten: was sich im Körper abspielt
  • motorisches Verhalten: außen sichtbares Verhalten im Hier und Jetzt

Von kognitiver Verhaltenstherapie spricht man, wenn Denkmuster und Gedanken ("Kognitionen") der Patient:in verstärkt beachtet werden und in der Vergangenheit Erlebtes, Motive, Emotionen sowie der soziale Kontext miteinbezogen, hinterfragt und verändert werden.

Bei der Verhaltenstherapie kommen je nach Bedarf unterschiedliche Methoden und Verfahren zum Einsatz.

Verhaltenstherapie wird zur Behandlung aller psychischen Erkrankungen oder Störungen, aber auch in bestimmten anderen Situationen eingesetzt. Anwendungsfälle sind unter anderem:

Voraussetzung für den Therapieerfolg ist die prinzipielle Bereitschaft, sich mit seinen Problemen und Themen beschäftigen zu wollen. Therapiemotivation muss nicht primär vorliegen, sie kann auch den anfänglichen Teil der Therapie ausmachen. Wünschenswert ist eine Aufgeschlossenheit gegenüber psychotherapeutischen Methoden und Ansätzen ganz allgemein.

Die Verhaltenstherapie funktioniert aufgrund eines Miteinanders von Psychotherapeut:in und Patient:in. Zunächst wird das Problem analysiert (Diagnose), um das Verhaltensmuster, das dahintersteckt sowie die Bedingungen, die bestimmte Reaktionen auslösen, erkennen zu können.

Dann werden die Therapieziele festgelegt und ein Therapieplan erstellt. Therapie und Ablauf werden transparent und offen gestaltet, die Patient:in wird über das Störungsbild und den Ablauf genau informiert.

Die Therapie wird individuell an die Patient:in angepasst. Die Patient:in wird durch verschiedene Methoden angeleitet, sich und ihre Reaktionen besser zu verstehen, eventuell unangemessene Denkmuster, überschießende Emotionen oder ungünstige Verhaltensweisen zu hinterfragen und neues Verhalten sowie Sichtweisen zu verinnerlichen. Dafür bedarf es einer positiven Einstellung der Patient:in zur Therapie und die Bereitschaft, erlernte Methoden anzuwenden und gegebenenfalls zwischen den Sitzungen "Hausübungen" zu erledigen.

Die Therapie erfordert daher die aktive Mitarbeit der Patient:in, ihre Sicht auf die Dinge ist zentral. Voraussetzung dafür ist, dass die Patient:in bereit ist, sich zu öffnen, sich auf eine Therapiebeziehung einzulassen und sich gemeinsam mit der Therapeut:in auf die Suche nach möglichen Zielen zu begeben. Die Auseinandersetzung mit den möglichen Ursachen ist ein wichtiger Teil der verhaltenstherapeutischen Therapie und dient der Klärung der Frage nach dem "Warum?".

Eine große Vielfalt an Methoden wie Rollenspiele, Vorstellungsübungen, kreative Methoden, Achtsamkeitsübungen, Entspannungsverfahren, etc. ergänzt das therapeutische Gespräch. Je nach Problem und Bedarf kann die Therapie auch das soziale Umfeld bzw. Familienmitglieder der Patient:innen miteinbeziehen, insbesondere bei jüngeren Patient:innen.

Neben Einzelsitzungen sind auch Gruppen- oder Paarsitzungen möglich, vor Ort in der Praxis der behandelnden Psychotherapeut:in oder auch je nach Bedarf in einem anderen Setting, z. B. zuhause.

Die wichtigsten Ziele der Verhaltenstherapie sind:

  • Probleme erkennen: Zunächst ist es wichtig, dass die Patient:in sich ihrer Probleme auf emotionaler, kognitiver, physiologischer oder Verhaltensebene bewusst ist und gemeinsam mit der Therapeut:in die vielfältigen, systemischen Bedingungen und Ursachen herausarbeitet.
  • Leid lindern, Symptome reduzieren: Essenziell ist es, sich von Belastungen zu befreien, das psychische Leid zu lindern und neue Kompetenzen zu erwerben (z. B. optimierte Verhaltensmuster, Verbesserung der Beziehungsfähigkeit).
  • Hilfe zur Selbsthilfe: Die Verhaltenstherapie zielt darauf ab, Hilfe zur Selbsthilfe zu bieten. In der kognitiven Verhaltenstherapie werden falsch erlernte Denkmuster und Verhaltensweisen identifiziert, um sogenannte kognitive Irrtümer zu vermeiden.
  • Hilfestellung im Alltag: Die Patient:in soll neu erlernte Verhaltensweisen, Einstellungen und Fähigkeiten selbstverständlich am Ende einer Therapie eigenständig anwenden und den Alltag allein ohne Therapeut:in bewältigen können. Es werden vielfach auch Strategien entwickelt, wie schwierige (Alltags-)Situationen gemeistert und Rückfälle vermieden werden können.

Eine Verhaltenstherapie kann auch bereits bei Jüngeren gut eingesetzt werden. Mit Kindern und Jugendlichen wird die Therapie meist spielerisch und kreativ gestaltet. Auch ist es wichtig, die Familie oder andere Bezugspersonen miteinzubeziehen.

Die Dauer der Verhaltenstherapie ist unterschiedlich und von einigen Faktoren wie z. B. Problemstellung oder Mitarbeit der Patient:in, etc. abhängig. Manche Therapien sind bereits nach einigen Wochen oder Monaten abgeschlossen. Die Behandlung schwerwiegender psychischer Störungen kann mitunter einige Jahre dauern.


Autor:innen:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

28. Februar 2023

Erstellt am:

12. Dezember 2013

Stand der medizinischen Information:

24. Februar 2023

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